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Die jüdische Bevölkerung in Daubringen und ... - tagebergen.de

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Berufung <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>n Abraham zu Staufenberg alle vorherigen Entscheidungen, hob offiziell allesbegangene Unrecht auf <strong>und</strong> befahl <strong>de</strong>n Prozeßparteien unter Strafandrohung Stillschweigen über<strong>de</strong>n Fall. 11<strong>Die</strong> herausgehobene Position <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n for<strong>de</strong>rte vor allem auch <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit ihrer kulturellen<strong>und</strong> religösen Außenseiterrolle immer wie<strong>de</strong>r zu Konflikten mit <strong>de</strong>r christlichen Umgebungheraus.[06.05.1555:] „(<strong>Die</strong> hessischen Räte <strong>und</strong> Hofrichter) übersen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Amtmann zuStaufenberg die neuerliche Klage <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>n Joseph <strong>und</strong> beanstan<strong>de</strong>n, daß <strong>de</strong>r beklagteMart<strong>in</strong> Metz (Metzen Mert<strong>in</strong>) trotz ergangener Weisung se<strong>in</strong>e Gegendarstellungbislang we<strong>de</strong>r schriftlich e<strong>in</strong>gereicht noch mündlich zu Protokoll gegeben hat.Falls bei Amtmann, Schultheiß <strong>und</strong> Schöffen begrün<strong>de</strong>te Be<strong>de</strong>nken gegen die Abgabee<strong>in</strong>er solchen Erklärung bestehen, soll <strong>de</strong>r Amtmann <strong>de</strong>n Parteien die Ladung zue<strong>in</strong>em Verhör vor <strong>de</strong>r Kanzlei <strong>in</strong> Wetter am 11. Juni übermitteln.“ 12[01.08.1555:] „Der hessische Statthalter an <strong>de</strong>r Lahn überschickt (<strong>de</strong>m Schultheißenzu Lollar) die Klage <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>n Joseph von Staufenberg gegen Gast Hermann, Wirtzu Lollar, <strong>de</strong>r wi<strong>de</strong>rrechtlich die von Joseph h<strong>in</strong>terlegten Pfän<strong>de</strong>r <strong>in</strong> Frankfurt versetzthat, als dieser von <strong>de</strong>r ’sterbensleufft’ wegen <strong>und</strong> durch Gebot <strong>de</strong>r Obrigkeitverh<strong>in</strong><strong>de</strong>rt war, das vorgestreckte Geld fristgerecht zurückzuzahlen <strong>und</strong> auch e<strong>in</strong>erVorladung nach Frankfurt nicht folgen konnte. Der Wirt soll <strong>de</strong>m Ju<strong>de</strong>n die Pfän<strong>de</strong>rgegen Bezahlung <strong>de</strong>r Hauptschuld, doch ohne unbillige Z<strong>in</strong>sen wie<strong>de</strong>rbeschaffen.“ 13Im Zuge <strong>de</strong>r Vere<strong>in</strong>heitlichung <strong>und</strong> „Mo<strong>de</strong>rnisierung“ <strong>de</strong>s allgeme<strong>in</strong>en Rechts im 16. <strong>und</strong> 17.Jahrh<strong>und</strong>ert wur<strong>de</strong>n auch e<strong>in</strong>e Vielzahl von lokalen Maßgaben für Ju<strong>de</strong>n neu geregelt, ohne jedoch<strong>de</strong>ren rechtliche Son<strong>de</strong>rstellung aufzuheben. Verordnungen <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sherren, die seit <strong>de</strong>m16. Jahrh<strong>und</strong>ert die Schutzbriefe ablösten, beschränkten sie zunehmend auf das kle<strong>in</strong>e Geld<strong>und</strong>[S. 240] Han<strong>de</strong>lsgeschäft vor Ort. Zu<strong>de</strong>m beschnitten die „Ju<strong>de</strong>nordnungen“ <strong>de</strong>n Erwerb vonGr<strong>und</strong>besitz, das Wohnrecht, die Religionsausübung <strong>und</strong> manch an<strong>de</strong>res mehr.Nach <strong>de</strong>m Teilungsvertrag von 1585 nahmen zunächst die hessen-marburgischen, im Anschlußan <strong>de</strong>n „Hessenkrieg“ um das Marburger Erbe <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>n von 1648/49 schließlich diehessen-darmstädtischen Landgrafen das Ju<strong>de</strong>nregal bzw. <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>nschutz <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Orten <strong>de</strong>s GerichtsLollar <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Stadt Staufenberg wahr. Durch die <strong>in</strong> <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 16. Jahrh<strong>und</strong>ertsweitgehend vollzogene E<strong>in</strong>glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s ursprünglich eigenständigen Amts Staufenberg11 StA MR Protkolle II Marburg C. Nr. 3 Bd. 7 Bl. 228; vgl. auch Bd. 6 Bl. 144v; [Löwenste<strong>in</strong> 1989a, S. 215 Nr.2167]. Es ist später zu prüfen, ob womöglich <strong>de</strong>r Streit zwischen Joseph <strong>und</strong> Abraham darauf zurückgeführt wer<strong>de</strong>nkann, daß die bei<strong>de</strong>n unterschiedlichen Herren, von Rolshausen auf <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>en <strong>und</strong> <strong>de</strong>r hessische Landgraf auf<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite, diente. So enthält beispielsweise e<strong>in</strong> Verzeichnis (Kanzle<strong>in</strong>ie<strong>de</strong>rschrift ausgestellt zw. Febr.<strong>und</strong> Okt. 1576 – StA MR 19a Regierung Marburg Nr. 54; [Löwenste<strong>in</strong> 1989a, S. 298 Nr. 2358]) <strong>de</strong>s türkensteuerpflichtigenA<strong>de</strong>ls <strong>in</strong> Oberhessen auch Vermerke über zu erwarten<strong>de</strong> Abgaben von jüdischen H<strong>in</strong>tersassen <strong>de</strong>rFamilie von Rolshausen wegen <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n zu Staufenberg. Um <strong>de</strong>n Konflikt nicht zu e<strong>in</strong>em Problem zwischenvon Rolshausen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>em Lehnsherren wer<strong>de</strong>n zu lassen, fällte schließlich das Hofgericht das vorliegen<strong>de</strong>Urteil.12 StA MR 257 I Samthofgericht, Fragm. Act. Bd. XXIV Nr. 32; [Löwenste<strong>in</strong> 1989a, S. 432 Nr. 1425]13 StA MR 257 I Samthofgericht, Fragm. Act. Bd. XXIV Nr. 34; [Löwenste<strong>in</strong> 1989a, S. 432 Nr. 1427]10

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