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Die jüdische Bevölkerung in Daubringen und ... - tagebergen.de

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1933 am traditionsreichen Landgraf-Ludwig-Gymnasium <strong>in</strong> Gießen zu unterrichten. 41Während Ludwig Kann als Sohn Isaak Kanns als Kaufmann im familiären Unternehmen <strong>in</strong>Gießen blieb, studierte se<strong>in</strong> älterer Bru<strong>de</strong>r Siegfried Kann II. Mediz<strong>in</strong> <strong>und</strong> ließ sich 1912 alsZahnarzt <strong>in</strong> Wiesba<strong>de</strong>n nie<strong>de</strong>r.Doktor Steffen Kann, e<strong>in</strong> Sohn Moritz Kanns aus Ma<strong>in</strong>zlar, studierte <strong>und</strong> promovierte <strong>in</strong>Rechtswissenschaften, wur<strong>de</strong> Rechtsanwalt <strong>und</strong> war als Teilnehmer am Ersten Weltkrieg zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st1932/33 Mitglied <strong>de</strong>s [S. 253] Vorstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sverbands Südwest<strong>de</strong>utschland als auch<strong>de</strong>r Ortsgruppe Frankfurt/Ma<strong>in</strong> <strong>de</strong>s Reichsb<strong>und</strong>es jüdischer Frontsoldaten e.V. [Arnsberg 1983a,S. 54] [Arnsberg 1973a]. <strong>Die</strong> Verb<strong>und</strong>enheit se<strong>in</strong>er Familie mit <strong>de</strong>r ehemaligen Heimat wird dar<strong>in</strong><strong>de</strong>utlich, daß Vater Moritz, <strong>de</strong>r 1912 <strong>in</strong> Gießen gestorben war, <strong>und</strong> Mutter Sophie auf <strong>de</strong>mLollarer jüdischen Friedhof beerdigt s<strong>in</strong>d. Auf bei<strong>de</strong>r Grab ließ sich 1947 auch Dr. Steffen Kannbeisetzen.Ganz im Gegensatz zu aus- o<strong>de</strong>r abgewan<strong>de</strong>rten Glaubensgenossen betrieb Jakob Nathan nochnach <strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>zlar <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Hauptsache das traditionelle, von se<strong>in</strong>em VaterNathan Nathan übernommene Viehhan<strong>de</strong>lsgewerbe. Dagegen ernährte <strong>de</strong>r Schwiegersohn <strong>de</strong>sverstorbenen Han<strong>de</strong>lsmanns Joseph Simon aus <strong>de</strong>r Bahnhofstraße 13, Isidor Rosenthal, sich <strong>und</strong>se<strong>in</strong>e Familie als angestellter Buchb<strong>in</strong><strong>de</strong>r — sie lebten <strong>in</strong> eher beschei<strong>de</strong>nen Verhältnissen.Für diese bei<strong>de</strong>n <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>zlar verbliebenen jüdischen Familien schien nach <strong>de</strong>m Ersten Weltkriegdas Zusammenleben mit <strong>de</strong>n Nichtju<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Dorfes von e<strong>in</strong>er weitgehen<strong>de</strong>n Normalitätgekennzeichnet. Manfred, e<strong>in</strong> Sohn Jakob Nathans <strong>und</strong> nach Er<strong>in</strong>nerungen von Zeitgenossen„e<strong>in</strong> guter Sportler“, war beispielsweise aktives Mitglied im Ma<strong>in</strong>zlarer Turnvere<strong>in</strong>.1905 1908 1913 1927 1933 1939Bahnhofstraße13 Simon, Joseph (Vh) (Vh)13 Rosenthal, Isidor (Bb) (Bb) (Bb) (Arb)Hauptstraße8/10 Nathan, Nathan (Vh) (Vh) (Vh)8/10 Nathan, Jakob (Vh) (Vh) (Vh)8 Nathan, Selma (Jakobs Witwe) (oU)Erl.: (Vh) Viehhändler, (Bb) Buchb<strong>in</strong><strong>de</strong>r, (oU) ohne Unterhalt, (Arb) ZwangsarbeiterTabelle 2: Jüdische Familien, Wohnhäuser <strong>und</strong> Gewerbe <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>zlar 1905 – 1939 [S. 253]Doch nach <strong>de</strong>n politischen Mißerfolgen <strong>de</strong>r Antisemitenpartei, <strong>de</strong>r Selbstzerfleischung ihrerverschie<strong>de</strong>nen Flügel <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Übernahme nationalchauv<strong>in</strong>istischer Agitation durch an<strong>de</strong>re gesellschaftspolitischeGruppierungen vor <strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg gährten antijüdische Vorurteile<strong>und</strong> Antipathien im Verborgenen weiter.Ansatzpunkte für Diskrim<strong>in</strong>ierung bot beson<strong>de</strong>rs die beruflich Situation <strong>de</strong>r Familie Nathan,die trotz genossenschaftlicher Kredit- <strong>und</strong> Absatzorganisation für so manchen Ma<strong>in</strong>zlarer <strong>und</strong>Staufenberger Kle<strong>in</strong>bauern noch während <strong>de</strong>r Weimarer Republik e<strong>in</strong>e ähnliche Rolle spielten,41 Siegfried Kann, Studienrat LLG, dienstentlassen 1933 (Hess. Reg.blatt 1933, Nr. 18); [Knauss 1987b, S. .]43

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