10.07.2015 Aufrufe

Die jüdische Bevölkerung in Daubringen und ... - tagebergen.de

Die jüdische Bevölkerung in Daubringen und ... - tagebergen.de

Die jüdische Bevölkerung in Daubringen und ... - tagebergen.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

wie ihre Vorfahren Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrh<strong>und</strong>erts. Wichtig ist hierbei, daß das landwirtschaftlichenGenossenschaftswesen unter großbäuerlicher Leitung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m E<strong>in</strong>fluß <strong>de</strong>r hessischen Bauernparteistand.Nur e<strong>in</strong> Ereignis aus <strong>de</strong>r Er<strong>in</strong>nerung e<strong>in</strong>es Staufenberger Zeitgenossen mag dies veranschaulichen.Es han<strong>de</strong>lte sich wahrsche<strong>in</strong>lich um die Beerdigung Nathan Nathans <strong>in</strong> <strong>de</strong>r ersten Hälfte<strong>de</strong>r 1920er Jahre (vgl. Abb.):„Von Ma<strong>in</strong>zlar her kommend kam damals e<strong>in</strong> Leichenzug <strong>und</strong> zog über Staufenbergnach <strong>de</strong>m jüdischen Friedhof unterhalb <strong>de</strong>r Lollarer Straße. [...] In <strong>de</strong>r Ma<strong>in</strong>zlarer<strong>und</strong> Lollarer Straße stan<strong>de</strong>n wir Schulk<strong>in</strong><strong>de</strong>r <strong>und</strong> auch viele Erwachsene <strong>und</strong>sahen die Trauern<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Sarg vorüberziehen. Jüdische Beerdigungen warene<strong>in</strong>e Sensation; bei <strong>de</strong>n wenigen Ju<strong>de</strong>n gab es ja nur alle fünf bis zehn Jahre Beerdigungen.Ich habe als K<strong>in</strong>d die ersten Ausdrücke gegen Ju<strong>de</strong>n von alten Leutengehört. Es waren ke<strong>in</strong>e guten dabei. Das waren Leute so über die 50, <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>reLandwirte. Da fielen Ausdrücke wie ’St<strong>in</strong>kböcke’, ’Gauner’ usw. <strong>Die</strong> Mutter verbotmir, h<strong>in</strong>terherzulaufen. Sie sagte: ’Das tut man nicht, aus e<strong>in</strong>er Beerdigung e<strong>in</strong>eGaudi zu machen.’ Aber e<strong>in</strong>ige haben es getan!“[S. 255] Von e<strong>in</strong>er gr<strong>und</strong>sätzlichen Ausgrenzung <strong>de</strong>r Familien Nathan <strong>und</strong> Rosenthal aus <strong>de</strong>mdörflichen Alltag kann allerd<strong>in</strong>gs nicht die Re<strong>de</strong> se<strong>in</strong>. Um so überraschen<strong>de</strong>r kam auch für sie<strong>de</strong>r Schock <strong>de</strong>s Nationalsozialismus. E<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong> für die viel zu späten Versuche, sich vor <strong>de</strong>mTerror zu retten, war sicher auch, daß man sich die folgen<strong>de</strong>n Grausamkeiten im heimatlichenLebenszusammenhang nicht vorzustellen vermochte.46

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!