anders als sonst“, gesteht die 48-Jährige, die dankbar ist, dass sie ihren Ehemann nach neunMonaten so zurückbekam, wie er ging.Wie die Hirnsuppe aus der Mode kamDachauer Nachrichten vom 09.08.2011Dachau - Was das Essen angeht, lebten die Bauern im 18. und 19. Jahrhundert spartanisch -ganz im Gegensatz zu Bürgern und Adligen, die das Speisen als gesellschaftliches Ereigniszelebrierten. Im Bezirksmuseum ist derzeit eine Ausstellung über die damalige Esskultur zusehen.Einige Zeugnisse der Esskultur des 18. und 19. Jahrhunderts sind bis heute erhalten. Siewerden derzeit im Dachauer Bezirksmuseum gezeigt. Foto: schäferSie war recht eintönig, die Speisekarte der Landbevölkerung zu Beginn des 20. Jahrhunderts -im Gegensatz zu der der reichen Städter. Aufgetischt wurde bei den Bauern, was Feld, Stallund Garten zu den Jahreszeiten hergaben. Kartoffeln und Kraut wurden im 19. Jahrhundert zuHauptnahrungsmitteln, außerdem aßen sie Mehlspeisen, Suppen, Getreidebreie, Knödel undSchmalzgebäck.So bescheiden es auch war, das Essen hatte auch bei den Bauern im 18. Jahrhundert schoneinen gewissen sozialen Stellenwert. War der Bauer mit der Arbeit der Mägde und Knechtezufrieden, belohnte er sie mit Extragaben oder hochwertigeren Speisen. War er unzufrieden,wurde der Speisezettel zusammengestrichen. Nicht selten waren Nahrungsmittel sogar Teilder Entlohnung. So wurde der Hüterjunge für den ersten Viehaustrieb mit einem Laib Brotbelohnt.An großen Festtagen, zu denen geschlachtet wurde, gab es auf dem Hof ausreichend Fleisch.Dann wurden auch dem Gesinde drei Gänge aufgetischt. Der Bauernpfarrer Judas ThaddäusNeumayr aus Unterweikertshofen schrieb 1768 einen Jahresspeisenplan für die Dienstboten.Hubert Eberl, Bergkirchen Seite 40 22.01.2014
Am Ostersonntag zum Beispiel gab es mittags Suppe, Voressen, Fleisch und Bier. Großknecht,Knecht und Mägde bekamen Ostereier geschenkt. Von Ostern bis Pfingsten aß man hingegenan allen Sonntagen zu Mittag nur Knödel.An Kirchweih aber wurde geschlemmt. Da gab es in der Früh Suppe, Fleisch und Wurst,mittags ebenfalls Suppe, anschließend Voressen und Fleisch. Am Abend kamen Getreidebreiund Birnen- oder Apfelmus auf den Tisch. Als Nachtessen gab es Braten.Das Tischgebet gehörte auf dem Land zum täglichen Ritual. Es wurde vor und nach demEssen gesprochen und enthielt neben dem Dank stets die Bitte um zukünftige Nahrung. Ausdiesem Grund waren Tischgerät und Geschirr mit christlichen Symbolen geschmückt.Hochzeitsessen boten die Gelegenheit das Vermögen der neuen Hofbesitzer zur Schau zustellen. Zur Feier wurde so üppig und reichhaltig aufgetischt, dass die Gäste schon nach demVoressen satt waren und den Daheimgebliebenen etwas mitbrachten.Das Kochbuch von Marie Brandmair aus dem Jahr 1911 zeigt, wie sich im Laufe des 19.Jahrhunderts die Essgewohnheiten auch bei Landbevölkerung änderten. Das Buch umfasstrund 300 sehr vielfältige Rezepte und liegt in der Ausstellung in einer Vitrine auf. MarieBrandmair wurde 1891 beim „Kuttendreier“ in <strong>Westerndorf</strong> als ältestes von fünf Kinderngeboren. Um ihre Heiratschancen zu verbessern, schickten sie die Eltern in dieHauswirtschaftsschule in Mindelheim. Sollte die Tochter unverheiratet bleiben, hatte sieimmerhin die Möglichkeit in einem bürgerlichen Haushalt oder als Pfarrersköchinunterzukommen. Marie Brandmair nahm in der Hauswirtschaftsschule von November 1911bis März 1912 an einem Kochkurs teil und schrieb ihre Erkenntnisse in gestochenerKurrentschrift in ein schwarzes Buch. Es enthält vollständige Menüs, sowie Rezepte zubestimmten Speisegruppen und ein Inhaltsverzeichnis.Marie Brandmairs Wissen ums Kochen war umfassend und reichte von Fisch- undFleischgerichten, über gefüllte Tauben und gebratene „Hahnen“ bis zur Weihnachts- undTortenbäckerei. Im Kochkurs wurde täglich ein zweigängiges, an Sonn- und Feiertagen eindreigängiges Menü zubereitet. Pickelsteiner mit Ochsenfleisch, Boeuf a la mode,Semmelknödel und gefüllte Rohrnudeln haben das Jahrhundert überdauert. Brotsuppe,Einlaufsuppe und Kirschen in Essig und Zucker sind heutzutage nicht mehr beliebt, ganz zuschweigen von Hirnsuppe mit Blaukraut und Salzkartoffeln.(sch)Die Ausstellung ist bis 8. Januar im Bezirksmuseum, Augsburger Straße 3, zu sehen.Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, von 11 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag und feiertags von13 bis 17 Uhr.Außergewöhnliches Ständchen – Vielstimmiger Wecker bei Josef Brandmair aus<strong>Westerndorf</strong> - „Ja, was ist jetzt da los?“Dachauer Nachrichten vom 15.04.2013Dachau/<strong>Westerndorf</strong> - So wird ein Schlafender wohl selten geweckt. Die kompletteDorfmusik <strong>Haimhausen</strong> war früh um 5 Uhr erschienen, um Landwirt Sepp Brandmair aus denFedern zu spielen. Der nahm es mit Humor und blies selbst ins Horn. „Ja, was ist jetzt dalos?“ Sepp Brandmair war schlagartig hellwach. Auf seinem noch im Dunkeln liegenden Hofin <strong>Westerndorf</strong> ertönte ein bayerischer Marsch - und das um 5 Uhr in der Früh. Hinter demorangeroten Vorhang knipste er sein Nachttischlämpchen an. Das gedämpfte Licht war schonvon draußen zu sehen. Voller Vorfreude und gespannt auf seine Reaktion wartete unten vordem Schlafzimmerfenster seine 19-jährige Tochter Kathi mit der Haimhauser Dorfmusik undeinem Kamerateam von Servus TV. In seinem Morgenwecker überrascht der Sender in derHubert Eberl, Bergkirchen Seite 41 22.01.2014