ArtenschutzDer eng mit demWeißstorch verwandteSchwarzstorch giltals sehr scheuer Kulturflüchter.Besondersan seinen Brutplatzstellt er sehr hoheAnforderungen. Seinebevorzugte Nahrungbesteht aus Amphibien,Fischen und größerenInsekten, weshalbseine großenHorste in hohen Altbäumennatürlichmeist in der Nähevon Feuchtgebietenzu finden sind. Aberauch Entfernungen biszu 15 km zwischenBrut- und Nahrungsplätzensind möglich.Wesentliches Kriteriumfür seine Anwesenheitund ein erfolgreichesBrutgeschehensind absoluteRuhe und Vermeidungvon Störungen währendder Brut undder Jungenaufzucht imApril und Mai. SchonAnfang August verlässtder Waldstorch,wie der große Zugvogelauch genannt wird,sein Brutgebiet inRichtung südlichesAfrika und kehrt erstim Frühjahr gegen AnfangApril wieder zurück.Foto:Wolfgang KlaeberOhne ZylinderSchwarzstorchprojekt in der <strong>Nuthe</strong>-<strong>Nieplitz</strong>-NiederungDas „Objekt der Begierde“ ist einbisschen schwierig. Wie mancher Superstardes Show-Geschäftes oderder Literaturszene lebt der Umworbeneabsolut zurück gezogen. Einblickin seine Privatsphäre gewährt er äußerstungern. Rücken ihm neugierigeFans trotzdem zu dicht auf die Pelle,reagiert er nicht nur durch sofortigeFlucht. Solche, ihm absolut verhassteAufdringlichkeit, quittiert er mit konsequentemFernbleiben vom Ort desSchreckens: Auf und davon und wardnie mehr gesehen.Dabei sieht der stets dunkel geleidete„Star“ nicht einmal so gut aus wiesein weniger scheuer, bei der Kleidungein elegantes Weiß bevorzugenderBruder. Der sucht die Siedlungen seinerFans im Verlaufe seiner Welttourneeregelmäßig für mindestens drei bisvier Monate mit seiner Liebsten auf,macht von erhöhtem Standpunkt auseine Menge Krach, trägt stets poppigroteKniestrümpfe und läuft für seineLieblingsspeise gerne gemächlich hinterknatternden Traktoren auf frischgemähten Wiesen her.Wird der unter dem Namen Adebarbekannte gesellige Vertreterimmer wieder auch mit freudigen Ereignissenfortpflanzungswilliger ungefiederterZweibeiner in Verbindunggebracht, sieht sein scheuer Verwandtereher aus wie einer dieser würdigdreinschauenden Herren, die beieinem Beerdigungsinstitut angestelltsind – nur ohne den obligatorischenZylinder.Dennoch ist es gerade Letzterer,der in der <strong>Nuthe</strong>-<strong>Nieplitz</strong>-Niederungseit 1994 heftig umworben wird.Weder Mühe noch Kosten wurdengescheut, Monsieur, der vor lauter Zurückhaltungnicht einmal einen Künstlernamenführt, ein weitläufiges privatesUmfeld für einen neuen, diskretverborgenen Wohnsitz zu schaffen.Die Möglichkeiten dazu sind äußerstvielfältig:Flächen für Wohn und Schutzzonenkönnen erworben, Wege zur Beruhigunggesperrt, forstliche Arbeiten undJagd zeitlich eingeschränkt, Flächennutzungenangepasst oder sogar vollständigaufgegeben werden.Um all das auch finanzieren zu können,tat man sich nicht mit irgendwemzusammen: Rolls Royce erschien geradeals angemessener Partner, umden Umworbenen, der eigentlich inder <strong>Nuthe</strong>-<strong>Nieplitz</strong>-Niederung heimischist und dessen Lebensraum hierauf vielversprechende Art und Weiseverbessert werden kann, zum Hauptdarstellerdieser Partnerschaft zu machen.„Ziel des Projekts zwischen demLandschafts-Förderverein und derRolls-Royce Deutschland GmbH inDahlewitz war es, die Voraussetzungendafür zu schaffen, dass unserFreund bei uns nicht nur eine ständigeGast rolle spielt, sondern auch wiederals wirklicher Hauptdarsteller im Gebietmit Nachwuchs aufwartet“, berichtetPeter Koch, der von Anfang anmit dem Projekt befasst war.Dass der begehrte Neubürger, derden klangvollen Namen Ciconia nigraträgt, der Region samt Familie einstden Rücken kehrte, lag daran, dass seinLebensraum negativ verändert wurde.Die großflächige Entwässerung wirktesich nicht nur auf Grün- und Ackerflächen,sondern auch auf Forst- undWaldgebiete aus. Hinzu kamen Nutzungen,die dem Standort nicht angepasstwaren, wie z.B. die großflächigenKiefernmonokulturen, Flächenbewirtschaftungenohne Berücksichtigungvon Brutzeiten sowie Störungendurch Fahrzeuge und sonstige ungeregelteFreizeitaktivitäten.Wie viele andere störungsempfindlicheFeld- und Waldbewohner hattendiese Faktoren auch unseren sensiblenEinsiedler der <strong>Nuthe</strong>-<strong>Nieplitz</strong>-Niederung den Rücken kehren lassen.Doch die Chancen für seine Rückkehrstehen nicht schlecht: „Immer wiederwerden umherziehende Schwarzstörchebeobachtet, von denen sich javielleicht doch wieder einmal einereinen Brutplatz hier einrichtet odereinen der angebotenen Kunsthorstebezieht“, hofft Peter Koch.PK/jgfDas Schwarzstorch-Mit der Niederlassung des FlugzeugtriebwerksherstellersBMW-Rolls-Royce Aero Engines (heute: Rolls-Royce Deutschland GmbH) 1994 inDahlewitz begann die Partnerschaftzwischen dem Landschafts-Fördervereinin Stücken und dem High-Tech-Unternehmen. Die Laufzeit desSchwarzstorchprojektes wurde zunächstauf 10 Jahre fest gelegt. JährlicheSpenden des Unternehmens inHöhe von 50 000, – DM sollten dazubeitragen, die notwendigen Voraussetzungenfür eine Wiederansiedlungdes scheuen Vogels zu schaffen.Die in den vergangenen fünf Jahrengeschaffenen Grundlagen lasseneinen optimistischen Ausblick zu,wenn auch für die zweite Hälfte derProjektlaufzeit Mittel zur Verfügungstehen. Mit den von 1995 bis zumJahr 2000 bereitgestellten 200.000Mark an Spendengeldern wurden● drei Kunsthorste errichtet● Initialpflanzungen zur Entwicklungnaturnaher Laubmischwälder aufweit über 50 ha vorgenommen● auf fast 20 ha ehemaliger AckerflächenLaubwälder neu begründet● bestehende Erlenwälder durchVernässung und Nutzungsaufgabeauf ca. 2 ha Feuchtgrünland erweitert● in Fließgewässern ökologische12 Land in Sicht <strong>Nr</strong>. 6
Storchenhorste könnenmit den Jahrenmeterdick und zentnerschwerwerdenFoto: Peter KochProjektDurchgängigkeit durch Rückbauvon Meliorationsanlagen hergestellt● die Wasserrückhaltung und Wiedervernässungvon Feuchtgebietendurch den Aufstau von Gräbenmit dem Einbau von 2 Sohlgleitenverbessert● bei ca. 1 ha Feuchtgrünland dieNutzung aufgegeben und ein entwässerterFlachsee mit angrenzendemErlenbruch wieder vernässt.Der Landschafts-Förderverein hofft,dass sich auch andere Unternehmender Region dafür engagieren, die einzigartigeNaturausstattung der <strong>Nuthe</strong>-<strong>Nieplitz</strong>-Niederungzu erhalten.Denn die Projektmaßnahmen nützennicht nur dem Schwarzstorch.Kranich, Waldschnepfe, Mittelspechtund andere seltene Vogelarten profitierenebenso davon wie auch dieLandschaft, die durch die Maßnahmenwieder reicher an Strukturenund damit natürlicher wird.„Die Rolls Royce DeutschlandGmbH sieht sich aus wirtschaftlichenErwägungen momentan nichtin der Lage, das Schwarzstorchprojektweiter zu unterstützen“, bedauertPeter Koch. „Nachfolger werdennatürlich gesucht, um die Projektarbeitfortzusetzen.“Ideenklau für AdebarMit Hilfe von Infotafeln könnten die Anreise-,Nachwuchs- und Abflugdaten des beliebtenGroßvogels öffentlich kundgetan werden. Die<strong>Naturpark</strong>verwaltung hilft bei der DurchführungIn Rühstädt hat fast jedes Haus einStorchenpaar auf dem Dach, im <strong>Naturpark</strong><strong>Nuthe</strong>-<strong>Nieplitz</strong> gibt es immerhinmehr Horste als Dörfer. In den 63Gemeinden und Ortsteilen könnteAdebar auf 66 Horsten sitzen. Durchschnittlichstehen ihm drei Horste zurVerfügung, zwischen denen er sich seinenStandort auswählen kann. In den24 besetzten Horsten des Jahres 2000konnten durchschnittlich zwei Jungegroßgezogen werden. Diese Horsteerhalten viel Aufmerksamkeit von Bewohnernund Besuchern. Unter anderemsei an die jährlich stattfindendeRadtour „Jungstörchezählen mit KarlDecruppe“ erinnert.Nicht nur die Einheimischen zählendie Vögel und deren Nachwuchs, auchdie Besucher wollen gerne einenÜberblick über die Nachwuchserfolgedes rotbesockten Vogels erfahren.Ulrike Benkert, Landschaftsplanerinin der <strong>Naturpark</strong>verwaltung, hattedeswegen die Idee, die stolzen „Unter-Mieter“ oder -bewohner solcherStorchenhorste zum Führen einerStorchen-Info-Tafel zu bewegen.„Stolze ,UnterbewohnerInnen‘ könntendoch auf einer Tafel für jeden Interessiertendavon berichten, wanndie Störche angekommen sind, wieviele Junge sie großgezogen haben undwann sie wieder abgeflogen sind.“Die Idee hat Ulrike Benkert im BiosphärenreservatFlusslandschaft Elbe-Brandenburg mit Adebars „erstemWohnsitz“ in Deutschland, der GemeindeRühstädt, abgeguckt. „MancheIdeen werden nicht schlechter, wennman sie klaut“, davon ist sie überzeugt.„Wie das mit den Tafeln funktioniert,haben wir vom ,Storchenclub‘ ausdem ,Europäischen Storchendorf‘Rühstädt erfahren. Dort werden dieTafeln seit vielen Jahren ehrenamtlichvom ,Storchenclub‘ betreut.“Entsprechende Tafeln stellt die <strong>Naturpark</strong>verwaltungden „Untermietern“der 66 Storchenhorste zur Verfügung.„Wir würden uns über ,Bewerbungen‘der Horst-Untermieter aus dem<strong>Naturpark</strong> hier in der <strong>Naturpark</strong>verwaltungsehr freuen“, versichert FrauBenkert, „wir unterstützen Sie gernemit Material!“UB/jgfStorchentafel inRühstädtFoto: StorchenclubRühstädtRadtour „Jungstörchezählenmit KarlDecruppe“, Sonntag,8. Juli 2001, 10Uhr,Treffpunkt BahnhofTreuenbrietzen (dieAnkunft der Regionalbahnwird abgewartet)Mai 2001 13