Kulturgeschichte1902 erwarb derSchriftsteller undDramatiker HermannSudermann (1857-1928) das total verschuldeteAnwesender Familie von Thümenin Blankensee,südlich von Potsdam,und bezog das in derersten Hälfte des 18.Jh. erbaute Herrenhaus.Bis heute hat essich – sieht man vondem neu errichtetenöstlichen Seitenflügelab – äußerlich kaumverändert.Der dazugehörigePark, dessen ursprünglicheGestaltungauf eine Idee vonPeter Joseph Lennè(1789-1866) zurückgeht,erfuhr im Laufeder Jahrzehnte u.a.auch von Sudermannangeregte, einschneidendeVeränderungen.Anläßlich eines ItalienaufenthaltsimJahre 1908 erwarbSudermann bei einemAntiquitätenhändlerin Venedig fünf Cäsarenbüsten.Im Juli1908 wurden die Büstenund eine im Parkbereits vorhandenePorträtbüste längsder Taxushecke desvom Eingangstor zumHerrenhaus führendenWeges aufgestellt.Der Weg erhielt daraufden Namen„Kaiser allee“.Fotos:Johannes JankowiakDie „Kaiserallee“ imSudermannparkWer den Schlosspark in Blankensee durch dasschöne Tor gleich neben der Imkerei Brauße vonseiner westlichen Seite her betritt, schreiteteinen gepflasterten Weg bis zum Herrenhaus,dem „Schloss“, entlang. Wissenswertes über dieBüsten, die diese „Kaiserallee“ auf der linkenSeite säumen, wissen Christa und JohannesJankowiak zu berichten.Büste <strong>Nr</strong>. 1Sie stellt einen unbekannten Aristokratender römischen Republik darund gehört nicht zu den von Sudermannim Mai 1908 in Venedig erworbenenStücken – den Cäsarenbüsten.Sie war bereits im Park- vorhanden.Form und Gestaltung des Porträtsdeuten darauf hin, daß es sich nicht umdie Kopie einer antiken Vorlage handelt,sondern um eine der Antike nachempfundeneArbeit. Stilistische Merkmalelassen auf eine barocke Schöpfung ausder ersten Hälfte des 18. Jh. schließen.Büste <strong>Nr</strong>. 2 – Lucius VerusBei dieser Büste – sie befindet sichleider in einem schlechten Erhaltungszustand– handelt es sich um eine im17. Jh. entstandene Kopie eines unbestimmtenantiken Bildnisses des KaisersLucius Verus. Er war von 161 bis169 nach Chr. Mitregent des KaisersMarc Aurel, seines Adoptivbruders.Als 162 nach Chr. die Parther, eineiranische Völkerschaft südöstlich desKaspischen Meers, gegen die OstprovinzenRoms vorrückten, übertrugMarc Aurel ihm die Leitung der Abwehrkämpfe.Lucius Verus, als Mitregent wenigqualifiziert, versagte auch hier. Er zoges vor, sich weit hinter der Front einembequemen und ausschweifendenLeben hinzugeben. Die Durchführungder Einzeloperationen überließ er seinenUnterführern. Ebensowenig bewährtesich Lucius Verus bei der Verteidigungder römischen Grenzbefestigungenim Donauraum. Marc Aurelsoll es fast als Erlösung empfundenhaben, als sein Mitregent im Frühjahr169 nach Chr. starb.Büste <strong>Nr</strong>. 3 – Jugendbüstedes Kaisers Caracalla (?)Diese Büste kann nach Ansicht vonHans-Joachim Dreger nicht mit Sicherheitidentifiziert werden. (Hans-JoachimDreger hat sich in einem profundenBeitrag, für die Fachzeitschrift „BrandenburgischeDenkmalpflege“ mit derBestimmung und kunsthistorischenBewertung der Kaiserbüsten befaßt).Vergleiche und Indizien lassen nur dieVermutung zu, dass es sich um ein Jugendbildnisdes Kaisers Caracalla handelt.Caracalla wurde 186 nach Chr. alsSohn des Kaisers Severus Septimusgeboren. Nach dem Tode seines Vatersim Jahre 211 nach Chr. ging die Herrschaftauf ihn und seinen Bruder Getaüber. Von Jugend an haben sich die beidenabgrundtief gehaßt. Caracalla, derSpitzname des älteren Bruders, dessenoffizieller Name Marcus Aurelius SeverusSeptimus lautet, leitet sich ab vondem Gewand, das der Kaiser mit Vorliebetrug – ein gallischer talarähnlicherUmhang.Das Gebaren Caracallas war einrauhes, soldatisches. Er stellte sich mitden gemeinen Soldaten auf eine Stufe,stand ihnen an Roheit und Brutalitätnicht nach und bediente sich derenordinärer Sprache. Die Hauptstützeseiner Macht war das Heer, dessenGunst er sich mit Solderhöhungen undSchenkungen versicherte. Er war einvon Mordgier besessener, hinterlistigerDespot. So ließ er seinen mitregierendenBruder Geta und Tausende vondessen Anhängern ermorden. Auchseinen Schwiegervater, einen höherenOffizier der kaiserlichen Garde, ließ erumbringen.Caracalla starb 217 nach Chr. einesgewaltsamen Todes. Er wurde vomPräfekten der kaiserlichen Garde erdolcht.Die von Sprühervandalen entstellteBüste wurde nach ihrer Renovierungim Spätsommer 2000 wieder aufgestellt.Büste <strong>Nr</strong>. 4 – SeverusSeptimiusEine Büste, deren Kopf verloren gegangenund durch einen modernenersetzt worden ist.Sie zeigt ein Porträt des KaisersSeverus Septimius, geboren 145 nachChr. in der römischen Provinz Africain Leptis Magna (im heutigen Libyen).Er stammt aus einer vor Gernerationenin den römischen Ritterstand aufgestiegenenund einst zu den ErzfeindenRoms gehörenden punischen Familie.Im Jahre 193 nach Chr. wurde erzum Kaiser ausgerufen. Mit ihm beganndie Epoche der Soldatenkaiser, in derdie Staatsmacht vorwiegend auf militärischerGewalt beruhte. SeverusSeptimius war bei den Soldaten sehrbeliebt, zumal er deren Lebensbedingungenweitgehend verbessert undsich fürsorglich für die Veteranen eingesetzthatte.36 Land in Sicht <strong>Nr</strong>. 6
Zu seinen großen Leistungen gehörtnicht nur die Neuordnung derArmee, sondern auch – und das vorallem – die Konsolidierung des durchbrutale Bürgerkriege erschüttertenund von äußeren Feinden bedrohtenImperium Romanum.Er war bewandert in griechischerund lateinischer Literatur. Philosophieund Kunst waren ihm nichts Fremdes.Severus Septimius zeichnete sichdurch Weitsicht, Entschlossenheit undkonsequentes Handeln aus. Allerdingswerden ihm auch Grausamkeit, Verschlagenheit,Habgier und rücksichtsloseHärte bescheinigt. Der bedeutendefranzösische Schriftsteller undStaatstheoretiker Montesquieu(1689-1755) sagte über ihn: „Er besaßgroße Fähigkeiten, jedoch die Milde,diese vornehmste Fürstentugend, fehlteihm.“Severus Septimius starb 211 nachChr. während eines Feldzuges in Britannien.Büste <strong>Nr</strong>. 5 – CaligulaAuch dieses Porträt ist nicht antikerHerkunft. Es zeigt den etwa im 18./19.Jh. entstandenen Kopf des Kaisers Caligula,aufgesetzt auf einen aus dem 17.Jh. stammenden Büstenteil.Caligula wurde im Jahre 12 nachChr. geboren. Sein eigentlicher Namelautet Gaius Julius Cäsar. Er wuchszumeist im Feldlager seiner Eltern auf.Wegen der für ihn nach Maß gefertigtenkleinen Soldatenstiefel erhielt erden Spitznamen Caligula (deutschStiefelchen), mit dem er fast nur nochgerufen wurde.Zu Beginn seiner Herrschaft – erregierte von 37 bis 41 nach Chr. offenbarteCaligula ein einnehmendesWesen. Sein Handeln war maßvoll,vernünftig und verständlich. Bald jedochbrach seine moralische Haltlosigkeithervor. Sie äußerte sich in Größenwahn,sinnlosem Luxus, maßlosenVerschwendungen und sexuellen Exzessen.Caligula entwickelte sich zueinem grausamen, psychopathischenDespoten und beanspruchte für seinePerson kultische Verehrung.Die von ihm unternommenen Feldzügeentsprangen vornehmlich seinerSucht nach militärischen Triumphen,sie verliefen ohne sichtbaren Gewinn.Seiner ohne diplomatisches Geschickbetriebenen Außenpolitik blieben Erfolgeversagt.Mehrere Verschwörungen gegenihn schlugen fehl und schürten seineRachgier. Im Jahre 41 nach Chr. wurdeCaligula von Angehörigen der kaiserlichenLeibwache ermordet.Büste <strong>Nr</strong>. 6 – Marc AurelDiese Büste, Nachbildung eines antikenBildnisses des Kaisers MarcAurel, ist wahrscheinlich in nachbarockerZeit entstanden. Die noch erkennbareInschrift unterhalb der Büste –MANTON – ist eine Abkürzung seinesvollen Namens: Marcus Antonius Aurelius.Er wurde 121 nach Chr. in Romgeboren und regierte von 161 bis 180nach Chr. Anfänglich übte er die Herrschaftmit seinem Adoptivbruder LuciusVerus aus, einem völlig ungeeignetenMitregenten, später mit seinemSohn Commodus.Marc Aurel genoss eine umfassendeBildung, insbesondere widmete er sichder stoischen Philosophie, von derauch seine Lebenshaltung bestimmtwurde. Er zeichnete sich durch Selbstbeherrschung,innere Festigkeit undWeisheit aus und galt als eine sensible,in sich gekehrte Natur.Marc Aurels Regierungszeit warausgefüllt mit Abwehrkämpfen gegenMarkomanen (Germanen), Partherund andere orientalische Stämme.Während der Feldzüge gegen dieMarkomanen schrieb er in Form vonAphorismen seine „Selbstbetrachtungen“.Sie legen Zeugnis ab von seinenphilosophischen Überzeugungen undseinen Vorstellungen vom Staat, vonder Aufgabe des Menschen, sich undder Gemeinschaft zu dienen, von derGleichheit und Freiheit aller Menschen.Die„Selbstbetrachtungen“waren übrigens eine bevorzugte LektüreFriedrichs des Großen.Marc Aurel starb im Jahre 180 nachChr. im Feldlager von Vindobona, demheutigen Wien.Ankommen,ansehen,ausschwärmen<strong>Naturpark</strong>-Informationstafeln ergänzenden BesucherserviceIm <strong>Naturpark</strong> <strong>Nuthe</strong>-<strong>Nieplitz</strong>soll ein touristisches Leitsystem alsgut abgestimmte Beschilderung zurOrientierung für Besucher vor Ortentwickelt werden. Bausteine dabeisind vor allem die Wegweisung fürWanderer, Radfahrer und Reiterund Hinweise, die anreisende Besucherzu touristischen Zielen führen.In diesem Jahr werden von der<strong>Naturpark</strong>verwaltung zunächst Informationstafelnentwickelt, die injedem Amt an Konzentrationspunktendes Besucherverkehrserrichtet werden sollen.Kurze Texte weisen auf die Besonderheitender Region und dieSchätze der Natur hin. Einer großenÜbersichtskarte können Touristeninformationsstellen,die Naturwachtstützpunkte,Museen,touristische Ziele, Campingplätze,Badeseen und Radrouten entnommenwerden. Eine kleine Statistikverdeutlicht die Landnutzungsverteilungim Gebiet.Als zweiter Schritt werden danndie Aufsteller mit der <strong>Naturpark</strong>-Informationstafel nach und nach aufder Rückseite mit Detailangabenergänzt, die auf den lokalen Standortnäher eingeht – beim Informationsteil,dem Kartenausschnitt, beider Empfehlung von Wanderrouten.Dies wird in Zusammenarbeitund Abstimmung mit den Ämternund Gemeinden geschehen.Die Tafeln werden in allen brandenburgischenGroßschutzgebieteneinheitlich gestaltet. Neben denInformationen sollen die Aufstellerauch Markenzeichen des <strong>Naturpark</strong>sund Blickfang für die Besuchersein und außerdem zur Aufwertungund Identifikation mit derjeweiligen Region beitragen.ASLiteraturverzeichnis(Auswahl):Der Sudermannparkund seine sechs „Kaiser“,von Hans-JoachimDreger in: BrandenburgischeDenkmalpflege<strong>Nr</strong>. 1/94Römische Kaiser, vonWolfgang Schindler,Koehler u. AmelangLeipzig, 1985Das Altertum, vonFritz Taeger, W. KohlhammerVerlag Stuttgart,1942Geschichte der RömischenKaiserzeit, vonC.H. Beck, C.H. BeckVerlag, München 1993Römische Geschichte,von Wolfgang Seyfarth,Akademie VerlagBerlin, 1974Lexikon der Antike,VEB BibliographischesInstitut Leipzig, 1972Der gemeinsameVeranstaltungskalenderdesLandschafts-Fördervereins unddes <strong>Naturpark</strong>s<strong>Nuthe</strong>-<strong>Nieplitz</strong>erscheint jährlichDie erste Informationstafelim <strong>Naturpark</strong><strong>Nuthe</strong>-<strong>Nieplitz</strong> sollam 19. Mai 2001 anlässlichdes Tages derParks am OrtseingangSchäpe aufgestelltwerden (s. VeranstaltungskalenderS. 12).Mai 2001 37