KulturPolitik für Stuttgart und Region Ausgabe 9 Apr ... - SUR Kultur
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Wilder Mix aus Wirkstoffen<br />
Frauen <strong>und</strong> ältere Menschen werden oft<br />
falsch medikamentiert<br />
Eine gegen Bluthochdruck, eine gegen Arthrose, eine <strong>für</strong>s<br />
Herz, zwei, um das Blutfett <strong>und</strong> die Zuckerwerte zu senken<br />
... in höherem Alter gleicht der Badschrank einer Apotheke.<br />
Da sind Neben- <strong>und</strong> Querwirkungen vorprogrammiert.<br />
Erstmals untersuchten nun an der Ruhr-Universität Bochum<br />
(RUB) Altersmediziner den Status Quo der Situation an<br />
der Pillenfront. Bei Befragungen von über 2500 Patienten<br />
im Alter von über 70 Jahren fanden sie heraus, dass diese<br />
durchschnittlich sechs verschiedene Medikamente regelmäßig<br />
einnahmen, manche gar über zehn. Mit dem Alter<br />
stieg die Anzahl. Am häufigsten verordnet: Blutdruckmedikamente,<br />
Lipidsenker <strong>und</strong> Diabetesmedikamente. »Die<br />
Patienten werden mit wilden Mischungen von Wirkstoffen<br />
behandelt, die sich teils in ihrer Wirkung gegenseitig aufheben<br />
<strong>und</strong> teils Wechselwirkungen hervorrufen können, über<br />
die man kaum Kenntnisse hat«, so Ulrich Thiem vom RUB-<br />
Klinikum. Dort wurde eine Liste von Substanzen erarbeitet,<br />
die Älteren nicht oder unter Vorbehalt verschrieben werden<br />
sollten. Bereits ab dem 40. Lebensjahr nimmt die Fähigkeit<br />
der Leber um etwa 10 Prozent pro Dekade ab, bestimmte<br />
Substanzen abzubauen. Bei Patienten im Alter von 70 Jahren<br />
ist er um 30 Prozent oder mehr reduziert. Auch die Nieren<br />
arbeiten altersbedingt uneffektiver. Fazit: Die meisten<br />
älteren Menschen sind übermedikamentiert, die Arzneigaben<br />
überdosiert. Doch eine altersgemäße Reduzierung der<br />
Dosis findet nur selten statt.<br />
Wie viele Menschen wirklich an falscher Medikation oder<br />
an Nebenwirkungen in Deutschland sterben, ist unklar. Jürgen<br />
Fröhlich, Leiter des Instituts <strong>für</strong> Klinische Pharmakologie<br />
der Medizinischen Hochschule Hannover, geht davon<br />
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