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KulturPolitik für Stuttgart und Region Ausgabe 9 Apr ... - SUR Kultur

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Blaue nOtiZen<br />

thomas Klingemaier über »earl coleman returns« von<br />

earl coleman<br />

Ein schnarrender kleiner Wirbel<br />

hängt wie ein schräges<br />

Grinsen im damit gänzlich<br />

entmilitarisierten Marschkapellenrhythmus<br />

von Drummer<br />

Wilbert Hogan. Nein, hier<br />

stapft keine Ehrenformation<br />

der Präsentiert-das-Gewehr-<br />

Jongleure vorm Kriegerdenkmal<br />

auf <strong>und</strong> ab, hier läuft einer<br />

in kleinen Kreisen über den<br />

Teppich. Sehr entspannt <strong>und</strong><br />

liebevoll wird so die einleitende<br />

Flehbitte von »Earl Coleman Returns« unterlegt: »Say It Isn’t<br />

So«. Und dieser kraftvolle Bariton Colemans, der da verhehlte<br />

Ohnmacht malt, diese Mischung aus dem vermeintlich Unerschütterlichen<br />

<strong>und</strong> dem doch so ganz <strong>und</strong> gar Durchgerüttelten,<br />

lässt einen sofort denken: »Der Mann muss ja ein Megastar gewesen<br />

sein, den müsste ich doch kennen!« War er aber nicht,<br />

weshalb auch Menschen, die oft <strong>und</strong> gerne Vokaljazz hören,<br />

beim Namen Earl Coleman nur fragend die Brauen hochziehen.<br />

Ohne Anflug von Zynismus sei vermerkt, dass gerade der achselzuckende<br />

Pessimismus der Beteiligten die beiden Sessions<br />

vom März <strong>und</strong> Juni 1956 <strong>für</strong>s Label Prestige, <strong>für</strong> Colemans erste<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> lange Zeit einzige LP, so w<strong>und</strong>erbar entspannt klingen<br />

lässt. Altsaxophonist Gigi Gryce, Trompeter Art Farmer, Pianist<br />

Hank Jones, die Bassisten Oscar Pettiford <strong>und</strong> Wendell Marshall,<br />

die Drummer Shadow Wilson <strong>und</strong> Wilbert Hogan ahnten<br />

wohl: das wird sich kaum einer anhören. Damit war »Earl Coleman<br />

Returns« aber auch kein Teil der epochenlangen, auf viele<br />

Alben verteilten blowing session, des fortgesetzten cutting<br />

contests, der erbarmungslosen Leistungsschau auf dem Jazz-<br />

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