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2011-03 - lola - Das Magazin für Düsseldorf

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Titel<br />

Der große Kur<strong>für</strong>st<br />

Jan Wellem<br />

Er machte <strong>Düsseldorf</strong> zur Szene-Stadt<br />

Männer auf so eine Reise, auf „Grand<br />

Tour“ gingen. Sie sollte der Erziehung<br />

den letzten Schliff verpassen und dazu<br />

dienen, Sprachkenntnisse zu perfektionieren<br />

und Kontakte zu knüpfen. Bis<br />

1677 war Jan Wellem mit seinem Gefolge<br />

in den Niederlanden, England,<br />

Frankreich, Österreich und Italien unterwegs.<br />

In Paris wurde er vom Sonnenkönig<br />

Ludwig XIV. empfangen, in Rom<br />

von Papst Clemens X. und in England<br />

von King Charles II. Damit war Jan<br />

Wellem <strong>für</strong> seine zukünftige Aufgabe<br />

bestens gerüstet – er war ein Mann von<br />

Welt, der wichtige Persönlichkeiten<br />

getroffen und bedeutende Kunst- und<br />

Architekturstätten des Abendlandes<br />

gesehen hat.<br />

Ein Jahr nach seiner Rückkehr nach<br />

<strong>Düsseldorf</strong> heiratete Jan Wellem die<br />

Erzherzogin Maria Anna Josepha. „Der<br />

Wechsel vom höfisch-lustigen Wien in<br />

die ländliche Residenz am Niederrhein<br />

trug überhaupt nicht zur Erheiterung<br />

der Braut bei“, schreibt Otto Wirtz in<br />

„Jan Wellem, Geliebter Verschwender.“<br />

Interessiert hat das wahrscheinlich<br />

niemanden. Zumal die junge Frau<br />

(„Eine unscheinbare Person mit einem<br />

länglich-ovalen Gesicht, aus dem große<br />

melancholische Augen in die Welt<br />

schauten“, so Wirtz weiter) eine ausgezeichnete<br />

Partie <strong>für</strong> Jan Wellem bedeutete.<br />

Sie war nämlich die Halbschwester<br />

des römisch-deutschen Kaisers Leopold<br />

I. Der wiederum heiratete Jan Wellems<br />

Schwester Eleonora und somit bestand<br />

eine enge Bande zwischen <strong>Düsseldorf</strong><br />

und dem kaiserlichen Hof in Wien.<br />

Bei Jan Wellem soll dies eine „gehörige<br />

Steigerung seines ohnehin nicht gering<br />

ausgeprägten Selbstwertgefühls“<br />

bewirkt haben, schreibt Wirtz. An die<br />

Hochzeit mit Maria Anna Josepha war<br />

übrigens die Bedingung geknüpft,<br />

dass Jan Wellem regierender Fürst sein<br />

müsse. <strong>Das</strong> war kein Problem und 1679<br />

übernahm er die Regentschaft über die<br />

Herzogtümer Jülich und Berg.<br />

Hoch zu Ross sah Jan Wellem sich<br />

gerne.<br />

Bild: Stadtarchiv<br />

Jan Wellem liebte das Jagen und die<br />

Kunst und er machte, nach heutigen<br />

Maßstäben, aus <strong>Düsseldorf</strong> eine Szenestadt.<br />

„Der Hof ist zahlreich und glänzend,<br />

und man thut nichts ohne Pracht<br />

und Herrlichkeit“, zitiert Klaus Müller<br />

(in „Jan Wellem, ein Barock<strong>für</strong>st in<br />

<strong>Düsseldorf</strong>“) Chevalier de Blainville, einen<br />

ehemaligen Gesandtschaftssekretär<br />

am Spanischen Hof, der sich 1705 in<br />

<strong>Düsseldorf</strong> aufhielt. Der Kur<strong>für</strong>st galt<br />

als großer Förderer der Künste, baute<br />

eine bedeutende Gemäldesammlung<br />

auf, setzte sich <strong>für</strong> Oper und Musik ein.<br />

All das gab es natürlich nicht umsonst<br />

und Geldnot wurde zu einem treuen<br />

Begleiter während seiner Regierungszeit.<br />

1689 starb seine Frau und drei<br />

Jahre später heiratete Jan Wellem die<br />

Tochter des Großherzogs der Toskana,<br />

Anna Maria Luisa de Medici. Sie sollen<br />

sich aufgrund ihrer gemeinsamen Vorliebe<br />

<strong>für</strong> Kunst, Oper und Jagd sehr gut<br />

verstanden haben.<br />

Die <strong>Düsseldorf</strong>er, so erzählt man es<br />

sich jedenfalls, mochten ihren Kur<strong>für</strong>sten<br />

sehr. Schließlich saß er mit<br />

dem einfachen Volk im „En de Canon“<br />

zusammen, um einen über den Durst<br />

zu trinken, und Jan Wellem soll auch<br />

beim Schießen bei der St.-Sebastianus-<br />

Bruderschaft die Königswürde erlangt<br />

und gerne Karneval gefeiert haben. Jan<br />

Wellem starb 1716 in <strong>Düsseldorf</strong>. <strong>Das</strong><br />

Reiterstandbild von ihm vor dem Rathaus<br />

hat der Bildhauer Gabriel Grupello<br />

geschaffen, der 1695 an den Hof des<br />

Kur<strong>für</strong>sten kam. Angeblich soll ihm<br />

während seiner Arbeit an der Statue das<br />

Material ausgegangen sein, sodass sein<br />

Lehrjunge von Tür zu Tür ging und um<br />

Silberbesteck als Spende bat.<br />

Bild: Stadtarchiv<br />

Herzog Johann Wilhelm II. mit<br />

seinen Hauptstädten <strong>Düsseldorf</strong><br />

und Jülich, Kupferstich.<br />

Ausschnitt aus einem Kalender<br />

<strong>für</strong> 1681, gedruckt bei Heinrich<br />

Bayer, <strong>Düsseldorf</strong>.<br />

6<br />

<strong>lola</strong>

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