23.11.2012 Aufrufe

2011-03 - lola - Das Magazin für Düsseldorf

2011-03 - lola - Das Magazin für Düsseldorf

2011-03 - lola - Das Magazin für Düsseldorf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Interview<br />

Woher wissen Sie so viel über Jan Wellem?<br />

Kleinbongartz Als Leiterin der Sammlung <strong>für</strong> ältere Stadtgeschichte<br />

gehört die wissenschaftliche Beschäftigung mit<br />

Jan Wellem zu meinen Aufgaben. Für die Jan Wellem-Ausstellung<br />

2008 (sein 350. Geburtstag) haben wir das Material<br />

zu Jan Wellem neu erarbeitet.<br />

Bis heute gibt es keine fundierte wissenschaftliche Biografie<br />

über ihn, denn es gibt einfach zu viel Material. Und vieles<br />

davon ist durch die Erbfolge nach München gelangt, wo es<br />

sich bis heute befindet.<br />

Was ist Ihrer Meinung nach die größte Leistung des Kur<strong>für</strong>sten<br />

<strong>für</strong> <strong>Düsseldorf</strong>?<br />

Kleinbongartz Jan Wellem war ein leidenschaftlicher Kunstförderer,<br />

der eine großartige Sammlung in <strong>Düsseldorf</strong> zusammentrug.<br />

Die von ihm gegründete Galerie wurde später<br />

eines der ersten Museen in Europa. Die Sammlung befand<br />

sich noch lange nach seinem Tod in <strong>Düsseldorf</strong> und lockte<br />

viele wichtige Besucher an den Rhein. Unter anderem Persönlichkeiten<br />

wie Georg Forster und Johann Wolfgang von<br />

Goethe. Mit dieser Kunstsammlung wurde die Kunststadt<br />

<strong>Düsseldorf</strong> begründet.<br />

Was können Sie über Jan Wellems Charakter sagen?<br />

Kleinbongartz Relativ wenig. Jan Wellem war einer der einflussreichsten<br />

Fürsten des heiligen römischen Reiches und<br />

musste sich einem strengen Hofzeremoniell unterwerfen.<br />

<strong>Das</strong>s er interessiert, begeisterungsfähig und impulsiv war,<br />

können wir aus einigen Quellen ableiten. Seine zweite Frau<br />

beschrieb ihn als leichtgläubig, weil er einem reisenden<br />

Weinhändler aus Armenien Glauben schenkte, der ihm die<br />

armenische Königskrone versprach. <strong>Das</strong>s er mit seinen Untergebenen<br />

„einen Trinken“ gegangen sei, ist nur eine lustige<br />

Anekdote. Ein solches Gelage hat nicht stattgefunden.<br />

Jan Wellem plante eine „Neustadt“ <strong>für</strong> <strong>Düsseldorf</strong>, wie<br />

muss man sich diesen Plan vorstellen?<br />

Kleinbongartz Jan Wellem wollte <strong>Düsseldorf</strong> Richtung Sü-<br />

Pferdepension<br />

Reitsportladen<br />

www.pferdehof-teitscheid.de<br />

Sigrid Kleinbongartz<br />

Stellvertretende Direktorin des Stadtmuseums <strong>Düsseldorf</strong><br />

und Leiterin der Sammlung Ältere Stadtgeschichte<br />

Als Historikerin hat Frau Kleinbongartz einen sehr professionellen Blick auf<br />

Jan Wellem. In unserem Gespräch wurde deutlich, dass viele der bekannten<br />

Geschichten über den Kur<strong>für</strong>sten Anekdoten sind, die sich historisch nicht<br />

belegen lassen.<br />

den um das Fünffache vergrößern. Die Stadt war <strong>für</strong> einen<br />

Fürsten seines Formates zu klein und nicht angemessen<br />

repräsentativ.<br />

Woran scheiterte die Umsetzung dieses Planes?<br />

Kleinbongartz Am Geld. Jan Wellem war chronisch pleite.<br />

Er plante u.a. einen Neubau des <strong>Düsseldorf</strong>er Schlosses, die<br />

Pläne zeigen einen gigantischen Bau, der Versailles in den<br />

Schatten gestellt hätte. Auch dieser Plan konnte nicht umgesetzt<br />

werden. Über das <strong>Düsseldorf</strong>er Schloss ärgerte sich<br />

Jan Wellem, es war alt und klein und seine Zeitgenossen<br />

spotteten über das marode Gebäude.<br />

Wie sehen Sie die Bedeutung Jan Wellems in der heutigen<br />

Zeit <strong>für</strong> unsere Stadt?<br />

Kleinbongartz Jan Wellem förderte seine Residenzstadt<br />

<strong>Düsseldorf</strong> in großem Stil. Die Stadt erlebte eine ihrer glanzvollsten<br />

Epochen und entwickelte sich zu einer kulturellen<br />

Stätte von Rang. <strong>Das</strong>s viele <strong>Düsseldorf</strong>er Jan Wellem heute<br />

nur von dem Reiterstandbild vor dem Rathaus oder als legendäre<br />

Figur kennen, wird ihm nicht gerecht.<br />

Welche ist Ihre Lieblingslegende über Jan Wellem?<br />

Kleinbongartz „Erbsen und Speck“… Jan Wellem war als<br />

Jäger im Wald unterwegs. Er verirrte sich und verlor auch<br />

noch sein Pferd. Also musste er nun zu Fuß den Weg suchen.<br />

Er war es nicht gewohnt, weite Strecken zu gehen, durch<br />

<strong>Düsseldorf</strong> ließ er sich gern in einer Sänfte tragen. Hungrig<br />

und erschöpft kam er an einen alten Kotten. Die Bauersleute,<br />

die hier lebten, gaben dem Kur<strong>für</strong>sten ein Gericht aus<br />

Erbsen und Speck. Dies schmeckte Jan Wellem so vorzüglich,<br />

dass er zu Hause seinen Köchen befahl, es nachzukochen.<br />

Aber es schmeckte ihm nicht. Also ließ er die Bäuerin<br />

kommen, sie sollte es genau so kochen, wie an jenem Tag.<br />

Aber es schmeckte ihm wieder nicht. Jetzt verstand er, dass<br />

es ihm bei den Bauern so gut geschmeckt hatte, weil er<br />

richtigen Hunger hatte. Diesen Zustand kannte er am<br />

Hof natürlich nicht.<br />

Themen im Mai/Juni:<br />

Titel-Thema Am Rhein entlang<br />

Schaufenster Rund um die Ackerstraße<br />

Extra-Thema Hochzeit<br />

Ihre Anzeige<br />

in der <strong>lola</strong><br />

mail@<strong>lola</strong>-magazin.de | Telefon 0211-3<strong>03</strong> 69 96<br />

<strong>Das</strong> Interview wurde von Gisa Borchers zusammengefasst.<br />

Bild: Stadtarchiv<br />

Wenn Sie mehr über Jan Wellem<br />

erfahren möchten, lohnt<br />

sich ein Besuch des<br />

Stadtmuseums.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!