WERDE COMPANION DER dOCUMENTA (13) - StadtZeit Kassel
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„Bio“-Popularität wächst<br />
Gutes Gewissen auf dem Teller<br />
„Bio“ erlebt einen Imagewandel, die Anhängerschar des bewussten<br />
Genießens wächst. Lebensmittel aus regionalem und ökologischem<br />
Anbau werden auf dem Speiseplan immer beliebter.<br />
Die zahlreichen Lebensmittelskandale<br />
der jüngsten Zeit haben mittlerweile<br />
auch die renitentesten Bio-Verweigerer<br />
aufgeschreckt. Wurden Bio-<br />
Produkte und -Anbieter vor nicht allzu<br />
langer Zeit noch mit einer gewissen<br />
Skepsis betrachtet, ist das Image<br />
von Lebensmitteln aus ökologischem<br />
und regionalem Anbau heute deutlich<br />
aufgewertet. Dennoch: Bis sich<br />
Bio einmal „Standard“ nennen darf,<br />
wird es noch dauern.<br />
Bio ist auf dem Vormarsch. Gesunde<br />
Ernährung ist den Verbrauchern heute<br />
wichtiger denn je. Überlegungen<br />
zur Umweltverträglichkeit bei Herstellung<br />
und Transport unserer Lebensmitte<br />
l– Stichwort Ökobilanz –<br />
werden immer selbstverständlicher.<br />
„Die Nachfrage wächst viel schneller<br />
als das Angebot“, weiß Prof. Ulrich<br />
Hamm, Leiter des Fachgebiets Agrarund<br />
Lebensmittelmarketing am Fachbereich<br />
Ökologische Agrarwissenschaften<br />
der Universität <strong>Kassel</strong>. Doch<br />
einem Bio-Siegeszug stehen auch<br />
weiterhin Faktoren wie die schwache<br />
Kaufkraft niedriger Einkommensschichten<br />
und jüngerer Verbraucher<br />
entgegen. Hohe Qualitätsauflagen<br />
bei der Produktion bei strengeren<br />
Kontrollen haben eben ihren Preis.<br />
Bio-Spitzenkoch Dr. Harald Hoppe<br />
unterscheidet daher zwischen einem<br />
kostenintensivem Premium-Bio und<br />
niedrigpreisigem Bio-Mainstream.<br />
Letzterer hat den Einzug bis in die<br />
Discounter-Regale geschafft und<br />
läuft nun manchem industriell gefertigten<br />
Produkt den Rang ab.<br />
Qualität macht den<br />
Geschmackssieger<br />
Niemand will seiner Familie rückstandsbelastete<br />
Nahrung auftischen<br />
oder selbst verzehren. Der Vorsatz,<br />
beim nächsten Einkauf einen Bogen<br />
um belastende und belastete Lebensmittel<br />
zu schlagen, scheitert aber oft<br />
genug an den Gewohnheiten und<br />
das gute Gewissen weicht dann doch<br />
<strong>StadtZeit</strong> <strong>Kassel</strong> Nr. 46<br />
dem inneren Schweinehund. Dass<br />
sich individuelle Essgewohnheiten<br />
nicht ohne weiteres vergessen lassen,<br />
kennt auch Diplom-Oecotrophologin<br />
und Ernährungsberaterin Eva<br />
Metz. Das neu entdeckte Gesundheitsbewusstsein<br />
darf nicht als Askese<br />
anmuten, sonst wird eine Ernährungsumstellung<br />
auf lange Sicht<br />
scheitern. „Es geht um den bewussten<br />
Genuss und darum wieder mehr<br />
auf sein eigenes Bauch- und Wohlfühlgefühl<br />
zu hören“, so Eva Metz.<br />
Auch eine ökologisch orientierte Ernährung<br />
habe nichts mit rigidem Verzicht<br />
gemein, ist Ulrich Hamm überzeugt.<br />
Vielmehr mit einem besseren<br />
Geschmack der Produkte aus ökologischem<br />
Anbau. Eine Entscheidung<br />
zwischen Ideologie und Gaumenfreuden<br />
brauche es da nicht. Letztendlich<br />
zähle die Balance dessen,<br />
was wir zu uns nehmen, beteuern<br />
die Experten.<br />
Regionales „Bio“ beruhigt<br />
doppelt<br />
Haftete vor nicht allzu langer Zeit<br />
dem klassischen Bioladen-Besucher<br />
noch etwas Außenseiterisches, Weltfremdes<br />
und geradezu Sektiererhaftes<br />
an, so sinkt gegenwärtig die<br />
Hemmschwelle, Produkte aus ökologisch<br />
kontrolliertem Anbau nachzufragen.<br />
Längst hält nicht nur das Bildungsbürgertum<br />
gezielt Ausschau<br />
nach unbehandelten und gentechnikfreien<br />
Nahrungsmitteln. Regional<br />
produzierte Bio-Produkte beruhigen<br />
das Gewissen doppelt – und geben<br />
zusätzlich ein Mehr an Sicherheit,<br />
dass drin ist, was drauf steht. Denn<br />
nicht immer klärt das Wirrwarr unterschiedlichster<br />
Bio-Siegel König Kunde<br />
ausreichend über den Einsatz seiner<br />
Kaufkraft auf.<br />
Der „mündige Esser“, wie ihn Wissenschaftler<br />
wie auch Politiker gerne<br />
sähen, weiß den gesunden Genuss<br />
mit umweltschonender Herstellung<br />
zu verbinden. (mc)<br />
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