WERDE COMPANION DER dOCUMENTA (13) - StadtZeit Kassel
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A R C H I T E K T U R<br />
Der Rückzug aufs Land ist passé –<br />
es lebe die Stadt ! Aber bitte mit<br />
einem Plus an Komfort und Lebensqualität.<br />
Das eigene Stück Freiraum<br />
gehört da unbedingt dazu. Ob nun<br />
klassischer Stadtgarten, Dachterrasse,<br />
Gartenhof oder ganz eigenwillige,<br />
neue Formen von Gemeinschaftsgärten:<br />
Wege zum Ziel gibt es viele. Mit<br />
Anregungen von klassisch bis avantgardistisch,<br />
traditionell bis ökologisch<br />
ertragreich bietet dieser Band individuelle<br />
und fantasievolle Gärten und<br />
zeigt, was alles möglich ist beim Gärtnern<br />
in der Stadt und was zu beachten<br />
ist, damit das Abenteuer auch<br />
grün und blühend gelingt!<br />
Kreative Ideen für Stadtgarten,<br />
Hinterhof und Terrasse, ein eindrucksvolles<br />
Geschenkbuch mit wunderschönen<br />
Fotos - vielseitiger Ideenfundus<br />
für Gartengestalter, Hobbygärtner<br />
und alle Stadtbewohner.<br />
Erschienen bei DVA; mit Fotos von Nik<br />
Barlo jr., und Texten von Ursula Barth<br />
Naturban – das Fenster zum<br />
Hof<br />
Vierzig Fenster, die auf einen komplett<br />
asphaltierten, mit allerlei Kram<br />
zugestellten Hof einer alten Antennenfabrik<br />
sehen, mitten im <strong>Kassel</strong>er<br />
Rotlichtviertel gelegen: Was zunächst<br />
nicht sonderlich verlockend klingt, löste<br />
bei Elfi und Pitze Eckart spontane<br />
Begeisterung aus. Beide sind sehr kreativ<br />
und erkannten sofort das besondere<br />
Potential dieses Ortes, der an der<br />
Grenze zwischen Stadtmitte und<br />
Nordstadt zudem eine interessante<br />
Lage hat. So begann das Projekt eines<br />
neuen Konzeptes von Haus und Hof,<br />
in - freier und „angepasster“ Interpre-<br />
34<br />
URBAN - 33 Gärten<br />
in der Stadt<br />
Fenster zum Hof aus <strong>Kassel</strong> dabei<br />
tation eines alten<br />
Sponti- Spruchs:<br />
„...unter dem Asphalt<br />
liegt das<br />
Pflaster.“<br />
Die beiden haben<br />
den wunderbaren Begriff<br />
der „naturbanen Parallelwelt“<br />
für ihr buntes Ensemble<br />
geschöpft, eine doch<br />
sehr treffende und knappe<br />
Beschreibung dieser tatsächlich<br />
ganz eigenen Welt, die<br />
man mit Durchschreiten des<br />
Hoftores betritt. Die Natur<br />
und auch das Zulassen von<br />
Natur hier, im absolut städtischen<br />
Umfeld, ist allgegenwärtig.<br />
„Von vielen Besuchern<br />
wird der Hof als Garten<br />
wahrgenommen.“, erzählt<br />
Elfi Eckart. „Doch es ist<br />
eigentlich nach wie vor ein<br />
Fabrikhof.“ Was wohl<br />
schlicht daran liegt, dass es<br />
an allen Ecken und Enden<br />
blüht. Doch wer meint, es<br />
blühe einfach wild durcheinander,<br />
der irrt. Die Pflanzen<br />
sind durchaus mit Bedacht<br />
gewählt. So achtet Elfi<br />
Eckart darauf, dass es nicht<br />
zu bunt wird. Blüten versteht<br />
sie eher als Farbkleckse<br />
im Grün. Das Grün wiederum<br />
ist der ruhige Hintergrund<br />
für das Farbspiel, das sich aus<br />
der spannenden Sammlung von Objekten<br />
und Möbeln rundum ergibt.<br />
Und die Rosen und anderen Pflanzen<br />
in deren direktem Umgriff werden in<br />
ihrer Blütenfarbe genau passend zu<br />
den benachbarten Möbeln ausgesucht.<br />
Diese bleiben das ganze Jahr<br />
über im Freien, was dazu beiträgt,<br />
dass der Hof selbst im Winter immer<br />
noch seinen Zauber versprüht. Dabei<br />
fällt auf, dass darunter viele pastellige<br />
Töne zu finden sind. Was daran liegt,<br />
dass Elfi und Pitze Eckart ein besonderes<br />
Faible für die typischen Farben<br />
der 1950er Jahre haben.<br />
Die Transformation des um die 600<br />
Quadratmeter großen Hofgeländes<br />
begann 2005. Um die Umgestaltung<br />
des Hofes und die Renovierung der<br />
großen Gebäude trotz ihres begrenzten<br />
Budgets finanzieren zu können,<br />
Das Schiff ist auf den Namen „Flora<br />
Timpe“ getauft. Von Handwerkern<br />
wurde ein Untergestell, die Treppe<br />
und die Überdachung gebaut, so<br />
dass hier ein wunderbarer Sitzplatz<br />
für die Abendstunden entstanden<br />
ist.<br />
Ein Erbe des Vorbesitzers waren viele<br />
Satellitenschüsseln im Hof. Eine wurde<br />
in Reminiszenz an die alten<br />
Zeiteån auf dieses aufsehenerregende,<br />
spinnenförmige Gestell aufgebockt,<br />
mit Erde befüllt und mit<br />
Weiden bepflanzt. Die roten Fässer<br />
kommen vom Nachbarn, einer Tofu-<br />
Fabrik, und waren vormals mit<br />
Sonnenblumenöl und Sojasauce<br />
gefüllt. Hier sind sie teils<br />
Pflanzgefäße, teils werden ihre<br />
Deckel von Elfi Eckart mit Mosaiken<br />
geschmückt.<br />
entwickelten sie die Idee, eine besondere<br />
Form der Zimmervermietung anzubieten:<br />
Das „Fenster zum Hof“ war<br />
geboren! Drei sehr ungewöhnliche,<br />
extrem kreative Apartments mit drei<br />
grundverschiedenen Themen – Afrika,<br />
die 1950er Jahre sowie Rosen –<br />
entstanden und bieten heute Documenta-Besuchern,<br />
Kreativen und allen,<br />
die das Ungewöhnliche lieben<br />
und sich gerne einmal abseits gewohnter<br />
und genormter Hotelpfade<br />
bewegen wollen, ein spannendes<br />
Heim auf Zeit. Und jeder hat einen eigenen<br />
Zugang zum Hof und einen eigenen<br />
Sitzplatz!<br />
<strong>StadtZeit</strong> <strong>Kassel</strong> Nr. 46