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titelthema.soziale verantwortung<br />
Andreas Müseler (DRV): »Wir<br />
wollen es den Tätern unmöglich<br />
machen, die touristische Infrastruktur<br />
zu nutzen«<br />
Code of<br />
Conduct<br />
Unternehmen, die den Verhaltenskodex<br />
zum Schutz der<br />
Kinder vor sexueller Ausbeutung<br />
im Tourismus unterschreiben,<br />
verpflichten sich zu sechs<br />
Punkten:<br />
Sie machen den Schutz von<br />
Kindern vor sexueller Ausbeutung<br />
zum Bestandteil ihrer<br />
Unternehmensphilosophie.<br />
Sie schulen ihre Mitarbeiter.<br />
Sie informieren Mitarbeiter<br />
und Geschä�spartner in den<br />
Zielgebieten und kooperieren<br />
mit Behörden und Nichtregierungsorganisationen.<br />
Sie informieren ihre Kunden.<br />
Sie fügen in die Verträge mit<br />
Leistungserbringern eine<br />
Klausel ein, die auch diese<br />
zur Einhaltung der Kinderrechte<br />
verpflichtet.<br />
Sie berichten jährlich an die<br />
Organisation The Code.<br />
Mechtild Maurer (Ecpat): »Unser<br />
Wunsch wäre, dass Kunden nur die<br />
Hotels buchen, die den Verhaltenskodex<br />
unterschrieben haben«<br />
nach ihren Schätzungen bereits zu den Opfern<br />
des kommerziellen Sexgeschä�s.<br />
»Die Täter bedienen sich der touristischen<br />
Infrastruktur«, beklagt Müseler. Der<br />
Nachhaltigkeitsexperte und zahlreiche<br />
Touristiker wollen dem einen Riegel vorschieben.<br />
Keine Airline, kein Hotel und<br />
kein Ausflugsanbieter sollen Pädophile<br />
dulden. Die Rewe etwa schaltet die Polizei<br />
ein, wenn ein Gast oder Mitarbeiter Verdacht<br />
schöp�. »Diese Leute sind kriminell<br />
und können nicht auf den Schutz der Tourismuswirtscha�<br />
hoffen«, betont Müseler.<br />
Der DRV und der BTW unterschrieben<br />
daher den Verhaltenskodex zum Schutz der<br />
Kinder vor sexueller Ausbeutung. Die Mitglieder<br />
der Verbände haben sich damit im<br />
Grunde vor rund zehn Jahren verpflichtet,<br />
einen Maßnahmenkatalog zu ergreifen.<br />
Der Kodex geht auf die Initiative von<br />
Ecpat Schweden zurück. Die Skandinavier<br />
entwickelten ihn 1999, unterstützt von der<br />
Welttourismusorganisation, Unicef und der<br />
Europäischen Kommission. Nach und nach<br />
folgte die Einführung rund um den Globus.<br />
Mehr als 1.000 Organisationen und Unternehmen<br />
aus 42 Ländern haben den Kodex<br />
mittlerweile unterzeichnet. In Deutschland<br />
sind das nicht nur die beiden Verbände. Die<br />
Messe ITB, die Hotelkette Accor, Veranstalter<br />
TUI und die DER-Geschä�sreisetochter<br />
FCM <strong>Travel</strong> Solutions entschieden sich zusätzlich<br />
zu einer Einzelunterschri�. Sie<br />
verschwinden dadurch nicht in der Masse.<br />
»Die Unternehmen stehen so stärker in der<br />
Pflicht«, findet Ecpat-Deutschlandchefin<br />
Maurer.<br />
Schulungen zur Aufklärung.<br />
»The Code« begleitet den gesamten Prozess.<br />
Die Organisation wurde gegründet, um die<br />
Umsetzung der angestrebten Maßnahmen<br />
zu koordinieren. Hauptsitz ist seit dem<br />
vergangenen Jahr Bangkok. »Damit wir in<br />
einer stark betroffenen Region vertreten<br />
sind«, sagt Andreas Astrup, dortiger The-<br />
Code-Repräsentant. Am 1. Januar eröffnete<br />
zudem in New York ein Regionalbüro, 2013<br />
soll eine Niederlassung in Berlin folgen.<br />
Die Mitarbeiter sollen den Unterzeichnern<br />
helfen, die Vorgaben des Kodex in die<br />
Unternehmenspolitik zu integrieren. Unterstützung<br />
kommt zudem seitens Ecpat.<br />
In den Zielgebieten etwa stehen Workshops<br />
auf der Agenda: Die Streiter gegen Kindesmissbrauch<br />
schulen das Hotelpersonal, um<br />
die Problematik stärker in dessen Bewusstsein<br />
zu rücken. »Es sind örtliche Polizisten<br />
dabei, von denen wir wissen, dass sie zuverlässig<br />
sind«, erklärt Maurer. Außerdem<br />
schicken das Bundeskriminalamt und die<br />
Deutsche Botscha� Vertreter.<br />
Der DRV initiierte bereits mit Partnern<br />
derartige Fortbildungen. »In den Destinationen<br />
finden regelmäßig Workshops<br />
statt«, erzählt etwa Harald Zeiss, Leiter des<br />
TUI-Nachhaltigkeitsmanagements. Eine<br />
wichtige Aufgabe hat auch das Internet:<br />
Accor zum Beispiel setzt ein E-Learning-<br />
Programm ein, um die Hotelmitarbeiter je<br />
nach Zuständigkeit gezielt zu informieren.<br />
»Bis heute haben wir 50 Prozent so geschult«,<br />
sagt Peter Verhoeven, der als Vor-<br />
Die örtliche Polizei und das BKA<br />
ziehen mit der Branche an einem Strang<br />
13.1.2012 travel.one