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Für Sie als download: Das Orginal-Manuskript der

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Betr.: Verkauf des Oberhofs bei Bensheim Ritter von Marx an den Erbprinzen zu Erbach-<br />

Schönberg<br />

Ich bitte um Mitteilung, ob bei Ihnen ein Vorgang in obiger Angelegenheit vorhanden ist und<br />

welche Entscheidung in Bezug auf die Genehmigung dieses Kaufvertrages getroffen wurde.<br />

Heil Hitler!<br />

Im Auftrage:<br />

(Unterschrift)“ 30<br />

In diesen Dokumenten geht es <strong>als</strong>o um den Verkauf des Oberhofes an den Erbprinzen.<br />

Hierzu <strong>der</strong> Historiker Bernd-Philipp Schrö<strong>der</strong>:<br />

„Neuer Besitzer des Falkenhofs und damit Nachbar von Valckenberg und Borgnis wurde<br />

1891 <strong>der</strong> Finanzier Ferdinand v. Marx aus Frankfurt. Die jüdische Familie Marx stammte<br />

vom Mittelrhein, es ist die Verwandtschaft des Philosophen Karl Marx. Ferdinand v. Marx<br />

und vor allem schon sein Vater waren aus Eisenbahnbau- und Industriebeteiligungen zu<br />

großem Reichtum gekommen. …<br />

Der Abstand im Bauempfinden wird freilich sehr deutlich, wenn man von dieser folgenden<br />

Zeit aus etwa auf das Schloß Falkenstein zurückblickt, das <strong>der</strong> dam<strong>als</strong> dreißigjährige Ritter v.<br />

Marx zwischen 1894 und 1898 für sich und seine Frau, die Tochter des Frankfurter Bankiers<br />

Hauck, über dem Tal errichten ließ. Der Bau ist im echten Sinne großartig, er hat aber we<strong>der</strong><br />

etwas mit <strong>der</strong> herkömmlichen Landhausarchitektur und ihren Ideen noch mit <strong>der</strong><br />

Rückbesinnung und Verinnerlichung nach <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende zu tun.<br />

Der Aufwand für das Schloß Falkenhof war schon für damalige Verhältnisse unerhört, wenn<br />

auch zu bedenken ist, daß v. Marx die Arbeiten von den Geschäftsfreunden <strong>der</strong> Frankfurter<br />

Firma Philipp Holzmann ausführen ließ, mit <strong>der</strong> sich aus gleicher Zeit zum Beispiel <strong>der</strong> Bau<br />

<strong>der</strong> Bagdad-Bahn verbindet. Ein Vetter des Otto Heitefuß war übrigens an leiten<strong>der</strong> Stelle bei<br />

Holzmann tätig. Ferdinand v. Marx kaufte von Heitefuß 1910 auch den Schönhof, zuvor schon<br />

die ehem<strong>als</strong> Oyenschen Güter in <strong>der</strong> Bensendelle, dann den Rest des Falkenhofs. <strong>Das</strong><br />

Herrenhaus wurde Gärtnerwohnung. …<br />

Was blieb? Der Weggang des Ritters v. Marx 1938 ist auch ein Teil deutscher Geschichte,<br />

ebenso wie das Ende <strong>der</strong> fürstlichen Residenz. Kleinindustrie und Gerätehandel sind<br />

unansehnlich im Tal aufgewachsen. Die Reste <strong>der</strong> großen Parks stehen dennoch<br />

allgegenwärtig: vom Schönhof bis hinauf zum Steinbetrieb <strong>Das</strong>sel. Manches erinnert an das<br />

traurige Geschick des nahen Hofguts Hohenstein und seiner einstm<strong>als</strong> schönen Felsen- und<br />

Waldanlagen. …“<br />

Anmerkungen<br />

Ferdinand von Marx war ein Bru<strong>der</strong> des Bad Homburger Landrats, Motorsportlers und<br />

späteren Organisators <strong>der</strong> Feldberg-Rennen (seit 1904) Ernst von Marx.<br />

Die Marxschen Güter kamen an die „NS-Volkswohlfahrt“, die das Schloß Falkenhof zu einem<br />

Mütterheim einrichtete, das übrige verkaufte. Den Schönhof erwarb auf diese Weise die Stadt<br />

Bensheim; er diente kurzzeitig <strong>als</strong> Bürgermeisterwohnung und wurde 1956 an einen<br />

Kunststoffhersteller verpachtet. Den Falkenhof kaufte 1940 ein Landmaschinenbetrieb.“ 31<br />

Der frühere Bensheimer Stadtarchivar Diether Blüm:<br />

„Die Familie v. Marx gehörte zu den alten Unternehmerfamilien des rheinischen Judentums,<br />

die 1867 von dem österreichischen Kaiser geadelt wurde. Ritter v. Marx erbaute oberhalb des<br />

Falkenhofs ein Schloß im englischen Stil.<br />

Der so fest gegründete Reichtum schützte die Familie jedoch nicht vor Schicks<strong>als</strong>schlägen.<br />

Zunächst stellte die Inflation alle Werte in Frage, aber das Schwerste brachten die Jahre<br />

30 Archiv des Kreises Bergstraße.<br />

31 Schrö<strong>der</strong>, Bernd Philipp: Bensheimer Landsitze des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. In: Geschichtsblätter für den Kreis Bergstraße 19,1986, S. 154-174.<br />

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