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Für Sie als download: Das Orginal-Manuskript der

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Zwar haben in Gronau nie Juden gewohnt, aber das Thema <strong>der</strong> Judenverfolgung ist<br />

offensichtlich auch hier, vor allem unter dem Eindruck <strong>der</strong> Reichspogromnacht des Vorjahres,<br />

diskutiert worden:<br />

„Am 19. Mai wurde meine Frau vom Mittagessen weggeholt und im Schulhaus bei<br />

vorgezogenen Vorhängen von 3 Beamten <strong>der</strong> Gestapo … einem weit über 1 Stunde dauernden<br />

Verhör unterzogen. … <strong>Sie</strong> war angeklagt, 1. sich gegen die Judenverfolgung gewandt und<br />

judenfreundliche Äußerungen getan zu haben, 2. sich gegen die beabsichtigte Aufhebung des<br />

evangelischen Kin<strong>der</strong>gartens gewandt zu haben, 3. wegen ihres Austritts aus <strong>der</strong> NS-<br />

Frauenschaft. … dabei wurde ihr mit Verhaftung gedroht. …“<br />

Auch Pfarrer Clotz selbst wird anschließend verhört und unter an<strong>der</strong>em „wegen<br />

staatsfeindlicher Äußerungen während <strong>der</strong> Predigten …“. Die Angelegenheit hat aber keine<br />

erkennbaren Folgen für die Pfarrfamilie gehabt. Pfarrer Clotz wurde 1945 wegen seiner<br />

NSDAP-Parteimitgliedschaft vom Amte suspendiert. 1949 wurde er Pfarrer von<br />

Wallernstädten, 1958 trat er in den Ruhestand, 1977 starb er.<br />

Trotz <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Erbprinz Georg-Ludwig erklärte sich Pfarrer Friedrich<br />

Clotz bereit am 16. April 1948 bereit, diesem einen „Persilschein“ für dessen<br />

Spruchkammerverfahren auszustellen:<br />

„… Georg-Ludwig <strong>Für</strong>st zu Erbach - Schönberg stand mit <strong>der</strong> Ortsansässigen Kirche immer<br />

auf sehr gutem Fuß, dies auch trotz seines SS-bedingten Austritts.<br />

Bereits seine Mutter war im Kirchenvorstand des Kirchspiels Gronau somit war ihm dieses<br />

gute Verhältnis schon in die Wiege gelegt. Er tat sehr viel für besagte Gronauer Kirche, über<br />

die einst Patronatsrechte bestanden. Er beteiligte sich maßgeblich an <strong>der</strong> Renovierung 1934,<br />

indem er auf eigene Kosten die Gruft unter dem Altar wie<strong>der</strong> instandsetzte und sie mit einem<br />

granitenen Sarkophag ausstattete, auf dessen Deckel ein Kreuz eingehauen war. Nach<br />

Abschluss <strong>der</strong> Arbeiten nahm er mit seiner Familie an <strong>der</strong> Einweihung im Festgottesdienst<br />

teil.<br />

Auch bei <strong>der</strong> hauseigenen Kirche in Schönberg wurde nicht gespart. Er beauftragte eigens<br />

einen Angestellten damit, den Zustand <strong>der</strong> Kirche zu überwachen und erfor<strong>der</strong>liche<br />

Reparaturen zu veranlassen, die auch immer anstandslos durchgeführt wurden.<br />

Einen weiteren großen Dienst erwies er <strong>der</strong> Gronauer Kirche Ende 1937, Anfang 1938, <strong>als</strong><br />

die Wegnahme <strong>der</strong> Kleinkin<strong>der</strong>schule durch die NSV drohte. Er bot dem Kirchspiel die Schule<br />

und das Grundstück für 3000 Mark (`<strong>Das</strong> war für uns ausserordentlich preiswert und<br />

entgegenkommend´) zum Verkauf an. Dies wurde allerdings vom Kreisamt nicht genehmigt,<br />

woraufhin er es einer bedürftigen Gronauer Arbeiterfamilie zukommen ließ.<br />

Als sein Vater starb, ließ Erbach - Schönberg die kirchliche Beerdigung von Pfarrer Clotz<br />

durchführen und lud ihn und alle Pfarrer, die in Schönberg amtiert hatten, in sein Schloss ein.<br />

Im Anschluss daran überwies er aus Dank 200 Mark an die Kirchenkasse Gronau.<br />

Nach dem Krieg trat er wie<strong>der</strong> in die Kirche ein.“ 58<br />

Über den nicht zustande gekommenen Verkauf <strong>der</strong> Kleinkindschule Gronau an die<br />

Evangelische Kirchengemeinde gibt eine Nie<strong>der</strong>schrift des Gutsverwalters Mink<br />

zusammenfassend Auskunft:<br />

„Am 3.3.38 rief <strong>der</strong> Bürgermeister Lenhart Gronau telefonisch hier an und sagte, dass die<br />

Gemeinde Gronau Interesse an dem Erwerb <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>schule hätte. Am 4.3.38 trafen S.D.<br />

<strong>der</strong> Erbprinz, Gutss. Mink und Bürgermeister Lenhard in Reichenbach bei Lamperts<br />

zusammen, um die Angelegenheit Kin<strong>der</strong>schule zu besprechen. Hierbei äußerte Lenhard<br />

wie<strong>der</strong>, dass die Gemeinde Gronau in Gemeinschaft mit <strong>der</strong> NSV die Kin<strong>der</strong>schule zum Preise<br />

von 3.000 RM erwerben wolle.<br />

Nachdem am 28.3.38 zwei Angebote zum Erwerb <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>schule von privater Seite<br />

(Hofmann und Stephan) eingingen, wurde am 30.3.38 eine Besprechung mit Lenhard<br />

58 HStA Wiesbaden, Abt. 520 DZ Nr. 519384: Georg-Ludwig <strong>Für</strong>st und Graf zu Erbach-Schönberg.<br />

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