Für Sie als download: Das Orginal-Manuskript der
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Es wurde Februar. Die Kampffront rückte immer näher, weitere Truppenteile wurden zurück<br />
verlegt. Anfang März kam eine Pioniereinheit, unter Führung eines Majors, mit dem Auftrag<br />
Panzerfallen zu bauen. Er nahm mit mir Rücksprache, und ich erklärte ihn, dass an den<br />
Stellen, die er für geeignet hielt, bei Grabungen schon nach einem halben Meter Felsen<br />
kommen. er versuchte es trotzdem, mußte aber wegen des felsigen Untergrundes die Arbeit<br />
wie<strong>der</strong> einstellen. Die Sperren sollten jedoch soweit bleiben, soweit sie ausgehoben waren.<br />
Außerdem sollte ich die Lindenbäume am Eingang von Schönberg ansägen lassen, um sie<br />
beim Ankommen feindlicher Truppen über die Straße zu fällen. Zwei Tage vor Einmarsch des<br />
Feindes ließ ich die Panzerfallen wie<strong>der</strong> zuschütten. Die Lindenbäume stehen heute noch.<br />
Bei einer Lagebesprechung mit dem Kreisleiter <strong>der</strong> NSDAP wurde besprochen, dass sich<br />
beim Anrücken des Feindes alle Amtsträger abzusetzen hätten. Ich erklärte dem Kreisleiter,<br />
dass ich nicht aus Schönberg fortginge; ich riet ihm selbst in Bensheim zu bleiben und, wenn<br />
nötig, zum Wohle <strong>der</strong> Stadt zu handeln. Es wäre gut gewesen, wenn er meinen Rat befolgt<br />
hätte. Vielleicht hätte er die Bombardierung <strong>der</strong> Stadt verhin<strong>der</strong>n können.<br />
Inzwischen wurde die Sanitätseinheit abgezogen. <strong>Das</strong> Armee-Verpflegungslager (AVL) blieb<br />
noch hier, da ja Tag und Nacht Truppen <strong>der</strong> 7. Armee zurückgezogen und verpflegt werden<br />
mußten.<br />
Es gab sehr traurige Bil<strong>der</strong>: Viehherden aus <strong>der</strong> Pfalz, Flüchtlinge mit Kin<strong>der</strong>- und<br />
Handwagen inmitten <strong>der</strong> zurückflutenden Truppen.<br />
Am Sonntag, dem 25. März, kam <strong>der</strong> Leiter des AVL, Intendant Schulz zu mir, bedankte sich<br />
für die gute Zusammenarbeit und übergab mir die Schlüssel vom Lager mit <strong>der</strong> Bitte, noch<br />
kommenden Truppen Verpflegung auszuhändigen. Ich beauftragte einen zuverlässigen Mann<br />
mit <strong>der</strong> Ausgabe, da ich an<strong>der</strong>weitig gebunden war.<br />
Ich berief den Volkssturm ein, um wie schon erwähnt die Panzerfallen zu beseitigen. <strong>Das</strong><br />
angefahrene Holz bekam <strong>der</strong> Bäckermeister Rehmann.<br />
Die Einheit zog gegen 10 Uhr in Richtung Lindenfels ab. Meine Aufgabe war es nun, mit dem<br />
Führer <strong>der</strong> Kampftruppe über den Abzug zu verhandeln, denn es war mir klar, dass die<br />
Amerikaner bei <strong>der</strong> geringsten Verteidigung unser Dorf in Trümmer legen würden. <strong>Das</strong><br />
wollte ich unter allen Umständen vermeiden. Ich sprach mit dem Führer <strong>der</strong> Truppe, einem<br />
Oberleutnant, <strong>der</strong> mir kurz zur Antwort gab, seinen Befehl ausführen zu müssen. Nachdem ich<br />
ihm erklärt hatte, dass <strong>der</strong> Feind von Darmstadt her über Brandau kommend, die<br />
Nibelungenstraße bereits erreicht habe, war er zum Abzug bereit. Ich gab ihm noch die<br />
Richtung über Knoden – <strong>Für</strong>th an, gab seiner Einheit reichlich Verpflegung mit und wünschte<br />
ihm viel Glück. Die Waffen ließen sie zurück.<br />
Sonntagabern – ich saß beim Essen – meldete sich eine Französin bei mir. <strong>Sie</strong> war seinerzeit<br />
mit dem AVL gekommen und hier geblieben. <strong>Sie</strong> sagte mir die gefangenen Franzosen seien<br />
wie<strong>der</strong> da; oben im Wald seien sie. Ich ging auf meinen Hof hinaus und schaute gegen den<br />
Wald. Da kam auch schon <strong>der</strong> Wortführer herab und mir war wie vor den Kopf geschlagen.<br />
Die Unterbringung war für mich ein schwerer Entschluß, denn es ging nun auch um meine<br />
Sicherheit. Aber die Kerle taten mir leid. Ich brachte sie auf meinem Heuboden unter.<br />
Lebensmittel hatten sie reichlich dabei und in meiner Waschküche konnten sie für sich<br />
kochen. Ich hatte nur Bedenken unsere Wehrmacht könnte sie entdecken. Die Kerle verhielten<br />
sich aber brav und still. Der 26. März verlief ohne Zwischenfälle. Die Nacht zum 27. März<br />
aber wurde unruhig: Bensheim wurde bombardiert, das Rathaus, die Kirche, die Hauptstraße<br />
und an<strong>der</strong>e Gebäude schwer beschädigt. Eine Granate verirrte sich hinter unser Schulhaus,<br />
richtete aber außer einigen zerbrochenen Fensterscheiben keinen größeren Schaden an.<br />
Gegen 10.00 Uhr bekam ich die letzte Meldung, dass <strong>der</strong> Feind von Einhausen her auf dem<br />
Marsch sei. Ich war beruhigt und zur Übergabe von Schönberg bereit. Die Einwohner waren<br />
im Bunker und in ihren Kellern in Sicherheit. Da kam gegen 14.00 Uhr meine Tochter, die<br />
ausgebombt auf dem Schloss wohnte, und berichtete mir, eine Gruppe von 20 Mann mit zwei<br />
Maschinengewehren seien auf dem Schloß in Stellung gegangen. Ich sollte doch sofort<br />
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