Für Sie als download: Das Orginal-Manuskript der
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2.3.2 Verhältnis zur Bevölkerung und seinen Angestellten<br />
Mit <strong>der</strong> Bevölkerung von Schönberg stand Georg-Ludwig immer auf „sehr gutem Fuß“. Er<br />
wurde von den Leuten immer nur <strong>als</strong> „Erbschorsch“ bezeichnet und man hat bis heute viele<br />
gute Erinnerungen an ihn. Dies lag wohl hauptsächlich daran, dass er den Leuten viel Gutes<br />
getan hat und mit Allen am liebsten per du war, er lehnte es auch ab, von seinen Bediensteten<br />
mit „Durchlaucht“ o<strong>der</strong> ähnlichem angeredet zu werden, son<strong>der</strong>n einfach nur mit Georg 51 und<br />
knüpfte gerne neue Kontakte. So stellte er z.B. einer Bekannten aus Schönberg seine Residenz<br />
in Bad König für ein Jahr zur Verfügung o<strong>der</strong> er bot den Leuten Land an, damit sie es<br />
bearbeiten können. Seinen schlechter gestellten Pächtern gegenüber war er auch immer<br />
hilfsbereit und ließ ihnen seine Unterstützung zukommen. Auch seinem ehemaligen<br />
Arbeitgeber Jakob <strong>Sie</strong>gert half er, <strong>als</strong> er in finanzielle Not kam, mit einem großen Geldbetrag<br />
und rettete ihn so vor dem Konkurs. Die Leute sahen in ihm einen guten Kerl und gönnten<br />
ihm auch alles Gute. Man redete von ihm wie von einem Kumpel und nicht wie von einer<br />
Respektsperson, wie sie ein <strong>Für</strong>st eigentlich darstellen sollte; man betrachtete ihn <strong>als</strong> einen<br />
<strong>der</strong> Ihren.<br />
Auch zu seinen Angestellten war <strong>der</strong> „Erbschorsch“ wohlwollend und verlangte von ihnen nie<br />
den Hitlergruß o<strong>der</strong> Ähnliches. Er behandelte sie alle gleich, ob sie nun in <strong>der</strong> NSDAP waren<br />
o<strong>der</strong> nicht, ob es Deutsche waren o<strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>. 52<br />
Ein sehr gutes Beispiel, wie beliebt er bei <strong>der</strong> Bevölkerung war, zeigt seine Hochzeit mit<br />
Margarethe von Deringer. Im Bergsträßer Anzeiger vom 2. und vom 3. Juni 1925 wird sehr<br />
schön dargestellt, wie sein Verhältnis mit <strong>der</strong> Bevölkerung aussah:<br />
Ganz Schönberg nimmt Anteil an <strong>der</strong> Hochzeit von Georg-Ludwig und Margarethe von<br />
Deringer. „Ganz Schönberg hatte geflaggt und bringt dem fürstlichen Haus seine<br />
Glückwünsche dar.“ <strong>Das</strong> ganze Dorf kam zusammen, um dem Paar seine Treue zu zeigen.<br />
„Sämtliche Vereine Schönbergs, nämlich <strong>der</strong> Kriegerverein, <strong>der</strong> Turn- und Sportverein, <strong>der</strong><br />
Fußballclub, <strong>der</strong> Gesangsverein `Fidelio´ und <strong>der</strong> gemischte Chor, voran <strong>der</strong><br />
Gemeindevorstand mit dem Bürgermeister des Ortes und die Schulkin<strong>der</strong>, nahmen am Zug teil<br />
und stellten sich im Schlossgarten auf, um den Herrschaften Huldigung darzubringen.“<br />
Bürgermeister Schulz sowie Schmiedemeister Stock hielten Ansprachen zum Wohle des<br />
Brautpaares. Georg-Ludwig und sein Vater dankten für die Glückwünsche und erwähnten<br />
auch beson<strong>der</strong>s das „harmonische Zusammengehörigkeitsgefühl“ zwischen Standesherrschaft<br />
und Bewohnern. Anschließend spendete <strong>der</strong> <strong>Für</strong>st einen „Freitrunk“ für die Teilnehmer seiner<br />
Hochzeitsfeier im Gasthaus zur Krone.<br />
Pfarrer Scriba „leitete die Liturgie“ ein, während Pfarrer Schäfer Georg-Ludwig und seine<br />
zukünftige Frau traute. Im Schloss nahm das Ehepaar dann die Glückwünsche von Gästen,<br />
Angehörigen und <strong>der</strong> Dienerschaft entgegen. Es wurde im großen Saal gegessen und<br />
anschließend im Schlossgarten weiter gefeiert.<br />
Ein weiteres Beispiel, wie gut er sich mit <strong>der</strong> Bevölkerung verstand, ist die Taufe eines<br />
Flugzeugs <strong>der</strong> Fliegerortsgruppe Bensheim. Dort schaffte man sich ein neues Flugzeug an und<br />
suchte verzweifelt nach einem Taufpaten. Diese Ehre ließ man dem Erbprinzen zu Teil<br />
werden, <strong>der</strong> dies auch mit Freude annahm. Er taufte die Maschine auf den Kosenamen „Nulli“<br />
seines vier Jahre alten Sohnes, des Erbprinzen Ludewig von Erbach - Schönberg und gab <strong>als</strong><br />
Patengeschenk 100 Mark.<br />
50 Privatarchiv Prinz Maynolf<br />
51 HStA Wiesbaden, Abt. 520 DZ Nr. 519384: Georg-Ludwig <strong>Für</strong>st und Graf zu Erbach-Schönberg. Erklärung von Jakob <strong>Sie</strong>gert: „Er lehnte<br />
es ab, Durchlaucht o<strong>der</strong> Erbprinz angeredet zu werden, son<strong>der</strong>n wollte nicht nur von mir und meiner Familie, son<strong>der</strong>n auch von vom übrigen<br />
Personal einfach Georg genannt werden.“<br />
52 Angabe von Peter Rösser im Spruchkammerverfahren:<br />
„Ich fühle mich verpflichtet zu erklären, dass Graf Erbach Schönberg sowohl mir und meinen Familienangehörigen sowie auch dem übrigen<br />
Personal gegenüber sich nur wohlwollend und fürsorglich verhalten hat. <strong>Für</strong> das Verhalten des Grafen ist bezeichnend, dass er auf dem Hof<br />
seinen Arbeitern und Bediensteten nie mit Heil Hitler, son<strong>der</strong>n immer nur mit einem persönlichen Gruß begegnete. Niem<strong>als</strong> hatte er jemand<br />
von seiner Belegschaft zum Hitlergruß aufgefor<strong>der</strong>t. Ebenso verhielt es sich mit den Polen.“<br />
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