Für Sie als download: Das Orginal-Manuskript der
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ein. Seit <strong>der</strong> Einmauerung des Rosenberg’schen `Mythus´ in den Grundstein <strong>der</strong><br />
Kongreßhalle in Nürnberg bin ich mit <strong>der</strong> Partei zerfallen. Die unlauteren Machenschaften<br />
des Systems und später auch seine Untaten, soweit sie bekannt wurden, haben diese meine<br />
Stellung dauernd verstärkt und erhärtet.<br />
Daß ich nicht aus <strong>der</strong> Partei austrat, ist in den Erfahrungen, die meine Frau und ich<br />
persönlich mit <strong>der</strong> Gestapo gemacht haben, begründet. Als <strong>der</strong> Religionsunterricht <strong>der</strong><br />
Pfarrer in <strong>der</strong> Schule in Nassau verboten worden war, sammelte meine Frau mit meinem<br />
ausdrücklichen Einverständnis, weil das Verbot auch für Hessen drohte, am 28. August 1937<br />
in Gronau ungefähr hun<strong>der</strong>t Unterschriften von Frauen unter eine Bittschrift an Hitler für<br />
Beibehaltung des Religionsunterrichtes <strong>der</strong> Pfarrer in <strong>der</strong> Schule. Der Stützpunktleiter<br />
beschlagnahmte die Bittschrift und übergab sie <strong>der</strong> Polizei und Kreisleitung in Bensheim. Er<br />
nannte diese Unterschriftensammlung `verbotene volksverführerische Aufhetzung gegen eine<br />
Anordnung des Führers´. Etwa 14 Tage später wurde meiner Frau durch die Gendarmerie<br />
im Auftrage <strong>der</strong> Gestapo eine strenge Verwarnung erteilt; jede öffentliche Betätigung wurde<br />
ihr untersagt. Zugleich wurde uns mitgeteilt, daß es nur meiner Parteimitgliedschaft zu<br />
verdanken sei, daß sie nicht schwer bestraft worden sei. Denn es handle sich um ein schweres<br />
Vergehen. Im gleichen Jahre 37 erklärte meine Frau auf <strong>der</strong> Kreisleitung: `Wenn ein<br />
Stützpunktleiter lügen und verleumden darf, - er hatte die christliche Jugendarbeit meiner<br />
Frau <strong>als</strong> `Aufhetzung <strong>der</strong> Jugend gegen die Partei und ihre Glie<strong>der</strong>ungen (BdM)´ bezeichnet,<br />
- trete ich aus <strong>der</strong> Frauenschaft aus.´ <strong>Sie</strong> benutzte den Konflikt mit dem Stützpunktleiter um<br />
die Verbindung, die ihr unerträglich war, wie<strong>der</strong> zu lösen. Da gegen den Stützpunktleiter von<br />
<strong>der</strong> Kreisleitung nichts unternommen wurde, war genügend Grund vorhanden, am 5.<br />
November 38 aus <strong>der</strong> Frauenschaft auszutreten.<br />
Am 19. Mai 39 wurde meine Frau im Schulhause in Gronau von 3 Beamten <strong>der</strong> Gestapo<br />
einem langen Verhör unterzogen, über das ein Protokoll abgefaßt wurde, welches sie<br />
unterschrieb. <strong>Sie</strong> war angeklagt, 1. sich gegen die Judenverfolgung gewandt zu haben, 2. sich<br />
gegen die beabsichtigte Aufhebung des evangelischen Kin<strong>der</strong>gartens gewandt zu haben, 3.<br />
wegen ihres Austrittes aus <strong>der</strong> Frauenschaft. Dabei wurde ihr gedroht: `Wenn <strong>Sie</strong> die<br />
geringste Schwierigkeit machen, nehmen wir <strong>Sie</strong> gleich mit; draußen steht unser Wagen!´<br />
Anschließend wurde ich selbst von <strong>der</strong> Gestapo einem Verhör unterzogen, aus folgenden<br />
Gründen. Ich hatte am 19. März in <strong>der</strong> Predigt gesagt: `Heute versucht sich die<br />
Christusfeindschaft ein nation<strong>als</strong>ozialistisches Mäntelchen umzuhängen und verbreitet unter<br />
Mißbrauch des Ansehens von Ämtern <strong>der</strong> Partei und des Staates landauf, landab z.B. die<br />
Lehre: `Es gibt nichts außer und über <strong>der</strong> Natur. Vollkommen ist <strong>der</strong> Mensch, und <strong>der</strong><br />
Mensch selbst ist Gott, <strong>als</strong> <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Natur erzeugte hohe Geist.´ `Wenn wir Deutsche sind,<br />
sind wir gläubig, und wenn wir Deutschland gefunden haben, haben wir Gott gefunden.´<br />
Wenn wir selber o<strong>der</strong> unsere deutsche Art für Gott erklärt wird, dann bedarf es<br />
selbstverständlich keiner Erlösung und Versöhnung. Mit solchen sogen. `Beweisführungen´<br />
gegen Christus machen sie sich die Sache ja sehr leicht. Der Mensch o<strong>der</strong> die Natur soll Gott<br />
sein! <strong>Das</strong> wi<strong>der</strong>spricht dem Begriff `Mensch´ und dem Begriff `Natur´ ebenso wie dem Begriff<br />
`Gott´. Man mauß sich nur wun<strong>der</strong>n, daß ein vernünftiger Mensch sich solchen Unsinn<br />
überhaupt bieten läßt und noch meint, das, was nicht ausgedachte Weisheit, son<strong>der</strong>n<br />
geoffenbarte Wahrheit ist, wi<strong>der</strong>legen, besiegen und beseitigen zu können! Was Jesus<br />
eigentlich will und, wo er sehnsüchtige und empfängliche Menschenherzen findet,<br />
verwirklicht, ist nicht eine Religionsform, we<strong>der</strong> eine semitische noch eine germanische<br />
Religionsform, nicht einmal die vollkommenste Religionsform, die in <strong>der</strong> Welt durchgesetzt<br />
werden soll, womöglich mit <strong>der</strong> fortschreitenden Kultur, - etwa <strong>der</strong> nation<strong>als</strong>ozialistischen<br />
Kultur -, wovon die kulturselige deutsche Familie faselt - , son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> weltumwälzende<br />
Vorgang in <strong>der</strong> Menschheit schlecfhthin, demgegenüber alle äußeren weltgeschichtlichen<br />
Vorgänge nur belanglose Verän<strong>der</strong>ungen an <strong>der</strong> Oberfläche sind: die Herstellung des<br />
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