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schön; wenn man sich wieder sein erstes auto leisten kann.

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10 l Aus dem Unterricht Aus dem Unterricht l 11<br />

2. Klasse 2003 l 2004<br />

„Das hätte ich auch nicht besser gekonnt!“<br />

- Ein Rückblick auf das erste Schuljahr unserer integrativen 2. Klasse -<br />

Das zweite Schuljahr ist jetzt schon für<br />

uns alle zur Selbstverständlichkeit<br />

geworden – das erste liegt schon weit<br />

hinter uns: Großes Gelächter erntete ich,<br />

als ich die Klasse morgens noch einmal<br />

versehentlich mit „Guten Morgen, liebe<br />

erste Klasse“ begrüßt habe. Danach ist<br />

mir das dann nicht mehr passiert...<br />

Im folgenden Artikel werde ich die<br />

bisherigen Erfahrungen und Erlebnisse in<br />

dieser Klasse aus meiner Sicht beschreiben.<br />

Dafür werde ich versuchen, verschiedene<br />

Blickwinkel einzunehmen.<br />

Sophia und Edwin haben in diesem ersten<br />

Schuljahr sehr große Fortschritte gemacht:<br />

Neben der an <strong>sich</strong> schon hohen<br />

Anforderung in einer normalen Klasse<br />

mit zu arbeiten (Anzahl der Kinder,<br />

Struktur etc.), die beide nach einiger Zeit<br />

sehr gut bewältigen konnten, haben sie<br />

auch in den unterschiedlichen Lernberei-<br />

chen z.T. erhebliche Leistungen gebracht.<br />

Eine der <strong>sich</strong>tbarsten ist <strong>sich</strong>er das Erlernen<br />

des Strickens, aber auch in anderen<br />

Lernfeldern zeigten <strong>sich</strong> über das Jahr hin<br />

z.T. erstaunliche Veränderungen. Für<br />

mich am war es am faszinierendsten, wie<br />

schnell beide eine bestimmte Aufgabe im<br />

Formenzeichnen auffassen und umsetzen<br />

konnten. Eine kurze Szene aus dem<br />

Rechnen vom Ende des ersten<br />

Schuljahres:<br />

An der Tafel ist ein großes „Hunderter-<br />

Haus“ entstanden. Die Zahlen 1 bis 100<br />

werden in jeweils 10 Feldern nebeneinander<br />

eingetragen. Lediglich einige Felder<br />

sind noch frei, und ich frage die Kinder,<br />

wer mir noch fehlende Zahlen nennen<br />

<strong>kann</strong>. Edwin meldet <strong>sich</strong>, geht zur Tafel<br />

und trägt eine richtige (und nicht ganz<br />

leichte) Zahl ein. Darauf entfährt einem<br />

anderen Schüler der vielsagende<br />

Ausrufer:<br />

„Wow, das hätte ich auch nicht besser<br />

gekonnt!“<br />

Sophia und Edwin müssen <strong>sich</strong> also den<br />

Umständen in dieser Klasse in gewisser<br />

Hin<strong>sich</strong>t anpassen; sie müssen <strong>sich</strong> z.T.<br />

sehr strecken – haben dafür aber die<br />

Chance (wie das Beispiel Stricken zeigt)<br />

auch Dinge zu lernen, die sie sonst<br />

vermutlich nicht gelernt, oder nicht so<br />

schnell gelernt hätten. Dabei zeigt <strong>sich</strong>,<br />

wie wichtig als Anreiz zum Lernen<br />

gerade für Edwin und Sophia das Vorbild<br />

des anderen Kindes ist.<br />

Und was lernen die anderen Kinder?<br />

Auch hier zunächst ein Beispiel: Im Englischunterricht<br />

wurde über längere Zeit<br />

ein Spiel gespielt, in dem ein Briefträger<br />

einen Brief verliert und mit demjenigen,<br />

der ihn findet, einen Wettlauf um die im<br />

Kreis stehenden anderen Kinder macht<br />

(ähnlich dem deutschen Plumpsack).<br />

Wenn z.B. Sophia mit dabei ist, dann<br />

nehmen die meisten Kinder Rück<strong>sich</strong>t,<br />

indem sie nicht so schnell rennen wie sie<br />

eigentlich könnten, und lassen sie gewinnen<br />

bzw. machen es auf diese Art und<br />

Weise trotz der nicht so großen Schnellligkeit<br />

von Edwin zu einem `spannenden´<br />

Lauf für ihn. Kurz gesagt, sie lernen<br />

Rück<strong>sich</strong>t zu nehmen auf die Besonderheiten<br />

von Edwin und Spophia.<br />

Trotzdem entsteht nicht das Gefühl des<br />

Weniger-Könnens, sondern eher des<br />

Etwas-anderes-Könnens: Sophia und<br />

Edwin nehmen nicht am Französischunterricht<br />

der Klasse teil und sind während<br />

dieser Zeit oft im Garten, wo sie ein Beet<br />

betreuen. Manchmal darf dann auch ein<br />

anderes Kind mit (diese Aufgabe ist sehr<br />

beliebt!), und voller Stolz zeigen beide,<br />

wo die Werkzeuge stehen und was sie<br />

schon gemacht haben.<br />

Im Klassenzimmer ist es so, dass Frau<br />

Brandt bei Edwin und Sophia am äußeren<br />

Rand der ersten Tischreihe sitzt und so<br />

die beiden direkt im Unterrichtsgeschehen<br />

unterstützen <strong>kann</strong>.<br />

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Das Klima der Klasse, das Verhalten der<br />

Kinder untereinander hat meiner Einschätzung<br />

nach einen deutlich positiven<br />

Charakter, der durch die Integration<br />

befördert wird.<br />

Beispiel Morgenkreis: Ein Ziel hier ist<br />

das Sich-zuhören-lernen; viele Kinder<br />

haben im Laufe des ersten Schuljahres<br />

gelernt, <strong>sich</strong> gegenseitig aufmerksam zuzuhören.<br />

Die Anteilnahme, das Verstehen<br />

des anderen wird dadurch erleichtert,<br />

dass es z.B. der besonderen Aufmerksamkeit<br />

bedarf, um nicht so gut sprechende<br />

Kinder zu verstehen. Gegen Ende des<br />

letzten Jahres war dieses morgendliche<br />

Erzählen dann wirklich ein Ort der<br />

gegenseitigen Wahrnehmung: es trauten<br />

<strong>sich</strong> alle hier zu erzählen.<br />

Ich glaube weiterhin, dass in der Elternschaft<br />

der Klasse auch eine besondere<br />

Aufmerksamkeit und ein Interesse an<br />

einander zu beobachten ist. Viele Eltern<br />

äußerten, dass der „<strong>schön</strong>ste“ und<br />

„intensivste“ Elternabend der war, an<br />

dem die Integration thematisiert wurde.<br />

In einer guten und herzlichen Atmos-<br />

phäre konnten viele Dinge besprochen<br />

und mitgeteilt werden, was sonst oft erst<br />

nach jahrelanger Zusammenarbeit in der<br />

Form möglich ist.<br />

Eine weitere Besonderheit ist, dass wir<br />

im Landkreis Lörrach das einzige ISEP<br />

Modell (Integratives Schul-Entwicklungs-Projekt)<br />

sind. Dabei haben wir die<br />

volle Unterstützung des Schulamtleiters,<br />

Herrn Rüdlin; ein erster Rückblick mit<br />

ihm hat vor kurzer Zeit stattgefunden.<br />

Leider hat diese Unterstützung keinen<br />

Einfluss auf die Finanzierung, da das<br />

Privatschulgesetz, das für die Waldorfschule<br />

gilt, eine entsprechende Förderung<br />

formal nicht vorsieht.<br />

Aus meiner eigenen Arbeit <strong>kann</strong> ich berichten,<br />

dass mir die Integration sehr bei<br />

der Unterrichtsvor- und Nachbereitung<br />

hilft. Sophia und Edwin zeigen viel<br />

deutlicher als die „normalen“ Kinder, ob<br />

der Unterricht stimmig ist, ob er so<br />

geplant ist, dass alle in die jeweilige Aufgabe<br />

mit einsteigen können (jeder auf<br />

<strong>sein</strong>e Weise) und ob er die Kinder wirk-<br />

Fortsetzung nächste Seite unten

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