schön; wenn man sich wieder sein erstes auto leisten kann.
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14 l Aus dem Unterricht Aus dem Unterricht l 15<br />
Aus der Thematik der 3. Klasse<br />
Im „Lehrplan“ der Freien Waldorfschulen<br />
steht das 3.Schuljahr in vielerlei Hin<strong>sich</strong>t<br />
ganz im Zeichen der tätigen Au<strong>sein</strong>andersetzung<br />
mit den äußerlichen Gegebenheiten<br />
der Welt. Befindet <strong>sich</strong> das Kind<br />
bis zum Anbruch des 9. Lebensjahres<br />
noch in einem innigen Verhältnis mit der<br />
umgebenden Welt, fühlt <strong>sich</strong> wie ein Teil<br />
von dieser, kommt es nun zwischen dem<br />
9. und 10. Lebensjahr zu einem bedeutsamen<br />
Wendepunkt.<br />
Nicht umsonst steht zu Beginn des 3.<br />
Schuljahres in der Regel die Epoche der<br />
„Schöpfungsgeschichte“ aus dem alten<br />
Testament als Einleitung des neuen<br />
Erzählstoffes. Erschaffung des Menschen,<br />
3. Klasse 2003 l 2004<br />
Die 3. Klasse baut eine mongolische<br />
Jurte<br />
Da die Drittklässler seit der ersten Klasse<br />
die Patenschaft für die beiden Bergschafe<br />
im Schulgarten pflegen und somit ein<br />
inniges Verhältnis zu Schafen und Wolle<br />
entstanden ist, entstand schon vor längerer<br />
Zeit die Idee, daran in der 3.Klasse<br />
beim „Hausbau-Themas“ anzuknüpfen.<br />
Vertreibung aus dem Paradies, Au<strong>sein</strong>andersetzung<br />
mit der Natur, Bearbeitung<br />
der Erde und das Schaffen einer eigenen<br />
„Behausung“ und Lebensgrundlage,<br />
zeichnen im „Bild“ die seelische Entwicklung<br />
in diesem Lebensalter. Das<br />
paradiesische Kleid der frühen „Kindheit“<br />
fällt oft plötzlich ab, das Kind erlebt<br />
<strong>sich</strong> in einem ganz neuen Verhältnis zur<br />
Welt, steht ihr nun als kleine Persönlichkeit<br />
selbständig gegenüber. Dem oft<br />
schmerzhaften Verlust der „himmlischen<br />
Heimat“ folgt nun das eigenständige<br />
Schaffen einer irdischen Heimat im<br />
weitesten Sinne.<br />
Bei diesem Prozess wollen die Themen<br />
Die „Jurte“ als Haus der Mongolen erschien<br />
dafür eine geeignete Möglichkeit,<br />
bietet sie doch in den verschiedensten<br />
Arbeitsgängen vielfältige Erfahrungsmöglichkeiten<br />
für die Kinder.<br />
Das kreisrunde, hausähnliche „Zelt“ besteht<br />
aus einem Holzgerüst aus ursprünglich<br />
Weidenstangen, welches von großen<br />
der 3. Klasse wie z.B. Ackerbau,<br />
Hausbau und die Beschäftigung mit den<br />
Urberufen dem Kind eine Hilfe <strong>sein</strong>.<br />
Aber auch in allen anderen Epochen und<br />
Fächern liegt das Schwergewicht auf der<br />
Au<strong>sein</strong>andersetzung mit den äußeren<br />
Gegebenheiten der Welt wie z.B. im<br />
Deutsch die erste Sprachlehre, in<br />
Mathematik das Sachrechnen etc...<br />
Jeder KlassenlehrerIn hat nun die <strong>schön</strong>e<br />
Aufgabe, <strong>sich</strong> für <strong>sein</strong>e Klasse entsprechende<br />
praktische Projekte und Tätigkeiten<br />
zu überlegen, an welchen die Kinder<br />
möglichst intensive und vielfältige<br />
Erlebnisse in der Au<strong>sein</strong>andersetzung<br />
mit der Welt haben können.<br />
Wollfilz-Matten bedeckt wird. Die Jurte<br />
(türkisch: Behausung), <strong>kann</strong> relativ<br />
schnell in einzelne Elemente zerlegt und<br />
so überall hin mitgenommen werden. Die<br />
Mongolen lebten überwiegend von der<br />
Schafzucht und führten in diesem Zusammenhang<br />
ein Nomadenleben (Wohnort<br />
orientiert <strong>sich</strong> am Weideland - im übertragenen<br />
Sinne eine recht moderne<br />
Situation!). Der Jurtenbau bedeutet dort<br />
eine ritualähnliche Gemeinschaftsaktion<br />
von Familien und Sippen.<br />
Das soziale Gemeinschaftserlebnis steht<br />
dabei stark im Vordergrund. Die Tätigkeiten<br />
dabei sind vielfältig - vom Besorgen<br />
des Holzes aus dem Wald über Holzbearbeitung,<br />
„Gerüstbau“, Schnurherstellung<br />
und Lederverarbeitung bis zur Wollverarbeitung<br />
(Filzen der Hausbedeckung). So<br />
sind vielerlei Sinneserfahrungen für die<br />
Kinder möglich und es braucht viele<br />
Hände, die gemeinsam ein Ganzes<br />
schaffen (Gemeinschaftsbildung!).<br />
Dazu vermittelt die Jurte im Innern ein<br />
äußerst starkes Hüllen- und Innenraumerlebnis,<br />
was den Kindern bei ihrem<br />
neuen Entwicklungsschritt Hilfestellung<br />
<strong>sein</strong> <strong>kann</strong>.<br />
Der Jurtebau hat begonnen....<br />
Schon vor Wochen haben <strong>sich</strong> die Eltern<br />
der 3. Klasse entschlossen, für die Hausbauepoche<br />
eine Jurte zu bauen. Das ist<br />
ein rundes Filzzelt mittelasiatischer<br />
Nomaden.<br />
Gemeinsam mit Förster Freidel und zwei<br />
Eltern wurde am Freitag, den 26.9. damit<br />
begonnen, einen Jungwald bei Hasel nach<br />
geeigneten Jungbäumen für das tragende<br />
Gerüst zu durchforsten.<br />
Die Schüler und ihre Klassenlehrerin<br />
Frau Dycke reisten gemeinsam mit dem<br />
Bus bis zur Haltestelle Hasel an. Nach<br />
einem kurzen Fußmarsch und einer Einleitung<br />
von Förster Freidel ging es dann<br />
gleich an die Arbeit.<br />
Es wurden 4 Gruppen gebildet. Die Aufgabe<br />
der ersten drei Gruppen bestand<br />
darin, in einem dornenreichen Jungwald<br />
<strong>schön</strong>e, geradegewachsene Jungbäume so<br />
auszuwählen, dass die stärkeren, dominanten<br />
stehen blieben. Diese wurden<br />
dann mit einer Handsäge gefällt, entastet,<br />
grob gekürzt und anschließend aus der<br />
Schonung auf einen Sammelplatz der<br />
nahe gelegenen Wiese geschleppt. Die<br />
vierte Gruppe war damit beschäftigt,<br />
diese Baumrohlinge in einer Sägelehre<br />
auf ein Maß von 4 cm Durchmesser und<br />
einer Länge von ca. 2,30 m einzukürzen.<br />
Zwischendurch gab es noch eine ausgiebige<br />
Vesperpause auf dem frisch geschlagenen<br />
Polter (Holzstoß). Danach wurden<br />
die vier Gruppen neu eingeteilt, und es<br />
ging nochmals kräftig an die Arbeit.<br />
Gegen 12 Uhr war Ende der Fällarbeit,<br />
und alle Kinder verluden die ca. 160<br />
Diese und viele weiteren Aspekte bewogen<br />
mich als Klassenlehrerin, den Eltern<br />
der 3. Klasse die Jurte als Hausbau-<br />
Projekt ans Herz zu legen. Nach langen<br />
Vorbereitungsprozessen konnte <strong>sich</strong> die<br />
Elternschaft auch dafür begeistern, so<br />
dass die ersten Arbeitsschritte gleich zu<br />
Beginn des 3. Schuljahres in Angriff genommen<br />
werden konnten. Einige engagierte<br />
Eltern haben <strong>sich</strong> schon vor den<br />
Sommerferien zu einem „Baukreis“<br />
zusammengefunden und erarbeiten mit<br />
großem Elan Schritt für Schritt die<br />
einzelnen Arbeitsschritte. Erfreulicherweise<br />
arbeiten dort mit großem Einsatz<br />
z.T. auch Eltern und KollegInnen aus<br />
anderen Klassen mit, so dass mein Anliegen<br />
der Gemeinschaftsbildung auch über<br />
die Klassengrenze hinaus zum Tragen<br />
kommt. Es ist außerdem die Mitwirkung<br />
anderer Klassen an einzelnen Arbeitsgän-<br />
eingekürzten Stangen in den mitgebrachten<br />
Anhänger. Nun war es auch schon<br />
Zeit für den Rückmarsch zur Bushaltestelle<br />
und den Rückweg zur Schule. Die<br />
Stangen wurden anschießend an die<br />
Waldorfschule gefahren, in 10-er Bündel<br />
geschnürt und in den Teich gelegt, damit<br />
sie nicht austrocknen und <strong>sich</strong> später<br />
noch gut schälen lassen.<br />
Alexander Köpfer<br />
gen geplant, so dass es eine „Behausung“<br />
für die Schulgemeinschaft werden <strong>kann</strong>.<br />
Wir hoffen, die Jurte zum nächsten<br />
Sommerfest einweihen zu können.<br />
Erster Arbeit<strong>sein</strong>satz der Drittklässler<br />
am Freitag, 26. September<br />
Es wurden aus einem Jungbestand in<br />
einem Waldstück bei Wehr mit Revierförster<br />
Georg Freidel (Schülervater aus der<br />
2. Klasse) und Elternhilfe junge Eschen-<br />
und Ahornstämmchen ausgeforstet. Diese<br />
müssen bald gründlich geschält und<br />
genau abgerichtet werden, bevor sie zu<br />
vier „Scherengittern“ (Khanas) verarbeitet<br />
werden können, welche die Wände<br />
der Jurte bilden werden.<br />
Im Augenblick warten 160 Holzstangen<br />
im Schulbiotop auf die Weiterbearbeitung<br />
Magdalene Dycke