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essen · trinken · genießen - Westfalen Gastro

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Gastkommentar - Stefan Manier<br />

4<br />

Mal ein offenes Wort!<br />

Neulich war ich wieder einmal auf unseren<br />

Autobahnen unterwegs. Die Zeit<br />

war knapp und es wurde früher Nachmittag.<br />

Ich hatte den ganzen Tag noch<br />

nichts geg<strong>essen</strong> und fuhr an einer Autobahnraststätte<br />

raus, um eine kleine Pause<br />

zu machen. Wie immer war die Raststätte<br />

gut gefüllt und fast alle Menschen aßen<br />

auch etwas. Ich beschloss dies auch zu tun<br />

und bestellte mir ein Putenschnitzel mit<br />

Bratkartoffeln. Dazu eine kleine Flasche<br />

Orangensaft.<br />

Als ich da nun über einem lauwarmen,<br />

dicken, sehnigem Stück Fleisch mit kalten,<br />

alten, fettigen Bratkartoffeln saß,<br />

wusste ich gar nicht, ob ich lachen oder<br />

weinen soll. Der Spaß hat mich immerhin<br />

inklusive Getränk 1 ,50 € gekostet. Ich gehöre<br />

nicht zu den Menschen, die ständig<br />

nörgeln. Schon gar nicht in Restaurants.<br />

Aber ich fand es schon interessant, dass<br />

scheinbar niemand wirklich unzufrieden<br />

war mit dem, was er da vor sich auf dem<br />

Teller hatte.<br />

Ich habe dann versucht, etwas von dem<br />

zu <strong>essen</strong>, das vor mir lag. Aber schon nach<br />

dem zweiten Bissen war für mich klar,<br />

dass ich zu Hause <strong>essen</strong> würde.<br />

Was mich an der ganzen Sache doch am<br />

meisten betrübt hat, war nicht die Tatsache,<br />

dass ich Geld verloren hatte und meine<br />

Zeit umsonst war. Nein, ich musste nur<br />

noch daran denken, dass ich für das Geld<br />

in einem kleinen Restaurant abseits der<br />

Autobahn sicher deutlich besser geg<strong>essen</strong><br />

hätte, freundlich bedient worden wäre<br />

und eine Stoffserviette bekommen hätte.<br />

Es ist schon interessant, dass so viele<br />

Menschen scheinbar überhaupt keine<br />

Ansprüche an Qualität stellen. Für mich<br />

stand wieder einmal fest, dass ich mir so<br />

etwas einfach nicht mehr antun werde.<br />

Vielleicht ging es Ihnen ja schon einmal<br />

ähnlich in so einer Situation. Dann<br />

denken Sie doch das nächste Mal einfach<br />

daran, wenn Sie ein Restaurant betreten,<br />

in dem Sie von gelernten Fachkräften bedient<br />

werden, wo man Qualität schätzt<br />

und sich um Sie bemüht. Und vergleichen<br />

Sie doch mal Ihre 10,- €, die Sie hier ausgeben<br />

haben mit denen, die Sie in einer der<br />

zahlreichen Schnellrestaurants loswerden,<br />

wo es Pappbrötchen mit Standardfleisch<br />

aus der Mikrowelle gibt.<br />

Ich will hier sicher kein Klagelied anstimmen.<br />

Ich frage mich einfach nur<br />

manchmal, warum in Deutschland für<br />

Nahrung so ein schlechtes Qualitätsbewusstsein<br />

herrscht. Wir bauen die besten<br />

Automobile der Welt, sind führend in so<br />

vielen Branchen. Nur wenn es um Genuss<br />

geht, fehlt es uns scheinbar an diesem Bewusstsein.<br />

Für einen Spülmaschinen-Monteur sind<br />

wir gerne bereit 78,-€ pro Stunde zu bezahlen.<br />

Und für einen Kfz-Meister sogar<br />

noch mehr. Das ist ja auch richtig so.<br />

Denn gute Arbeit soll auch bezahlt werden.<br />

Nur wenn es um Nahrungsmittel<br />

geht, ist kaum jemand bereit, solche Preise<br />

zu akzeptieren. Und das führt einfach<br />

dazu, dass in unserem Lande ein Lebensmittelskandal<br />

den anderen jagt.<br />

Sicher liegt es mit daran, dass Essen gehen<br />

nicht so einen bleibenden Wert hat,<br />

wie andere Luxusartikel.<br />

Aber auch in jedem gut gekochten Essen<br />

und jeder Flasche Wein stecken viel<br />

Arbeit und dahinter jemand, der sich mit<br />

seiner Arbeit identifiziert. Und das sollte<br />

einfach mehr geschätzt werden.<br />

Ihr<br />

Stefan Manier

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