Schliesslich waren wir alle jung und lebenslustig - Spinnenwerk

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kers war ein Kindergartenkameradvon mir. Wenn die Reihe an seineFamilie kam, durfte ich bei der Gelegenheitmeinen Vater besuchen. Ichwar zu der Zeit erst vier Jahre alt,kann mich aber noch genau entsinnen,wer in dem Bett neben ihm lag.Unser Vater hatte ein unglaublichvielseitiges Wissen, und alle nanntenihn das wandelnde Lexikon. Es ist mirein Rätsel, wann und wie er sich diesangeeignet hatte. Mit 16 Jahren war erin die Lehre gekommen und hatte wenigZeit zum Studium. Aber er las vielund hauptsächlich nachts. Ich kannmich entsinnen, daß wir auf all unsereFragen stets eine detaillierte und befriedigendeAntwort bekamen. Er warauch Mitglied der Freien LiterarischenVereinigung, der auch GerhartHauptmann, Wilhelm Bölsche undBruno Wille angehört hatten. Auchnahm unser Vater im und kurz nachdem Ersten Weltkrieg Unterricht inder Türkischen Sprache, die damalsnoch mit arabischen Buchstaben geschriebenwurde. Sein Lehrer war einTürke namens Eli Bey Bolland.JUGEND UND SCHULZEITAuch wir Kinder lasen gern, am liebstenabends im Bett. Wir ließen unsvon Arbeitern in der Fabrik zweiHolzbretter mit Haken machen, diewir bei Dunkelheit vor die Glastür derSchlafzimmertür legten, damit dieEltern vom Eßzimmer aus nicht sehenkonnten, daß bei uns noch Lichtbrannte. Wenn wir sie dann kommenhörten, flogen die Bücher unter dieBettdecke und wir schnarchten vernehmlich.Auch in der Schule hatten wir immerBücher unterm Tisch, wenn der Unterrichtlangweilig war. Wurden wirdann gefragt und konnten nicht antworten,flüsterte uns eine hilfreicheMitschülerin die Antwort zu. Lotteund ich besuchten das Schiller-Lyceum,das gegenüber dem AmtsgerichtWedding in der Pankstraße,Ecke Böttger Straße lag. In Mathematikwaren wir beide keine großenLichter. Dies war auch der Grund,weshalb wir mit der Obersekundareife(nach zehn Schuljahren) die Schuleverließen. Wir wollten keinesfalls riskierendurchzufallen.Meine Schwester trat ins BerlinerLettehaus ein und lernte Kunstfotografie.Ich interessierte mich sehr fürSprachen und besuchte ein privatesLehrerseminar, wo ich nach vier Semesternim Jahre 1931 die staatlichePrüfung in Französisch und Deutschablegte. Damit hatte ich die Berechtigung,privat und an PrivatschulenDeutsch und Französisch zu unterrichten.Ich gab Stunden und trat aber15
Im Jahre 1930 heiratete meineSchwester nach - dem für mich un-endlich weit entfernten - Ilmenau inThüringen. Während der Hochzeitsvorbereitungenwar meine Mutterstark beschäftigt. Ich nutzte dies ausAnfang 1932 bei der DeutschenBuchgemeinschaft in der Alten-Jakob-Straßeals Redaktionssekretärinein. Dort lernte ich meinen späterenMann, Günter Wolff kennen, der Redakteurwar.Anni Gatte1 am 10. Geburtstag, 4. Januar 192316
Seite 2 und 3: Das Foto auf dem Umschlag zeigt Ann
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Seite 6 und 7: das sie zu verspüren meint. Allerd
Seite 8 und 9: Humor, geistvoll und frei von Zynis
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