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Schliesslich waren wir alle jung und lebenslustig - Spinnenwerk

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egleitet <strong>und</strong> bei der K<strong>und</strong>schaft eingeführtwurde. Da die Handelsverträgeabzulaufen drohten, mußte dieWare in Windeseile angefertigt, verpackt<strong>und</strong> versandt werden. So mußteich lernen, mit den einschlägigen Behördenwie Zoll, Post etc. zu verhandeln,was oft kompliziert war. ZumGlück beherrschte ich schon ganz gutHebräisch <strong>und</strong> noch besser Englisch.Meinem Schwager fielen <strong>alle</strong> Fremdsprachenschwer, dafür war er einausgezeichneter Kalkulator <strong>und</strong> Verkäufer<strong>und</strong> bei der K<strong>und</strong>schaft beliebt.Wir hatten außer den jüdischen aucharabische K<strong>und</strong>en. Um diesen entgegenzukommen,lernte ich in Abendkursenetwas Arabisch. Obgleich dergrößte Teil von ihnen gut Hebräischverstand <strong>und</strong> sprach, <strong>waren</strong> die K<strong>und</strong>endoch erfreut, daß <strong>wir</strong> uns bemühten,in ihrer Sprache mit ihnen zusprechen. Bei jedem arabischen K<strong>und</strong>enmußte ich Kaffee trinken.Während des Krieges bekamen <strong>wir</strong>auch Aufträge von der Navy für ihreweiblichen Angehörigen <strong>und</strong> späterfür die Frauen der polnischen Anders-Armee, die damals in Palästina stationiert<strong>waren</strong>.DAS RADIOInzwischen zogen mein Mann <strong>und</strong> ichmit Esra von meiner Schwester <strong>und</strong>ihrer Familie fort, denn es war dortsehr eng <strong>und</strong> für meine Schwestereine große Belastung. Wir wohntendann mehrmals gemeinsam mit anderen<strong>jung</strong>en Ehepaaren. Wir <strong>alle</strong>konnten es uns nicht leisten, die Mietefür eine Wohnung <strong>alle</strong>in aufzubringen.Aber <strong>wir</strong> verstanden uns meistgut mit unseren Partnern, <strong>und</strong> jederversuchte, Rücksicht auf den anderenzu nehmen. Ich arbeitete zeitweise andrei verschiedenen Stellen im Laufedes Tages, denn es ging <strong>wir</strong>tschaftlichnicht gut. Morgens arbeitete ich von 7bis 9 Uhr in einem Haushalt (übrigenssind unsere Familien heute noch be-fre<strong>und</strong>et!), danach in der Fabrik meinesSchwagers <strong>und</strong> am Nachmittagschrieb ich französische Briefe füreinen Importeur von Geschirr ausBelgien <strong>und</strong> verkaufte künstlicheBlumen an Hutgeschäfte. Unser Kind,damals gerade 5 Jahre alt <strong>und</strong> sehr oftkrank, war am Tage in einer Familieuntergebracht. Am Abend holtenmein Mann oder ich ihn ab <strong>und</strong> trugenihn auf dem Rücken zum Schlafennach Hause. Die Hausarbeit <strong>und</strong> dasKochen besorgte ich abends oft bis indie Nacht hinein. Es war nicht leicht,bei unserer Sommertemperatur in derhermetisch verdunkelten winzigenKüche zu kochen. Aber <strong>wir</strong> erlebten<strong>alle</strong> ahnliches <strong>und</strong> taten uns nicht leid.36

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