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Schliesslich waren wir alle jung und lebenslustig - Spinnenwerk

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Es ist hier nicht der Ort, von <strong>alle</strong>nAlpträumen, schlaflosen Nächten <strong>und</strong>Tranen zu berichten, die uns <strong>alle</strong> dieseEntdeckungen gekostet haben. DerSchmerz <strong>wir</strong>d uns an unser Ende begleiten.DIE ANKUNFT DER SCHWESTERIm Herbst 1938 hatte ich das großeGlück, meine Schwester Lotte mitSchwager Heinz Gabbe <strong>und</strong> deren6jähriges Töchterchen Ruth hier imLande in Empfang zu nehmen. Sie erreichtendie neue Heimat zwei Monatevor der sogenannten"Kristallnacht". Was dies für michbedeutete, kann ich nicht beschreiben.Mein Schwager übernahm eine kleineBüstenhalterfabrikation, einen Betriebin der Branche, aus der er von Hausaus kam. Da er die Verhältnisse desLandes, vor <strong>alle</strong>m aber die Landessprachenicht genügend kannte <strong>und</strong>beherrschte, bat er mich <strong>und</strong> meinenMann, ihm behilflich zu sein. Ich warnun bereits zwei Jahre im Lande,mein Mann eineinhalb. Wir hattenschon etwas mehr Erfahrung <strong>und</strong>sprachen, wenn auch nicht perfekt,Hebräisch. So verließ ich, zunächstohne Mann <strong>und</strong> Sohn, der inzwischenetwas über ein Jahr alt war, den Kibbuz.Mein Mann kam dann einigeMonate später mit Sohn Esra nach.Nun begann eine neue Periode in unseremLeben. Wir nahmen ein möbliertesZimmer auf dem Treppenflurim gleichen Hause, wo meine Schwestermit ihrer Familie wohnte <strong>und</strong>noch heute wohnt! Meine Schwesterversorgte den Haushalt <strong>und</strong> die Kinder,während mein Schwager <strong>und</strong> ichlangsam in unsere neue Tätigkeit hineinwuchsen.Mein Schwager, der Fachmann, lerntemich beim Zuschneiden der Büstenhalteran, was nicht so einfach war.Abgesehen von meiner manuellenUngeschicklichkeit bin ich ja, wieschon erwähnt, auch noch linkshändig.Es mußte daher eine Linkshänderschereangeschafft werden. Auchübernahm ich die Korrespondenz <strong>und</strong>die Führung des täglichen Kassenbuches.Zu jener Zeit hatten <strong>wir</strong> noch Verbindungmit einigen Ländern des Mittleren<strong>und</strong> Ferneren Ostens, <strong>und</strong> <strong>wir</strong>konnten vor dem Zweiten Weltkriegnach Libanon, Syrien, Ägypten, sowiesogar nach Indien, Aden etc. exportieren.Die Aufträge wurden durch sogenanntePlaciers, am Platz ansässigeVertreter, eingebracht. Mein Schwagerfuhr sogar noch in die betreffendenLänder, wo er von den Placiers35

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