ZZ_broschuere2008_fuerdruck:Layout 1 - Ziegel Zentrum
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George Bähr hat in einer Zeit, in der es noch keine statischen Berechnungen<br />
gab, Vorstellungen über die Lastabtragung des riesigen Bauwerks mit seiner hohen<br />
und schweren Steinkuppel und der flacheren und daher gefährlicheren Innenkuppel<br />
entwickelt, die ihn als avantgardistischen Konstrukteur ausweisen. In<br />
die Steinkuppel legte er ringförmig mehrere Eisenanker ein, die er allerdings nur<br />
unzureichend anspannen konnte (mit Wärme und Keilen). Die Kuppel ruht auf 8<br />
dünnen Pfeilern, die in tiefe, v-förmige Wandscheiben übergehen, die er Spieramen<br />
nannte. Den Lastabtrag der Kuppel stellte er sich pyramidal vor, d.h. dass<br />
die Spieramen in ihrer Tiefe nicht nur den verbliebenen (über die Aufnahmefähigkeit<br />
der Ringanker hinaus gehenden) Teil der horizontalen Kräfte aufnehmen<br />
sollten, sondern auch einen Teil der vertikalen. Zu diesem Zwecke ordnete er zusätzliche<br />
Anker in den oberen Spieramen an, die er jedoch nicht ausreichend<br />
anspannen konnte. Daher waren die inneren Pfeiler tatsächlich erheblich überlastet.<br />
Der Bau riss auch im Bereich der Spieramen massiv (im Bereich der Emporendurchgänge)<br />
aber stand bis 1945.<br />
Zu den der Zeit weit vorauseilenden Besonderheiten Bährs gehörte auch die<br />
Steinsichtigkeit der Kuppel. Die – älteren – Kuppeln von Florenz und Rom besitzen<br />
eine Dachdeckung aus <strong>Ziegel</strong> bzw. Metall. Bähr wollte eine Kirche bauen<br />
„aus einem Stein“. In einer Zeit, in der es üblich war, Holzaltäre mit Stuckmarmor<br />
zu überziehen, um ihnen das Aussehen eines anderen Materials zu verleihen,<br />
verfolgte er bereits Materialgerechtigkeit. Möglicherweise reicherte er den<br />
Mörtel der Kuppel mit Milch und Eiern an, die in so großen Mengen geliefert<br />
worden waren, dass sie nicht durch die Versorgung der Bauleute erklärt werden<br />
können.<br />
In den 20er Jahren kam es zu umfassenden Konstruktionsverstärkungen. Ein<br />
Ring anker wurde von innen in die untere Kuppel eingebaut, jedoch war auch<br />
deren Vorspannung noch nicht möglich (Ing. Prof. Rüth). Außerdem wurden zusätzliche<br />
Fundamente angeordnet. Die gerissenen Pfeilerquader wurden mit<br />
Flacheisen bandagiert.<br />
1945 überstand die Frauenkirche den Luftangriff und die Zerstörung der Stadt.<br />
Ein Brand im Inneren führte zu Steinabplatzungen an den überlasteten Pfeilern<br />
und das brachte die Kuppel zum Einsturz und zerstörte den Bau bis auf wenige<br />
Ruinenteile, zu denen auch die Unterkirche gehörte.