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Sturzprävention - Verband der Seniorenwohnheime Südtirols

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InhaltsverzeichnisVorwort ............................................................................................................................ 31. Über die Leitlinie ................................................................................................... 51.1. Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgruppe ...................................................................... 51.2. Zielsetzung und Inhalte <strong>der</strong> Leitlinie ............................................................ 61.3. Zielgruppe <strong>der</strong> Leitlinie .............................................................................. 61.4. Anwendungsbereich <strong>der</strong> Leitlinie ................................................................. 71.5. Organisation und Methodik in <strong>der</strong> Ausarbeitung <strong>der</strong> Leitlinie ........................... 71.6. Überarbeitung <strong>der</strong> Leitlinie ......................................................................... 71.7. Danksagung ............................................................................................. 81.8. Kontakt ................................................................................................... 82. Definition - Sturz................................................................................................... 93. Sturzprävention – Flussdiagramme..................................................................... 103.1. Vorgehensweise - Sturzprävention bei Betreuten allgemein...........................103.2. Vorgehensweise - Sturzprävention bei Betreuten nach einem Sturz................114. Erhebung - Sturzrisiko und Sturzereignisse ........................................................ 124.1. Sturzrisiko- Assessment............................................................................124.1.1. Schwerpunkte des Sturzrisiko- Assessments in Akuteinrichtungen ..........134.1.2. Schwerpunkte des Sturzrisiko- Assessments in Langzeiteinrichtungen.....134.2. Assessment von Sturzereignissen ..............................................................145. Übersicht - Interventionen zur Sturzprävention.................................................. 165.1 Personenbezogene Risikofaktoren und mögliche Interventionen .....................165.2 Umgebungsbezogene Risikofaktoren und mögliche Interventionen .................196. Interventionsmöglichkeiten bei personenbezogenen Sturzrisikofaktoren........... 216.1 Angebot an körperlichen Aktivitäten und Bewegungstherapie ........................216.2 Information, Aufklärung und Schulung........................................................236.3 För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bewegungskompetenz .........................................................236.4 Angemessener Einsatz von Gehhilfen, Rollstühlen und an<strong>der</strong>enBewegungshilfsmitteln..............................................................................246.5 Fußpflege................................................................................................256.6 Ursachensuche ........................................................................................256.7 Vermehrte Obsorge ..................................................................................256.8 Einsatz von Protektoren ............................................................................266.9 Kontinenzmanagement bzw. zeitgerechtes Begleiten zur Toilette ...................266.10 Herzrhythmus- und Blutdruckkontrolle........................................................266.11 Abklärung von Mangelernährung bzw. Dehydratation ...................................276.12 Prävention bzw. Behandlung von Delir bzw. Verwirrtheit ...............................276.13 Medikamentenreview................................................................................276.14 Überprüfung <strong>der</strong> Sehschärfe und Einsatz von Sehhilfen.................................286.15 Reduktion des Einsatzes von freiheitseinschränkenden Maßnahmen ...............281


7. Interventionsmöglichkeiten bei umgebungsbezogenen Sturzrisikofaktoren ....... 307.1 Adäquates Schuhwerk bzw. Kleidung..........................................................307.2 Tragen von Stoppersocken ........................................................................307.3 Anpassung <strong>der</strong> Betten an die Bedürfnisse <strong>der</strong> Betreuten ...............................307.4 Adäquate Beleuchtung und Ausleuchtung....................................................317.5 Adäquate Fußböden .................................................................................317.6 Beseitigung von Stolperfallen und Gefahrenquellen ......................................317.7 Vertraut machen mit <strong>der</strong> Umgebung bzw. Anbringen vonSicherheitsvorrichtungen ..........................................................................328. Empfehlungen für die Organisation ..................................................................... 339. Auditkriterien...................................................................................................... 35Glossar ........................................................................................................................... 37Literatur ......................................................................................................................... 41Anhang........................................................................................................................... 43Anhang Nr. 1: Erweiterte Auflistung <strong>der</strong> Sturzrisikofaktoren ....................................43Anhang Nr. 2: Sturzereignisprotokoll....................................................................44TabellenverzeichnisTabelle 1: Differenzierung <strong>der</strong> wissenschaftlichen Fundierung <strong>der</strong> Empfehlungen...... 7Tabelle 2: Personenbezogene Risikofaktoren in Akuteinrichtungen.........................13Tabelle 3: Personenbezogene Risikofaktoren in Langzeiteinrichtungen....................13Tabelle 4: Umgebungsbezogene Risikofaktoren in Langzeiteinrichtungen................14Tabelle 5: Personenbezogene Risikofaktoren und mögliche Interventionen .............18Tabelle 6: Umgebungsbezogene Risikofaktoren und mögliche Interventionen..........20Tabelle 7: Sturzprädestinierende Medikamente ...................................................28Tabelle 8: Auditkriterien – Umsetzung bzw. Evaluation Leitlinie Sturzprävention .....36AbbildungsverzeichnisAbbildung 1: Interventionsbaum zur Sturzprävention bei Betreuten allgemein ....................10Abbildung 2: Interventionsbaum zur Sturzprävention bei Betreuten nach einem Sturz .........112


VorwortStürze von Betreuten in Akut- und Langzeiteinrichtungen sind häufig. Die Sturzraten variieren von3 – 13 Stürzen pro 1000 Belegungstage (National Ageing and Research Institute, 2004). Stürzegehören zu den häufigsten unerwünschten Ereignissen in Gesundheits- und Sozialeinrichtungen(Ministero delle Salute, 2010). Stürze mit Schwerstfolgen fallen in den Bereich <strong>der</strong> Signal- bzw.Sentinel- Ereignisse, die dem Gesundheitsministerium laut SIMES- Dekret vom 11.12.2009mitgeteilt werden.Ca. 20% <strong>der</strong> Aufnahmen von Betreuten aus Langzeiteinrichtungen in Akuteinrichtungen erfolgtinfolge von Oberschenkelfrakturen. Stürze betreffen fast immer bereits geschwächte Menschen,viele davon mit Demenz o<strong>der</strong> Delirium. 30% <strong>der</strong> Stürze in Akut- und Langzeiteinrichtungen führenzu physischen Schäden und 3-5% zu Frakturen. Beson<strong>der</strong>s im Alter bedingen sie Verletzungen,Funktionseinschränkungen, eingeschränkte Rehabilitation, verlängerte Krankenhausaufenthalte, dieUnmöglichkeit an den gewohnten Wohnort zurückzukehren (Oliver et al., 2007).Stürze werden wie folgt klassifiziert:• akzidentelle Stürze: ungewollte bzw. unbeabsichtigte Stürze (z.B. Ausrutschen auf demnassen Boden o<strong>der</strong> Stolpern beim Einsatz defekter Hilfsmittel)• physiologisch unvorhersehbare Stürze: Stürze infolge physischer Verän<strong>der</strong>ungen, die biszum Zeitpunkt des Sturzes nicht vorhersehbar sind (z.B. Sturz infolge einer pathologischenFraktur)• physiologisch vorhersehbare Stürze: Stürze bei Betreuten, die vorhersehbareSturzrisikofaktoren aufweisen (z.B. Betreute mit Bewegungsschwierigkeiten,Desorientierung, Inkontinenz).Schätzungen zufolge sind ca. 14% <strong>der</strong> Stürze im Krankenhaus akzidentelle Stürze, 8%unvorhersehbare Stürze und 78% vorhersehbare Stürze (Morse, 2002).Etwa 35-40% aller Menschen über 65 Jahren stürzen mindestens einmal jährlich. Die Hälfte davonstürzt sogar zwei- o<strong>der</strong> mehrmals im Jahr. Für Menschen jenseits des 75. Lebensjahres liegt dieRate noch höher. 20-30% <strong>der</strong> Sturzopfer ziehen sich Verletzungen zu, die die Mobilität undUnabhängigkeit einschränken o<strong>der</strong> zu erhöhter Morbidität und Mortalität führen (King, 2009).Darüber hinaus entstehen durch Stürze und <strong>der</strong>en Folgen erhebliche Kosten im Sozial- undGesundheitswesen. Neben dem ökonomischen Interesse Stürze zu reduzieren, muss auch <strong>der</strong>ethischen Komponente Rechnung getragen werden, die Selbständigkeit und Autonomie aller Bürgerund Bürgerinnen soweit als möglich zu gewährleisten und zu erhalten.3


Diese Ausführungen machen deutlich, wie wichtig es ist, auf das Thema Sturz aufmerksam zumachen, aktiv zu werden und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um Stürzen vorzubeugen undihren weitreichenden Folgen zu begegnen. Die vorliegende Leitlinie ist ein Schritt in diese Richtung.Bozen, den 01. Dezember 20104


1. Über die LeitlinieIm Frühjahr 2009 beauftragten Pflegedirektor Dr. Robert Peer und Sanitätsdirektor Dr. OswaldMayr eine bezirks- und betriebsübergreifende, multiprofessionell zusammengesetzte Arbeitsgruppemit <strong>der</strong> Erarbeitung einer Leitlinie zur Sturzprävention in den Akut- und Langzeiteinrichtungen.1.1. Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> ArbeitsgruppeDie nachfolgend genannten Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgruppe sind ExpertInnen aus unterschiedlichenBereichen und haben ca. eineinhalb Jahre an <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> vorliegenden Leitlinie gearbeitet:Waltraud BruggerHelene BurgmannGundula GröberAltenpflegerin/Familienhelferin, Projektkoordinatorin ProjektQualitätsinitiative, <strong>Verband</strong> <strong>der</strong> <strong>Seniorenwohnheime</strong> Südtirols - BozenKrankenpflegerin, Ausbildung zur Stationsleitung, PflegedienstleiterinKrankenhaus Innichen – Gesundheitsbezirk BruneckKrankenpflegerin, Fachlaureat in Pflege- und Hebammenwissenschaften,Pflegedienstleitung für den Bereich Geriatrie und Krankenpflege in Heimen –Gesundheitsbezirk BozenUrsula Hechensteiner Physiotherapeutin, Pitsch- Stiftung - MeranAstrid KustatscherKrankenpflegerin, Master in geriatrischer Pflege, klinische Tutorin fürKrankenpflege – Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe „Claudiana“ –BozenLisa Mauroner Krankenpflegerin, Ergotherapeutin, Leiterin Sozialbereich - ARCHE im KVW -„Wohnberatung für Senioren“ - BozenAlbert MarchElisabeth SchäferFranziska SchinkMarianne SillerFacharzt und Universitätsdozent für Geriatrie, geschäftsführen<strong>der</strong> Primar<strong>der</strong> Abteilung Geriatrie – Gesundheitsbezirk BozenPhysiotherapeutin, Pitsch- Stiftung - MeranErgotherapeutin, ARCHE im KVW - „Wohnberatung für Senioren“ - BozenKrankenpflegerin, Fachlaureat in Pflege- und Hebammenwissenschaften,Koordinatorin <strong>der</strong> Arbeitsgruppe, Stabstelle für Organisations- undProzessentwicklung, Pflegedirektion – Südtiroler SanitätsbetriebMonika Zihl Krankenpflegerin, DISHMA, Pflegedienstleiterin Krankenhaus Sterzing –Gesundheitsbezirk BrixenMonika ZöschgKrankenpflegerIn, Fachlaureat in Pflege- und Hebammenwissenschaften,Assistentin des koordinierenden Pflegedienstleiters – GesundheitsbezirkMeran5


1.2. Zielsetzung und Inhalte <strong>der</strong> LeitlinieIn <strong>der</strong> vorliegenden Leitlinie wird das Phänomen Sturz als multifaktorielles Geschehen betrachtet,dessen erfolgreiche Prävention einen personenzentrierten und multiprofessionellen Ansatzerfor<strong>der</strong>t. Sturzpräventionsprogramme können dazu beitragen, die Sturzrate bzw. die Sturzfolgenzu reduzieren, sofern sie (NICE, 2004; RNAO, 2005):- von den individuell bestehenden Sturzrisikofaktoren ausgehen- sturzgefährdete Menschen und <strong>der</strong>en Angehörige aktiv beteiligen- das gesamte Behandlungs- und Pflegeteam einer Einrichtung bzw. einer Abteilung in dieEntwicklung und Umsetzung mit einbeziehen.Mit <strong>der</strong> Erarbeitung <strong>der</strong> vorliegenden Leitlinie und <strong>der</strong>en Umsetzung sind folgende Ziele verknüpft:- För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bewegungskompetenz und Reduktion von Stürzen und sturzbezogenenVerletzungen von Betreuten in stationären Akut- und Langzeiteinrichtungen- För<strong>der</strong>ung eines multiprofessionellen Ansatzes in <strong>der</strong> Sturzprävention- Verbreitung von wissenschaftlich fundiertem bzw. Evidence basiertem Wissen zurSturzprävention- Bereitstellung von Empfehlungen zur Unterstützung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen in <strong>der</strong> praktischenUmsetzung <strong>der</strong> Sturzprävention.Die Leitlinie beinhaltet Empfehlungen:- zur frühzeitigen Erkennung von sturzgefährdeten Menschen- zu wirksamen präventiven Maßnahmen und- zur Vermeidung von unwirksamen Maßnahmen zur Prävention von Stürzen.Bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> vorliegenden Empfehlungen müssen im Rahmen <strong>der</strong> klinischenEntscheidungsfindung neben dem zur Verfügung stehenden Wissen auch folgende Aspekteberücksichtigt werden (Behrens u. Langer, 2006):- <strong>der</strong> Zustand <strong>der</strong> Betreuten und <strong>der</strong>en Präferenzen (d.h. Bevorzugung einer Alternative,Vorliebe, Wunsch)- die zur Verfügung stehenden Ressourcen (Personal und Hilfsmittel), Dienstleistungen undVersorgungsangebote- die Erfahrung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen in <strong>der</strong> Sturzprävention.Das übergeordnete Prinzip in <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Maßnahmen zur Sturzprävention ist dasAufrechterhalten einer möglichst hohen Lebensqualität unter Beachtung <strong>der</strong> Autonomie undSelbstbestimmung <strong>der</strong> Betreuten, <strong>der</strong> Umgebungsbedingungen und <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Maßnahmen(NICE, 2004).1.3. Zielgruppe <strong>der</strong> LeitlinieDie Empfehlungen richten sich an alle Berufsgruppen, die in <strong>der</strong> Prävention, Pflege, Betreuung,Behandlung und Rehabilitation von sturzgefährdeten Menschen in Akut- und Langzeiteinrichtungentätig sind.6


1.4. Anwendungsbereich <strong>der</strong> LeitlinieDie Empfehlungen <strong>der</strong> vorliegenden Leitlinie beziehen sich auf die Betreuten in Akut- undLangzeiteinrichtungen.1.5. Organisation und Methodik in <strong>der</strong> Ausarbeitung <strong>der</strong> LeitlinieNach <strong>der</strong> Beauftragung <strong>der</strong> Arbeitsgruppe seitens <strong>der</strong> Pflege- und Sanitätsdirektion erfolgte dieLiteraturrecherche. Gesucht wurde nach qualitativ hochwertigen Leitlinien, Meta- Analysen,Reviews, Expertenstandards usw. Die Recherche erfolgte in folgenden Datenbanken: Medline,Cinahl, Embase, Cochrane und mittels Handsuche.Die zur Erstellung dieser Leitlinien verwendeten Quellen sind im Literaturverzeichnis angeführt. Diezur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Erkenntnisse wurde von <strong>der</strong> Arbeitsgruppeaufgegriffen, vor dem Hintergrund <strong>der</strong> beruflichen Erfahrungen, den sprachlichen und kulturellenGegebenheiten und den zur Verfügung stehenden Ressourcen kritisch beleuchtet, besprochen undim informellen Konsens als Empfehlungen übernommen bzw. für die örtliche Praxis angepasst.Für die Empfehlungen und die Differenzierung <strong>der</strong> wissenschaftlichen Fundierung kommt in <strong>der</strong>vorliegenden Leitlinie folgende Symbolik zum Einsatz:SymbolTabelle 1:Bedeutung und Interpretation„SOLL“ - starke Empfehlung etwas zu tun – Empfehlung wird durch an<strong>der</strong>eLeitlinien bzw. Übersichtsarbeiten (Meta-Analysen, Reviews) gestützt.„KANN“ - Best Practice Empfehlung – Empfehlung beruht aufExpertenmeinung, sie wird durch keine o<strong>der</strong> gegensätzliche Empfehlungen inan<strong>der</strong>en Leitlinien bzw. Übersichtsarbeiten (Meta-Analysen, Reviews) gestützt.„SOLL NICHT“ - starke Empfehlung etwas nicht zu tun – Empfehlung wirddurch an<strong>der</strong>e Leitlinien bzw. Übersichtsarbeiten (Meta-Analysen, Reviews)gestützt.Differenzierung <strong>der</strong> wissenschaftlichen Fundierung <strong>der</strong> Empfehlungen1.6. Überarbeitung <strong>der</strong> LeitlinieDie vorliegende Leitlinie spiegelt den Diskussions- und Wissenstand zur multiprofessionellenSturzprävention vom September 2010 wi<strong>der</strong>. Eine Überarbeitung bzw. Aktualisierung <strong>der</strong> Leitliniewird, sofern es neue wissenschaftliche Erkenntnisse nicht schon vorher erfor<strong>der</strong>lich machen, fürdas Jahr 2013 geplant.7


1.7. DanksagungDer Dank <strong>der</strong> Arbeitsgruppe geht an:- die Pflege- und Sanitätsdirektion des Südtiroler Sanitätsbetriebes, den Auftraggebern <strong>der</strong>vorliegenden Leitlinie. Sie haben die Erarbeitung eines Instrumentes ermöglicht, um denMitarbeiterInnen in den Akut- und Langzeiteinrichtungen mehr Sicherheit in <strong>der</strong> Präventionvon Stürzen zu geben.- die Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe „Claudiana“ – Bozen,- die Stiftung Pitsch - Meran- die ARCHE im KVW „Wohnberatung für Senioren“ – Bozen und- den <strong>Verband</strong> <strong>der</strong> <strong>Seniorenwohnheime</strong> Südtirols - Bozen.Durch die Freistellung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen und die Ermöglichung <strong>der</strong> Teilnahme an denArbeitstreffen haben sie erheblich zur Entstehung dieser Leitlinie beigetragen. Ein zusätzlicher Dankgeht an Prim. Dr. Albert March, Geriatrie Bozen, <strong>der</strong> für die Arbeitsgruppentreffen Räumlichkeitenund Medien zur Verfügung gestellt hat.Ein großer Dank geht auch an Sabine Kaserer, Krankenpflegerin, Sanitätsassistentin undKinaesthetics- Trainerin in Bozen, für den Beitrag zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bewegungskompetenz (sieheKapitel 6.3) und an Markus Badstuber, Krankenpfleger und Koordinator in Sterzing, GertraudNie<strong>der</strong>brunner, Krankenpflegerin und Mitarbeiterin <strong>der</strong> Pflegedienstleitung Bruneck, Andrea Zöschg,Krankenpflegerin und Stabstelle <strong>der</strong> Pflegedienstleitung Meran, für das aufmerksameKorrekturlesen <strong>der</strong> vorliegenden Leitlinie.1.8. KontaktFalls Sie Fragen zur vorliegenden Leitlinie haben, zusätzliche Informationen zu bestimmtenThemenbereichen wünschen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Rückmeldung geben wollen, wenden Sie sichbitte an:Südtiroler SanitätsbetriebPflegedirektionSparkassenstr. 439100 BozenTel. +39 0471 22 36 05Fax + 39 0471 22 36 53Email: pd@sabes.itODERSüdtiroler SanitätsbetriebSanitätsdirektionSparkassenstr. 439100 BozenTel. +39 0471 22 36 06Fax + 39 0471 22 36 53Email: sd@sabes.it8


2. Definition - SturzIn <strong>der</strong> vorliegenden Leitlinie wird <strong>der</strong> Sturz in Anlehnung an die Definition <strong>der</strong> WHO(http://www.who.int/violence_injury_prevention/other_injury/falls/en/index.html; 12.07.2010) als „… jedesunbeabsichtigte und unkontrollierte Herunterfallen/-gleiten des Körpers aus dem Liegen, Sitzeno<strong>der</strong> Stehen auf eine tiefere Ebene …“ verstanden.Ausgehend von dieser Definition gilt es:- alle Stürze mittels Sturzereignisprotokoll zu erfassen, die sich während des Aufenthaltes<strong>der</strong> Betreuten in <strong>der</strong> Akut- o<strong>der</strong> Langzeiteinrichtung ereignen,- auch solche Stürze zu erfassen, die von Betreuten o<strong>der</strong> Dritten (z.B. Mitbetreuten o<strong>der</strong>Angehörigen) berichtet werden, vom Personal nicht beobachtet wurden o<strong>der</strong> bei denen sichdie Betreuten keine Verletzungen zugezogen haben.9


3. Sturzprävention – FlussdiagrammeIm Folgenden wird in Form von Flussdiagrammen die Vorgehensweise in <strong>der</strong> Sturzprävention beiBetreuten allgemein und bei Betreuten nach einem Sturz dargestellt.3.1. Vorgehensweise - Sturzprävention bei Betreuten allgemeinAbbildung 1:Flussdiagramm zur Sturzprävention bei Betreuten allgemein10


3.2. Vorgehensweise - Sturzprävention bei Betreuten nach einem SturzAbbildung 2:Flussdiagramm zur Sturzprävention bei Betreuten nach einem Sturz11


4. Erhebung - Sturzrisiko und SturzereignisseDer erste Schritt im Rahmen <strong>der</strong> Sturzprävention ist die Identifikation sturzgefährdeter Betreuter.Dabei erhebt das Gesundheitspersonal routinemäßig im Rahmen des Assessments umfassendeInformationen über die bestehenden Sturzrisikofaktoren bzw. über evt. Sturzereignisse unddokumentieren diese in <strong>der</strong> Akte <strong>der</strong> Betreuten.Bei allen Betreuten soll bei <strong>der</strong> Aufnahme in die Einrichtung einesystematische Erfassung <strong>der</strong> personen- und umgebungsbezogenenRisikofaktoren erfolgen (ACSQHC, 2009; DNQP, 2006; NICE, 2004; RNAO,2005).Die Einschätzung bzw. Wie<strong>der</strong>einschätzung des Sturzrisikos erfolgt:- möglichst zeitnahe bei <strong>der</strong> Aufnahme / Wie<strong>der</strong>aufnahme- wenn ein neuer Risikofaktor zum Tragen kommt- wenn sich <strong>der</strong> Zustand <strong>der</strong> Betreuten verän<strong>der</strong>t.Die systematische Erfassung <strong>der</strong> personen- und umgebungsbezogenenRisikofaktoren soll bei Betreuten in Akut- und Langzeiteinrichtungenperiodisch, sowie bei Verän<strong>der</strong>ungen des Gesundheitszustandes und/o<strong>der</strong>nach jedem Sturzereignis wie<strong>der</strong>holt werden (DNQP, 2006; NICE, 2004;RNAO, 2005).4.1. Sturzrisiko- AssessmentUm das Sturzrisiko von Betreuten zu erheben, gibt es unterschiedliche Methoden und Instrumente:- systematisches Assessment zur Abklärung <strong>der</strong> personen- und umgebungsbezogenenSturzrisikofaktoren- Skalen und Tests zur Sturzrisikoerhebung.Aufgrund ihrer geringen Reliabilität können Skalen und Tests zur Erhebung des Sturzrisikos (z.B.Morse- Skala, Stratify- Skala, Tinetti- Skala, Timed up and go, usw.) als grobe ScreeningInstrumente eingesetzt werden. Sie fungieren als Hilfsmittel, können aber ein systematischesSturzrisiko- Assessment mittels Einschätzung und Abklärung <strong>der</strong> personen- undumgebungsbezogenen Risikofaktoren <strong>der</strong> Betreuten nicht ersetzen (Bachner et al., 2009;ACSQHCC, 2009, NICE, 2004; RNAO, 2005; DNQP, 2006).In <strong>der</strong> Erhebung <strong>der</strong> personen- und umgebungsbezogenen Risikofaktoren vonBetreuten können zwischen Krankenhaus und Langzeiteinrichtungenunterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden (Bachner et al., 2009).12


4.1.1. Schwerpunkte des Sturzrisiko- Assessments in AkuteinrichtungenIm Akutkrankenhaus kann beim Assessment u. a. auf folgende Sturzrisikofaktoren beson<strong>der</strong>esAugenmerk gerichtet werden (Oliver et al., 2004):Personenbezogene Risikofaktoren- Gangunsicherheit und /o<strong>der</strong> Schwäche <strong>der</strong> unteren Extremitäten- Hilfebedürftigkeit beim Toilettengang, erhöhte Harnfrequenz, Harninkontinenz- Stürze in <strong>der</strong> Anamnese- Unruhezustände und / o<strong>der</strong> Verwirrtheit, vermin<strong>der</strong>tes Urteilsvermögen- Verordnung von sturzprädestinierenden Medikamenten, vor allem Sedativa.Tabelle 2:Personenbezogene Risikofaktoren in Akuteinrichtungen4.1.2. Schwerpunkte des Sturzrisiko- Assessments in LangzeiteinrichtungenIn Langzeiteinrichtungen kann beim Assessment u. a. auf folgende personen- undumgebungsbezogenen Sturzrisikofaktoren geachtet werden (nach Bachner et al., 2009):Personenbezogene Risikofaktoren- Hohes Alter- Einschränkungen in <strong>der</strong> Verrichtung <strong>der</strong> ATLs- Weibliches Geschlecht – Östrogenmangel, geringe Knochendichte- Vermin<strong>der</strong>te Kraft o<strong>der</strong> Balance in den unteren Extremitäten- Mangelernährung bzw. Dehydratation- Akute Erkrankungen- Unsicherer Gang bzw. unsicherer Gebrauch von Gehhilfen- Stürze in <strong>der</strong> Anamnese- Hilfsbedürftigkeit beim Transfer / Rollstuhlmobilität- Umherirren- Gebrauch von Antidepressiva/Sedativa/Multimedikation- Kognitive Einschränkungen- Eingeschränkte Sehfähigkeit- Systolischer Blutdruckabfall post-prandial- Diabetes mellitus- InkontinenzTabelle 3: Personenbezogene Risikofaktoren in Langzeiteinrichtungen13


Umgebungsbezogene Risikofaktoren- Verlegung in ein an<strong>der</strong>es Setting- Gefahren aus <strong>der</strong> Umgebung (z.B. zu niedrige/zu hohe Toiletten, Probleme an denBremsen des Rollstuhls) und Gegenstände, die <strong>der</strong> Mobilität för<strong>der</strong>lich sind (z.B.Gehhilfen, Rollstühle, usw.)Tabelle 4:Umgebungsbezogene Risikofaktoren in LangzeiteinrichtungenEine erweiterte Auflistung <strong>der</strong> personen- und umgebungsbezogenen Risikofaktoren in Akut- undLangzeiteinrichtungen laut dem National Ageing Research Institute (2004) ist dem Anhang Nr. 1 zuentnehmen.Bei allen Betreuten sollen dem Sturzrisiko- Assessment zur Reduktion vonStürzen und dadurch bedingten Verletzungen und Komplikationen gezielteInterventionen folgen (Bachner et al, 2009).Das bedeutet, dass bei jenen Betreuten, bei denen ein Sturzrisiko festgestellt wird, Maßnahmengeplant werden, die auf die Reduktion bzw. Beseitigung <strong>der</strong> bestehenden Risikofaktoren abzielen.4.2. Assessment von SturzereignissenJedes Sturzereignis soll mit Hilfe eines Sturzprotokolls schriftlich aufgezeichnet werden. DieAnalyse <strong>der</strong> personen- und umgebungsbezogenen Sturzrisiko- Faktoren dient zurUrsachenforschung und lässt sturzför<strong>der</strong>liche Situationen erkennen, denen durch gezieltePräventionsmaßnahmen begegnet werden kann (Bachner et al., 2009).Erfasst werden sollen nicht nur Stürze mit Folgen, son<strong>der</strong>n auch jene ohne Folgen.Bei Betreuten in Akut- und Langzeiteinrichtungen sollen Sturzereignissesystematisch und zeitnahe dokumentiert und analysiert werden und eineerneute Erfassung <strong>der</strong> Sturzrisikofaktoren erfolgen (Bachner et al., 2009;DNQP, 2006; NICE, 2004; RNAO, 2005).In <strong>der</strong> Erhebung von Sturzereignissen empfiehlt es sich folgende Daten zu erheben:- Vor- und Zuname des/r Betreuten- Geburtsdatum- Aufnahmedatum- Profil (Zustand) <strong>der</strong> Betreuten vor dem Sturz (Vorliegen personenbezogener Risikofaktoren,wie z.B. eingeschränkte Mobilität, eingeschränktes Sehvermögen, örtliche und zeitlicheDesorientierung mit motorischer Unruhe, Delir, Schwindel, Depression, an<strong>der</strong>epsychiatrische Erkrankungen, Einsatz von freiheitseinschränkenden Maßnahmen, usw.)- Sturzereignisse in den letzten 3-6 Monaten- Einnahme von Medikamenten (Anzahl <strong>der</strong> Medikamente, Einnahme von psychotropenSubstanzen, Diuretika, Laxantien, Antihypertensiva, usw.)14


- Uhrzeit und Ort <strong>der</strong> Sturzes- Unmittelbar vor dem Sturz durchgeführte Aktivitäten <strong>der</strong> Betreuten- Sturzhergang (Vorliegen umgebungsbezogener Risikofaktoren, Einwirken Dritter, Umständebeim Auffinden <strong>der</strong> Betreuten, usw.)- Zustand nach dem Sturz bzw. Sturzfolgen (z.B. Vitalzeichen, Desorientierung, Frakturen,Abschürfungen, Hämatome, usw.)- Personen, die den Sturz beobachtet haben- Eingeleitete diagnostisch-therapeutische Maßnahmen- Namen und Unterschrift <strong>der</strong> MitarbeiterIn, die das Sturzereignis dokumentiert hat- Datum und Uhrzeit, zu <strong>der</strong> die Dokumentation des Sturzereignisses erfolgt ist.Zur Erhebung von Stürzen können vorgefertigte Formulare in Form von Sturzereignisprotokollengenutzt werden, die die Dokumentation erleichtern. Im Anhang Nr. 2 ist ein Beispiel für ein solchesSturzereignisprotokoll hinterlegt.Das Sturzereignisprotokoll ist so zeitnah wie möglich vom zuständigen Gesundheitspersonalauszufüllen und im Original in <strong>der</strong> Patientenakte abzulegen.Eine evt. Schadensmeldung in rechtsmedizinischer o<strong>der</strong> versicherungstechnischer Hinsicht erfolgtdurch die diensthabende ÄrztIn bzw. KrankenpflegerIn.Die Mitteilung von Stürzen mit schweren Folgen als Signal- o<strong>der</strong> Sentinel- Ereignisse (ital. eventisentinella) erfolgt in den Abteilungen und Diensten des Sanitätsbetriebes gemäß den nationalenBestimmungen (SIMES - Dekret vom 11.12.2009) und dem betriebsinternen Umsetzungsverfahren.Bei Betreuten in Akut- und Langzeiteinrichtungen soll sichergestellt sein, dassdie Sturzereignisse mindestens einmal jährlich analysiert und aus denErgebnissen gezielte Verbesserungsmaßnahmen zur Sturzpräventionabgeleitet werden (Bachner et al., 2009; DNQP, 2006, RNAO, 2005).15


5. Übersicht - Interventionen zur SturzpräventionAusgehend von den Risikofaktoren werden im Folgenden mögliche Interventionen zurSturzprävention angeführt. Bei <strong>der</strong> Nutzung dieser Auflistung zur Definition und Planungindividueller Maßnahmen zur Sturzprävention ist darauf zu achten, dass die angeführtenInterventionsmöglichkeiten mit den individuellen Fähigkeiten und Vorstellungen <strong>der</strong> Betreutenabgestimmt werden (Bachner et al., 2009; Langer u. Behrens, 2006).5.1 Personenbezogene Risikofaktoren und mögliche InterventionenPersonenbezogeneRisikofaktorenMögliche InterventionenHohes AlterMultimorbidität- Angebot an körperlichen Aktivitäten undBewegungstherapie (S. 21)- Information, Aufklärung und Schulung überRisikofaktoren, Gefahrenquellen, präventiveMaßnahmen und das Verhalten bei Stürzen(S. 23)- För<strong>der</strong>ung bestehen<strong>der</strong> Ressourcen- För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bewegungskompetenz (S. 23)Einschränkungen <strong>der</strong> Mobilität:- Gangstörung- Schwäche <strong>der</strong> unterenExtremitäten- unangemessene Verwendung vonGehhilfen- Gleichgewichtsstörungen- Angst zu Stürzen - Postfallsyndrom- Angemessener Einsatz von Gehhilfen,Rollstühlen und an<strong>der</strong>enBewegungshilfsmitteln, die den Bedürfnissen<strong>der</strong> Betreuten und den Sicherheitskriterienentsprechen (S. 24)- Anregung zum Einsatz/Gebrauch <strong>der</strong> Hilfsmittel- Angebot an körperlichen Aktivitäten undBewegungstherapie (S. 21)- Frühmobilisation- Fußpflege zur Behandlung von eingewachsenenZehennägeln, Clavi, Blasen, usw. (S. 25)- För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bewegungskompetenz (S. 23)16


PersonenbezogeneRisikofaktorenMögliche InterventionenStürze in <strong>der</strong> Anamnese- Ursachensuche (S. 25)- Vermehrte Obsorge (vermehrte Kontrollgänge,Sessel- o<strong>der</strong> Bettenalarme, Sensormatten,usw.) (S. 25)- Einsatz von Protektoren (S. 26)- Information, Aufklärung und Schulung überRisikofaktoren, Gefahrenquellen, präventiveMaßnahmen und das Verhalten bei Stürzen(S. 23)- För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bewegungskompetenz (S. 23)Hilfsbedürftigkeit beim Toilettenbesuch:- Harn- und/o<strong>der</strong> Stuhlinkontinenz- Erhöhte Harn- und/o<strong>der</strong>Stuhlfrequenz- Vermehrte Obsorge (vermehrte Kontrollgänge,Sessel- Bettenalarme, Sensormatten, usw.)(S. 25)- Kontinenzmanagement bzw. zeitgerechtesBegleiten zur Toilette (S. 26)- Tragen von Stoppersocken (zur Vermeidungvom Ausrutschen im Harn) (S. 30)Einschränkungen infolge von:- Agitation- Delir- Schwindel- Vermin<strong>der</strong>tes Urteilsvermögen- Kognitive Einschränkungen- Eingeschränkte Orientierung- Vermehrte Obsorge (vermehrte Kontrollgänge,Sessel- Bettenalarme, Sensormatten, usw.)(S. 25)- Herzrhythmus- und Blutdruckkontrolle(S. 26)- Information, Aufklärung und Schulung überRisikofaktoren, Gefahrenquellen, präventiveMaßnahmen und das Verhalten bei Stürzen(S. 23)- För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bewegungskompetenz (S. 23)- Vertraut machen mit <strong>der</strong> Umgebung bzw.Anbringen von Sicherheitsvorrichtungen(S. 32)- Prävention bzw. Behandlung von Delir bzw.Verwirrtheit (S. 27)- Reduktion des Einsatzes vonfreiheitseinschränkenden Maßnahmen(S. 28)17


PersonenbezogeneRisikofaktorenMögliche InterventionenSturzprädestinierende MedikamenteMultimedikation- Medikamentenreview (S. 27)- Herzrhythmus- und Blutdruckkontrolle(S. 26)Sensorische und sensibleEinschränkungen:- eingeschränkte Sehfähigkeit- Polyneuropathien- Überprüfung <strong>der</strong> Sehschärfe und Einsatz vonSehhilfen (S. 28)- Information, Aufklärung und Schulung überRisikofaktoren, Gefahrenquellen, präventiveMaßnahmen und das Verhalten bei Stürzen(S. 23)- För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bewegungskompetenz(S. 23)- Anpassung <strong>der</strong> Betten an die Bedürfnisse <strong>der</strong>Betreuten (S. 30)- Adäquates Schuhwerk bzw. Kleidung (S. 30)Freiheitseinschränkende Maßnahmen- Reduktion des Einsatzes vonfreiheitseinschränkenden Maßnahmen(S. 28)- Vermehrte Obsorge (S. 25)- Vertraut machen mit <strong>der</strong> Umgebung bzw.Anbringen von Sicherheitsvorrichtungen (S.32)- Einsatz von Protektoren (S. 26)- Medikamentenreview (S. 27)Tabelle 5:Personenbezogene Risikofaktoren und mögliche Interventionen (nach Bachner et al.,2009)18


5.2 Umgebungsbezogene Risikofaktoren und mögliche InterventionenUmgebungsbezogene RisikofaktorenMögliche InterventionenUnangemessenes Schuhwerk/Kleidung- Adäquates Schuhwerk bzw. Kleidung (S.30)- Tragen von Stoppersocken (S. 30)Unangepasstes Bettenniveau- Anpassung <strong>der</strong> Betten an die Bedürfnisse<strong>der</strong> Betreuten (S. 30)Schlechtes Licht- Adäquate Beleuchtung und Ausleuchtung(S. 31)- Vertraut machen mit <strong>der</strong> Umgebung bzw.Anbringen von Sicherheitsvorrichtungen(S. 32)Ungeeignete Böden (rutschig, nass, spiegelnd,usw.)- Adäquate Fußböden (S. 31)- Rutschfeste, matte Bodenbeläge miteinfacher Farbgebung- Sicherheitsvorkehrungen bei Reinigungsbzw.InstandhaltungsmaßnahmenStolperfallen- Beseitigung von Stolperfallen undGefahrenquellen (S. 31)- Vertraut machen mit <strong>der</strong> Umgebung bzw.Anbringen von Sicherheitsvorrichtungen(S. 32)- Keine Gegenstände herumliegen/-stehenlassen (z.B. Wäsche, Wägen, ungebremsteRollstühle, Tischchen, Infusionsstän<strong>der</strong>,usw.)- Anpassung <strong>der</strong> Betten an die Bedürfnisse<strong>der</strong> Betreuten (S. 30)- Freie Bewegungsbahnen für die Betreutenschaffen19


Umgebungsbezogene RisikofaktorenMögliche InterventionenUngewohnte Umgebung und fehlendeSicherheitsvorrichtungen- Vertraut machen mit <strong>der</strong> Umgebung bzw.Anbringen von Sicherheitsvorrichtungen(S. 32)- Anpassung <strong>der</strong> Betten an die Bedürfnisse<strong>der</strong> Betreuten (S. 30)Unangemessene Versorgung mitBewegungshilfsmitteln- Angemessener Einsatz von Gehhilfen,Rollstühlen und an<strong>der</strong>enBewegungshilfsmitteln (S. 24)- Anleitung zum korrekten Einsatz <strong>der</strong>HilfsmittelTabelle 6:Umgebungsbezogene Risikofaktoren und mögliche Interventionen (nach Bachner etal., 2009)20


6. Interventionsmöglichkeiten bei personenbezogenenSturzrisikofaktorenZur Beseitigung bzw. Reduktion von personenbezogenen Sturzrisikofaktoren gibt es ein breitesSpektrum an Interventionen. Diese werden im Folgenden im Detail behandelt.Alle Betreuten sollen vom Gesundheitspersonal über die festgestelltenSturzrisikofaktoren informiert und über die möglichen Interventionen beratenwerden (DNQP, 2006; NICE, 2004; RNAO, 2005).Die Einbeziehung <strong>der</strong> Betreuten und <strong>der</strong> Angehörigen in die Entscheidungsfindung ist für eineerfolgreiche Sturzprävention wichtig.In Akut- und Langzeiteinrichtungen sollen die Interventionen zurSturzprävention gemeinsam mit den Betreuten, <strong>der</strong>en Angehörigen und denbeteiligten Berufsgruppen in einem individuellen Maßnahmenplan definiertund umgesetzt werden (ACSQHC, 2009; Bachner et al., 2009; DNQP, 2006).6.1 Angebot an körperlichen Aktivitäten und BewegungstherapieAufgrund des Zustandes <strong>der</strong> Betreuten und <strong>der</strong> zur Verfügung stehenden Ressourcen muss beimAngebot an Aktivitäten zwischen Akut- und Langzeiteinrichtungen unterschieden werden.IN AKUTEINRICHTUNGENImmobilität und Bettlägerigkeit sind eine häufige Folge von Akuterkrankungen, in <strong>der</strong>en Rahmen eszu Funktions- und Mobilitätseinschränkungen kommt (Bachner et al., 2009).Bei allen Betreuten soll Bettruhe während des Tages vermieden werden,außer <strong>der</strong> Gesundheitszustand erfor<strong>der</strong>t es (National Ageing ResearchInstitute, 2004).Nach dem Akutgeschehen ist die Frühmobilisation anzustreben. Generell gilt es, Maßnahmenumzusetzen, durch welche die Aktivität <strong>der</strong> Betreuten erhöht wird. Dazu gehören (Bachner et al.,2009):- Anleitung und Motivation zur aktiven und passiven Bewegung- Maßnahmen zur Steigerung <strong>der</strong> Sicherheit und des Wohlbefindens (gut passendesSchuhwerk, individuell optimal angepasste Sitzposition, usw.)- Aktivierende Pflege (dem Gesundheitszustand entsprechend müssen die Betreuten dazuangeregt werden ihre Fähigkeiten und Ressourcen einzusetzen)- Gezielter Einsatz von Psychopharmaka (v. a. Sedativa).21


Aufgrund des eingeschränkten Gesundheitszustandes und <strong>der</strong> reduziertenAufenthaltsdauer <strong>der</strong> Betreuten, sollen allgemeine Übungsprogramme fürsturzgefährdete Betreute im Krankenhaus nicht in jedem Fall umgesetztwerden (Bachner et al., 2009).Im Rahmen eines angemessenen Entlassungsmanagements sind im Krankenhaus evt. begonneneMaßnahmen auch nach dem stationären Aufenthalt weiterzuführen bzw. zu ergänzen.Bei allen Betreuten soll bei <strong>der</strong> Entlassung sichergestellt werden, dass dieInformationen über das Sturzrisiko <strong>der</strong> Betreuten und die eingeleitetenInterventionen an die übernehmenden Einrichtungen weitergeleitet werden(ACSQHC, 2009; NICE, 2004).Zur Durchführung <strong>der</strong> Sturzprävention zu Hause sei auf die Betriebsleitlinie zur Sturzprävention imTerritorium (Südtiroler Sanitätsbetrieb, 2009b) verwiesen.IN LANGZEITEINRICHTUNGENBewegungstherapie in Form von gezielten Gruppenprogrammen haben in verschiedenen Studiensignifikante Ergebnisse in Bezug auf die Anzahl <strong>der</strong> Stürze gezeigt (Lord et al 2003, Mc Murdo et al2000; Sakamoto 2006).Bei Betreuten in Langzeiteinrichtungen sollen Bewegungstherapienmindestens zwei Mal pro Woche in Einheiten zu je 30 Minuten durchgeführtwerden. Komponenten <strong>der</strong> Programme sollen darauf abzielen, dieMuskelkraft, das Gleichgewicht und die Beweglichkeit zu verbessern (Lord etal., 2003; Mc Murdo et al., 2000)Bei Bewegungstherapie in Gruppen ist darauf zu achten, dass die Gruppenzusammensetzungmöglichst homogen ist und die Übungen den individuellen körperlichen und kognitiven Fähigkeiten<strong>der</strong> Betreuten angepasst sind. Die Teilnehmeranzahl soll bei 8-10 liegen (Bachner et al., 2009).Die Bewegungsprogramme sind durch Physio- bzw. ErgotherapeutInnen auszuarbeiten,durchzuführen und zu evaluieren.Ist die Schaffung homogener Gruppen nicht möglich bzw. <strong>der</strong> Unterstützungsbedarf <strong>der</strong> Betreutenhoch spezifisch, so wird auf Einzelbewegungstherapie zurückgegriffen.Unabhängig ob Gruppen- o<strong>der</strong> Einzelbewegungstraining soll sich die Therapie immer aus Übungenzur Verbesserung <strong>der</strong> Muskelkraft, <strong>der</strong> Beweglichkeit und Ausdauer, sowie des Gleichgewichtszusammensetzen.22


6.2 Information, Aufklärung und SchulungDie Information, Aufklärung und Schulung über Risikofaktoren, Gefahrenquellen, präventiveMaßnahmen und das Verhalten bei Stürzen ist nicht nur für die Betreuten und <strong>der</strong>en Angehörigewichtig, son<strong>der</strong>n auch für die MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Akut- und Langzeiteinrichtungen.Sturzgefährdete Betreute und <strong>der</strong>en Angehörige sollen von dem in Akut- undLangzeiteinrichtungen tätigen Gesundheitspersonal informiert werden über(NICE, 2004):- Ursachen von Stürzen (personen- und umgebungsbezogeneRisikofaktoren)- Strategien, die sie anwenden können, um weitere Stürze zuvermeiden- psychische und physische Vorteile <strong>der</strong> Betreuten, wenn Stürzewirksam vermieden werden- Verhaltensmaßnahmen bei einem Sturzgeschehen- das bestehende Unterstützungs- und Informationsangebot beiStürzen.Laut Empfehlungen des DNQP zur erfolgreichen Umsetzung von Expertenstandards bzw. Leitliniensind 80-100% <strong>der</strong> MitarbeiterInnen im Bereich <strong>der</strong> Sturzprävention zu schulen (Schiemann u.Moers, 2004).Das gesamte Gesundheitspersonal, das mit sturzgefährdeten Betreutenarbeitet, soll Grundkompetenzen im Assessment und in <strong>der</strong> Prävention vonStürzen entwickeln bzw. beibehalten (NICE, 2004).Die Schulungsprogramme für MitarbeiterInnen in Akut- und Langzeiteinrichtungen sollen folgendeKernelemente umfassen (National Ageing Research Institute, 2004):- Die Einsicht, dass das Sturzgeschehen in ihrem Setting ein großes Problem darstellt.- Strategien zum frühzeitigen Erkennen von sturzgefährdeten Betreuten und vertrautmachen mit personen- und umgebungsbezogenen Faktoren, die das Sturzrisiko erhöhen.- Das Erkennen von möglichen Vorteilen durch spezifische Interventionen zurSturzprävention.- Die aktive Einbeziehung bei <strong>der</strong> Entwicklung und Umsetzung vonSturzpräventionsprogrammen.6.3 För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> BewegungskompetenzDie Sturzprävention darf sich nicht allein auf Strategien zur Vermeidung des Sturzes beschränken,son<strong>der</strong>n soll auf Bewegungskompetenz abzielen. Die Betroffenen sollen fähig sein, in verschiedenenPositionen das Gleichgewicht einnehmen und „ausbalancieren“ zu können. Bewegungskompetenzkann erlernt, erhalten und verfeinert werden.23


Durch mehr Bewegungskompetenz ist die Wahrscheinlichkeit eines Sturzes wesentlich geringer.Dies beruht vor<strong>der</strong>rangig auf <strong>der</strong> Fähigkeit <strong>der</strong> Betreuten sich unterschiedlichen Umgebungenanzupassen und die gewünschte Position beibehalten zu können. Gleichzeitig verringert mehrBewegungskompetenz die Angst vor Stürzen.Kommt es trotzdem zu einem Sturz, sind bewegungskompetente und „fallgeübte“ Menschenbesser imstande, sich am Boden ab zu rollen, d.h. sie reagieren nicht mit einer gefährlichenStreckbewegung auf das Fallen, son<strong>der</strong>n nehmen eine Beugehaltung ein, welche dieVerletzungsgefahr wesentlich vermin<strong>der</strong>t. Bewegungskompetenz dient somit auch zur Vorbeugungdes Postfallsyndroms.Betreute können sich darin üben, über die verschiedenen Grundpositionen –Rücklage, Seiten- / Bauchlage, Sitzen am Boden, Vierfüßlerstand, Einbein-Kniestand, ins Stehen zu bewegen und umgekehrt (Knobel, 2007).Um die damit verbundenen Bewegungskompetenzen zu entwickeln, soll den Betreuten regelmäßigüber eine aktivierende Pflege und die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> eigenen Ressourcen die Möglichkeit gebotenwerden, diese Übungen durchzuführen und Selbsterfahrungen machen zu können. Die Angehörigensollen, soweit möglich, in die Übungen miteinbezogen werden.6.4 Angemessener Einsatz von Gehhilfen, Rollstühlen und an<strong>der</strong>enBewegungshilfsmittelnBeim Einsatz von Gehhilfen, Rollstühlen und an<strong>der</strong>en Bewegungshilfsmitteln für den Akutbedarf istdarauf zu achten, dass diese auf ihre Funktionstüchtigkeit hin überprüft werden, denSicherheitskriterien entsprechen und an den Bedarf <strong>der</strong> Betreuten angepasst werden. Das ärztlicheund pflegerische Personal ist bzgl. Indikation, Anpassung und Einsatz dieser Hilfsmittel geschult.Gehhilfen sollen in funktionstüchtigem Zustand gehalten werden und für denjeweiligen Betreuten angepasst sein. MitarbeiterInnen und potenzielleBenützerInnen von Gehhilfen sollen im richtigen Umgang geschult sein(Bachner et al., 2004; Cochrane, 2010; NICE, 2004).Die Verschreibung von individualisierten Gehilfen, Rollstühlen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Bewegungshilfsmittelnfür den Langzeitbedarf erfolgt im Rahmen einer fachärztlichen Beratung. Die Erstanpassung undEinweisung in den Gebrauch <strong>der</strong> Gehhilfen und Rollstühle erfolgt durch Ergo- o<strong>der</strong>PhysiotherapeutInnen in Zusammenarbeit mit OrthopädietechnikerInnen.Die Betreuten und Angehörigen sollen in <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> verschriebenen Hilfsmittel geschultund zu <strong>der</strong>en Einsatz angeregt werden.24


6.5 FußpflegeIm Rahmen <strong>der</strong> Körperpflege ist den Füßen und Zehennägeln beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit zuschenken. Eine Überprüfung auf eingewachsene Zehennägel, Clavi, Blasen und Hautläsionen istwichtig, um sie einer entsprechenden Behandlung zuführen zu können.Schmerzen und Probleme im Fußbereich sollen routinemäßig erfasst undeiner Behandlung zugeführt werden (ACSQHC, 2009).6.6 UrsachensucheUnter <strong>der</strong> Ursachensuche ist die gezielte, multiprofessionelle Abklärung des Vorhandenseins vonpersonen- und umgebungsbezogenen Sturzrisikofaktoren und <strong>der</strong>en Ursachen zu verstehen.Aufgrund <strong>der</strong> Abklärungsergebnisse werden entsprechende Interventionen für die Betreutengeplant.Bei allen Betreuten soll bei <strong>der</strong> Aufnahme in die Einrichtung einesystematische Erfassung <strong>der</strong> personen- und umgebungsbezogenenRisikofaktoren erfolgen (ACSQHC, 2009; DNQP, 2006; NICE, 2004; RNAO,2005).6.7 Vermehrte ObsorgeUnter vermehrter Obsorge sind alle Maßnahmen zu stehen, die eine verstärkte Beobachtung <strong>der</strong>sturzgefährdeten Betreuten ermöglichen. Dies sind, unter an<strong>der</strong>em, vermehrte Kontrollgänge, <strong>der</strong>Einsatz von Sessel- o<strong>der</strong> Bettenalarme, Sensormatten, usw.Sturzgefährdete Betreute bzw. Betreute mit multiplen Stürzen sollen imBeobachtungsbereich des Pflegestützpunktes untergebracht sein. DieFrequenz <strong>der</strong> Kontrollgänge durch das Pflegepersonal soll erhöht werden.Desorientierten Menschen soll morgens Hilfe beim Aufsuchen desBadezimmers angeboten werden (ACSQHC, 2009; Bachner at al., 2009).In die Obsorge können auch Bezugspersonen <strong>der</strong> Betreuten, Angehörige bzw. freiwilligeHelferInnen im Sinne einer „Sitzwache“ eingebunden werden.Der Einsatz von Betten-, Sessel- o<strong>der</strong> Mattenalarmen empfiehlt sich aufgrund <strong>der</strong> hohenAnschaffungskosten nur in Einzelfällen.25


6.8 Einsatz von ProtektorenUnter Protektoren sind Hüftprotektoren, Helme, Knie- und Ellebogenschützer usw. zu verstehen.Die Wirkungsweise <strong>der</strong> Protektoren basiert auf <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> kinetischen Energie (d.h. dieKraft wird auf eine größere Fläche verteilt), die bei einem Sturz auf bestimmte Körperregioneneinwirkt. Somit können Protektoren keine Stürze vermeiden, aber die Sturzfolgen reduzieren.Hüftprotektoren sind keine wirksame Maßnahme zur Sturzreduktion(ACSQHC, 2009; Bachner et al., 2009).Trotz unzureichen<strong>der</strong> Evidence- Lage bzgl. <strong>der</strong> Wirksamkeit können Protektoren in Einzelfällen(Betreute mit Osteoporose und niedrigen Body Mass Index) eingesetzt werden. Voraussetzungensind: die Akzeptanz (Adherence) <strong>der</strong> Protektoren seitens <strong>der</strong> Betreuten und die individuelleAnpassung des Hilfsmittels.6.9 Kontinenzmanagement bzw. zeitgerechtes Begleiten zur ToiletteBei reduzierten geistigen und körperlichen Fähigkeiten wird den Betreuten individuell, zwei- bisdreistündlich Hilfe beim Toilettenbesuch angeboten. Bei Risikogruppen konnten dadurch die Stürzeum 53% reduziert werden (National Ageing Research Institute, 2004).Sturzgefährdete Betreute mit erhöhter Harnfrequenz o<strong>der</strong> Inkontinenz sollenbeim Besuch <strong>der</strong> Toilette begleitet bzw. angemessen mit Kontinenzhilfsmittelnversorgt werden (ACSQHC, 2009).Es ist wichtig, die Zeitintervalle bei <strong>der</strong> Begleitung zur Toilette individuell auf die Gesundheitsbedürfnisse<strong>der</strong> Betreuten abzustimmen. Dabei soll auch die Wirkung von medikamentösenTherapieansätzen (wie z.B. Diuretika, Laxantien, usw.) berücksichtigt werden.Sturzgefährdete Betreute mit erhöhtem Harn- bzw. Stuhldrang sollen in Toilettennäheuntergebracht werden (Chiari, 2003). Toiletten sollen insgesamt für die Betreuten klargekennzeichnet sein.6.10 Herzrhythmus- und BlutdruckkontrolleBetreute, die Schwindel, Schwäche o<strong>der</strong> Benommenheit äußern, sollen dazu aufgefor<strong>der</strong>t werden,sich beim Pflege- o<strong>der</strong> Ärztepersonal zu melden. Blutdruck und Herzrhythmus sollen kontrolliertwerden. Ebenso müssen weitere Ursachen (z.B. Mangelernährung, Dehydratation o<strong>der</strong>medikamentöse Nebenwirkungen) in Betracht gezogen werden.Blutdruck und Herzrhythmus sollen regelmäßig, dem Zustand <strong>der</strong> Betreutenentsprechend, kontrolliert werden (Bachner et al., 2009; NICE, 2004).26


Betreute mit bekannt niedrigem Blutdruck o<strong>der</strong> postoperativ müssen langsam mobilisiert werden(langsam aufsitzen, aufstehen und warten vor dem Losgehen). Dies gilt auch für die Mobilisationvon Betreuten postoperativ.Bei Stürzen mit Verdacht auf Synkope ist eine medizinische Abklärung erfor<strong>der</strong>lich.6.11 Abklärung von Mangelernährung bzw. DehydratationDie Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr spielt für die Gesundheit eine wichtige Rolle. Allerdingskonnte kein Hinweis dafür gefunden werden, dass Mangelernährung das Sturzrisiko direkt erhöht.Neben einer ausgewogenen Ernährung gilt es auch auf eine individuell angepassteFlüssigkeitszufuhr zu achten.Vitamin D kann eingesetzt werden, um die Sturzfolgen infolge vonOsteoporose zu reduzieren (ACSQHC, 2009; Cochrane, 2010; DNQP, 2006;RNAO, 2005; NICE, 2004).6.12 Prävention bzw. Behandlung von Delir bzw. VerwirrtheitEs gibt keine eindeutigen Hinweise, dass Verwirrtheit bzw. kognitive Einschränkungen dasSturzrisiko erhöhen (PNLG, 2009; NICE, 2004). Allerdings bedeuten diese Einschränkungen einegroßen Belastung für die Betreuten selbst, <strong>der</strong>en Angehörigen und die MitarbeiterInnen. Zu oft wirdnoch auf den Einsatz von einschränkenden pharmakologischen und/o<strong>der</strong> mechanischenMaßnahmen zurückgegriffen, die das Sturzrisiko erhöhen können.Fixierungen und Zwangsmaßnahmen führen zu einer Verschlechterung desKrankheitsbildes. Sie sollen daher nicht eingesetzt werden (Inouye u.Charpentier, 1996).Deshalb gilt es Verwirrtheitszuständen vorzubeugen bzw. bei <strong>der</strong>en Behandlung nicht-pharmakologische Therapieansätze vorzuziehen.6.13 MedikamentenreviewDas multiprofessionelle Team soll bei sturzgefährdeten Betreuten die Aufmerksamkeit in Bezug aufArt und Menge Medikamente, <strong>der</strong>en Verabreichungszeitpunkt, Wirkung usw. die erhöhen (Safetyand Quality Council, 2005).27


Folgende Medikamente können das Sturzrisiko <strong>der</strong> Betreuten in Akut- und Langzeiteinrichtungenerhöhen (Minstero della Salute, 2010):Sedativa desZentralnervensystemsBarbiturateHypnotische SedativaTrizyklische AntidepressivaAntipsychotika – NeuroleptikaAntiparkinsonmittelAnalgetikaAnxiolytikaAntikonvulsivaTabelle 7:Pharmaka mit Wirkung aufdas kardiovaskuläre SystemDiuretikaAntiarrhythmikaAntihypertensivaVasodilatatorenKardioaktive GlykosideSturzprädestinierende MedikamenteLaxantienAlle TypenDie Notwendigkeit von Medikamenten, die das Sturzrisiko erhöhen, soll regelmäßig überprüft, dieDosierung an die Erfor<strong>der</strong>nisse <strong>der</strong> Betreuten angepasst werden. Multimedikationen sollenvermieden werden.Zur Reduzierung <strong>der</strong> Stürze sollen die Medikamente (Bachner et al., 2009;ACSQHC, 2009; NICE, 2004; RNAO, 2005):- in Akuteinrichtungen zumindest bei <strong>der</strong> Aufnahme und bei <strong>der</strong>Entlassung überprüft werden;- in Langzeiteinrichtungen zumindest einmal jährlich, in jedem Fallaber nach einem Sturz und nach Beginn einer Therapie o<strong>der</strong> nachDosissteigerung überprüft werden.6.14 Überprüfung <strong>der</strong> Sehschärfe und Einsatz von SehhilfenEs ist darauf zu achten, dass die Betreuten ihre Sehhilfen tragen und dassdiese stets in gereinigtem Zustand sind. Bei Verdacht auf eingeschränkteSehfähigkeit soll eine augenärztliche Visite durchgeführt werden (ACSQHC,2009; Bachner et al., 2009; NICE, 2004; RNAO, 200;).6.15 Reduktion des Einsatzes von freiheitseinschränkenden MaßnahmenDurch den Einsatz von pharmakologischen und mechanischen Maßnahmen zurFreiheitseinschränkung können Stürze nicht reduziert werden, auch verschärfen sich dieSturzfolgen (Evans, Wood u. Lambert, 2003; Hartikainen, Lönnroos u. Louhivuori, 2007).Daher empfiehlt sich <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> obgenannten Maßnahmen nur dann, wenn keineAlternativmaßnahmen wirksam werden und eine absolute therapeutische Notwendigkeit vorliegt.28


Freiheitseinschränkende Maßnahmen sollen nicht zur Sturzpräventioneingesetzt werden (ACSQHC, 2009; Bachner et al., 2009; NICE, 2004; RNAO,2005).Zum angemessenen Einsatz mechanischer Maßnahmen zur Freiheitseinschränkung sei auf dieBetriebsleitlinie zum Einsatz von mechanischen Maßnahmen zur Freiheitseinschränkung inKrankenhäusern und Alters- und Pflegeheimen (Südtiroler Sanitätsbetrieb, 2009a) verwiesen.29


7. Interventionsmöglichkeiten beiumgebungsbezogenen SturzrisikofaktorenAuch zur Beseitigung bzw. Reduktion von umgebungsbezogenen Sturzrisikofaktoren gibt es einbreites Spektrum an Interventionen, auf die im Folgenden gezielt eingegangen wird.7.1 Adäquates Schuhwerk bzw. KleidungLaut Koepsell et al. (2004) haben Betreute die Socken o<strong>der</strong> Pantoffeln ohne festen Sohlen tragen,ein vier Mal höheres Sturzrisiko.Die Betreuten sollen gut anliegendes und die Ferse umschließendesSchuhwerk mit einer rutschfesten Sohle tragen. Der Schuh/Hausschuh solldem Fuß ausreichend Halt geben, ohne einzuengen bzw. zu drücken(ACSQHC, 2009; Bachner et al., 2009).Das Schuhwerk soll funktionell und bequem sein. Bei stark verän<strong>der</strong>ten Füßen soll eine ExpertInzur Beratung hinzugezogen werden.Die Kleidung soll funktionell und bequem sein, d.h. nicht zu lang, nicht zu eng und nicht zu weitsein. Bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Kleidung sollen die Gewohnheiten und Bedürfnisse <strong>der</strong> Betreutenbeibehalten werden.7.2 Tragen von StoppersockenStoppersocken können eingesetzt werden, sie ersetzen allerdingsfunktionelles Schuhwerk nicht (Bachner et al., 2009; DNQP, 2006).Stoppersocken sollen vorwiegend nachts zum Einsatz kommen, bei Betreuten, die häufig aufstehenund denen das Anziehen von Schuhen Probleme bereitet. Die Betreuten können die Socken schonim Bett tragen. Voraussetzung für den Einsatz von Stoppersocken ist allerdings <strong>der</strong>en Akzeptanzdurch die Betreuten (Bachner et al., 2009).7.3 Anpassung <strong>der</strong> Betten an die Bedürfnisse <strong>der</strong> BetreutenZu hohe o<strong>der</strong> zu niedrige Betthöhen o<strong>der</strong> Bettgitter stellen Gefahrenquellen dar.Die Betthöhe soll von den Bedürfnissen <strong>der</strong> Betreuten abgeleitet werden.Nach Pflegetätigkeiten soll die Betthöhe auf das entsprechende Niveauzurückgebracht werden (ACSQHC, 2009).Neben <strong>der</strong> Betthöhe sollen auch die Gewohnheiten in <strong>der</strong> Ausrichtung des Bettes berücksichtigtwerden (z.B. wenn <strong>der</strong> Betreute gewohnt ist rechts aus dem Bett zu steigen, diese Gewohnheitbeibehalten).30


Die Betten sind generell darauf zu überprüfen, ob die Rä<strong>der</strong>, Bremsen und Bettteile funktionierenund das Bett blockiert ist.7.4 Adäquate Beleuchtung und AusleuchtungJones, Simpson u. Pieroni (1991) identifizieren schlechte Lichtverhältnisse als Gefahrenquelle fürsturzgefährdete Betreute.Die Räumlichkeiten sollen angemessen beleuchtet sein, zu hohe Kontrastezwischen Licht und Schatten sind zu vermeiden. Lichtschalter sollen deutlichgekennzeichnet und erreichbar sein (ACSQHC, 2009).Betreute, die nachts aufstehen, sollen in Bereichen mit Nachtlicht untergebracht sein. Zur besserenBeleuchtung empfiehlt sich <strong>der</strong> Einsatz von Sensorenlichtern (ACSQHC, 2009).7.5 Adäquate FußbödenDie Bodenbeläge sollen einfach, matt (ohne optische Täuschungen) undrutschfest sein (ACSQHC, 2009).Vinylböden sind Teppichböden vorzuziehen (Bachner et al., 2009; DNQP, 2006).Bei Reinigungs- bzw. Instandhaltungsmaßnahmen sind entsprechende Sicherheitsvorkehrungen zutreffen und die Fußböden sind trocken zu halten.7.6 Beseitigung von Stolperfallen und GefahrenquellenAls Stolperfallen gelten: Kabel, Matten, Läufer, Teppiche, Schwellen und Unebenheiten,herumliegende bzw. –stehende Gegenstände (z.B. Wäsche, ungebremste Wagen, Rollstühle,Tischchen, Nachtkästchen, Infusionsstän<strong>der</strong>, Möbel usw.).Stolperfallen sollen erkannt, entfernt bzw. gesichert werden, damit sie keineGefahrenquelle für die Betreuten darstellen (ACSQHC, 2009).Für die Betreuten sind freie Bewegungsbahnen zu schaffen. Scharfe Kanten o<strong>der</strong> spitze Ecken vonEinrichtungsgegenständen sollen beseitigt werden, um evt. Verletzungen zu vermeidenZur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sicherheit können Treppenhäuser abgegrenzt und Treppen, Schwellen undan<strong>der</strong>e Stolperfallen durch Licht o<strong>der</strong> Farben gekennzeichnet bzw. mit rutschfesten Belägenversehen werden.31


7.7 Vertraut machen mit <strong>der</strong> Umgebung bzw. Anbringen vonSicherheitsvorrichtungenDie Betreuten (evt. auch die Begleitpersonen) können mit <strong>der</strong> neuenUmgebung vertraut gemacht werden, indem sie darüber informiert werden,wo sich was befindet (Minstero della Salute, 2010).Bei Unterstützungsbedarf sollen die Betreuten dazu angeleitet werden, die Rufsysteme zu nutzen.Diese müssen funktionierend, einfach in <strong>der</strong> Anwendung und erreichbar sein.Den Betreuten sollen zur besseren Orientierung die Räumlichkeiten gezeigt werden. Zur För<strong>der</strong>ung<strong>der</strong> Orientierung können die Räumlichkeiten auch farblich, mit Bil<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> nachts mit Lichtgekennzeichnet werden. Bei langen Gängen sollen den Betreuten zur Vorbeugung von Ermüdungund daraus resultierenden Stürzen leicht erreichbare Rat- und Ruhemöglichkeiten angebotenwerden.Das unbekannte Umfeld kann auch dadurch vertrauter werden, dass die Bezugspersonen <strong>der</strong>Betreuten in die Interventionen einbezogen und die Abläufe an die Bedürfnisse <strong>der</strong> Betreutenangepasst werden. Eine Überfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Betreuten (etwa durch Reizüberflutung und Hektik) sollvermieden werden.Als weitere Interventionen zur Sicherung <strong>der</strong> Umgebung soll die Anwendung <strong>der</strong> folgendenHilfsmittel in Betracht gezogen werden (ACSQHC, 2009):- Haltegriffe beidseits an Treppen und Korridoren- Haltegriffe in WCs / Bä<strong>der</strong>n- Ergonomische Höhen <strong>der</strong> Toiletten/Waschbecken- Bodenbündige Dusche mit Sitzmöglichkeit- Unterbringung von sturzgefährdeten Betreuten in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Toiletten- Rutschfeste Matten/Klebebän<strong>der</strong> in Dusche/Badewanne.32


8. Empfehlungen für die OrganisationBei <strong>der</strong> systematischen Umsetzung <strong>der</strong> Sturzprävention im Hinblick auf die Bedürfnisse <strong>der</strong>Betreuten sind nicht nur die einzelnen MitarbeiterInnen und Berufsgruppen in <strong>der</strong> täglichen Praxisgefor<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n auch die Einrichtungen, <strong>der</strong>en Führung und Organisation.Die Organisation schafft die Rahmenbedingungen, die für die Sturzprävention und die erfolgreicheUmsetzung <strong>der</strong> Leitlinie erfor<strong>der</strong>lich sind. Die strukturierte Einarbeitung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen, diekonsequente Planung des Personaleinsatzes, die kontinuierliche Fort- und Weiterbildung, diegezielte Gestaltung von Organisationsabläufen und Schnittstellen, sowie das Bereitstellen vonmateriellen Ressourcen gehören zu diesen Rahmenbedingungen.Die Einrichtung soll ein Arbeitsumfeld unterstützen, das Sturzpräventionermöglicht und folgenden Aspekten Rechnung trägt (Bachner et al., 2009;NICE, 2004; RNAO, 2005):- Programm zur Sturzprävention- Mitarbeitereinarbeitungs- bzw. -schulungsprogramme- Kontinuierliche klinische Beratung zur Erfassung <strong>der</strong> Risikofaktorenund zur Identifikation, Planung, Umsetzung und Evaluation vonspezifischen Interventionen zur Sturzprävention- Miteinbeziehung des multiprofessionellen Teams in die Pflege,Behandlung und Rehabilitation sturzgefährdeter bzw. gestürzterBetreuter- Strategien zur regelmäßigen Medikamentenreview- Strategien zur Reduktion des Einsatzes von pharmakologischen undmechanischen Maßnahmen zur Freiheitseinschränkung <strong>der</strong> Betreuten- Verfügbarkeit von Hilfsmitteln für den Transfer, höhenverstellbareBetten, Alarmvorrichtungen, Sensoren, usw.Programme zur Einarbeitung und multiprofessionelle Schulung bzw. Weiterbildung sind einwichtiger Schritt, mit dem die Organisation die Umsetzung <strong>der</strong> Sturzprävention för<strong>der</strong>n kann.In <strong>der</strong> Einrichtung soll ein Programm zur Einarbeitung / kontinuierlichenFortbildung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen zur Prävention von Stürzen und damitverbundenen Verletzungen mit folgenden Schwerpunkten umgesetzt werden(Bachner et al., 2009; Cameron et al., 2010; RNAO, 2005):- För<strong>der</strong>ung sicherer Bewegung- Erfassung <strong>der</strong> Risikofaktoren- Multiprofessionelle Vorgehensweise in <strong>der</strong> Prävention, Behandlungund Rehabilitation sturzgefährdeter Betreuter- Risk- Management einschließlich Follow up nach einem Sturzereignis- Alternativen zu medikamentösen und physikalischen Maßnahmen zurFreiheitseinschränkung33


Neben den personenbezogenen Risikofaktoren <strong>der</strong> Betreuten gibt es in je<strong>der</strong> Einrichtung auchumgebungsbezogene Risikofaktoren, die es zu erkennen und zu beseitigen gilt. Zur Umgebungbzw. zum Umfeld zählen Böden, Gänge, Treppen ebenso wie das Zimmer mit seiner Einrichtung (z.B. Bett, Nachttisch), Bad, WC, aber auch Bewegungshilfsmittel o<strong>der</strong> Infusionsstän<strong>der</strong>.Die Einrichtung soll sicherstellen, dass die Umgebung regelmäßig aufSturzrisikofaktoren überprüft wird und darauf hingearbeitet wird diese zubeseitigen bzw. <strong>der</strong>en Neuentstehung zu verhin<strong>der</strong>n (ACSQHC, 2009;Bachner at al., 2009; Ministero della Salute, 2010).Auf Einrichtungsebene gilt es, ein Informationssystem aufzubauen, mit dem das Risikoprofil <strong>der</strong>Betreuten erhoben wird, Sturzereignisse und die Ergebnisse <strong>der</strong> Sturzprävention erfasst werdenkönnen.Die Einrichtung soll sicherstellen, dass die Sturzereignisse mindestens einmaljährlich analysiert und aus den Ergebnissen gezielteVerbesserungsmaßnahmen zur Sturzprävention abgeleitet werden (Bachneret al., 2009; DNQP, 2006; RNAO, 2005).Um die Versorgungskontinuität bei <strong>der</strong> Entlassung bzw. Verlegung von sturzgefährdeten Betreutenin Akut- o<strong>der</strong> Langzeiteinrichtungen gewährleisten zu können, soll die Einrichtung sicherstellen,dass die übernehmenden Abteilungen und Dienste die erfor<strong>der</strong>lichen Informationen erhalten, umdie Betreuten angemessen weiterversorgen zu können.Die Einrichtung soll sicherstellen, dass die Informationen über das Sturzrisiko<strong>der</strong> Betreuten, die laufenden Interventionen und die erzielten Ergebnisse andie übernehmenden Einrichtungen/Abteilungen/Dienste weitergeleitet werden(ACSQHC, 2009; NICE, 2004).34


9. AuditkriterienDie nachfolgenden Auditkriterien dienen zur Unterstützung bei <strong>der</strong> Umsetzung und Evaluation <strong>der</strong> vorliegenden Leitlinie. Die Kriterien können im n Akut- undLangzeitbereich eingesetzt werden, wo Betreute als sturzrisikogefährdet gelten bzw. Betreute mit Stürzen in <strong>der</strong> Anamnese o<strong>der</strong> infolge von Stürzenversorgt werden (nach DNQP, 2006; NICE, 2004; RNAO, 2005).Auditkriterien Struktur Prozess ErgebnisZielsetzung des AuditsEvaluation <strong>der</strong> Maßnahmen, die aufOrganisationsebene zur Unterstützung<strong>der</strong> MitarbeiterInnen in <strong>der</strong> Umsetzung<strong>der</strong> Sturzprävention gesetzt werdenEvaluation <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen imVersorgungsprozess vonsturzgefährdeten BetreutenEvaluation <strong>der</strong> durch dieSturzprävention erzielten ErgebnisseEinrichtung / Abteilung /Dienst / WohnbereicheMitarbeiterInnenAufliegen <strong>der</strong> Leitlinie zurSturzprävention bzw. freier Zugangdazu über Internet bzw. IntranetUmsetzung <strong>der</strong>Einarbeitungsprogramme für neueMitarbeiterInnenProzentsatz <strong>der</strong> MitarbeiterInnen, diedie Fortbildung zur Sturzpräventionbesucht habenBetreute und AngehörigeKostenVorliegen einesEinarbeitungsprogramms zurSturzprävention für neueMitarbeiterInnenVorliegen von Fortbildungs- bzw.Schulungsprogrammen zurSturzprävention für MitarbeiterInnenVorliegen von Instrumenten zurErfassung von SturzrisikofaktorenVorliegen von Instrumenten zurErhebung von SturzereignissenAnzahl und Art <strong>der</strong> Berufsgruppen, diean <strong>der</strong> multifaktoriellen undmultiprofessionellenMaßnahmenplanung beteiligt sindDurchführung einer jährlichen Analyse<strong>der</strong> Sturzereignisse und Ableitung vonkontinuierlichenVerbesserungsmaßnahmenNutzung von Instrumenten zurErhebung <strong>der</strong> SturzrisikofaktorenNutzung von Instrumenten zurErhebung von StürzenAnzahl <strong>der</strong> jährlich besuchtenSchulungsstunden zur SturzpräventionSturzinzidenz ist bekannt(Berechnungsformel = (Stürze :Belegungstage) x 1000)Sturzhäufigkeit ist bekannt(Berechnungsformel = (((Stürze :Aufnahmen) x 1000) + (Stürze :Pflegetage) x 1000)) : 2)35


Auditkriterien Struktur Prozess ErgebnisEinrichtung / Abteilung /Dienst / WohnbereicheMitarbeiterInnenBetreute und AngehörigeKostenVorliegen von Instrumenten zurmultifaktoriellen undmultiprofessionellenMaßnahmenplanungVorliegen von Instrumenten zurEvaluationVorliegen von Instrumenten zurWeiterleitung <strong>der</strong> Informationen an dieweiterversorgenden EinrichtungenVorliegen definierterOrganisationsabläufe zur Durchführungvon MedikamentenreviewsNutzung von Instrumenten zurmultifaktoriellen undmultiprofessionellenMaßnahmenplanung zurSturzpräventionNutzung bzw. Umsetzung vonmultiprofessionellen Ansätzen bzw.Organisationsabläufen zurSturzpräventionDurchführung einer jährlichen Analyse<strong>der</strong> Sturzereignisse mit Ableitung vonVerbesserungsmaßnahmenVorliegen einer aktuellen undsystematischen Erfassung <strong>der</strong>personen- und umgebungsbezogenenSturzrisikofaktoren bei den BetreutenDer Betreute bzw. dessen Angehörigesind über das Sturzrisiko und dieeingeleiteten Maßnahmen informiertVorliegen eines individuellen,multifaktoriellen undmultiprofessionellen Maßnahmenplaneszur SturzpräventionJe<strong>der</strong> Sturz ist dokumentiertVorliegen definierterOrganisationsabläufe zurmultiprofessionellen SturzpräventionMiteinbeziehung desmultiprofessionellen Teams in diePflege, Behandlung und Rehabilitationsturzgefährdeter bzw. gestürzterBetreuterHäufigkeit und Art <strong>der</strong> eingesetztenMaßnahmen zur Freiheitseinschränkungsind bekanntDen weiterversorgenden Einrichtungenund Diensten sind das Sturzrisiko, dieeingeleiteten Maßnahmen und dieerzielten Ergebnisse bekanntVerfügbarkeit vonBewegungshilfsmitteln und Hilfsmittelnfür den Transfer, höhenverstellbareBetten, Alarmvorrichtungen, Sensoren,usw.Zufriedenheit <strong>der</strong> MitarbeiterInnen mit<strong>der</strong> Leitlinie ist bekanntZufriedenheit <strong>der</strong> Betreuten bzw. <strong>der</strong>enAngehörigen mit <strong>der</strong> Sturzprävention istbekanntTabelle 8:Auditkriterien – Umsetzung bzw. Evaluation Leitlinie Sturzprävention36


GlossarIm Folgenden werden die in <strong>der</strong> Leitlinie am häufig eingesetzten Begriffe bzw. jene mit zentralerBedeutung erklärt.ASSESSMENTUmfassende, systematische Erhebung, Analyse undAuswertung von relevanten Daten, die es erlauben, die Fähigkeiten / Potenziale <strong>der</strong>Betreuten aus psychischer, physischer und sozialer Hinsicht einzuschätzen (in Anlehnungan http://www.forum-demenz.net/glossar; 21.07.2010).AKUTEINRICHTUNGDarunter sind im Sinne <strong>der</strong> Leitlinie jene Einrichtungen zuverstehen, in den Menschen mit Akuterkrankungen versorgt werden (z.B. Krankenhäuser,Spitäler, Kliniken, Abteilungen, Dienste).ANGEMESSEN Eine bestimmte Entscheidung / Intervention / Maßnahme /Vorgehensweise erscheint für die Betreuten, die sie in Anspruch nehmen, geeignet (d.h.dem Gesundheitszustand, dem Alter, den Bedürfnissen, den Vorlieben <strong>der</strong> Betreuten, sowieden Rahmenbedingungen und den Charakteristika <strong>der</strong> Einrichtung entsprechend) (inAnlehnung an Charta <strong>der</strong> Gesundheitsdienste, Gesundheitsbezirk Bozen, 2010)DELIR(von lat. delirium, von lira „Furche“, delirare „aus <strong>der</strong> Furchegeraten“: „Irresein“, „Verwirrtheitszustand“) Darunter versteht man ein ätiologischunspezifisches hirnorganisches Syndrom. Die Kriterien <strong>der</strong> International Classification ofDiseases (ICD-10) für das Vorliegen eines Deliriums lauten:- Störung des Bewusstseins und <strong>der</strong> Aufmerksamkeit- Störung <strong>der</strong> Wahrnehmung (Gedächtnis, Orientierung)- Psychomotorische Störungen- Schlafstörungen- Akuter Beginn und fluktuieren<strong>der</strong> Verlauf- Nachweis einer organischen Grundlage(in Anlehnung an http://de.wikipedia.org/wiki/Delir; 04.08.2010).EVIDENCE BASED / BASIERUNG Die wohl bekannteste Definition bezieht sich auf die Medizin:David Sackett hat Evidence-based Medicine wie folgt definiert: "Evidence-based Medicine isthe conscientious, explicit and judicious use of current best evidence in making decisionsabout the care of individual patients”. Für Evidence-based Public Health gilt sie sinngemäss,indem "decisions about the care of individual patients" mit "health care decisions" ersetztwerden kann. Kernpunkte des "Evidence-based"-Ansatzes sind also zwei For<strong>der</strong>ungen:- Entscheidungen sollen explizit aufgrund <strong>der</strong> besten vorhandenenwissenschaftlichen Informationen gefällt werden- Entscheidungen bzw. Lehrmeinungen sind immer zu begründen.(in Anlehnung an http://www.henet.ch/ebph/03_philosophie/philosophie_031.php; 04.08.2010;Bundesamt für Gesundheit (CH), Evidence-based Public Health)37


FOLLOW UPDarunter versteht man im klinischen BereichNachfolgeuntersuchungen bzw. Nachbehandlung und im Forschungsbereich im Rahmen vonDatenerhebungen den Endpunkt <strong>der</strong> Datenerhebung (Bachner et al., 2009).INTERVENTIONEN(von lat. intervenire = dazwischenschreiten, sicheinschalten) Jede aktive Form von Behandlung, die von einem bloßen Zuwartenunterschieden werden soll. Dies umfasst gleichermaßen präventive, therapeutische,pflegerische, medizinisch-technische, rehabilitative, sowie palliative Maßnahmen (inAnlehnung an http://de.wikipedia.org/wiki/Intervention_%28Medizin%29; 04.08.2010).LANGZEITEINRICHTUNGAlters-, Pflege- o<strong>der</strong> Rehabilitationseinrichtungen,<strong>Seniorenwohnheime</strong>, Geschützte Wohneinrichtungen, Wohnbereiche, Wohnstätten, indenen Betreute postakut o<strong>der</strong> infolge degenerativer o<strong>der</strong> chronischer Erkrankungen unddamit einhergehen<strong>der</strong> Pflege- o<strong>der</strong> Reha- Bedürftigkeit o<strong>der</strong> aus sozialer Notwendigkeitheraus versorgt werden.LEITLINIEEine systematisch entwickelte Entscheidungshilfe über dieangemessene (pflegerische, präventive, medizinisch-technische, rehabilitative undmedizinische) Vorgehensweise bei speziellen gesundheitlichen Problemen, und damit eineOrientierungshilfe im Sinne von »Handlungs- und Entscheidungskorridoren«, von denen inbegründeten Fällen abgewichen werden kann/muss. Leitlinien stellen den Wissensstand zueinem bestimmten Zeitpunkt dar. Sie können nicht die individuelle (pflegerische)Entscheidung ersetzen, son<strong>der</strong>n diese nur durch Forschungswissen unterstützen (inAnlehnung an http://www.leitlinien.de/leitlinienqualitaet/manual/kap01einfuehrung/view; 04.08.2010;ÄZQ – Ärztliches Zentrum für Qualität in <strong>der</strong> Medizin; EBN- Projektgruppe Südtirol).META- ANALYSESystematische Übersichtsarbeiten, in <strong>der</strong> mit statistischenMethoden die Ergebnisse zusammengefasst werden (Behrens u. Langer, 2006).POSTFALLSYNDROMBeson<strong>der</strong>s ältere Menschen, die schon einmal gestürzt sind,entwickeln eine große Angst vor einem erneuten Sturz. Daraus kann sich eine Sturzphobieentwickeln, die Postfallsyndrom genannt wird. Infolge schränken Betroffene aus Angst ihreBewegungsaktivitäten weiter ein. Ein Teufelskreis entsteht, weil Bewegungseinschränkungund Trainingsmangel das Sturzrisiko weiter för<strong>der</strong>n. Menschen mit dieser Angst bewegensich vorsichtiger und weniger elastisch, so dass sie Störungen im Bewegungsablauf wenigerausbalancieren können (in Anlehnung an http://www.pflegewiki.de/wiki/Post-Fall-Syndrom;04.08.2010).RELIABILITÄT(dt.: Zuverlässigkeit) Maß für die formale Genauigkeitbzw. Verlässlichkeit wissenschaftlicher Messungen. Sie ist <strong>der</strong>jenige Anteil an <strong>der</strong> Varianz,<strong>der</strong> durch tatsächliche Unterschiede und nicht durch Messfehler erklärt werden kann.Reliabilität ist also eine Voraussetzung für die Wie<strong>der</strong>holbarkeit von Ergebnissen untergleichen Bedingungen (http://de.wikipedia.org/wiki/Reliabilit%C3%A4t; 04.08.2010).38


REVIEWSEine Fragestellung wird gezielt aufgrund relevanter Literaturbearbeitet, wobei durch die Verwendung mehrerer Studien, die beurteilt und gewichtetwerden, eine Übersicht über den aktuellen Forschungsstand entsteht (Behrens u. Langer,2006).RISIKOFAKTORMeint eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtesEreignis/eine bestimmte Erkrankung eintritt, wenn bestimmte physiologische o<strong>der</strong>anatomische Eigenschaften, genetische Prädispositionen o<strong>der</strong> Umweltkonstellationenvorliegen. Im Rahmen <strong>der</strong> Sturzprävention wird zwischen personenbezogenen bzw.intrinsischen Risikofaktoren und umgebungsbezogenen bzw. extrinsischen Risikofaktorenunterschieden (in Anlehnung an http://de.wikipedia.org/wiki/Risikofaktor_%28Medizin%29;04.08.2010).RUTSCHFEST Ministerialdekret Nr. 236 vom 14. Juni 1989, Art. 8.2.2:„Unter rutschfesten Bodenbelägen versteht man Böden, die aus Material gefertigt sind,<strong>der</strong>en Reibungskoeffizient, erhoben gemäß <strong>der</strong> Methode des British Ceramic ResearchAssociation Ltd.(B.C.R.A.) Rep. CEC.6/81 über den folgenden Werten liegt:- 0.40 für Gleitelemente aus Le<strong>der</strong> auf trockenem Boden- 0.40 für Gleitelemente aus Standardhartgummi auf nassem BodenDie oben genannten Reibungswerte dürfen durch die Aufbringung von glänzendenAbschluss- o<strong>der</strong> Schutzschichten nicht verän<strong>der</strong>t werden. Falls vorgesehen, müssen sie vorden Untersuchungen auf das Material aufgebracht werden. Hypothesen zu denBodenverhältnissen (trocken o<strong>der</strong> nass) müssen aufgrund <strong>der</strong> vor Ort herrschendenNormalbedingungen aufgestellt werden.SCREENING(dt. Durchsiebung, Rasterung, Selektion, Durchleuchten)darunter versteht man ein systematisches Testverfahren, das eingesetzt wird, um innerhalbeines definierten Prüfbereichs – dieser besteht meist aus einer großen Anzahl von Probeno<strong>der</strong> Personen – bestimmte Eigenschaften <strong>der</strong> Prüfobjekte zu identifizieren. Ein Screeningist somit ein auf bestimmte Kriterien ausgerichteter orientieren<strong>der</strong> Siebtest(http://de.wikipedia.org/wiki/Screening; 04.08.2010).SENTINEL- o<strong>der</strong> SIGNAL- EREIGNIS (engl. sentinel event, ital. evento sentinella) Sindunerwünschte Ereignisse (engl. adverse event, ital. evento avverso), die beson<strong>der</strong>sschwerwiegend sind und die auf Schwachstellen im System hnweisen. Signal- Ereignisseführen entwe<strong>der</strong> zum Tod o<strong>der</strong> zu einem schwerwiegenden Schaden eines Betreuten undhaben einen Vertrauensverlust <strong>der</strong> BürgerInnen in das Gesundheitswesen zur Folge(http://www.salute.gov.it/qualita/paginaInternaQualita.jsp?id=255&menu=sicurezza; 07.09.2010)39


LiteraturAustralian Commission on Safety and Quality in Healthcare – ACSQHC (2009): Preventing Falls andHarm Form Falls in Ol<strong>der</strong> People. Best Practice Guidelines for Australian Hospitals.Bachner, D. et al. (2009): STURZPROPHYLAXE für ältere und alte Menschen in Krankenhäusern undLangzeitpflegeeinrichtungen. Evidence-based Leitlinie - Langfassung. Landeskrankenhaus –Universitätsklinikum Graz.Bachner, D. et al. (2009): STURZPROPHYLAXE für ältere und alte Menschen in Krankenhäusern undLangzeitpflegeeinrichtungen. Evidence-based Leitlinie - Kurzfassung. Landeskrankenhaus –Universitätsklinikum Graz.Behrens, J.; Langer, G. (2006): Evidence-based Nursing and Caring. Interpretativ-hermeneutischeund statistische Methoden für tägliche Pflegentscheidungen. Vertrauensbildende Entzauberung <strong>der</strong>Wissenschaft. Huber Verlag, Bern.Cameron et al (2010): Interventions for preventing falls in ol<strong>der</strong> people in nursing care facilitiesand hospitals (Review). Cochrane.Chiari, P. (2004): Suggerimenti di pratica per la prevenzione delle cadute dei pazienti in ospedale.Azienda Ospedaliera di Bologna – Policlinico s. Orsola – Malpighi.Decreto SIMES vom 11.12.2009. Ministero del Lavoro, della Salute e delle Politiche Sociali.http://www.normativasanitaria.it/jsp/dettaglio.jsp?attoCompleto=si&id=31855; 21.07.2010.DNQP - Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in <strong>der</strong> Pflege (Hrsg.) (2006):Expertenstandard Sturzprophylaxe in <strong>der</strong> Pflege. Entwicklung – Konsentierung – Implementierung.Fachhochschule Osnabrück.Evans, D.; Wood, J.; Lambert, L. (2003): Patient injury and physical restraint devices: asystematic review. Journal of Advanced Nursing 41 (3): 274-282.Hartikainen, S.; Lönnroos, E.; Louhivuori, K. (2007): Medication as a risk factor for falls: criticalsystematic review. Journal of Gerontology 62A (10): 1172-1181.Inouye, S.K., Charpentier, P.A. (1996): Precipitating factors for delirium in hospitalized el<strong>der</strong>lypersons. Predictive model and interrelationship with baseline vulnerability. Journal of the AmericanMedical Association; 275 (11): 852-857.Joanna Briggs Institute (1998): Best Practice - Falls in Hospitals.Jones, W.J.; Simpson, J.A.; Pieroni, R.E. (1991): Preventing falls in hospitals. The roles of patientage and diagnostic status in predicting falls. Hospital topics;69 (3): 30-33.King, M.B. (2009): Falls. Cap. 54 In: Hazzard’s Geriatric Medicine and Gerontology: 659-669Knobel, R. (2007): Im Falle eines Falles … Lebensqualität; 2007/3: 08-10.Koepsell, T.D. et al. (2004): Footwear style and risk of falls in ol<strong>der</strong> adults. Journal of the AmericanGeriatrics Society; 52 (9): 1495-1501.Lord, S. R. et al., (2003): The effect of Group Exercise on Physical Functioning and Falls in FrailOl<strong>der</strong> People Living in Retirement Villages: A Randomized, controlled trial. Journal of the AmericanGeriatrics Society; 53 (8): 1296-1304.McMurdo, M.E. et al. (2000): Randomised Controlled Trial of Fall Prevention Strategies in OldPeoples Homes. Gerontology 2000; 46 (2): 83-87.41


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AnhangAnhang Nr. 1: Erweiterte Auflistung <strong>der</strong> Sturzrisikofaktoren (National AgeingResearch Institute, 2004)IM KRANKENHAUSPersonenbezogene Risikofaktoren- Alter über 60 Jahre- Männliches Geschlecht- Grun<strong>der</strong>krankungen: Herzkreislauf- Erkrankungen, Erkrankungen im Bereich desNervensystems, Atemwegserkrankungen, muskuloskeletäre Erkrankungen undgastrointestinale Erkrankungen- Multimorbidität- Cerebrovaskuläre Erkrankungen- Stürze in <strong>der</strong> Anamnese- Depressionen- Kognitive Einschränkungen, Verwirrtheit, eingeschränkte Orientierung- Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> körperlichen Funktionsfähigkeiten- Inkontinenz- Vermin<strong>der</strong>te Balancefähigkeit- Verwendung von Gehhilfen- Sensorische Einschränkungen wie eingeschränkte Sehfähigkeit- Psychoaktive Medikamente (beson<strong>der</strong>s Personen mit mehr als zwei dieser Medikamente).Umgebungsbezogene Risikofaktoren- Krankenhausaufenthalt länger als 19 Tage- Umgebungsfaktoren: die meisten Stürze passieren in <strong>der</strong> Umgebung des Bettes und imBadezimmer- Tageszeit: die meisten Stürze ereignen sich, wenn wenige Menschen (Personal, Besucher,usw.) anwesend sind, z.B. außerhalb <strong>der</strong> BesuchszeitenIN LANGZEITPFLEGEEINRICHTUNGENPersonenbezogene Risikofaktoren- Hohes Alter- Weibliches Geschlecht – Östrogenmangel, geringe Knochendichte- Akute Erkrankungen- Stürze in <strong>der</strong> Anamnese- Umherirren- Kognitive Einschränkungen- Systolischer Blutdruckabfall post-prandial- Einschränkungen in <strong>der</strong> Verrichtung <strong>der</strong> ATL’s- Vermin<strong>der</strong>te Kraft und Balance in den unteren Extremitäten- Unsicherer Gang /Gebrauch von Gehhilfen- Abhängigkeit beim Transfer / Rollstuhlmobilität- Gebrauch von Antidepressiva / Multimedikation- Eingeschränkte Sehfähigkeit- Diabetes mellitusUmgebungsbezogene Risikofaktoren- Verlegung in ein an<strong>der</strong>es Setting- Gefahren aus <strong>der</strong> Umgebung (zu niedrige / zu hohe Toiletten, Probleme an den Bremsen desRollstuhls) und Gegenstände, die <strong>der</strong> Mobilität för<strong>der</strong>lich sind (wie Gehhilfen, Rollstühle).43


Anhang Nr. 2: SturzereignisprotokollAbteilung/WohnbereichName des/r BetreutenGeb.Diagnose vor SturzFrühere Stürze (3-6 Monate) Ja Nein unbekanntPatientenprofil vor dem Sturz Ja NeinEinnahme mehrerer Medikamente? (> 4) Einnahme von psychotropen Medikamenten? Einnahme von Laxantien/Diuretika Eingeschränktes Sehvermögen? Verhaltensauffälligkeiten? Welche:Örtliche/zeitliche Desorientiertheit? Anwendung freiheitseinschränken<strong>der</strong> Maßnahmen? Welche:Eingeschränkte Mobilität? Hilfsmittel verwendet?Informationen zum Sturz Nein JaWelche?Datum des SturzesUhrzeitBeschreibung des SturzesOrt des Sturzes Patientenzimmer Neben dem Bett Im Bad/WC Auf dem Weg ins Bad/WC Flur An<strong>der</strong>er Ort:Auffindesituation Liegend Sitzend Ansprechbar Desorientiert Steht allein auf Steht mit Hilfe auf Wird getragenSturzhergang Ablenkung während des Gehens Gleichgewicht verloren Gestolpert Beim Transfer Ausgerutscht Aus dem Rollstuhl gefallen Schwindelattacke/Ohnmacht Aus dem Bett gefallen Von Dritten bedrängt Vom Stuhl gefallenAn<strong>der</strong>es (beschreiben):Genaue Beschreibung des Sturzherganges44


Bekleidung Rutschfeste Schuhe Offene Hausschuhe barfuß Geschlossene Hausschuhe Unangemessene Kleidung SockenWelche?Zeugen/beteiligte Personen:Der Sturz wurde nicht beobachtetPersonen, welche den Sturz beobachtet habenHinzugezogene Personen ÄrztIn Pflegepersonal Betreuungspersonal Sonstige:Hin<strong>der</strong>nisse/Umgebungsfaktoren Nein Ja Boden rutschig Hin<strong>der</strong>nis im Weg Beleuchtung unzureichend Sonstige:Verletzungen (Ausmaß und Lokalisation angeben) Nein Hämatome Ja FrakturSchmerzenAn<strong>der</strong>e:Eingeleitete Maßnahmen Körperliche Unters. Vitalzeichen Röntgen WundversorgungAn<strong>der</strong>eErgänzende AnmerkungenProtokoll erstellt amName und Funktion:45

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