93. Sitzung - Bayerischer Landtag
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6612<br />
Gang nach Karlsruhe. Wir müssen unser verfassungsmäßiges<br />
Recht einklagen.<br />
(Beifall bei der SPD)<br />
Wir halten es für unsere Pflicht, die Verfassung zu schützen.<br />
Dies ist auch die Pflicht aller Länder. Deshalb rufen<br />
wir die CSU dazu auf, uns bei unserer Klage zu unterstützen.<br />
Ich möchte jetzt auf unseren Dringlichkeitsantrag eingehen.<br />
Darin sind die zentralen Ziele und Eckwerte der SPD<br />
noch einmal dargelegt. Wir bitten um Zustimmung zu<br />
diesem Antrag. Der Kernpunkt des Dringlichkeitsantrags<br />
ist der diskriminierungsfreie Zugang zu allen Netzen.<br />
Wenn wir einen Wettbewerb im Energiesektor erreichen<br />
wollen, müssen die Netze zu nachvollziehbaren Tarifen<br />
allen zu Verfügung stehen. Eine Tarifgestaltung „von Fall<br />
zu Fall“ macht keinen Sinn. Entscheidend ist, daß ein Tarif<br />
festgelegt wird, der entfernungsunabhängig ist. Bei der<br />
Energie ist die Entfernung kein entscheidender Faktor.<br />
Hierbei handelt es sich um ein physikalisches Problem, da<br />
die Energie an allen Ecken und Enden entnommen wird.<br />
Deswegen spricht alles dafür, diesen Tarif entfernungsunabhängig<br />
zu gestalten mit einem Entgelt, das dann<br />
mengenabhängig steigt.<br />
Das ist eines der unverzichtbaren und, wie wir meinen,<br />
dringend notwendigen Bestandteile. Das zeigen auch die<br />
Beispiele aus anderen Ländern, die uns da schon sehr<br />
weit voraus sind, und die Erfahrungen mit dem<br />
Wettbewerb auf diesem Sektor haben. Ich nenne als<br />
Beispiele die USA, Skandinavien und England. Überall<br />
dort ist es genau so geregelt<br />
Zweitens. Die europäische Richtlinie, die wir grundsätzlich<br />
begrüßen, die sehr viel Spielraum läßt und die einen<br />
Vorrang für erneuerbare Energien und einiges mehr<br />
zuläßt, kennt natürlich nicht, weil das in Europa nicht einheitlich<br />
ist, die Daseinsvorsorge der Kommunen, die bei<br />
uns durch Artikel 28 Absatz 2 des Grundgesetzes geregelt<br />
ist.<br />
Deswegen ist es notwendig, in die anstehende Energierechtsnovelle<br />
ein Satzungsrecht aufzunehmen. Über das<br />
Satzungsrecht kann dann eine Entscheidung für die von<br />
den Stadtwerken favorisierten Lösungen, den Single-<br />
Buyer oder Alleinabnehmer, fallen. Da ist in der Tat<br />
nachgebessert worden, Herr Dinglreiter. Dieser letzte<br />
Gesetzentwurf vom 31.10. enthält schon erheblich mehr.<br />
Problematisch ist allerdings die Befristung bis zum Jahre<br />
2005. Dennoch wäre es wichtig, das kommunale Satzungsrecht<br />
festzuschreiben.<br />
Auch brauchen wir dringend und weiterhin die Konzessionsabgabe,<br />
die den Kommunen zusteht. Es geht um eine<br />
Summe von 6 Milliarden DM. Wir können unsere<br />
Kommunen nicht um diesen Betrag bringen. Die Finanzlage<br />
der Kommunen darf ich als bekannt voraussetzen.<br />
Das würden die Kommunen nicht durchstehen. Diese<br />
Konzessionsabgabe muß im Gesetzentwurf klargestellt<br />
werden. Auch das könnte über das Satzungsrecht der<br />
Kommunen geleistet werden.<br />
<strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> · 13. Wahlperiode Plenarprotokoll 13/93 v. 13.11.97<br />
In der Tat wird allerdings der Querverbund wegfallen,<br />
damit also zusätzliche Gewinne aus den Stadtwerken bei<br />
den Schwimmbädern oder ähnlichem.<br />
Wir brauchen einen klaren Vorrang für die erneuerbaren<br />
Energien, und wir brauchen eine Sonderregelung für die<br />
Kraft-Wärme-Kopplung. Ich glaube, das liegt auf der<br />
Hand; hierzu hat auch Kollege Hartenstein schon einiges<br />
gesagt. Die Frage ist: Wie wollen wir das Rio-Ziel oder nur<br />
die Hälfte des Rio-Ziels oder auch nur das europäische<br />
Klimaziel erreichen, wenn wir das nicht absichern? Die<br />
Kraft-Wärme-Kopplung muß in das Stromeinspeisegesetz<br />
einfließen. Auch hierfür müssen wir prozentuale Quoten<br />
einführen.<br />
Zuletzt will ich noch eine Frage ansprechen - darauf wird<br />
Kollege Kolo noch eingehen -, die ebenfalls europäisches<br />
Format hat. Langfristig brauchen wir ein Quotensystem,<br />
ein System mit Quoten für erneuerbare Energien und<br />
Kraft-Wärme-Kopplung, das jetzt auch von Umweltministerin<br />
Merkel favorisiert wird.<br />
Ich komme zum Schluß und bitte um Zustimmung zu<br />
unserem Antrag. Denn nur so haben Kommunen, Privatkunden<br />
und auch das Klima mit einem neuen Energiegesetz<br />
eine Chance.<br />
(Beifall bei der SPD)<br />
Frau Zweite Vizepräsidentin Fischer: Nächster Redner<br />
ist Herr Kollege Kaul. Bitte, Herr Kollege.<br />
Kaul (CSU): Frau Präsidentin, werte Kolleginnen und<br />
Kollegen! Das Thema Energie war in der Vergangenheit<br />
durch Vorwürfe geprägt, das Gesetz sei zu alt - es war<br />
auch zu alt, aus dem Jahr 1935-, sei antiquiert und sei<br />
monopolistisch. Wir haben beklagt, daß das Thema<br />
erneuerbare Energien noch nicht festgeschrieben ist. Das<br />
war richtig so. Nun schreiben wir ein neues Gesetz, lösen<br />
die Monopolstrukturen auf, wie von der SPD gewünscht -<br />
lesen Sie es in Ihren Anträgen nach -, und nun liegt der<br />
Gesetzentwurf vor und wurde erstmalig beraten. Jetzt<br />
wissen wir, was der Bundestag will, und schon ist es von<br />
Anfang an falsch, der Gesetzentwurf tauge nichts.<br />
(Zuruf von der SPD: Sehr richtig!)<br />
Herr Gartzke, was Sie eben gesagt haben, das hätten Sie<br />
genauso vor einem Jahr, vor zwei Jahren oder vor drei<br />
Jahren sagen können. Auch Ihre Fraktion hat es immer<br />
wieder vorgetragen. Mittlerweile haben wir den<br />
soundsovielten Entwurf, der gestern im Bundestag beraten<br />
worden ist.<br />
(Kolo (SPD): Das ist es ja!)<br />
- Herr Kollege Kolo, jetzt hören Sie mir einmal gut zu. Ich<br />
habe mir im Vorfeld dieser Diskussion eine Gegenüberstellung<br />
der verschiedenen Entwürfe machen lassen.<br />
(Kolo (SPD): Lustig!)