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93. Sitzung - Bayerischer Landtag

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uns übertragen. Meine Meinung dazu ist kritisch<br />

und klar ablehnend.<br />

Präsident Böhm: Zusatzfrage: Herr Kollege Kolo.<br />

Kolo (SPD): Herr Staatsminister, wird in Ihrem Ministerium<br />

an einer Stellungnahme gegen die Factory-Outlet-<br />

Centers gearbeitet, oder legen Sie größten Wert darauf,<br />

daß für solche geplanten Einrichtungen - ob in Ingolstadt<br />

oder Fürth - Raumordnungsverfahren, das heißt eine<br />

landesplanerische Beurteilung durchgeführt wird?<br />

Präsident Böhm: Herr Minister.<br />

Staatsminister Dr. Wiesheu (Wirtschaftsministerium):<br />

Meiner Meinung nach ist es notwendig, daß Raumordnungsverfahren<br />

durchgeführt werden. Für die Fläche in<br />

Ingolstadt ist eine Sondernutzung genehmigt. Ich kann<br />

nicht beurteilen, ob dort ein Raumordnungsverfahren noch<br />

notwendig ist oder durchgeführt werden kann, weil die<br />

Genehmigung für das Sondergebiet erteilt ist - leider. Ob<br />

es Argumente dafür gibt, daß eine positive Entscheidung<br />

des Stadtrats noch einmal rechtlich überprüft werden<br />

kann, kann ich jetzt nicht sagen. Ich hoffe, daß es möglich<br />

ist.<br />

Ich habe deswegen in meiner Stellungnahme, in einer<br />

Presseerklärung des Ministeriums und bei der Eröffnung<br />

einer Ausstellung in Nürnberg primär eine politische<br />

Wertung abgegeben. Die rechtliche Situation stellt sich so<br />

dar, daß den Gemeinden eine hohe Entscheidungskompetenz<br />

zukommt, und daß das Instrumentarium,<br />

derartige Vorhaben zu verhindern oder einzuschränken,<br />

im Raumordnungsrecht liegt. Aufgrund irgendeiner<br />

gesetzlichen Bestimmung kann kein generelles Verbot<br />

ausgesprochen werden. Es gibt bei uns keine rechtliche<br />

Bestimmung, die bestimmte Handelsformen unterbinden<br />

würde. Das ist die Schwierigkeit.<br />

Präsident Böhm: Zweite Zusatzfrage: Herr Kollege<br />

Schneider.<br />

Siegfried Schneider (CSU): Herr Staatsminister, gibt es<br />

nach der derzeitigen Rechtslage eine Möglichkeit des<br />

Eingreifens einer staatlichen Stelle, wenn sich ein<br />

Gemeinde- oder Stadtrat für ein derartiges Center ausspricht?<br />

Präsident Böhm: Herr Minister.<br />

Staatsminister Dr. Wiesheu (Wirtschaftsministerium):<br />

Herr Kollege, rechtlich ist das bei Einzelhandelsgroßprojekten<br />

möglich. Die Factory-Outlet-Centers würden entsprechend<br />

den Flächen, die ausgewiesen werden, auch<br />

darunter fallen. Hier greift das Raumordnungsrecht.<br />

Rechtlich könnte das je nach Flächenausmaß bis hinauf<br />

zu den Oberzentren unterbunden werden.<br />

Dann wird es schwierig; dann liegt es in der Kompetenz<br />

der Gemeinden. Wenn - wie in Ingolstadt – Sondernutzungsgebiete<br />

ausgewiesen sind, ist es fraglich, ob man<br />

<strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> · 13. Wahlperiode Plenarprotokoll 13/93 v. 13.11.97<br />

überhaupt noch einmal über ein Raumordnungsverfahren<br />

einsteigen kann. Eine rechtlich verbindliche Auskunft dazu<br />

kann ich momentan nicht geben. Im übrigen wäre das ein<br />

Thema für Herrn Kollegen Dr. Goppel.<br />

Präsident Böhm: Letzte Zusatzfrage: Herr Kollege Dr.<br />

Götz.<br />

Dr. Götz (SPD): Herr Staatsminister, teilt die Staatsregierung<br />

die Auffassung, daß die Auswirkungen von Factory-Outlet-Centers<br />

auf die Innenstädte und die Zentren<br />

der umliegenden Gemeinden hauptsächlich davon<br />

abhängig ist, welches Warensortiment angeboten wird,<br />

und ist es nicht - so auch die Mehrheit des lngolstädter<br />

Stadtrats - besser, dabei vertraglich mitzuwirken, als<br />

wenige Kilometer außerhalb der Stadt ein Factory-Outlet-<br />

Center ohne Mitwirkung zu haben?<br />

Präsident Böhm: Herr Staatsminister.<br />

Staatsminister Dr. Wiesheu (Wirtschaftsministerium):<br />

Diese Argumentation habe ich schon von verschiedenen<br />

Städten gehört. Die sagen: „Machen wir es lieber selbst<br />

ordentlich; dann können es andere nicht machen.“<br />

(Heiterkeit)<br />

Wenn ich die Zeitung richtig gelesen habe, geht es in<br />

Ingolstadt auch um Bekleidung, Leder, Schuhe, kurz, um<br />

all die Dinge, die für Einkaufslagen in der Innenstadt<br />

typisch sind.<br />

(Dr. Götz (SPD): Vieles ist aber auch ausgeschlossen!)<br />

- Nein, diese Bereiche nicht. Wenn es so wäre, wäre der<br />

Protest des lngolstädter Einzelhandels nicht gerechtfertigt.<br />

Im übrigen: Was würde übrigbleiben, wenn das<br />

Warensortiment der Innenstädte ausgeschlossen bliebe?<br />

Dann könnten sie nur noch Vogelkäfige verkaufen, und die<br />

gibt es in den lnnenstädten auch schon. Mögliche Pächter<br />

haben an anderen Waren Interesse. Man muß sich schon<br />

genau überlegen, ob ernsthaft bestimmte Sortimente<br />

ausgeschlossen werden sollen. Denn dadurch ginge auch<br />

das Interesse der Käufer zurück. In Dinge, für die sich<br />

niemand interessiert, investiert keiner.<br />

Präsident Böhm: Da Herr Maget nicht im Saal ist, rufe ich<br />

die Frage von Frau Kollegin Peters auf. Bitte, stellen Sie<br />

Ihre Frage, Frau Kollegin.<br />

Frau Peters (SPD): Herr Staatsminister, worin sieht die<br />

Staatsregierung die Gründe für die Schließung des<br />

Bekleidungsbetriebs Willi Bogner in Eging, und was<br />

gedenkt sie für den Erhalt bzw. den Ersatz der Arbeitsplätze,<br />

von denen 92 reine Frauenarbeitsplätze sind, zu<br />

tun, nachdem selbst von der Firmenleitung zu hören war,<br />

daß es keine wirtschaftlichen Gründe für die Schließung<br />

gab?

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