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93. Sitzung - Bayerischer Landtag

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6614<br />

Noch zwei Argumente - dann komme ich auch schon zum<br />

Schluß -, die gegen Ihre Feststellung sprechen, das neue<br />

Energiewirtschaftsgesetz sei eine Gefahr für eine<br />

umweltfreundliche Energieversorgung.<br />

Erstens. Der Widerstand der Energiewirtschaft gegen<br />

dieses neue Gesetz hat noch nicht aufgehört. Das ist<br />

genau ein Zeichen dafür, daß das Gesetz auch das enthält,<br />

was Sie, Herr Kollege Hartenstein, die SPD und auch<br />

wir fordern. Dabei sollten wir auch bleiben.<br />

Zweitens. Sie wissen genau, daß der RWE-Konzern mit<br />

seiner Tochter ASE in der letzten Woche öffentlich kundgetan<br />

hat, daß er in Alzenau - zufälligerweise komme ich<br />

aus dieser Gemeinde - eine Photovoltaikproduktion mit<br />

einer Jahresleistung von 13 Megawatt aufbaut. Meinen<br />

Sie, der Konzern würde solche Investitionen bis Ende<br />

nächsten Jahres leisten, wenn er glauben würde, das<br />

neue Energiewirtschaftsgesetz schade solchen neuen<br />

Energien? Meinen Sie, daß ein weiterer großer internationaler<br />

Konzern, hinter dem Shell steht, in Nordrhein-Westfalen<br />

eine Anlage mit einer Jahresleistung von 40 Megawatt<br />

aufbauen würde? Glauben Sie, daß die Konzerne so<br />

handeln würden, wenn das Energiewirtschaftsgesetz dem<br />

entgegenstehen würde? Die CSU-Fraktion sieht in dem<br />

Energiewirtschaftsgesetz durchaus eine Chance, alles das<br />

durchzusetzen, was Sie fordern. Deswegen sollten auch<br />

Sie dort, wo Sie in der Bundesrepublik Verantwortung<br />

tragen, dieses Gesetz als Chance sehen und nicht ständig<br />

dagegen opponieren.<br />

(Beifall bei der CSU)<br />

Frau Zweite Vizepräsidentin Fischer: Nächster Redner<br />

ist Herr Kollege Dr. Kaiser. Ich erteile Ihnen das Wort.<br />

Dr. Kaiser (SPD): Frau Präsidentin, meine sehr verehrten<br />

Damen und Herren! Herr Kollege Kaul hat gerade das<br />

Hohelied auf das neue Energiewirtschaftsgesetz<br />

gesungen und es über den grünen Klee gelobt. Darüber<br />

können wir uns nur wundern, Herr Kollege Kaul. Weshalb<br />

hat sich die CSU im Deutschen Bundestag dafür<br />

hergegeben, beim Gesetzesvollzug den Bundesrat auszuschalten?<br />

Ich wundere mich sehr, daß Sie als Lordsiegelbewahrer<br />

des Föderalismus Ihre Hand dazu reichen,<br />

daß der Bundesrat beim Gesetzesvollzug ausgeschaltet<br />

wird. Ich halte das für einen Skandal, Herr Kollege Kaul.<br />

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)<br />

Gestern war in der Zeitung zu lesen, der CSU-Bürgermeister<br />

aus Pfarrkirchen habe mit Recht festgestellt, daß<br />

das Gesetz und die Art und Weise, wie es jetzt durchgezogen<br />

Werde, ein Ärgernis und ein Skandal seien. Wie<br />

wahr. Dieser CSU-Bürgermeister hat die Sache auf den<br />

Punkt gebracht.<br />

(Kaul (CSU): Sie sollten sich selbst eine Meinung<br />

bilden!)<br />

Herr Kollege Kaul, weshalb wird der Bundesrat denn<br />

ausgeschaltet, wenn alles in Butter ist?<br />

<strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> · 13. Wahlperiode Plenarprotokoll 13/93 v. 13.11.97<br />

(Kaul (CSU): Das habe ich doch erklärt!)<br />

Der erste Gesetzentwurf ist doch vom Bundesrat einstimmig<br />

abgelehnt worden. Natürlich haben Sie und Herr<br />

Kollege Dinglreiter recht, daß im Laufe der Beratungen -<br />

ich weiß nicht, der wievielte Gesetzentwurf gestern im<br />

Wirtschaftsausschuß des Bundestages verabschiedet<br />

worden ist - einige Giftzähne gezogen worden sind. Es<br />

sind auch einige Verbesserungen eingetreten.<br />

(Kaul (CSU): Und wie!)<br />

Trotzdem können wir auch diesem Gesetzentwurf, der<br />

jetzt im Wirtschaftsausschuß des Bundestages beschlossen<br />

worden ist, nicht zustimmen. Der Gesetzentwurf<br />

verstößt gegen Verfassungsrecht, er ist nach wie vor<br />

kommunalfeindlich, ökologisch bedenklich und wettbewerbsrechtlich<br />

unzureichend.<br />

(Kaul (CSU): Wo denn? Sagen Sie das doch<br />

endlich!)<br />

- Ich werde es Ihnen noch erklären, Herr Kollege Kaul.<br />

(Dr. Weiß (CSU): Dann müssen Sie sich aber<br />

beeilen, denn Sie haben nur noch fünf Minuten<br />

Zeit!)<br />

- Richtig, Herr Kollege Weiß, aber dafür brauche ich gar<br />

nicht so lang, denn ich kann den Brief eines CSU-Bürgermeisters<br />

aus meinem Stimmkreis, aus der Kreistadt<br />

Miltenberg, zitieren. Dieser Bürgermeister stellt in seinem<br />

Brief fest:<br />

Mit Enttäuschung stelle ich fest, daß sich die Bundesregierung<br />

über die Sorgen der Kommunen hinweggesetzt<br />

hat. Vor allem Bundeswirtschaftsminister Rexrodt<br />

steuert hier knallhart den Kurs in Richtung Manchesterkapitalismus,<br />

indem es kein Überleben von<br />

kleinen und mittleren Energieversorgungsunternehmen<br />

geben kann.<br />

(Kaul (CSU): Von wann ist denn der Brief?)<br />

- Der Brief stammt vom 9. Mai, Herr Kollege Kaul, er<br />

stimmt aber nach wie vor.<br />

Das Alleinabnehmersystem schafft einen wirksamen<br />

Wettbewerb, denn die industriellen Stromabnehmer<br />

kommen in den vollen Genuß von Wettbewerbspreisen.<br />

Es erhält den örtlichen Versorgungsunternehmen<br />

aber die umfassende Versorgungszuständigkeit. Das<br />

Lastmanagement bleibt in einer Hand. Gerade hier<br />

haben unsere Werke hohe Investitionen getätigt.<br />

Wir haben das Alleinabnehmersystem zwar bis zum Jahre<br />

2005.<br />

(Kaul (CSU): 2006!)<br />

Was aber geschieht danach? Herr Kollege Kaul, Sie wissen<br />

genau, daß in der Stromwirtschaft langfristige Investitionen<br />

auf zehn bis 20 Jahre getätigt werden. Die<br />

Revisionsklausel, die Sie beschließen, ist eine lnvestitionsbremse<br />

für die kommunalen Energieversorger. Ich

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