93. Sitzung - Bayerischer Landtag
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Noch zwei Argumente - dann komme ich auch schon zum<br />
Schluß -, die gegen Ihre Feststellung sprechen, das neue<br />
Energiewirtschaftsgesetz sei eine Gefahr für eine<br />
umweltfreundliche Energieversorgung.<br />
Erstens. Der Widerstand der Energiewirtschaft gegen<br />
dieses neue Gesetz hat noch nicht aufgehört. Das ist<br />
genau ein Zeichen dafür, daß das Gesetz auch das enthält,<br />
was Sie, Herr Kollege Hartenstein, die SPD und auch<br />
wir fordern. Dabei sollten wir auch bleiben.<br />
Zweitens. Sie wissen genau, daß der RWE-Konzern mit<br />
seiner Tochter ASE in der letzten Woche öffentlich kundgetan<br />
hat, daß er in Alzenau - zufälligerweise komme ich<br />
aus dieser Gemeinde - eine Photovoltaikproduktion mit<br />
einer Jahresleistung von 13 Megawatt aufbaut. Meinen<br />
Sie, der Konzern würde solche Investitionen bis Ende<br />
nächsten Jahres leisten, wenn er glauben würde, das<br />
neue Energiewirtschaftsgesetz schade solchen neuen<br />
Energien? Meinen Sie, daß ein weiterer großer internationaler<br />
Konzern, hinter dem Shell steht, in Nordrhein-Westfalen<br />
eine Anlage mit einer Jahresleistung von 40 Megawatt<br />
aufbauen würde? Glauben Sie, daß die Konzerne so<br />
handeln würden, wenn das Energiewirtschaftsgesetz dem<br />
entgegenstehen würde? Die CSU-Fraktion sieht in dem<br />
Energiewirtschaftsgesetz durchaus eine Chance, alles das<br />
durchzusetzen, was Sie fordern. Deswegen sollten auch<br />
Sie dort, wo Sie in der Bundesrepublik Verantwortung<br />
tragen, dieses Gesetz als Chance sehen und nicht ständig<br />
dagegen opponieren.<br />
(Beifall bei der CSU)<br />
Frau Zweite Vizepräsidentin Fischer: Nächster Redner<br />
ist Herr Kollege Dr. Kaiser. Ich erteile Ihnen das Wort.<br />
Dr. Kaiser (SPD): Frau Präsidentin, meine sehr verehrten<br />
Damen und Herren! Herr Kollege Kaul hat gerade das<br />
Hohelied auf das neue Energiewirtschaftsgesetz<br />
gesungen und es über den grünen Klee gelobt. Darüber<br />
können wir uns nur wundern, Herr Kollege Kaul. Weshalb<br />
hat sich die CSU im Deutschen Bundestag dafür<br />
hergegeben, beim Gesetzesvollzug den Bundesrat auszuschalten?<br />
Ich wundere mich sehr, daß Sie als Lordsiegelbewahrer<br />
des Föderalismus Ihre Hand dazu reichen,<br />
daß der Bundesrat beim Gesetzesvollzug ausgeschaltet<br />
wird. Ich halte das für einen Skandal, Herr Kollege Kaul.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)<br />
Gestern war in der Zeitung zu lesen, der CSU-Bürgermeister<br />
aus Pfarrkirchen habe mit Recht festgestellt, daß<br />
das Gesetz und die Art und Weise, wie es jetzt durchgezogen<br />
Werde, ein Ärgernis und ein Skandal seien. Wie<br />
wahr. Dieser CSU-Bürgermeister hat die Sache auf den<br />
Punkt gebracht.<br />
(Kaul (CSU): Sie sollten sich selbst eine Meinung<br />
bilden!)<br />
Herr Kollege Kaul, weshalb wird der Bundesrat denn<br />
ausgeschaltet, wenn alles in Butter ist?<br />
<strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> · 13. Wahlperiode Plenarprotokoll 13/93 v. 13.11.97<br />
(Kaul (CSU): Das habe ich doch erklärt!)<br />
Der erste Gesetzentwurf ist doch vom Bundesrat einstimmig<br />
abgelehnt worden. Natürlich haben Sie und Herr<br />
Kollege Dinglreiter recht, daß im Laufe der Beratungen -<br />
ich weiß nicht, der wievielte Gesetzentwurf gestern im<br />
Wirtschaftsausschuß des Bundestages verabschiedet<br />
worden ist - einige Giftzähne gezogen worden sind. Es<br />
sind auch einige Verbesserungen eingetreten.<br />
(Kaul (CSU): Und wie!)<br />
Trotzdem können wir auch diesem Gesetzentwurf, der<br />
jetzt im Wirtschaftsausschuß des Bundestages beschlossen<br />
worden ist, nicht zustimmen. Der Gesetzentwurf<br />
verstößt gegen Verfassungsrecht, er ist nach wie vor<br />
kommunalfeindlich, ökologisch bedenklich und wettbewerbsrechtlich<br />
unzureichend.<br />
(Kaul (CSU): Wo denn? Sagen Sie das doch<br />
endlich!)<br />
- Ich werde es Ihnen noch erklären, Herr Kollege Kaul.<br />
(Dr. Weiß (CSU): Dann müssen Sie sich aber<br />
beeilen, denn Sie haben nur noch fünf Minuten<br />
Zeit!)<br />
- Richtig, Herr Kollege Weiß, aber dafür brauche ich gar<br />
nicht so lang, denn ich kann den Brief eines CSU-Bürgermeisters<br />
aus meinem Stimmkreis, aus der Kreistadt<br />
Miltenberg, zitieren. Dieser Bürgermeister stellt in seinem<br />
Brief fest:<br />
Mit Enttäuschung stelle ich fest, daß sich die Bundesregierung<br />
über die Sorgen der Kommunen hinweggesetzt<br />
hat. Vor allem Bundeswirtschaftsminister Rexrodt<br />
steuert hier knallhart den Kurs in Richtung Manchesterkapitalismus,<br />
indem es kein Überleben von<br />
kleinen und mittleren Energieversorgungsunternehmen<br />
geben kann.<br />
(Kaul (CSU): Von wann ist denn der Brief?)<br />
- Der Brief stammt vom 9. Mai, Herr Kollege Kaul, er<br />
stimmt aber nach wie vor.<br />
Das Alleinabnehmersystem schafft einen wirksamen<br />
Wettbewerb, denn die industriellen Stromabnehmer<br />
kommen in den vollen Genuß von Wettbewerbspreisen.<br />
Es erhält den örtlichen Versorgungsunternehmen<br />
aber die umfassende Versorgungszuständigkeit. Das<br />
Lastmanagement bleibt in einer Hand. Gerade hier<br />
haben unsere Werke hohe Investitionen getätigt.<br />
Wir haben das Alleinabnehmersystem zwar bis zum Jahre<br />
2005.<br />
(Kaul (CSU): 2006!)<br />
Was aber geschieht danach? Herr Kollege Kaul, Sie wissen<br />
genau, daß in der Stromwirtschaft langfristige Investitionen<br />
auf zehn bis 20 Jahre getätigt werden. Die<br />
Revisionsklausel, die Sie beschließen, ist eine lnvestitionsbremse<br />
für die kommunalen Energieversorger. Ich