93. Sitzung - Bayerischer Landtag
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wie in einem Straßenzug, in dem sich mehrere Anwohner<br />
zu einer einheitlichen Ölbestellung zusammentun und<br />
einen Sondertarif erhalten, weil sie eine größere Menge Öl<br />
abnehmen. Gleiches funktioniert auch künftig bei der<br />
Energieversorgung. Über diese Öffnung soll man froh<br />
sein. Ich verstehe manchmal die GRÜNEN nicht.<br />
(Zuruf der Frau Abgeordneten Münzel<br />
(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))<br />
Unser Ziel und das Ziel des Gesetzentwurfes ist es, den<br />
Strom - wie die Kollegen Kaul und Dinglreiter dies gesagt<br />
haben - billiger zu machen. Seien wir doch froh darüber,<br />
daß es billiger wird. Das stimmt aber mit Ihrer Theorie<br />
nicht überein, denn billiger Strom zwingt nicht zum<br />
Sparen, so meinen Sie. Sie meinen, man müsse die<br />
Energiekosten explodieren lassen und die Mehreinnahmen<br />
- so sagen Sie jetzt - dafür ausgeben, um die Lohnnebenkosten<br />
zu kürzen. Zum Standort Deutschland und<br />
zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gehören aber nicht<br />
nur die Lohnnebenkosten, dazu gehören auch die Produktionbedingungen.<br />
Ohne Energie - je nach Betrieb in<br />
unterschiedlicher Art und Weise und Größenordnung - gibt<br />
es keine Produktion.<br />
(Coqui (SPD): Das darf doch nicht wahr sein!)<br />
Also müssen auch diese Kosten respektiert werden. Die<br />
Energie darf nicht deswegen verteuert werden, damit<br />
anschließend um so mehr gespart werden kann.<br />
(Coqui (SPD): So blauäuig kann doch niemand<br />
sein!)<br />
Frau Zweite Vizepräsidentin Fischer: Herr Kollege,<br />
würden Sie bitte mein „rotes Zeichen“ respektieren. Ihre<br />
Redezeit ist zu Ende. Kommen Sie bitte zum Schluß.<br />
Beck (CSU): Die Quotenregelung haben wir allerdings<br />
noch nicht eingeführt. Wir wollen warten, weil die Elektrizitätsversorgungsunternehmen<br />
den Auftrag haben,<br />
erneuerbare Energien zu erzeugen. Sollte das nicht<br />
funktionieren, kann über die Quotenregelung nachgedacht<br />
werden. Deswegen werden wir diesen Dringlichkeitsantrag<br />
ablehnen.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der CSU)<br />
Frau Zweite Vizepräsidentin Fischer: Als nächstem<br />
Redner erteile ich Herrn Staatsminister Dr. Wiesheu das<br />
Wort. Herr Staatsminister, bitte.<br />
Staatsminister Dr. Wiesheu (Wirtschaftsministerium):<br />
Frau Präsidentin, Hohes Haus! Der Bundesrat, Herr Kollege<br />
Kaiser, hat das Gesetz nicht einstimmig abgelehnt.<br />
- Nein.<br />
(Dr. Kaiser (SPD): Den ersten Entwurf, habe<br />
ich gesagt, Herr Kollege!)<br />
<strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> · 13. Wahlperiode Plenarprotokoll 13/93 v. 13.11.97<br />
(Kaul (CSU): Die SPD redet immer von<br />
gestern!)<br />
Es gab zwei Anträge, einer kam vom Land Nordrhein-<br />
Westfalen und einer von Bayern. Der Entwurf des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen bekam im ersten Durchgang neun<br />
Stimmen, der Bayerns sieben Stimmen. Wir wollten von<br />
Anfang an Änderungen des Gesetzes. Ich habe im<br />
Wirtschaftsausschuß gesagt, daß der erste Entwurf von<br />
Wirtschaftsminister Rexrodt nicht zufriedenstellend sei.<br />
(Dr. Kaiser (SPD): Es gibt eine klare, einstimmige<br />
Entscheidung des Bundesrates!)<br />
Das war von Anfang an bekannt.<br />
(Beck (CSU): Da gab es Einigkeit!)<br />
- Darin waren wir uns einig. Die Diskussion war nicht so<br />
aufregend, wie heute getan wird.<br />
Es war klar, daß der Gesetzentwurf nicht so bleiben<br />
konnte und daß wir einige Änderungen haben wollten. Der<br />
Entwurf des Saarlands ist unbrauchbar, weil er die nötige<br />
Liberalisierung und den Wettbewerb nicht bringt. Er bringt<br />
einen perfekt regulierten Markt. Die GebietskarteIle<br />
müßten nicht aufgehoben werden, wenn anschließend<br />
eine stärkere Regulierung eingeführt wird. Der saarländische<br />
Entwurf ist also nicht viel wert. Soweit ich das<br />
überblicke, bekommt er in der SPD auch nicht allzuviel<br />
Unterstützung. Dort, wo die SPD in der Opposition ist, wird<br />
er unterstützt,<br />
(Dr. Matschl (CSU): Nicht einmal dort!)<br />
wo sie in der Regierung ist, begegnet man dem Entwurf<br />
mit Vorbehalt.<br />
Die Ablehnung mit der großen Gefahr für die kommunalen<br />
Versorger zu begründen, ist meines Erachtens falsch. Die<br />
umweltfreundliche Stromerzeugung ist nicht gefährdet.<br />
Gefährdet sind die politischen Strompreisverteuerungen.<br />
Diese wollen wir auch gefährden. Es hat keinen Sinn, den<br />
Strompreis politisch nach oben zu drücken, sondern es<br />
hat Sinn, den Strompreis zu senken. Deswegen gefällt der<br />
Gesetzentwurf all denen nicht, die für die Verteuerung der<br />
Energie sind und dabei nicht beachten, daß wir<br />
international weitgehend den teuersten Energiepreis<br />
haben. Im Vergleich mit unseren europäischen Nachbarn<br />
sind wir erheblich teurer. Daß derjenige, der nicht will, daß<br />
der Strom billiger wird, gegen den Gesetzentwurf ist, ist<br />
logisch. Danach können wir uns nicht orientieren.<br />
Wir haben folgende Verbesserungen durchgesetzt: die<br />
Regelung der Durchleitung, der des Direktleitungsbaus,<br />
Verbesserungen bei der Preisdifferenzierung und beim<br />
Alleinabnehmermodell. Wir haben von Anfang an gesagt,<br />
daß wir den Gedanken der Liberalisierung und die<br />
Aufhebung des Kartells unterstützen werden. Erinnern Sie<br />
sich daran, daß wir seinerzeit bei der Diskussion im<br />
Wirtschaftsausschuß die Zustimmung der SPD und der<br />
GRÜNEN hatten, das alte Gesetz zu novellieren. Die<br />
Kartelle sollen aufgehoben und das Gesetz geändert