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93. Sitzung - Bayerischer Landtag

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6628<br />

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich habe in den<br />

vergangenen Tagen und Wochen lange darüber<br />

gegrübelt,<br />

(Oh! bei der SPD)<br />

welches die eigentlichen Gründe für die SPD und die<br />

GRÜNEN sein könnten, den Senat abzuschaffen. Was<br />

sind denn die Gründe? Es heißt, er sei überholt, man<br />

brauche ihn nicht mehr, er sei überflüssig.<br />

(Zuruf von der SPD: So ist es! Es gibt ein<br />

Volksbegehren!)<br />

Wenn Sie dies meinen, den Senat also für überflüssig<br />

halten, dann können Sie auf der anderen Seite nicht gut<br />

sagen: Er ist ein Organ zur Unterstützung der Staatsregierung;<br />

er ist ein Bollwerk der konservativen Kräfte;<br />

(Zuruf von der SPD: Wir reden von Vergangenheit<br />

und Zukunft!)<br />

er tut immer das, was die Regierung und die Fraktion der<br />

CSU wollen.<br />

(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />

Ja, dann können Sie nicht gut sagen: Wir brauchen ihn<br />

nicht, er ist überflüssig. Dann könnten Sie allenfalls sagen:<br />

Er dient nicht uns, er dient anderen. Aber Sie können nicht<br />

seine generelle Nützlichkeit in Frage stellen. Sie können<br />

nur sagen: Er ist nützlich für andere, nicht für uns - das<br />

zieht sich wie ein roter Faden durch Ihre gesamte<br />

Argumentation: Er dient nicht uns, nicht der Opposition,<br />

nicht der SPD und natürlich nicht den GRÜNEN, sondern<br />

er ist vorwiegend ein Organ der Regierung und der<br />

Fraktion der CSU. Dabei lassen Sie ganz und gar die<br />

Frage außer acht: Warum ist es eigentlich so? Im Senat<br />

sind, wie Sie alle wissen, die unterschiedlichsten<br />

politischen und gesellschaftlichen Gruppierungen<br />

vertreten. Es ist verwunderlich, daß angesichts dieser<br />

Zusammensetzung der Senat Positionen und Haltungen<br />

zugunsten der Staatsregierung oder der Fraktion der CSU<br />

einnehmen sollte, wie Sie behaupten.<br />

Das könnte damit zusammenhängen, daß der Senat in der<br />

Tat etwas anderes ist als das, was Sie sich vorstellen,<br />

nämlich durchaus eine unabhängige Körperschaft, deren<br />

Mitglieder aufgrund ihres Sachverstands, ihrer politischen<br />

und persönlichen Erfahrung zu Ergebnissen kommen, die<br />

dann, wenn es sein muß, auch einmal der Staatsregierung<br />

und der CSU nützlich sind, die aber auch da und dort Ihrer<br />

Position, nämlich der Opposition nützlich sind. Ich habe<br />

mir die Drucksachen des Senats zu den Fragen, zu denen<br />

ich Berichterstatter war, stets genau angesehen,<br />

(Zuruf von der SPD: Was haben Sie damit<br />

gemacht?)<br />

um zu sehen, was der Senat denkt.<br />

Das heißt, daß Sie von der Opposition andere Gründe<br />

haben, den Senat abzuschaffen. Sie wollen, daß es den<br />

Senat, den es anderswo nicht gibt, auch in Bayern nicht<br />

<strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> · 13. Wahlperiode Plenarprotokoll 13/93 v. 13.11.97<br />

gibt. Nur in Bayern gibt es einen Senat, anderswo gibt es<br />

ihn nicht, also soll es ihn auch in Bayern nicht geben.<br />

(Zuruf von der SPD: Aber begründen Sie<br />

doch besser, warum Sie dafür sind!)<br />

Allein die Tatsache, daß Bayern etwas hat, was andere<br />

nicht haben, ist in Ihren Augen schon ein Makel.<br />

(Zuruf von der SPD: Warum beschäftigen Sie<br />

sich nicht mit der CSU?)<br />

Ich muß Ihnen sagen, daß ich viele Besucher aus dem<br />

Ausland - aus Kanada und aus allen Teilen der Welt -<br />

habe, die sich außerordentlich für die Rolle des Senats<br />

interessieren.<br />

(Zuruf von der SPD: Gott sei Dank interessiert<br />

sich mal jemand!)<br />

Ich kann die Geringschätzung des Eigenen, ich will sogar<br />

sagen, den Haß auf das, was das Eigene und Besondere<br />

ist, nicht verstehen.<br />

(Zu rufe von der SPD: Verstehen Sie die<br />

Position der CSU? - Das ist Ihre Wortwahl!)<br />

Es ist eine Geringschätzung der eigenen Identität, die in<br />

Ihrer Haltung zum Ausdruck kommt. Das ist es tatsächlich.<br />

Der Bayerische Senat ist natürlich Bestandteil der bayerischen<br />

Verfassungswirklichkeit und des bayerischen<br />

Volkes. So ist es.<br />

(Zuruf: Aber Ihnen sind die Argumente ausgegangen,<br />

weil Sie nur mit der SPD diskutieren!)<br />

Wenn Ihnen die politische Richtung des Senats nicht<br />

gefällt, müßten Sie folgerichtig sagen: Wir sind zwar für<br />

den Senat, aber wir wollen eine andere Zusammensetzung.<br />

Sie haben Gelegenheit, dazu Ihren Beitrag einzubringen.<br />

Das tun Sie aber nicht.<br />

(Zuruf von der SPD: Wer zu spät kommt, den<br />

bestraft das Leben!)<br />

Wenn Sie also den Senat als Institution abschaffen wollen,<br />

Herr Kollege Ritzer, dann muß etwas anderes dahinterstecken.<br />

Sie sagen: „Er ist überholt; wir wollen ihn nicht<br />

mehr haben; er ist nicht demokratisch legitimiert; alle<br />

Staatsgewalt geht vom Volke aus“, so als ob es beim<br />

Senat um Gesetzgebung ginge, die sich allein durch das<br />

Staatsvolk legitimieren ließe.<br />

Nein, Sie haben andere Gründe. Ihnen gefällt die ganze<br />

Richtung nicht. Ich erkenne dahinter - das habe ich auch<br />

im Ausschuß gesagt - ein geschichtlich verspätetes<br />

Jakobinertum. Sie wollen nichts Ungleiches haben, keine<br />

Besonderheiten. Welch ein entsetzlicher Jakobinismus!<br />

Sie gehen mit der Axt der Egalität durch die Landschaft,<br />

und alles, was nicht ganz gleich ist, wird niedergemacht,<br />

wird abgeholzt. Ungleichheiten darf es nicht geben;<br />

Egalität hat zu herrschen in unserer Gesellschaft. Das ist

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