93. Sitzung - Bayerischer Landtag
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beiter der Staatsregierung lediglich im Auftrag der Hanns-<br />
Seidel-Stiftung in Shandong tätig waren?<br />
Präsident Böhm: Herr Staatsminister.<br />
Staatsminister Dr. Wiesheu (Wirtschaftsministerium):<br />
Herr Kollege Kolo, die Sache ist einfacher, als Sie vermuten.<br />
Ich glaube, Sie hören hier das Gras wachsen. Bei<br />
der Antwort auf Ihre Anfrage hinsichtlich einer Beteiligung<br />
Bayerns am Ernährungssicherungsprogramm Shandong<br />
wurde nicht bestritten, daß wir in Shandong tätig sind.<br />
Vielmehr wurde klargestellt, daß wir an diesem Projekt<br />
nicht beteiligt sind. Es wird ausschließlich von der Gesellschaft<br />
für Technische Zusammenarbeit des Bundes abgewickelt.<br />
Das in der „Süddeutschen Zeitung“ beschriebene<br />
Dorferneuerungsprojekt in der Provinz Shandong hat mit<br />
dem oben genannten Ernährungssicherungsprogramm<br />
Shandong des Bundes nichts zu tun. Die Projekte sind<br />
inhaltlich, sachlich und finanziell nicht miteinander<br />
verwoben. Insofern gibt es den Widerspruch nicht, den Sie<br />
vermutet haben.<br />
Seit 1990 wird das Dorferneuerungsprogramm maßgeblich<br />
von der Hanns-Seidel-Stiftung unter Einschaltung von<br />
Experten der bayerischen Landwirtschaftsverwaltung und<br />
der bayerischen Verwaltung für ländliche Entwicklung<br />
betreut. Im übrigen arbeitet die Staatsregierung nicht mit<br />
der KP, sondern mit den fachlich zuständigen Regierungsstellen<br />
und Institutionen zusammen. Generell ist bekannt,<br />
daß wir seit über zehn Jahren mit Shandong gemeinsam<br />
Projekte durchführen, denn die Partnerschaft mit<br />
Shandong konnte mittlerweile ihr zehnjähriges Jubiläum<br />
feiern. Verschwiegen worden ist nichts. Es wurde immer<br />
alles offengelegt.<br />
Präsident Böhm: Zusatzfrage: Herr Kollege Kolo.<br />
Kolo (SPD): Herr Staatsminister, können Sie mir sagen,<br />
welche Projekte von der Staatsregierung, welche von der<br />
Hanns-Seidel-Stiftung betreut werden und wie dabei<br />
Bedienstete der Staatsregierung beschäftigt werden?<br />
Präsident Böhm: Herr Staatsminister.<br />
Staatsminister Dr. Wiesheu (Wirtschaftsministerium): Bei<br />
Projekten der Hanns-Seidel-Stiftung, die ich aus früheren<br />
Zeiten kenne, war es so, daß sie in aller Regel von der<br />
Stiftung mit Mitteln des Bundes finanziert wurden. Soweit<br />
Bedienstete des Staates dafür eingesetzt werden, werden<br />
sie beurlaubt. Das machen andere Stiftungen im übrigen<br />
genauso. Die Leute werden für eine bestimmte Zeit<br />
beurlaubt und gehen nach Abschluß der Projektarbeit in<br />
ihre frühere Tätigkeit zurück.<br />
Von staatlicher Seite haben wir ganz unterschiedliche<br />
Projekte. Ich kann sie Ihnen nicht im einzelnen aufzählen,<br />
aber - wenn es gewünscht wird - ein paar aus dem Stegreif<br />
benennen. Es gibt zum Beispiel ein Projekt, das den<br />
Flughafenbau in Shinan und Tsingtau betrifft. Wir hatten<br />
im vorigen Jahr eine Reihe von Fachleuten aus Shandong<br />
hier. Im Herbst letzten Jahres fand ein gemeinsames<br />
<strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> · 13. Wahlperiode Plenarprotokoll 13/93 v. 13.11.97<br />
Seminar zu diesem Thema in Shandong statt. Es wird<br />
wohl demnächst eine Gruppe hierherkommen, die sich der<br />
konkreten Umsetzung des Themas im Rahmen einer<br />
Projektstudie widmen wird. In diesem Zusammenhang<br />
werden auch einige andere Fragen zum Projekt<br />
besprochen.<br />
Wir hatten ein Projekt, bei dem es darum ging, Chemiebetriebe<br />
zu rehabilitieren und auszubauen, was von chinesischer<br />
Seite aus gewünscht war. Es gibt Projekte, die<br />
sich mit Automatisierungstechniken, Informatik, Fahrzeugbau<br />
und Kugellagerbau befassen. Wir hatten ein<br />
Seminar zum Thema „Gewerblicher Rechtsschutz“.<br />
Außerdem gab es ein Seminar zu Fortbildungsfragen. Es<br />
geht also quer durch die Themen.<br />
In bezug auf Brauereitechnik werden Analysemethoden<br />
gelehrt. Gefördert worden ist die Ausstattung einer Fernmeldeschule.<br />
Unterstützt wird vieles, was im Rahmen<br />
wirtschaftlicher Zusammenarbeit sinnvoll ist.<br />
Präsident Böhm: Zusatzfrage: Herr Kolo.<br />
Kolo (SPD): Herr Staatsminister, können Sie mir klar<br />
sagen, ob das in der „Süddeutschen Zeitung“ erwähnte<br />
Programm „Dorferneuerung“ ein Programm der Staatsregierung<br />
oder ein Programm der Hanns-Seidel-Stiftung<br />
ist? Ich frage deshalb, weil das Umweltministerium von<br />
dem Programm nichts wußte. Können Sie wirklich ausschließen,<br />
daß Mitarbeiter der Staatsregierung - in dem<br />
Fall des Landwirtschaftsministeriums - bei dem genannten,<br />
im Zusammenwirken mit KP-Funktionären durchgeführten<br />
Symposium anwesend waren? Wer hat die Kosten<br />
dafür übernommen?<br />
Präsident Böhm: Herr Minister, bitte.<br />
Staatsminister Dr. Wiesheu (Wirtschaftsministerium):<br />
Nach meiner Kenntnis handelt es sich um ein Programm<br />
der Hanns-Seidel-Stiftung. Ich sage es noch einmal: Wenn<br />
jemand als Experte vor Ort eingesetzt wird, wird er in der<br />
Regel beurlaubt. Er ist dann im Rahmen des Projekts tätig<br />
und wird während dieser Zeit von der Hanns-Seidel-<br />
Stiftung bezahlt.<br />
Es gibt aber auch die Möglichkeit, daß Fachleute zu einer<br />
Seminarveranstaltung geladen werden und auf Kosten der<br />
Hanns-Seidel-Stiftung dort anwesend sind. Das schließe<br />
ich nicht aus. Daß man Leute aus dem staatlichen<br />
Bereich, die auf dem betreffenden Gebiet Erfahrung<br />
haben, zu solchen Veranstaltungen einlädt, ist üblich. Das<br />
ist nichts, was zu rügen wäre - im Gegenteil.<br />
So mag es im vorliegenden Fall gewesen sein. Ob es<br />
exakt so war, entzieht sich aber meiner Kenntnis. Dazu<br />
kann ich Ihnen keine verbindliche Auskunft geben.<br />
Präsident Böhm: Letzte Zusatzfrage: Herr Kollege Kolo.<br />
Kolo (SPD): Herr Staatsminister, haben Sie eine Erklärung<br />
dafür, daß die einfache Antwort auf eine einfache