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Integriertes Working Capital und Cash Management

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12<br />

Beitrag<br />

» Der Unternehmenswertberücksichtigt<br />

über die<br />

Kapitalkosten auch<br />

das individuelle<br />

Investitions risiko<br />

<strong>und</strong> liefert somit<br />

wichtige Hinweise<br />

zur Abschätzung<br />

des einhergehenden<br />

Kreditrisikos. «<br />

13 Gr<strong>und</strong>sätzlich handelt es sich bei den relevanten<br />

Ertragswertverfahren um zwei methodische<br />

Gruppen der Unternehmensbewertung: Die<br />

sog. klassischen Ertragswertmethoden, die den<br />

handelsrechtlichen Jahresüberschuss als Basis<br />

für die Ermittlung Free <strong>Cash</strong> flow heranziehen<br />

<strong>und</strong> die sog. Discounted-<strong>Cash</strong> flow-Methoden,<br />

die eine direkte Ermittlung der Free <strong>Cash</strong> flow<br />

vornehmen. Zu den Methoden vgl. z. B.: Geltinge/Gerstmeier,<br />

Unternehmensbewertung.<br />

Allgemeine Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Besonderheiten<br />

bei der Bewertung <strong>und</strong> wertorientierten Steuerung<br />

von Banken, 2003, S. 44 ff.<br />

14 Vgl. zum Kapitalisierungszins: Widmann/<br />

Schieszl/Jeromin, FB 2003 S. 1–10.<br />

15 Münstermann, a. a. O. (Fn. 6), S. 151.<br />

1 / 2009 ForderungsPraktiker<br />

zufließen <strong>und</strong> bestimmt als Summe den Wert<br />

des Unternehmens. Je nach angewandter<br />

Bewertungsmethode kann es sich beim Free<br />

<strong>Cash</strong> flow um eine direkt aus dem <strong>Cash</strong> flow<br />

der Planperiode abgeleitete Größe handeln<br />

oder um den ausschüttungsfähigen Betrag<br />

des geplanten handelsrechtlichen Jahresüberschusses<br />

13 . Unabhängig von der Bewertungsmethode<br />

entspringt der Free <strong>Cash</strong> flow stets<br />

der Planung des Unternehmens <strong>und</strong> repräsentiert<br />

den Zähler der Kapitalwertformel zum<br />

Unternehmenswert.<br />

Der Nenner der Kapitalwertformel besteht<br />

aus dem sog. Kapitalisierungszins. Mit dem<br />

Kapitalisierungszins i werden die Free <strong>Cash</strong>f<br />

lows der einzelnen Planperioden auf den<br />

Bewertungsstichtag abgezinst <strong>und</strong> das nachhaltige<br />

Ergebnis vor der Abzinsung verrentet.<br />

Dem Kapitalisierungszins kommt bei der<br />

Unternehmensbewertung eine entscheidende<br />

Bedeutung zu, da er die (Eigen-)Kapitalkosten<br />

des (Eigenkapital-)Investors quantifiziert. In der<br />

Form des Eigenkapitalkostensatzes setzt sich<br />

der Kapitalisierungszins wie folgt zusammen:<br />

i = risikoloser Basiszinssatz<br />

+ Marktrisikoprämie×<br />

Betafaktor<br />

[ ]<br />

Während der risikolose Basiszinssatz meist<br />

mit der Rendite langfristiger Staatsanleihen<br />

gleichgesetzt wird, bringt die Marktrisikoprämie<br />

die Rendite zum Ausdruck, die der Aktienmarkt<br />

in einem sehr langfristigen Durchschnitt<br />

bereit war, als Risikoprämie über den<br />

risikolosen Basiszins zu bezahlen. Die Marktrisikoprämie<br />

ist somit die Differenz zwischen einer<br />

langfristigen Aktienmarktrendite <strong>und</strong> dem risikolosen<br />

Basiszins. Der Betafaktor ist ein Maß<br />

für das individuelle Risiko eines bestimmten<br />

Unternehmens. Er wird bei börsennotierten<br />

Unternehmen direkt aus der Intensität der<br />

Kursschwankungen zur Schwankungsintensität<br />

der betrachteten Aktienindizes berechnet.<br />

Bei der Bewertung von nicht-börsennotierten<br />

Unternehmen wird der Betafaktor entweder<br />

mit dem Betafaktor der betreffenden Branche<br />

gleichgesetzt oder aus einer Peer-Group von<br />

vergleichbaren, börsennotierten Unternehmen<br />

abgeleitet 14 . Die mit dem Betafaktor multiplizierte<br />

Marktrisikoprämie bildet den Risikozuschlag<br />

auf den Basiszins, den der Eigenkapitalgeber<br />

als Rendite auf sein eingesetztes Kapital<br />

als Mindestanspruch fordert.<br />

Durch Anwendung der Kapitalwertformel kann<br />

der Bewerter mittels der geplanten <strong>und</strong> plausiblen<br />

Free <strong>Cash</strong> flows <strong>und</strong> dem individuell ermittelten<br />

Kapitalisierungszins den Unternehmenswert<br />

zu einem bestimmten Stichtag ermitteln.<br />

Dieser Wert beinhaltet somit alle in der Planung<br />

enthaltenen Annahmen über die zukünftige<br />

Entwicklung des Unternehmens (Zähler) <strong>und</strong><br />

über das unternehmensindividuelle Investitionsrisiko<br />

(Nenner) zu einem bestimmten<br />

Bewertungsstichtag. Wie diese Informationen<br />

im Rahmen des Kreditmanagements genutzt<br />

werden können, wird im Folgenden dargestellt.<br />

IV. Anwendung der Unternehmensbewertung<br />

in der Kreditprüfung<br />

<strong>und</strong> im Kreditmanagement<br />

Hans Münstermann stellte 1966 fest: „Der<br />

Unternehmenswert ist ein Nutzwert <strong>und</strong> eine<br />

zukunftsbezogene Wertgröße, das Ergebnis<br />

eines Investitionskalküls“ 15 .<br />

Nicht umsonst erwähnt Münstermann ausdrücklich<br />

<strong>und</strong> an prominenter Stelle den Begriff<br />

„Nutzwert“. Und nicht ohne Absicht wurde<br />

in Abb. 1 dieses Beitrags die Ordinate des<br />

Lebenszyklusmodells mit „Nutzen“ bezeichnet.<br />

Der Unternehmenswert ist letztlich nichts<br />

anderes als der Nutzwert, den alle monetären<br />

Investitionen <strong>und</strong> menschliche Anstrengungen<br />

in ein System, das wir „Unternehmen“<br />

nennen, erzeugen. Steigt der Unternehmenswert,<br />

so waren die Investitionen <strong>und</strong> Anstrengungen<br />

erfolgreich. Sinkt der Unternehmenswert,<br />

dann eben nicht. Weist ein Unternehmen<br />

auf Basis der aktuellen Planung im Vergleich<br />

zur Vorjahresplanung einen Rückgang des<br />

Unternehmenswerts auf, so bedeutet dies,<br />

dass die der aktuellen Planung innewohnenden<br />

Erfolgs- bzw. Nutzenpotenziale offenbar<br />

geringer sind, als die noch in der Letztjahresplanung<br />

enthaltenen.<br />

Da es also möglich ist, Veränderungen des Nutzens<br />

durch eine Zeitreihe von Unternehmenswerten<br />

abzubilden, lassen sich Unternehmen<br />

im Lebenszyklusmodell positionieren, womit<br />

man Rückschlüsse auf die Veränderung des Kreditrisikos<br />

ziehen kann. Die Einstufungen finden<br />

sich in Abb. 1 des Beitrags <strong>und</strong> wurden dort<br />

erläutert. Gegenüber dem Vorjahr sinkende<br />

Unternehmenswerte sollten bei einer Bank

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