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Integriertes Working Capital und Cash Management

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42<br />

Beitrag<br />

1 / 2009 ForderungsPraktiker<br />

Vorstand Risikomanagement Sanierung Sicherheitenverwertung<br />

Forderungsbeitreibung Investor Revision<br />

<strong>Integriertes</strong> <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Cash</strong> <strong>Management</strong><br />

Autor:<br />

Prof. Dr. Wolfgang Portisch,<br />

Prof. für Bank­ <strong>und</strong> Finanzmanagement<br />

am Fachbereich Wirtschaft der<br />

Fachhochschule Emden, Forschungsschwerpunkte:<br />

Finanzierung,<br />

Risikofrüherkennung <strong>und</strong> Sanierung<br />

aus Bankensicht.<br />

Anforderungen an Firmenk<strong>und</strong>en in der Wirtschaftskrise.<br />

» Banken sollten<br />

eine Überprüfung der<br />

Steuerung von Debitoren,<br />

Kreditoren <strong>und</strong><br />

Vorräten vornehmen<br />

<strong>und</strong> diese ausgiebig<br />

im qualitativen Rating<br />

berücksichtigen. «<br />

1 Reichmann, Controlling mit Kennzahlen <strong>und</strong> <strong>Management</strong>berichten,<br />

7. Aufl . 2006, S. 101 ff .<br />

2 Mißler, in: Seethaler/Steitz, Praxishandbuch Treasury<br />

<strong>Management</strong>, 2007, S. 149 ff .<br />

3 Roland Berger Strategy Consultants, <strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong> – “<strong>Cash</strong> for Recovery”, 2009, S. 4.<br />

I. Einleitung<br />

w Unternehmen, die sich nicht aktiv um die<br />

Steuerung ihres <strong>Cash</strong>pools kümmern weisen in<br />

der aktuellen Wirtschaftskrise besondere Risikomerkmale<br />

für Kreditinstitute auf. Selbst wenn<br />

die Umsatzlage konstant bleibt, kann sich dennoch<br />

das Kontoführungsverhalten verschlechtern.<br />

Die Inanspruchnahmen steigen <strong>und</strong> die<br />

Habenumsätze nehmen ab. Um diese Situation<br />

zu entspannen sollten Unternehmen ihre<br />

Positionen im <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> aktiv steuern<br />

<strong>und</strong> ggf. zusätzlich ein <strong>Cash</strong> Pooling installieren.<br />

Banken sollten eine Überprüfung der Steuerung<br />

von Debitoren, Kreditoren <strong>und</strong> Vorräten<br />

vornehmen <strong>und</strong> diese ausgiebig im qualitativen<br />

Rating berücksichtigen. Gerade das Liquiditätsmanagement<br />

ist aktuell ein wichtiger Krisenindikator,<br />

der bei der Bonitätsklassifi zierung<br />

zu berücksichtigen ist.<br />

II. <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

<strong>und</strong> Steuerung der<br />

<strong>Cash</strong>­Prozesse<br />

1. Steuerung der Prozesse <strong>und</strong><br />

Zahlungsströme<br />

a) Aufbau des <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong><br />

<strong>Management</strong>s<br />

In der aktuellen konjunkturellen Schiefl age gilt<br />

bei vielen Unternehmen: „Liquidität vor Rentabilität“.<br />

Dabei kommt dem <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong><br />

<strong>Management</strong> (WCM) eine besondere Bedeutung<br />

zu. Als <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> bezeichnet man<br />

das Umlaufvermögen abzüglich der kurzfristigen<br />

Verbindlichkeiten 1 . Primär geht es um<br />

die Steuerung des geldnahen Vermögens <strong>und</strong><br />

somit der Vorräte, Forderungen <strong>und</strong> Verbindlichkeiten<br />

aus Lieferungen <strong>und</strong> Leistungen<br />

(LuL). Dabei sind die Prozessketten der Zahlungsströme<br />

im Umlaufvermögen auf den<br />

Wertschöpfungsprozess abzustimmen. Ziel ist<br />

die aktive Beeinfl ussung der Kapitalbindung,<br />

um die Kostenstrukturen <strong>und</strong> die kurzfristige<br />

Liquidität zu optimieren. Eine Verringerung<br />

der Fristen setzt unmittelbar Gelder frei <strong>und</strong><br />

die Unternehmenskennzahlen verbessern sich.<br />

Fortschritte im WCM bauen im Wesentlichen<br />

auf der Gestaltung der drei Prozessketten im<br />

Vorratsmanagement (Vorräte), Debitorenmanagement<br />

(Forderungen aus LuL) <strong>und</strong> Kreditorenmanagement<br />

(Verbindlichkeiten aus LuL) auf 2 .<br />

Dabei sind die folgenden Abläufe zu strukturieren,<br />

wie Abb. 1 zeigt.<br />

Im Wesentlichen sind die aufgeführten Prozessketten<br />

zur Verbesserung der Kapitalbindung<br />

<strong>und</strong> der Freisetzung von Liquidität zu ordnen:<br />

Forecast to Fulfill (Betriebsnotwendige<br />

Vorräte): Im Rahmen des Vorratsmanagements<br />

ist u. a. die Produktionsplanung mit<br />

dem Einkauf, der Lieferkette <strong>und</strong> der Bevorratung<br />

abzustimmen <strong>und</strong> die Kapitalbindung<br />

zu reduzieren.<br />

Order to <strong>Cash</strong> (Forderungen aus Lieferungen<br />

<strong>und</strong> Leistungen): Über das Debitorenmanagement<br />

kann mit der zeitnahen<br />

Rechnungsstellung, der Zahlungseingangsüberwachung<br />

<strong>und</strong> dem engen Mahnwesen<br />

der Zahlungseingang beschleunigt werden.<br />

Purchase to Pay: Mit dem Kreditorenmanagement<br />

kann über die Lieferantenauswahl,<br />

die Einkaufsstrategie, die Vertragsgestaltung<br />

<strong>und</strong> die Zahlungsabwicklung eine<br />

Verzögerung der Auszahlungen erreicht<br />

<strong>und</strong> Liquidität erhalten bleiben.<br />

Ziel der Optimierung im Rahmen des WCM ist<br />

es, die Durchlaufzeiten von Forderungen zu<br />

reduzieren, diejenigen von Verbindlichkeiten<br />

auszuweiten <strong>und</strong> das Vorratsvermögen gering<br />

zu halten. Damit kann i. d. R. die Innenfi nanzierungskraft<br />

erheblich gesteigert werden. Zusätzlich<br />

lassen sich <strong>Cash</strong> Potenziale freisetzen, wie<br />

eine aktuelle Studie zeigt 3 .

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