Integriertes Working Capital und Cash Management

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38 Beitrag » Durch eine einheitliche Lösung zur EWB und pEWb Berechnung wird das Risiko redundanter Fallberücksichtigung minimiert. « 3 Vgl. hierzu auch die Sicht der Betriebsprüfung und Kreditpraxis: Becker, EWB, Bildung und Auflösung von Wertberichtigungen im Kreditgeschäft • Streitfragen • Prozesse, 2007, S. 116 ff. 4 Zur praktischen Umsetzung eines pEWB-Verfahrens im kleinteiligen gewerblichen Kreditgeschäft vgl. Meyer im Hagen, BP 2009 S. 274. 1 / 2009 ForderungsPraktiker begegnet man mittlerweile immer häufiger dadurch, dass nicht mehr der einzelne Kredit oder Kunde, sondern Gruppen mit gleichartig strukturierten Eigenschaften (Portfolio) bewertet werden. Durch diese Gruppierung können die darin gebündelten Forderungen pauschal, d. h. auf der Basis von Erkenntnissen aus der Vergangenheit, mit Abschlägen versehen werden. Für die Einordnung einer Kreditforderung werden in der Praxis Schichtungsverfahren angewendet, bei denen Auffälligkeiten im Kundenverhalten analysiert werden. Klassische Beispiele dafür sind Rating und Scoring aber auch weitere objektive Hinweise, die auf eine zu erwartende Wertminderung schließen lassen. Der Gesamtforderungsbestand eines Kreditinstituts lässt sich in drei Bereiche kategorisieren. Die erste Kategorie ist das sog. „Weissbuch“. In diese Kategorie werden die Forderungen einbezogen, bei denen keinerlei Anzeichen auf Abbildung 1: Beispielhafte Ermittlung des pEWB Portfolios Prüfung des Obligos Schwellenwert überschritten Nein Kreditforderung gekündigt Nein Ermittlung des pEWB -Portfolios eine Wertminderung vorliegen oder zu erwarten sind. Diese Kredite werden in der Regel im bestandsführenden System im Rahmen der Pauschalwertberichtgung (HGB) betrachtet. Im „Graubuch“ finden sich ungekündigte, jedoch bereits leistungsgestörte Forderungen. Hier finden sich die Fälle bei denen häufig bereits objektive Hinweise auf eine zu erwartende Wertminderung vorliegen und aus diesem Grund für die Betrachtung im Rahmen der pauschalierten EWB in Frage kommen. Das „Schwarzbuch“ umfasst alle Fälle, in denen die Kündigung bereits erfolgt ist. Diese Fälle sind unabhängig vom Forderungsvolumen immer im Rahmen der EWB zu betrachten. Für die weitere Festlegung ist zu definieren, welche Kreditengagements für eine pauschalierte Betrachtung in Frage kommen 3 . Hier handelt es sich i. d. R. um „Standardgeschäfte“ bei denen keine komplexen Vertrags- oder Sicherheitenverträge vorliegen 4 . Während die Defi- Ja EWB Berechnung Portfolio A Portfolio B Portfolio C EWB Berechnung Ja
nition des „Standardgeschäfts“ final sicherlich nur kreditinstitutspezifisch zu definieren ist und nicht selten lediglich auf Basis der Auswertung unterschiedlichster Datenfeldinformationen getroffen werden kann, hat sich in der Praxis gezeigt, dass als die Gesamtforderungshöhe eines Kontos, eines Kunden oder eines Engagements zum Zeitpunkt des Ausfalls (Wesentlichkeitsgrenze) ein nahezu einheitlich verwendetes Kriterium ist. Wenngleich die konkret auszuwertenden Schwellwerte natürlich je Kreditinstitut unterschiedlich sind, bedeutet dies für den eigentlichen datenverarbeitungstechnischen Analyseprozess kaum Abweichungen. Neben dieser rein quantitativen Betrachtung spielen aber auch qualitative Merkmale eine wesentliche Rolle. Wurde ein Fall gem. den vorstehenden Regeln als pEWB relevant eingestuft, ist im nächsten Schritt das Portfolio zu ermitteln in das die Berechnungsergebnisse aus dem jeweiligen Einzelfall einfließen sollen. Damit die Bildung geeigneter Portfolios möglich ist, müssen die darin gebündelten Forderungen vergleichbare Risikomerkmale aufweisen. Typische Merkmale sind z. B. das aktuelle Rating/Scoring, die Kundenklassifizierung (Retailkunde/ Geschäftskunde), die Kreditlaufzeit oder die Kreditart. Darüber hinaus kann es beliebige weitere Kriterien geben, nach denen die Portfolios differenziert werden. Die Kriterien sind institutsindividuell festzulegen, es bietet sich aber z. B. die Nutzung der für aufsichtsrechtliche Zwecke im Einklang mit der SolvV definierten Portfolios an. Hierbei wird jeder Kunde in eine Risikokategorie eingeordnet, mit der eine Ausfallwahrscheinlichkeit verbunden ist. Die Ausfallwahrscheinlichkeit, welche für jedes Portfolio hinterlegt werden kann, fließt in die Berechnungsmethodik zur die Risikovorsorgeermittlung ein. Die Feststellung ob ein Kunde im Zuge der Risikovorsorgermittlung einzeln (EWB) oder pauschaliert (pEWB) zu betrachten ist, erfolgt erstmalig zu dem Zeitpunkt zu dem die Wertminderung eintritt. Wird zu diesem Zeitpunkt vom System festgestellt, dass ein neuer Fall aufgrund seiner Struktur, in die Kategorie EWB eingeordnet werden soll, da es sich z. B. um ein signifikantes (IAS) Forderungsvolumen handelt oder die festgelegte Schwellwerte (HGB) überschritten wurden, so verbleibt dieser Fall dau- erhaft in der Einzelfallbetrachtung. Diese Regel bleibt auch dann erhalten, sofern das Obligo, beispielsweise durch eine Zahlung des Kunden, in einer Folgeperiode den vom Kreditinstitut als Wesentlichkeitsgrenze festgelegten Betrag unterschreitet. Ein Wechsel zwischen pauschalierter Einzelwertberichtigung und Einzelwertberichtigung kann jedoch klassifizierungsabhängig dann möglich und notwendig sein, wenn ein pEWB Fall durch Überschreitung der Wesentlichkeitsgrenze oder durch Kündigung zum EWB Fall wird. In diesen Wanderungsbewegungen liegt eine der Herausforderungen bei der Einführung der pauschalierten EWB, insbesondere für den Fall, dass unterschiedliche Anwendungen für die Ermittlung der Einzelwerberichtung und pauschalierten EWB eingesetzt werden. Das latente Risiko bei Verwendung unterschiedlichster Werkzeuge zur Ermittlung von pEWB und EWB liegt in der nicht eindeutigen und vollständigen Zuordnung aller Forderungen in genau ein Portfolio 5 . Dieser Risikofaktor lässt sich durch den Einsatz einer Anwendung, welche beide Bewertungsverfahren auf Basis einer einheitlichen Datenbasis unterstützt, deutlich minimieren. IV. Berechnungsgrundlagen Im Fall einer vertragsgerechten Rückführung einer Kreditforderung erfolgt die Berechnung des aktuellen Saldos und der Pauschalwertberichtigung im bestandsführenden System. Dagegen erfolgt die Ermittlung des für die Einzelwertberichtigung relevanten Saldos bei leistungsgestörten Forderungen aus dem Grau- und dem Schwarzbuch häufig in Subsystemen, die auf die besonderen Prozesse und Anforderungen in der Bearbeitung von Problemkrediten ausgerichtet sind. Da im Fall der Kündigung im bestandsführenden System i. d. R. die vertragsrelevanten Berechnungsparameter zu Ermittlung des Kontosaldos nicht auf die Belange der zivilrechtlichen Forderungsermittlung umgestellt werden, erfolgt die weitere Ermittlung des aktuellen Kontosaldos häufig in einem Subsystem. Dieses Vorgehen wird erforderlich, da 1 / 2009 ForderungsPraktiker Beitrag » In den Wanderungsbewegungen zwischen EWB und pEWB liegt eine der Herausforderungen bei der Einführung pauschalierter EWBVerfahren. « 5 Kreditengagements fließen z. B. nach wie vor in die Portfolioberechnung ein, obwohl die Fälle bereits an anderer Stelle einzelwertberichtigt worden sind. 39
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