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Soziale Unsicherheit im Kindesalter

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Theoretischer Hintergrund<br />

2.1.4 Epidemiologie<br />

Da den epidemiologischen Studien verschiedene Störungskonzepte zu Grunde<br />

liegen, werden die Einjahres- und Lebenszeitprävalenzen für <strong>Soziale</strong> <strong>Unsicherheit</strong> und<br />

verwandte Angststörungen dargestellt (Tabelle 03). Auffällig ist hierbei, dass die<br />

Prävalenzraten deutlich niedriger sind, wenn das Kriterium der Funktionseinschränkung mit<br />

herangezogen wird (z.B. Shaffer, Fisher, Dulcan & Davies, 1996; Verhulst, Dekker& van<br />

der Ende, 1997), was auf eine wesentlich höhere Verbreitung subklinischer sozialer Ängste<br />

hinweist.<br />

Werden Auffälligkeiten in einzelnen Subskalen in den Studien mit herangezogen, so<br />

zeigen sich ebenfalls hohe Raten bei der Verbreitung subklinischer Ängste. Beispielsweise<br />

zeigten in der “Ontario Child Health Study“ (Bowen, Offord & Boyle, 1990) 17% der<br />

befragten Kinder auffällige Werte in mindestens einer der beiden Hauptskalen „Exzessive<br />

oder unrealistische Ängste“ und „Exzessive oder unrealistische Sorgen“, jedoch nur 2.5%<br />

erfüllten die Diagnosekriterien einer Störung mit Überängstlichkeit.<br />

Die Prävalenzraten der sozialen Phobie <strong>im</strong> <strong>Kindesalter</strong> variieren zwischen 1% und<br />

8%. Für die Störung mit Trennungsangst werden Auftretenswahrscheinlichkeiten zwischen<br />

1% und 26% berichtet.<br />

Zur Verbreitung von <strong>Soziale</strong>r <strong>Unsicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindesalter</strong> gibt es nur vereinzelte<br />

Studien, je nach Konzept und Erhebungsmethode variieren die Prävalenzraten zwischen 0<br />

und 56%. Im Kindergartenalter berichten 20% der Kinder von sozialen Ängsten (Laucht,<br />

Esser & Schmidt, 2000). Kashani und Orvaschel (1990) befragten Kinder und Jugendliche<br />

verschiedener Altersstufen nach Angst vor sozialen Situationen und fanden mit dem Alter<br />

zunehmende Ängste (8-Jährige: 21%; 12-Jährige: 46%; 17-Jährige: 56%). In<br />

Untersuchungen mit Hilfe der Child Behavior Checklist (Arbeitsgruppe Deutsche Child<br />

Behavior Checklist, 1993b) zeigten sich auf der Skala „<strong>Soziale</strong>r Rückzug“ bei 2-6% der<br />

befragten Jungen auffällige Werte und bei 3-5% der Mädchen (Lehmkuhl, Döpfner, Plück,<br />

Berner, Fegert, Huss, Lenz, Schmeck, Lehmkuhl & Poustka, 1998).<br />

Plück, Döpfner und Lehmkuhl (2000) untersuchten internalisierende Auffälligkeiten<br />

bei Kindern und Jugendlichen in einer bundesweiten Studie (PAK-KID-Studie). Unter<br />

internalisierenden Störungen werden Angst und Depression, <strong>Soziale</strong>r Rückzug und<br />

somatische Beschwerden zusammengefasst. Eingesetzt wurde die Child Behavior<br />

Checklist und der Youth Self-Report (Achenbach, T. M. & Arbeitsgruppe Deutsche Child<br />

Behavior Checklist, 1991a, 1991b). Die Autoren befragten 1030 Kinder zwischen 4 und 10<br />

Jahren, 1757Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren und deren Eltern. Die Daten wurden<br />

nach Prävalenzraten, Alters-, Geschlechts- und Beurteilereffekten, sowie Korrelationen und<br />

Komorbiditäten internalisierender mit anderen Verhaltensauffälligkeiten ausgewertet. Plück<br />

et al. (2000) fanden Auffälligkeiten <strong>im</strong> Bereich des <strong>Soziale</strong>n Rückzuges bei 6% der Kinder<br />

und 8% der Jugendlichen (Elternurteil). Klinische bedeutsame Werte <strong>im</strong> Bereich<br />

Angst/Depressivität zeigten 9-14% der Befragten (Elternurteil).<br />

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