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Botschaft über die Volksinitiative «für den Beitritt der - admin.ch

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00.093<br />

<strong>Bots<strong>ch</strong>aft</strong><br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> <strong>Volksinitiative</strong> «Für <strong>den</strong> <strong>Beitritt</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

zur Organisation <strong>der</strong> Vereinten Nationen (UNO)»<br />

vom 4. Dezember 2000<br />

Sehr geehrter Herr Präsi<strong>den</strong>t,<br />

sehr geehrte Frau Präsi<strong>den</strong>tin,<br />

sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Wir unterbreiten Ihnen hiermit <strong>die</strong> <strong>Bots<strong>ch</strong>aft</strong> zur <strong>Volksinitiative</strong> «Für <strong>den</strong> <strong>Beitritt</strong><br />

<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zur Organisation <strong>der</strong> Vereinten Nationen (UNO)». Wir beantragen Ihnen,<br />

<strong>die</strong> Initiative Volk und Stän<strong>den</strong> zur Annahme zu empfehlen.<br />

Ferner beantragen wir Ihnen, <strong>die</strong> folgen<strong>den</strong> parlamentaris<strong>ch</strong>en Vorstösse abzus<strong>ch</strong>reiben:<br />

1992 P 90.719 UNO-<strong>Beitritt</strong> (N 3.3.92, Bär Rosmarie)<br />

1992 P 90.717 UNO-<strong>Beitritt</strong> (N 3.3.92, LdU/EVP-Fraktion)<br />

1992 P 90.756 UNO-<strong>Beitritt</strong> (N 3.3.92, Sozialdemokratis<strong>ch</strong>e Fraktion)<br />

1995 P 93.3413 UNO-<strong>Beitritt</strong> (S 13.3.95, Rhinow René)<br />

1998 M 97.3269 UNO-<strong>Beitritt</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz (N 9.6.98, Gysin Remo, S 8.10.98)<br />

Wir versi<strong>ch</strong>ern Sie, sehr geehrter Herr Präsi<strong>den</strong>t, sehr geehrte Frau Präsi<strong>den</strong>tin, sehr<br />

geehrte Damen und Herren, unserer vorzügli<strong>ch</strong>en Ho<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>tung.<br />

4. Dezember 2000 Im Namen des S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Bundesrates<br />

11295<br />

Der Bundespräsi<strong>den</strong>t: Adolf Ogi<br />

Die Bundeskanzlerin: Annemarie Huber-Hotz<br />

2000-2494 1183


Übersi<strong>ch</strong>t<br />

Die <strong>Volksinitiative</strong> «Für <strong>den</strong> <strong>Beitritt</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zur Organisation <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen (UNO)» wurde am 6. März 2000 in Form eines ausgearbeiteten Vors<strong>ch</strong>lages<br />

mit 124 772 Unters<strong>ch</strong>riften bei <strong>der</strong> Bundeskanzlei eingerei<strong>ch</strong>t. Die Initianten<br />

wollen errei<strong>ch</strong>en, dass <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz <strong>der</strong> UNO beitritt. Die S<strong>ch</strong>weiz engagiert si<strong>ch</strong> in<br />

<strong>der</strong> Organisation bereits heute weitgehend. Die Mitwirkung als Beoba<strong>ch</strong>ter ers<strong>ch</strong>eint<br />

<strong>den</strong> Initiantinnen und Initianten als ni<strong>ch</strong>t ausrei<strong>ch</strong>end und erlaube keine<br />

optimale Interessenvertretung. Der <strong>Beitritt</strong> zur UNO bringt <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz eine klare<br />

Situation: Alle für <strong>den</strong> Beoba<strong>ch</strong>ter gelten<strong>den</strong> Eins<strong>ch</strong>ränkungen fallen weg. Die Mitwirkungsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

wer<strong>den</strong> optimiert. Die S<strong>ch</strong>weiz würde dabei<br />

– <strong>die</strong> si<strong>ch</strong> aus <strong>der</strong> UNO-Charta ergeben<strong>den</strong> Verpfli<strong>ch</strong>tungen <strong>über</strong>nehmen<br />

– <strong>die</strong> für sie bere<strong>ch</strong>neten Pfli<strong>ch</strong>tbeiträge ans reguläre Budget <strong>der</strong> UNO und<br />

an das Budget für <strong>die</strong> frie<strong>den</strong>serhalten<strong>den</strong> Operationen bezahlen.<br />

Die Zielsetzung <strong>der</strong> <strong>Volksinitiative</strong> entspri<strong>ch</strong>t dem am 1. März 2000 formell bes<strong>ch</strong>lossenen<br />

Legislaturziel des Bundesrates, <strong>den</strong> UNO-<strong>Beitritt</strong> in <strong>der</strong> Legislatur<br />

1999–2003 herbeizuführen. Der Bundesrat empfiehlt deshalb <strong>die</strong> Initiative zur Annahme.<br />

Aus dem na<strong>ch</strong>folgen<strong>den</strong> <strong>Bots<strong>ch</strong>aft</strong>stext gehen folgende Gründe für <strong>den</strong> <strong>Beitritt</strong><br />

<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zur UNO hervor:<br />

I. Die S<strong>ch</strong>weiz soll in <strong>der</strong> Weltorganisation präsent sein: Der UNO-<strong>Beitritt</strong><br />

unterstrei<strong>ch</strong>t <strong>den</strong> Willen <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz, an <strong>der</strong> internationalen Politik solidaris<strong>ch</strong><br />

mitzuwirken und auf weltweite, sie direkt berührende Entwicklungen<br />

Einfluss zu nehmen. Die UNO ist heute <strong>die</strong> einzige wirkli<strong>ch</strong> universelle Organisation.<br />

Fast 100 Prozent <strong>der</strong> Weltbevölkerung sind in ihr vertreten.<br />

Zwei Beoba<strong>ch</strong>terstaaten stehen 189 Mitglie<strong>der</strong>n gegen<strong>über</strong>. Die S<strong>ch</strong>weiz mit<br />

ihrem einzigartigen Staatsmodell, ihrer rei<strong>ch</strong>en Kultur und Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und<br />

ihrer humanitären Tradition hat deshalb zahlrei<strong>ch</strong>e Gründe, um <strong>die</strong>sem<br />

wi<strong>ch</strong>tigsten globalen Forum beizutreten.<br />

II. Die Ziele <strong>der</strong> UNO-Charta entspre<strong>ch</strong>en <strong>den</strong> Zielen <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Aussenpolitik: Die S<strong>ch</strong>weiz kann si<strong>ch</strong> uneinges<strong>ch</strong>ränkt hinter <strong>die</strong> Ziele <strong>der</strong><br />

UNO-Charta stellen und sie gemeinsam mit <strong>der</strong> UNO verfolgen. Sie kann<br />

<strong>den</strong> Bestimmungen <strong>der</strong> Charta Folge leisten, ohne <strong>die</strong> Neutralität aufzugeben.<br />

III. Die Beziehungen <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zur UNO sind bereits intensiv, <strong>die</strong> Zeit für<br />

<strong>den</strong> <strong>Beitritt</strong> ist reif: Als Mitglied kann <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz ihre Interessen au<strong>ch</strong> in<br />

<strong>den</strong> Hauptorganen <strong>der</strong> UNO vertreten und ihren aussenpolitis<strong>ch</strong>en Anliegen<br />

besser Na<strong>ch</strong>druck vers<strong>ch</strong>affen. Es ist eine s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Politik, <strong>über</strong>all mitzuma<strong>ch</strong>en,<br />

ni<strong>ch</strong>t aber in <strong>den</strong> Hauptorganen einer Organisation.<br />

IV. Die S<strong>ch</strong>weiz kann in <strong>der</strong> UNO ihre Interessen bei <strong>der</strong> Regelung globaler<br />

Fragen wahren: Als Mitglied kann <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz beim Erarbeiten internationaler<br />

Lösungen in <strong>der</strong> UNO mit vollen Re<strong>ch</strong>ten mitwirken und ihre aussenpolitis<strong>ch</strong>en<br />

Ziele besser verfolgen. Ihre Fähigkeit, <strong>die</strong> eigenen Interessen<br />

1184


global wahrzunehmen und dur<strong>ch</strong>zusetzen, wird somit dur<strong>ch</strong> <strong>den</strong> UNO-<br />

<strong>Beitritt</strong> verstärkt.<br />

V. Der UNO-<strong>Beitritt</strong> verleiht <strong>der</strong> neutralen S<strong>ch</strong>weiz einen grösseren internationalen<br />

Handlungsspielraum: Frie<strong>den</strong>spolitik findet zunehmend im multilateralen<br />

Umfeld statt. Wer einen Beitrag leisten will, muss präsent sein und<br />

bedarf optimaler Instrumente. Der UNO-<strong>Beitritt</strong> versetzt <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz in <strong>die</strong><br />

Lage, ihre Aussenpolitik s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin mit verbesserten Mitteln zu betreiben.<br />

VI. Der UNO-<strong>Beitritt</strong> ist ein Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen<br />

<strong>der</strong> global tätigen s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Wirts<strong>ch</strong>aft: Er bildet eine Investition<br />

in <strong>die</strong> Stabilität <strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>en internationalen Rahmenbedingungen sowie<br />

in <strong>die</strong> Entwicklungs<strong>ch</strong>ancen von Staaten, <strong>die</strong> wi<strong>ch</strong>tige Handelspartner<br />

<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz sind. Es gibt keinen an<strong>der</strong>en Ort, wo <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz si<strong>ch</strong> für ein<br />

stabiles internationales Umfeld besser einsetzen und so das Wohlergehen<br />

von Staat, Gesells<strong>ch</strong>aft und Wirts<strong>ch</strong>aft för<strong>der</strong>n kann.<br />

VII. Die S<strong>ch</strong>weiz gewinnt bei <strong>der</strong> zukünftigen Ausgestaltung des Völkerre<strong>ch</strong>ts<br />

an Einfluss: Sie kann dur<strong>ch</strong> <strong>den</strong> UNO-<strong>Beitritt</strong> <strong>die</strong> Entwicklung des Völkerre<strong>ch</strong>ts<br />

verstärkt mitprägen und auf dessen grössere Dur<strong>ch</strong>setzbarkeit hinarbeiten.<br />

Sie kann an allen Verhandlungen teilnehmen, si<strong>ch</strong> von Beginn weg<br />

aktiv eins<strong>ch</strong>alten und an massgeben<strong>den</strong> Abstimmungen teilnehmen.<br />

VIII.Die Mögli<strong>ch</strong>keiten zur Vertretung <strong>der</strong> Interessen des internationalen Genf<br />

wer<strong>den</strong> erweitert: Genf ist zweitwi<strong>ch</strong>tigster Sitz <strong>der</strong> UNO. Das internationale<br />

Genf bildet eine kulturelle, gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e und politis<strong>ch</strong>e Berei<strong>ch</strong>erung<br />

für <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz, ist wi<strong>ch</strong>tige Plattform für unsere Aussenpolitik und<br />

bedeuten<strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>aftsfaktor für <strong>die</strong> Genferseeregion. Es drängt si<strong>ch</strong> auf,<br />

dass <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz ihre Rolle als Sitzstaat mit <strong>der</strong> UNO-Mitglieds<strong>ch</strong>aft verbindet,<br />

um so ihre Interessen besser zu wahren.<br />

IX. Die UNO bereitet si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Reformen auf neue Aufgaben vor: Die UNO<br />

hat ihre Wirkungskraft in <strong>den</strong> vergangenen Jahren gesteigert. Sie wird in Zukunft<br />

dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Vernetzung <strong>der</strong> internationalen Politik mit <strong>der</strong> Zivilgesells<strong>ch</strong>aft<br />

und <strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>aft eine no<strong>ch</strong> wi<strong>ch</strong>tigere Rolle spielen. Dank eines<br />

kontinuierli<strong>ch</strong>en Reformprozesses ist sie bestrebt, na<strong>ch</strong> wie vor bestehende<br />

S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en abzubauen.<br />

Der <strong>Bots<strong>ch</strong>aft</strong>stext bildet eine Einheit mit dem «Beri<strong>ch</strong>t des Bundesrates <strong>über</strong> das<br />

Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz und <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

(UNO)» vom 1. Juli 1998 (im Folgen<strong>den</strong> «UNO-Beri<strong>ch</strong>t» genannt). 1 Dieser beleu<strong>ch</strong>tet<br />

in umfassen<strong>der</strong> Weise das Verhältnis <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zur UNO, während <strong>die</strong>se<br />

<strong>Bots<strong>ch</strong>aft</strong> vor allem auf <strong>die</strong> für <strong>den</strong> <strong>Beitritt</strong> relevanten Aspekte eingeht.<br />

1 «Beri<strong>ch</strong>t <strong>über</strong> das Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz und <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen (UNO)» vom 1. Juli 1998; BBl 1998 V 5242 ff.<br />

1185


<strong>Bots<strong>ch</strong>aft</strong><br />

1 Einleitung<br />

1.1 Formelles<br />

Die <strong>Volksinitiative</strong> «Für <strong>den</strong> <strong>Beitritt</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zur Organisation <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen (UNO)» wurde am 6. März 2000 mit 124 772 gültigen Unters<strong>ch</strong>riften in<br />

<strong>der</strong> Form eines ausgearbeiteten Entwurfs bei <strong>der</strong> Bundeskanzlei eingerei<strong>ch</strong>t.<br />

Die Initiative lautet:<br />

1186<br />

Die Bundesverfassung wird wie folgt ergänzt:<br />

Übergangsbestimmungen Art. 24 (neu)<br />

1 Die S<strong>ch</strong>weiz tritt <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Vereinten Nationen bei.<br />

2 Der Bundesrat wird ermä<strong>ch</strong>tigt, an <strong>den</strong> Generalsekretär <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen (UNO) ein Gesu<strong>ch</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz um Aufnahme in <strong>die</strong>se Organisation<br />

und eine Erklärung zur Erfüllung <strong>der</strong> in <strong>der</strong> UN-Charta enthaltenen Verpfli<strong>ch</strong>tungen<br />

zu ri<strong>ch</strong>ten.<br />

Mit Verfügung vom 11. April 2000 stellte <strong>die</strong> Bundeskanzlei fest, dass <strong>die</strong> <strong>Volksinitiative</strong><br />

formell zu Stande gekommen ist2. Gemäss Artikel 29 Absatz 1 des Ges<strong>ch</strong>äftsverkehrsgesetzes (GVG) 3 ist <strong>die</strong> <strong>Bots<strong>ch</strong>aft</strong><br />

des Bundesrates zur <strong>Volksinitiative</strong> spätestens bis am 5. März 2001 <strong>der</strong> Bundesversammlung<br />

zu unterbreiten. Diese muss ans<strong>ch</strong>liessend bis zum 5. September 2002 einen<br />

Bes<strong>ch</strong>luss gefasst haben (Art. 27 Abs. 1 GVG).<br />

Anpassung an <strong>die</strong> neue Bundesverfassung<br />

Na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Annahme <strong>der</strong> neuen Bundesverfassung vom 18. April 1999 wird <strong>die</strong> <strong>Volksinitiative</strong><br />

«Für <strong>den</strong> <strong>Beitritt</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zur Organisation <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

(UNO)» ni<strong>ch</strong>t mehr <strong>die</strong> bisherige Nummerierung (Übergangsbestimmungen Art. 24)<br />

tragen können, son<strong>der</strong>n an <strong>die</strong> neue Bundesverfassung angepasst eingeordnet wer<strong>den</strong><br />

müssen. Dabei ist zu bea<strong>ch</strong>ten, dass <strong>die</strong> mit <strong>der</strong> neuen Bundesverfassung erlassenen<br />

Übergangsbestimmungen in Artikel 196 na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Systematik des Verfassungstextes<br />

geordnet sind. Später dazugekommene neue Übergangsbestimmungen<br />

sollen in einem eigenen Artikel 197 zusammengefasst und <strong>ch</strong>ronologis<strong>ch</strong> geordnet<br />

wer<strong>den</strong>. Die Übergangsbestimmung erhält daher provisoris<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Ziffer 1 in Artikel<br />

197 (neu) <strong>der</strong> neuen Bundesverfassung; <strong>die</strong> definitive Nummer wird na<strong>ch</strong> <strong>der</strong><br />

Abstimmung zugeteilt. Weil Artikel 196 damit ni<strong>ch</strong>t mehr alleiniger Artikel im<br />

Kapitel Übergangsbestimmungen sein wird, ist er, wie <strong>der</strong> neue Artikel 197, mit einem<br />

Sa<strong>ch</strong>titel zu versehen. Die Übers<strong>ch</strong>riften sollen <strong>die</strong> bei<strong>den</strong> Zuordnungskriterien<br />

erkennen lassen. Der Text <strong>der</strong> <strong>Volksinitiative</strong> wird in na<strong>ch</strong>folgen<strong>der</strong> Weise an <strong>die</strong><br />

neue Verfassung angepasst:<br />

Die Übergangsbestimmungen <strong>der</strong> Bundesverfassung vom 18. April 1999 wer<strong>den</strong> wie<br />

folgt ergänzt:<br />

2 BBl 2000 2453<br />

3 GVG; SR 171.11


Art. 196 Sa<strong>ch</strong><strong>über</strong>s<strong>ch</strong>rift<br />

Übergangsbestimmungen gemäss Bundesbes<strong>ch</strong>luss vom 18. Dezember<br />

1998 <strong>über</strong> eine neue Bundesverfassung<br />

Art. 197 Übergangsbestimmungen na<strong>ch</strong> Annahme <strong>der</strong> Bundesverfassung<br />

vom 18. April 1999<br />

1. <strong>Beitritt</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zur UNO<br />

1 Die S<strong>ch</strong>weiz tritt <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Vereinten Nationen bei.<br />

2 Der Bundesrat wird ermä<strong>ch</strong>tigt, an <strong>den</strong> Generalsekretär <strong>der</strong> Organisation<br />

<strong>der</strong> Vereinten Nationen (UNO) ein Gesu<strong>ch</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz um Aufnahme in<br />

<strong>die</strong>se Organisation und eine Erklärung zur Erfüllung <strong>der</strong> in <strong>der</strong> UN-Charta<br />

enthaltenen Verpfli<strong>ch</strong>tungen zu ri<strong>ch</strong>ten.<br />

1.2 Gültigkeit <strong>der</strong> Initiative<br />

Na<strong>ch</strong> Artikel 139 Absatz 2 und 3 und Artikel 194 Absatz 3 <strong>der</strong> Bundesverfassung ist<br />

eine Initiative auf Teilrevision <strong>der</strong> Bundesverfassung nur in <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> allgemeinen<br />

Anregung o<strong>der</strong> des ausgearbeiteten Entwurfs zulässig. Mis<strong>ch</strong>formen sind ni<strong>ch</strong>t<br />

gestattet. Die vorliegende «UNO-Initiative» ist als vollständig ausgearbeiteter Entwurf<br />

abgefasst. Das Gebot <strong>der</strong> Einheit <strong>der</strong> Form ist somit erfüllt.<br />

Das Gebot <strong>der</strong> Einheit <strong>der</strong> Materie na<strong>ch</strong> Artikel 139 Absatz 3 und Artikel 194 Absatz<br />

2 <strong>der</strong> Bundesverfassung will si<strong>ch</strong>erstellen, dass mit einem Initiativbegehren<br />

ni<strong>ch</strong>t mehrere, sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zusammenhängende Fragen zur Abstimmung gelangen.<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Initiative ist klar: Die S<strong>ch</strong>weiz soll <strong>der</strong> UNO beitreten. Der Grundsatz<br />

<strong>der</strong> Einheit <strong>der</strong> Materie ist somit gewahrt.<br />

Vereinbarkeit mit dem Völkerre<strong>ch</strong>t<br />

Die Bundesverfassung anerkennt mit Artikel 193 Absatz 4 respektive 194 Absatz 2,<br />

dass zwingende Bestimmungen des Völkerre<strong>ch</strong>ts dur<strong>ch</strong> eine Verfassungsrevision<br />

ni<strong>ch</strong>t verletzt wer<strong>den</strong> dürfen. Bei <strong>der</strong> vorliegen<strong>den</strong> Initiative wird zwingendes Völkerre<strong>ch</strong>t<br />

(wie z.B. <strong>der</strong> Kern des humanitären Völkerre<strong>ch</strong>ts, das Gewaltverbot, das<br />

Agressionsverbot o<strong>der</strong> das Genozid- und Folterverbot4) offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t berührt.<br />

Die vorliegende Initiative ist somit au<strong>ch</strong> im Li<strong>ch</strong>te des zwingen<strong>den</strong> Völkerre<strong>ch</strong>ts<br />

unproblematis<strong>ch</strong>.<br />

Dur<strong>ch</strong>führbarkeit <strong>der</strong> Initiative<br />

Initiativen sind jeweils au<strong>ch</strong> auf ihre Dur<strong>ch</strong>führbarkeit zu <strong>über</strong>prüfen. 5 Diese ist im<br />

vorliegen<strong>den</strong> Fall offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> gewährleistet. Die S<strong>ch</strong>weiz muss auf Grund des<br />

Initiativtextes beim UNO-Generalsekretär <strong>den</strong> <strong>Beitritt</strong> beantragen und versi<strong>ch</strong>ern,<br />

dass sie <strong>den</strong> Bestimmungen <strong>der</strong> Charta Folge zu leisten ge<strong>den</strong>kt. Dieser S<strong>ch</strong>ritt, <strong>den</strong><br />

alle an<strong>der</strong>en Staaten getan haben, ist au<strong>ch</strong> für <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz dur<strong>ch</strong>führbar.<br />

4 BBl 1997 I 362<br />

5 BBl 1998 274<br />

1187


1.3 Hintergrund <strong>der</strong> UNO-Vorlage<br />

Die Frage des <strong>Beitritt</strong>s zur Organisation <strong>der</strong> Vereinten Nationen (UNO) ist in <strong>der</strong><br />

S<strong>ch</strong>weiz wie<strong>der</strong>holt diskutiert wor<strong>den</strong>. Aus <strong>die</strong>ser langen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>der</strong> UNO-<br />

Vorlage ergibt si<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Unterstützung des Bundesrates für <strong>die</strong> nun vorliegende <strong>Beitritt</strong>sinitiative.<br />

Vom Zweiten Weltkrieg bis zur ersten UNO-Abstimmung<br />

S<strong>ch</strong>on 1945 kam eine vom Bundesrat eingesetzte Expertenkommission zum S<strong>ch</strong>luss,<br />

dass auf Grund <strong>der</strong> Zielsetzungen <strong>der</strong> UNO <strong>der</strong> <strong>Beitritt</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz wüns<strong>ch</strong>bar sei.<br />

Als si<strong>ch</strong> aber zeigte, dass gegen<strong>über</strong> <strong>den</strong> Verpfli<strong>ch</strong>tungen <strong>der</strong> Charta kein ausdrückli<strong>ch</strong>er<br />

Neutralitätsvorbehalt angebra<strong>ch</strong>t wer<strong>den</strong> konnte, verzi<strong>ch</strong>tete <strong>der</strong> Bundesrat<br />

unter <strong>den</strong> damaligen Umstän<strong>den</strong> auf einen <strong>Beitritt</strong>santrag.<br />

Glei<strong>ch</strong>zeitig legte er für <strong>die</strong> Beziehungen <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zur UNO ein Programm in<br />

drei Punkten fest:<br />

– Verfolgen <strong>der</strong> Tätigkeiten <strong>der</strong> Organisation<br />

– <strong>Beitritt</strong> zum Statut des Internationalen Geri<strong>ch</strong>tshofes und zu <strong>den</strong> Spezialorganisationen<br />

– Erlei<strong>ch</strong>terte Nie<strong>der</strong>lassung <strong>der</strong> UNO (und an<strong>der</strong>er internationaler Organisationen)<br />

in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz.<br />

Im Rahmen <strong>die</strong>ser Leitlinien haben si<strong>ch</strong> seither <strong>die</strong> Beziehungen <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zur<br />

UNO weiterentwickelt.<br />

Der <strong>Beitritt</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz wurde in <strong>den</strong> Se<strong>ch</strong>zigerjahren erneut zur Diskussion gestellt.<br />

Nationalrat Willy Brets<strong>ch</strong>er verlangte in einem Postulat vom 28. Februar 1967<br />

einen Beri<strong>ch</strong>t des Bundesrates <strong>über</strong> das Verhältnis <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zur UNO und <strong>über</strong><br />

<strong>die</strong> Mögli<strong>ch</strong>keit des <strong>Beitritt</strong>es unter Wahrung <strong>der</strong> Neutralität.<br />

In drei Beri<strong>ch</strong>ten an das Parlament (vom 16. Juni 1969, 17. November 1971 und<br />

29. Juni 1977) ging <strong>der</strong> Bundesrat auf <strong>die</strong>se Fragen ein. Er kam zum S<strong>ch</strong>luss, dass<br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz ihre Neutralität als UNO-Mitglied unter <strong>den</strong> seit 1945 na<strong>ch</strong>haltig verän<strong>der</strong>ten<br />

Bedingungen au<strong>ch</strong> ohne formellen Vorbehalt zur Charta aufre<strong>ch</strong>terhalten<br />

kann. Am 21. Dezember 1981 unterbreitete er dem Parlament <strong>die</strong> <strong>Bots<strong>ch</strong>aft</strong> <strong>über</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>Beitritt</strong>. Dieser wurde am 16. März 1986 von Volk und Stän<strong>den</strong> abgelehnt.<br />

Von 1986 bis heute<br />

Dana<strong>ch</strong> trat <strong>die</strong>ses Thema hinter an<strong>der</strong>e aussenpolitis<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>äfte wie <strong>den</strong> <strong>Beitritt</strong><br />

zu <strong>den</strong> Bretton-Woods-Institutionen (vom Volk im Mai 1992 angenommen), <strong>den</strong><br />

<strong>Beitritt</strong> zum Europäis<strong>ch</strong>en Wirts<strong>ch</strong>aftsraum (EWR, von Volk und Stän<strong>den</strong> im Dezember<br />

1992 verworfen) und <strong>die</strong> sektoriellen Abkommen <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz mit <strong>der</strong> Europäis<strong>ch</strong>en<br />

Union (EU, vom Volk im Mai 2000 angenommen) zurück.<br />

In <strong>der</strong> ersten Hälfte <strong>der</strong> Neunzigerjahre wur<strong>den</strong> vier parlamentaris<strong>ch</strong>e Motionen eingerei<strong>ch</strong>t,<br />

wel<strong>ch</strong>e <strong>den</strong> UNO-<strong>Beitritt</strong> for<strong>der</strong>ten. 6 Der Bundesrat nahm <strong>die</strong>se mit Billigung<br />

<strong>der</strong> Eidgenössis<strong>ch</strong>en Räte als Postulate entgegen. Er wollte si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> zu jenem<br />

Zeitpunkt auf <strong>die</strong> bilateralen Verhandlungen mit <strong>der</strong> EU konzentrieren.<br />

6 Bär 1992 P 90.719; LdU/EVP-Fraktion 1992 P 90.717; SP-Fraktion 1992 P 90 756;<br />

Rhinow 1995 P 93.3413 SR.<br />

1188


Seit 1997 erhielt <strong>die</strong> Diskussion um <strong>den</strong> UNO-<strong>Beitritt</strong> wie<strong>der</strong> Auftrieb:<br />

– Am 5. Juni 1997 rei<strong>ch</strong>te Nationalrat Remo Gysin eine Motion ein, <strong>die</strong> <strong>den</strong><br />

Bundesrat auffor<strong>der</strong>te, <strong>die</strong> Vorbereitungen für <strong>den</strong> UNO-<strong>Beitritt</strong> an <strong>die</strong> Hand<br />

zu nehmen. 7 Der Bundesrat erklärte si<strong>ch</strong> bereit, <strong>die</strong> Motion, <strong>die</strong> von bei<strong>den</strong><br />

Kammern mit grossen Mehrheiten <strong>über</strong>wiesen wurde, in verbindli<strong>ch</strong>er Form<br />

anzunehmen.<br />

– In einem Postulat vom 18. Juni 1997 verlangte Nationalrat Andreas Gross<br />

vom Bundesrat einen Beri<strong>ch</strong>t, <strong>der</strong> aufzeigen sollte, wie si<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Beziehungen<br />

zwis<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz und <strong>der</strong> UNO seit dem 16. März 1986 entwickelt<br />

hatten. 8 Der Bundesrat veröffentli<strong>ch</strong>te <strong>den</strong> Beri<strong>ch</strong>t am 1. Juli 1998. 9 Darin<br />

wur<strong>den</strong> <strong>die</strong> vielfältigen Beziehungen <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zur UNO bes<strong>ch</strong>rieben. Er<br />

endete mit <strong>der</strong> Aussage:<br />

«Der Bundesrat hält fest, dass er das strategis<strong>ch</strong>e Ziel <strong>der</strong> Mitglieds<strong>ch</strong>aft<br />

in <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Vereinten Nationen zum politis<strong>ch</strong> frühestmögli<strong>ch</strong>en<br />

Zeitpunkt errei<strong>ch</strong>en mö<strong>ch</strong>te.»<br />

– Am 8. September 1998 lancierte ein <strong>über</strong>parteili<strong>ch</strong>es Komitee eine <strong>Volksinitiative</strong><br />

für <strong>den</strong> UNO-<strong>Beitritt</strong> und rei<strong>ch</strong>te <strong>die</strong>se am 6. März 2000 mit einer<br />

ausrei<strong>ch</strong>en<strong>den</strong> Anzahl Unters<strong>ch</strong>riften ein.<br />

– Am 23. Dezember 1998 kündigte <strong>der</strong> Bundesrat seine Absi<strong>ch</strong>t an, <strong>den</strong> UNO-<br />

<strong>Beitritt</strong> in <strong>die</strong> Liste <strong>der</strong> Legislaturziele 1999–2003 aufzunehmen. Am<br />

1. März 2000 wurde <strong>die</strong>ser S<strong>ch</strong>ritt au<strong>ch</strong> vollzogen. Der Beri<strong>ch</strong>t <strong>über</strong> <strong>die</strong><br />

Legislaturplanung des Bundes hält fest: 10<br />

«Der Bundesrat will <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz in <strong>die</strong>ser Legislaturperiode in <strong>die</strong><br />

UNO führen. Mit <strong>die</strong>sem Ziel wird er <strong>die</strong> <strong>Bots<strong>ch</strong>aft</strong> zum UNO-<strong>Beitritt</strong><br />

<strong>über</strong>weisen und einen kontinuierli<strong>ch</strong>en Dialog mit <strong>der</strong> Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />

si<strong>ch</strong>erstellen.»<br />

Dieses Ziel wurde in <strong>der</strong> Folge von <strong>den</strong> Eidgenössis<strong>ch</strong>en Räten zur Kenntnis<br />

genommen. 11<br />

– Am 28. Juni 2000 eröffnete <strong>der</strong> Bundesrat ein breites Vernehmlassungsverfahren<br />

<strong>über</strong> <strong>den</strong> UNO-<strong>Beitritt</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz. 12 Die Antwortfrist dauerte bis<br />

zum 5. Oktober 2000. 94 Körpers<strong>ch</strong>aften und 61 Private haben si<strong>ch</strong> in <strong>die</strong>sem<br />

Rahmen zum <strong>Beitritt</strong> geäussert. 13 Die Auswertung bekräftigt <strong>die</strong> Zielsetzung<br />

des Bundesrates in zweierlei Hinsi<strong>ch</strong>t: Die meisten Vernehmlas-<br />

7 97.3269<br />

8 97.3320<br />

9 «Beri<strong>ch</strong>t <strong>über</strong> das Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz und <strong>der</strong> Organisation<br />

<strong>der</strong> Vereinten Nationen (UNO)» vom 1. Juli 1998; BBl 1998 V 5242 ff.<br />

10 BBl 2000 2282.<br />

11 Vom Stän<strong>der</strong>at am 16. Juni 2000 und vom Nationalrat am 22. Juni 2000.<br />

12 BBl 2000 3775<br />

13 Siehe Kapitel 9.<br />

1189


sungsteilnehmer sind für <strong>den</strong> UNO-<strong>Beitritt</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz. Sie teilen <strong>die</strong> Argumentation<br />

des Bundesrates für <strong>den</strong> <strong>Beitritt</strong>.<br />

– Am 18. Oktober 2000 bes<strong>ch</strong>loss <strong>der</strong> Bundesrat, sein Legislaturziel mittels<br />

<strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> <strong>Volksinitiative</strong> umzusetzen und <strong>die</strong>se zur Annahme zu<br />

empfehlen.<br />

2 Die Bedeutung <strong>der</strong> UNO<br />

2.1 Einleitung<br />

1190<br />

Die UNO hat si<strong>ch</strong> seit dem Ende des Kalten Krieges mit <strong>der</strong> Welt verän<strong>der</strong>t.<br />

Ihr Stellenwert als unverzi<strong>ch</strong>tbares Instrument <strong>der</strong> internationalen Beziehungen<br />

wurde bestätigt. Als einzige weltumspannende Organisation ist sie thematis<strong>ch</strong><br />

keinen Eins<strong>ch</strong>ränkungen unterworfen, konzentriert si<strong>ch</strong> aber auf einige<br />

prioritäre Berei<strong>ch</strong>e. Der kontinuierli<strong>ch</strong> vollzogene Wandel befähigt <strong>die</strong><br />

UNO heute, ihre Mögli<strong>ch</strong>keiten besser auszus<strong>ch</strong>öpfen.<br />

Seit dem Ende des Kalten Krieges haben si<strong>ch</strong> <strong>die</strong> internationalen Beziehungen wesentli<strong>ch</strong><br />

verän<strong>der</strong>t. Die Auflösung <strong>der</strong> militäris<strong>ch</strong>en Blöcke und <strong>die</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

bei <strong>der</strong> Entstehung neuer Si<strong>ch</strong>erheitsstrukturen sowie <strong>die</strong> zunehmende weltweite<br />

Vernetzung im wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und sozialen Berei<strong>ch</strong> erhöhten <strong>die</strong> Bereits<strong>ch</strong>aft <strong>der</strong><br />

Staaten zur multilateralen Zusammenarbeit. Die Notwendigkeit zur Gestaltung einer<br />

globalen Politik wurde si<strong>ch</strong>tbar. Die regionalen und globalen internationalen Organisationen<br />

sahen ihre Attraktivität gesteigert und ihren Aufgabenkreis erweitert.<br />

Die UNO ist heute weltumspannend. 14 Die in <strong>der</strong> Charta begründeten Befugnisse<br />

ma<strong>ch</strong>en <strong>die</strong> UNO – gerade dank ihrer Universalität – zur einzigen Organisation, <strong>der</strong>en<br />

Bes<strong>ch</strong>lüsse weltweite Legitimität besitzen. In <strong>den</strong> letzten Jahren nutzte <strong>die</strong> UNO<br />

<strong>die</strong>s vermehrt. Ihr Mandat kennt keine thematis<strong>ch</strong>en Eins<strong>ch</strong>ränkungen und sie vermo<strong>ch</strong>te<br />

für viele neue drängende Probleme Lösungsansätze zu fin<strong>den</strong>. 15 Die UNO<br />

hat in <strong>den</strong> vergangenen Jahren zudem einen Reformprozess begonnen und ist heute<br />

eine wirkungsvollere Organisation. 16 Sie arbeitet na<strong>ch</strong> klareren Prioritäten innerhalb<br />

eines dezentral aufgebauten Systems und versu<strong>ch</strong>t, ihre na<strong>ch</strong> wie vor bestehen<strong>den</strong><br />

S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en abzubauen. 17<br />

14 Mit <strong>den</strong> pazifis<strong>ch</strong>en Inselstaaten Tonga, Kiribati und Nauru im Jahre 1999 sowie Tuvalu<br />

im Herbst 2000 traten <strong>die</strong> vier letzten Ni<strong>ch</strong>tmitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> UNO bei. Somit verbleibt,<br />

neben dem Son<strong>der</strong>fall des Heiligen Stuhls, einzig <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz no<strong>ch</strong> ausserhalb<br />

<strong>der</strong> Organisation.<br />

15 Siehe Ziffer 2.2.<br />

16 Siehe Ziffer 2.3.<br />

17 Siehe Ziffer 2.4.


2.2 Der Stellenwert <strong>der</strong> UNO<br />

Der Stellenwert <strong>der</strong> UNO ist dank ihrer Universalität sowie dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> erhöhte<br />

Bedeutung multilateraler Organisationen infolge <strong>der</strong> Globalisierung gestiegen.<br />

Vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>e Entwicklungen liessen <strong>die</strong> Bedeutung <strong>der</strong> UNO anwa<strong>ch</strong>sen:<br />

– Verbessertes Klima im Si<strong>ch</strong>erheitsrat na<strong>ch</strong> dem Ende des Kalten Krieges<br />

– Universalität <strong>der</strong> Mitglieds<strong>ch</strong>aft. Fast 100% <strong>der</strong> Weltbevölkerung sind in <strong>der</strong><br />

UNO vertreten. 189 Staaten gehören <strong>der</strong> UNO an<br />

– Zwang zu internationaler Zusammenarbeit infolge des verstärkten Aufkommens<br />

globaler Probleme<br />

– Erhöhte Bes<strong>ch</strong>lussfähigkeit vor allem im Si<strong>ch</strong>erheitsberei<strong>ch</strong>.<br />

Am augenfälligsten wer<strong>den</strong> <strong>die</strong>se Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> stärkeren Rolle <strong>der</strong> UNO bei<br />

<strong>der</strong> Frie<strong>den</strong>ssi<strong>ch</strong>erung. Seit <strong>der</strong> Überwindung <strong>der</strong> Pattsituation zwis<strong>ch</strong>en Ost und<br />

West hat <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat bei seinen Empfehlungen an <strong>die</strong> Staatengemeins<strong>ch</strong>aft<br />

sowie bei seinen Ents<strong>ch</strong>eidungen an Handlungsspielraum gewonnen. Dies äusserte<br />

si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>:<br />

– Rückgang <strong>der</strong> dur<strong>ch</strong> Vetos blockierten Ents<strong>ch</strong>eidungen des Si<strong>ch</strong>erheitsrats<br />

von dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> se<strong>ch</strong>s auf rund eine pro Jahr<br />

– Zunahme präventivdiplomatis<strong>ch</strong>er und zivilpolizeili<strong>ch</strong>er Massnahmen sowie<br />

von Wahl- und Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsbeoba<strong>ch</strong>tungen<br />

– Zunahme <strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>aftssanktionen (gegen 2 Staaten zwis<strong>ch</strong>en 1945 und<br />

1988; gegen 13 Staaten und Gruppen seit 1989) 18<br />

– Zunahme <strong>der</strong> frie<strong>den</strong>serhalten<strong>den</strong> Operationen (15 zwis<strong>ch</strong>en 1945 und 1988,<br />

39 seit 1989). 19<br />

Diese zusehends genutzte Kompetenz, Bes<strong>ch</strong>lüssen eine weltweite Legitimität zu<br />

verleihen, hat <strong>die</strong> UNO in <strong>der</strong> internationalen Politik zu einem wi<strong>ch</strong>tigen Instrument<br />

und Anspre<strong>ch</strong>partner gema<strong>ch</strong>t. Das wird im Si<strong>ch</strong>erheitsberei<strong>ch</strong> auf Grund <strong>der</strong> Befugnisse<br />

des UNO-Si<strong>ch</strong>erheitsrats beson<strong>der</strong>s si<strong>ch</strong>tbar. Regionale Bündnisse sind, um<br />

si<strong>ch</strong> innerhalb <strong>der</strong> völkerre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ranken bewegen zu können, auf einen legitimieren<strong>den</strong><br />

Auftrag <strong>der</strong> globalen UNO angewiesen.<br />

Neue Aufgaben dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> weltweite Vernetzung<br />

Mit <strong>der</strong> Globalisierung nahm das Bewusstsein für <strong>die</strong> Vernetzung von Wirts<strong>ch</strong>aft,<br />

Politik, Gesells<strong>ch</strong>aft und Umwelt zu und floss in <strong>die</strong> multilaterale Politik ein. An<br />

<strong>den</strong> «Weltkonferenzen» <strong>der</strong> Neunzigerjahre sowie an <strong>der</strong>en Na<strong>ch</strong>folgekonferenzen<br />

wur<strong>den</strong> wi<strong>ch</strong>tige Themen (etwa soziales Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t, Arbeitsplatzsi<strong>ch</strong>erung, Armut,<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te, Umwelt, <strong>die</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter- o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Bevölkerungsfrage) aufgenommen.<br />

Dies bestätigte <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>lüsselrolle <strong>der</strong> UNO bei <strong>der</strong> Behandlung globaler<br />

Fragen. Neu war <strong>der</strong> Einbezug <strong>der</strong> Ni<strong>ch</strong>tregierungsorganisationen und <strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

in intergouvernementale Prozesse. Die vor allem seit 1990 im Rahmen <strong>der</strong><br />

18 Siehe Ziffer 4.4.<br />

19 Siehe Ziffer 4.4.<br />

1191


«Weltkonferenzen» ges<strong>ch</strong>affenen Konventionen20 und Instrumente21 wer<strong>den</strong> heute<br />

breit angewendet sowie regelmässig <strong>über</strong>prüft und weiterentwickelt.<br />

Da<strong>ch</strong> für <strong>die</strong> internationalen Beziehungen<br />

Das Mandat <strong>der</strong> UNO kennt keine thematis<strong>ch</strong>en Eins<strong>ch</strong>ränkungen. Die immer ras<strong>ch</strong>er<br />

auftau<strong>ch</strong>en<strong>den</strong> «neuen» Probleme haben das Bedürfnis <strong>der</strong> Staaten na<strong>ch</strong> einer<br />

Organisation, <strong>die</strong> si<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>er Themen annehmen kann, verstärkt. Typis<strong>ch</strong>e Globalisierungsphänomene<br />

wie etwa Migrationsprobleme wer<strong>den</strong> oft zuerst in <strong>der</strong> UNO<br />

behandelt und von dort allenfalls einem spezifis<strong>ch</strong>eren Forum zugewiesen. Die<br />

UNO bildet so ein Da<strong>ch</strong> für <strong>die</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> internationalen Beziehungen. Damit<br />

wurde au<strong>ch</strong> <strong>die</strong> früher gelegentli<strong>ch</strong> verwendete Unters<strong>ch</strong>eidung zwis<strong>ch</strong>en<br />

«politis<strong>ch</strong>er» und «te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er» UNO hinfällig. In <strong>der</strong> UNO wer<strong>den</strong> Fragen behandelt,<br />

<strong>die</strong> für alle Staaten relevant sind. Resultat <strong>der</strong> Debatten ist <strong>die</strong> Definition gemeinsamer<br />

Nenner, wel<strong>ch</strong>e <strong>die</strong> Grundlage <strong>der</strong> internationalen Zusammenarbeit bil<strong>den</strong>.<br />

Die Metho<strong>den</strong> <strong>der</strong> Frie<strong>den</strong>sför<strong>der</strong>ung und -si<strong>ch</strong>erung, <strong>die</strong> A<strong>ch</strong>tung <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te,<br />

<strong>die</strong> Glei<strong>ch</strong>behandlung <strong>der</strong> Rassen und <strong>der</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter o<strong>der</strong> re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>e<br />

Prinzipien sind so zur gemeinsamen Basis <strong>der</strong> Völkergemeins<strong>ch</strong>aft gewor<strong>den</strong>.<br />

In seinem «Millenniums-Beri<strong>ch</strong>t» 22 zei<strong>ch</strong>net <strong>der</strong> UNO-Generalsekretär ein von Realismus<br />

geprägtes Zukunftsprofil für seine Organisation: Sie solle ni<strong>ch</strong>t ein Ort ideeller<br />

Höhenflüge, son<strong>der</strong>n primär politis<strong>ch</strong>es Instrument und Dienstleistungsbetrieb<br />

sein. Informationsaustaus<strong>ch</strong>, Verhandlungen, Setzen von Völkerre<strong>ch</strong>t, Koordination<br />

staatli<strong>ch</strong>er Massnahmen sowie gemeinsamer Aktionen mit einer klaren inhaltli<strong>ch</strong>en<br />

Ausri<strong>ch</strong>tung gehörten zu <strong>den</strong> Grundleistungen <strong>der</strong> Organisation. Der klar manifestierte<br />

Wille des Generalsekretärs zur Öffnung <strong>der</strong> UNO gegen<strong>über</strong> <strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

und <strong>den</strong> Ni<strong>ch</strong>tregierungsorganisationen signalisiert weiter, dass <strong>die</strong> Organisation <strong>die</strong><br />

Vernetzung zusätzli<strong>ch</strong>er Akteure mit <strong>den</strong> bereits in ihr vertretenen Staaten anstrebt.<br />

23 Der Generalsekretär sieht darin <strong>die</strong> Gelegenheit für <strong>die</strong> UNO, gemeinsame<br />

globale Verantwortung, getragen von Wirts<strong>ch</strong>aft, Gesells<strong>ch</strong>aft und Politik, zu för<strong>der</strong>n<br />

und als wi<strong>ch</strong>tigste weltweite Institution <strong>die</strong> Globalisierung zu begleiten.<br />

2.3 Die Wirksamkeit <strong>der</strong> UNO<br />

1192<br />

Die UNO ist heute effizienter und handlungsfähiger als in <strong>der</strong> Vergangenheit,<br />

<strong>den</strong>no<strong>ch</strong> bedarf sie weiterer Reformen.<br />

Der UNO-Generalsekretär hat 1997 einen Reformprozess in Gang gesetzt und <strong>die</strong>sen<br />

seither tatkräftig vorangetrieben. In einigen Berei<strong>ch</strong>en, für wel<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> Generalsekretär<br />

direkt zuständig ist, sind nennenswerte Forts<strong>ch</strong>ritte zu verzei<strong>ch</strong>nen:<br />

20 Beispielsweise <strong>die</strong> aus dem Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro hervorgegangenen<br />

Rahmenabkommen <strong>über</strong> Klimaän<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> das Übereinkommen <strong>über</strong><br />

<strong>die</strong> biologis<strong>ch</strong>e Vielfalt.<br />

21 Beispielsweise das am Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsgipfel 1993 ges<strong>ch</strong>affene Ho<strong>ch</strong>kommissariat für<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te.<br />

22 Dokument <strong>der</strong> UNO-Generalversammlung: A/ 54/ 2000; «Wir, <strong>die</strong> Völker: Die Rolle<br />

<strong>der</strong> Vereinten Nationen im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t», New York, 27. März 2000.<br />

23 Siehe au<strong>ch</strong> Ziffer 4.2 und Ziffer 4.7.


– Verstärkte Ausri<strong>ch</strong>tung <strong>der</strong> vielfältigen Tätigkeit <strong>der</strong> UNO auf S<strong>ch</strong>werpunkte24<br />

– Verstärkung <strong>der</strong> Koordination zwis<strong>ch</strong>en <strong>den</strong> Programmen des UNO-Systems<br />

sowie Erhöhung ihrer Wirksamkeit vor allem im humanitären und im Entwicklungsberei<strong>ch</strong><br />

– Straffung <strong>der</strong> Struktur des Sekretariats und Mo<strong>der</strong>nisierung seiner Arbeitsmetho<strong>den</strong><br />

– Plafonierung <strong>der</strong> <strong>admin</strong>istrativen Kosten und Reduktion des Personalbestandes<br />

um rund 25%.<br />

Anstehende Reformprojekte <strong>der</strong> UNO sind <strong>die</strong> Reorganisation <strong>der</strong> frie<strong>den</strong>sunterstützen<strong>den</strong><br />

Operationen mit dem Ziel, <strong>der</strong>en Wirksamkeit zu steigern, sowie <strong>die</strong> Verflüssigung<br />

<strong>der</strong> Arbeitsabläufe <strong>der</strong> Organisation mittels mo<strong>der</strong>ner Informationste<strong>ch</strong>nologie.<br />

Der Reformprozess verläuft generell langsamer bei Massnahmen, zu <strong>der</strong>en Dur<strong>ch</strong>führung<br />

<strong>der</strong> Konsens aller Mitgliedstaaten notwendig ist. Dies ist <strong>der</strong> Fall bei Vorhaben,<br />

bei <strong>den</strong>en gegensätzli<strong>ch</strong>e Interessen bestehen. Dazu gehören <strong>die</strong> Reform <strong>der</strong><br />

Funktionsweise des Si<strong>ch</strong>erheitsrats, <strong>die</strong> zu einer <strong>den</strong> heutigen politis<strong>ch</strong>en Realitäten<br />

besser entspre<strong>ch</strong>en<strong>den</strong> Zusammensetzung sowie zu einer transparenteren Arbeitsweise<br />

<strong>die</strong>ses Organs führen soll, o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Reform <strong>der</strong> Verteilungss<strong>ch</strong>lüssel für <strong>die</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>beiträge.<br />

Weiter wird <strong>die</strong> Reform gehemmt dur<strong>ch</strong> Differenzen dar<strong>über</strong>, bis zu wel<strong>ch</strong>em Grad<br />

<strong>die</strong> Weltorganisation im Rahmen ihrer Zielsetzungen au<strong>ch</strong> Sa<strong>ch</strong>verhalte erörtern<br />

darf, <strong>die</strong> <strong>der</strong> Souveränität einzelner Staaten unterstehen (wie etwa Fragen <strong>der</strong> Behandlung<br />

von Min<strong>der</strong>heiten o<strong>der</strong> <strong>der</strong> guten Regierungsführung). Die Handlungsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> UNO wird in <strong>der</strong> Regel massiv einges<strong>ch</strong>ränkt, sobald <strong>die</strong> vorges<strong>ch</strong>lagenen<br />

Massnahmen ni<strong>ch</strong>t <strong>die</strong> Zustimmung <strong>der</strong> betroffenen Regierungen fin<strong>den</strong>.<br />

S<strong>ch</strong>wierigkeiten verursa<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> <strong>die</strong> allgemeinen Finanzierungsprobleme<br />

<strong>der</strong> Organisation und <strong>die</strong> Zahlungsrückstände einzelner Mitglie<strong>der</strong>. Die zuverlässigen<br />

Beitragszahler wie<strong>der</strong>um sind ni<strong>ch</strong>t gewillt, mit höheren Beiträgen für <strong>die</strong> Rückstände<br />

an<strong>der</strong>er Staaten geradezustehen. Grosse strukturelle Reformen <strong>der</strong> Gesamtorganisation<br />

verlaufen deshalb nur langsam. Dieser Umstand wird teilweise aufgewogen<br />

dur<strong>ch</strong> eine Vielfalt von Verbesserungen in <strong>der</strong> tägli<strong>ch</strong>en Arbeit <strong>der</strong> Organisation.<br />

2.4 Struktur und Prioritäten des UNO-Systems<br />

Das UNO-System besteht aus einer grösseren Zahl von Organisationen und<br />

Organen, <strong>die</strong> von <strong>den</strong> Hauptorganen wi<strong>ch</strong>tige Impulse erhalten. Es setzt in<br />

seiner Arbeit heute folgende S<strong>ch</strong>werpunkte: Frie<strong>den</strong> und Si<strong>ch</strong>erheit; wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

und soziale Angelegenheiten; Entwicklung und humanitäre Hilfe;<br />

Umwelt und na<strong>ch</strong>haltige Entwicklung sowie Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te.<br />

24 Siehe Ziffer 2.4.<br />

1193


Die Struktur des UNO-Systems<br />

Die UNO verfolgt ihre Ziele mit mannigfaltigen Organen und Organisationen in einem<br />

viels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tig strukturierten System. Es besteht aus Hauptorganen25, Organen<br />

(Fonds und Programme) sowie Spezialorganisationen (zu <strong>den</strong>en au<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Bretton-<br />

Woods-Institutionen gehören). 26 Es kann gemäss unten stehen<strong>der</strong> Grafik vereinfa<strong>ch</strong>t<br />

dargestellt wer<strong>den</strong>. Die Hauptorgane <strong>der</strong> UNO <strong>die</strong>nen <strong>der</strong> Politikformulierung. Von<br />

ihnen, insbeson<strong>der</strong>e aber von <strong>der</strong> Generalversammlung, gehen Impulse an das ganze<br />

System aus. Dieses ist in <strong>der</strong> Ents<strong>ch</strong>eidfindung aber ni<strong>ch</strong>t hierar<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> strukturiert.<br />

Die Verfeinerung und Umsetzung <strong>der</strong> Politiken erfolgt in <strong>den</strong> Organen. Die Spezialorganisationen<br />

befassen si<strong>ch</strong> in ihren eigenen Berei<strong>ch</strong>en mit <strong>der</strong> Politikformulierung<br />

und mit <strong>der</strong> Umsetzung. Die Unterteilung <strong>der</strong> UNO in te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e und politis<strong>ch</strong>e<br />

Berei<strong>ch</strong>e ist deshalb ni<strong>ch</strong>t mehr mögli<strong>ch</strong>. Das UNO-System arbeitet heute integriert.<br />

Die Benennung in «Kern-UNO» und «UNO-System» bildet deshalb ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr als eine Aufglie<strong>der</strong>ung des UNO-Systems na<strong>ch</strong> formalen Kriterien, <strong>die</strong> <strong>den</strong><br />

Grad <strong>der</strong> Mitwirkung <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz besser si<strong>ch</strong>tbar wer<strong>den</strong> lässt.<br />

Aufteilung des UNO-Systems<br />

UNO-<br />

System «Kern-UNO»<br />

1194<br />

Spezialorganisationen<br />

Bretton-Woods-Institutionen*<br />

Mitwirkung o<strong>der</strong> Mitglieds<strong>ch</strong>aft <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Hauptorgane (Generalversammlung,<br />

Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrat, Si<strong>ch</strong>erheitsrat,<br />

Treuhandrat, Sekretariat,<br />

Internationaler Geri<strong>ch</strong>tshof)<br />

Organe: Fonds, Programme, Kommissionen,<br />

Institute <strong>der</strong> UNO<br />

* Diese haben <strong>den</strong> Status von UNO-Spezialorganisationen.<br />

Das UNO-System nimmt vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>e Rollen wahr. Es <strong>die</strong>nt <strong>den</strong> Staaten<br />

– als Forum zur Erarbeitung von Politiken und Strategien. Es ist <strong>der</strong> Ort, wo<br />

<strong>die</strong> Völkergemeins<strong>ch</strong>aft gemeinsame Ansätze zur Problemlösung entwickelt.<br />

Dazu sammelt <strong>die</strong> UNO aber au<strong>ch</strong> Daten und bereitet Informationen als Ents<strong>ch</strong>eidungsgrundlagen<br />

auf;<br />

– als Verhandlungskörper, in dem gemeinsame Ansätze in Vertragsverhandlungen<br />

im Berei<strong>ch</strong> des Völkerre<strong>ch</strong>ts entwickelt wer<strong>den</strong> können;<br />

– als operationelle Organisation, <strong>die</strong> gemeinsame Ziele mit gemeinsamen Mitteln<br />

umsetzt.<br />

25 Siehe dazu Anhang 2 des UNO-Beri<strong>ch</strong>ts.<br />

26 Siehe Ziffer 3.2 und Anhang 2.


Die Prioritäten <strong>der</strong> UNO<br />

Zusammenfassend können <strong>die</strong> UNO-Aktivitäten in <strong>den</strong> prioritären Berei<strong>ch</strong>en wie<br />

folgt bes<strong>ch</strong>rieben wer<strong>den</strong>:<br />

– Frie<strong>den</strong> und Si<strong>ch</strong>erheit: In <strong>die</strong>sem Kernberei<strong>ch</strong> ihrer Tätigkeit s<strong>ch</strong>afft <strong>die</strong><br />

UNO einerseits Grundlagen zur För<strong>der</strong>ung von Frie<strong>den</strong> und Si<strong>ch</strong>erheit generell,<br />

an<strong>der</strong>erseits greift sie bei akuten Problemlagen präventiv und reaktiv,<br />

und gegebenenfalls au<strong>ch</strong> mit Zwangsmassnahmen ein. Abrüstungsverhandlungen,<br />

völkerre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Initiativen, <strong>die</strong> Internationalen Geri<strong>ch</strong>tshöfe, Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ts-<br />

und Demokratieför<strong>der</strong>ungsprogramme tragen zur Si<strong>ch</strong>erung des<br />

Weltfrie<strong>den</strong>s bei. Vermittlerinnen und Vermittler, Frie<strong>den</strong>sgesprä<strong>ch</strong>e im<br />

Rahmen <strong>der</strong> UNO und, wenn nötig, au<strong>ch</strong> Truppen verhin<strong>der</strong>n in angespannten<br />

Situationen <strong>die</strong> Eskalation von Krisen. Im Falle eines tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

Konfliktausbru<strong>ch</strong>s kann <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat <strong>die</strong> Mitgliedstaaten ermä<strong>ch</strong>tigen,<br />

mit militäris<strong>ch</strong>en und an<strong>der</strong>en Mitteln einzugreifen. Derzeit sind 15 UNO-<br />

Operationen im Gang. Sie verhin<strong>der</strong>n Kriegshandlungen, <strong>über</strong>wa<strong>ch</strong>en Waffenstillstandsabkommen<br />

und s<strong>ch</strong>affen Voraussetzungen für Verhandlungen.<br />

Sie beteiligen si<strong>ch</strong> immer häufiger au<strong>ch</strong> am Wie<strong>der</strong>aufbau ziviler Institutionen<br />

sowie von Infrastrukturen.<br />

Einen wi<strong>ch</strong>tigen Beitrag zu Frie<strong>den</strong> und Si<strong>ch</strong>erheit leisten <strong>die</strong> UNO-<br />

Tribunale: Der Internationale Geri<strong>ch</strong>tshof IGH in Den Haag s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>tet Konflikte<br />

zwis<strong>ch</strong>en Staaten. Die UNO-Tribunale für Ex-Jugoslawien, Ruanda<br />

und wohl demnä<strong>ch</strong>st Sierra Leone helfen mit bei <strong>der</strong> Bewältigung <strong>der</strong> Konflikte<br />

in <strong>die</strong>sen Staaten und ziehen Kriegsverbre<strong>ch</strong>er zur Verantwortung. Der<br />

von <strong>der</strong> UNO unabhängige Internationale Strafgeri<strong>ch</strong>tshof IStGH, dessen<br />

Statut im Rahmen <strong>der</strong> UNO ausgehandelt und 1998 in Rom verabs<strong>ch</strong>iedet<br />

wurde, soll Verbre<strong>ch</strong>en gegen <strong>die</strong> Mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keit künftig auf einer weltweiten<br />

Ebene verfolgen.<br />

– Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e und soziale Angelegenheiten: Problemstellungen wie politis<strong>ch</strong>e<br />

und soziale Stabilität und Si<strong>ch</strong>erheit, Wirts<strong>ch</strong>aftswa<strong>ch</strong>stum, Globalisierung,<br />

Migration, <strong>die</strong> Rolle multinationaler Unternehmen, Bekämpfung des<br />

organisierten Verbre<strong>ch</strong>ens, Eindämmung von Aids und an<strong>der</strong>en lebensbedrohen<strong>den</strong><br />

Krankheiten, Überwindung <strong>der</strong> Armut und des Hungers müssen<br />

dur<strong>ch</strong> grenz<strong>über</strong>s<strong>ch</strong>reitende Zusammenarbeit von <strong>der</strong> Staatengemeins<strong>ch</strong>aft<br />

gemeinsam angegangen wer<strong>den</strong>. Die UNO verfügt <strong>über</strong> <strong>die</strong> notwendigen<br />

Voraussetzungen, um <strong>die</strong>se Kooperation zu initiieren und <strong>die</strong> Lösung von<br />

Problemen an <strong>die</strong> Hand zu nehmen. Sie ist im Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> internationalen<br />

Normengebung ebenso tätig wie in <strong>der</strong> Koordination <strong>der</strong> Umsetzung, wobei<br />

<strong>die</strong> Koordination mit <strong>der</strong> von <strong>der</strong> UNO unabhängigen Welthandelsorganisation<br />

WTO immer wi<strong>ch</strong>tiger wird. Wi<strong>ch</strong>tige Organe sind <strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>afts- und<br />

Sozialrat ECOSOC, <strong>die</strong> Konferenz für Handel und Entwicklung UNCTAD<br />

o<strong>der</strong> <strong>die</strong> regionalen Wirts<strong>ch</strong>aftskommissionen (ECE für Europa) sowie das<br />

Aids-Programm UNAIDS, das Drogenkontrollprogramm UNDCP o<strong>der</strong> das<br />

Büro für Drogenkontrolle und Verbre<strong>ch</strong>ensverhütung ODCCP.<br />

– Entwicklung und humanitäre Hilfe: In <strong>die</strong>sem Berei<strong>ch</strong> nimmt <strong>die</strong> UNO<br />

wi<strong>ch</strong>tige Beratungs-, Koordinations- und ausführende Aufgaben wahr. Sie<br />

spielt dabei eine führende Rolle und kann bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Leistungen ausweisen.<br />

Dank ihrer konzeptionellen und strategis<strong>ch</strong>en Arbeit, <strong>die</strong> vornehmli<strong>ch</strong> im<br />

Rahmen von Generalversammlung und Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrat sowie <strong>der</strong><br />

1195


Verwaltungsräte <strong>der</strong> UNO-Entwicklungsinstitutionen geleistet wird, sowie<br />

dur<strong>ch</strong> ihre weitverzweigte Feldtätigkeit trägt sie zur Entwicklung ärmerer<br />

Mitgliedstaaten bei und lin<strong>der</strong>t Not in Krisen- und Katastrophensituationen.<br />

Die Feldarbeit wird dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> UNO-Fonds und -Programme geleistet. Mit<br />

ihren Vertretungen in <strong>über</strong> 130 Län<strong>der</strong>n sorgen <strong>die</strong>se gemeinsam mit <strong>den</strong><br />

zuständigen Behör<strong>den</strong> dafür, dass Unterstützungsmassnahmen aufeinan<strong>der</strong><br />

abgestimmt wer<strong>den</strong>. So erfährt <strong>die</strong> Entwicklungsarbeit <strong>der</strong> UNO eine weltweite<br />

Ausstrahlung.<br />

– Umwelt und na<strong>ch</strong>haltige Entwicklung: In <strong>der</strong> internationalen Umweltpolitik<br />

gehen auf globaler Ebene fast alle Initiativen von <strong>der</strong> UNO aus. Wi<strong>ch</strong>tige<br />

internationale Übereinkommen in <strong>den</strong> Berei<strong>ch</strong>en Klima, biologis<strong>ch</strong>e Vielfalt,<br />

S<strong>ch</strong>utz <strong>der</strong> Ozons<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t, gefährli<strong>ch</strong>e Abfälle und Chemikalien wur<strong>den</strong><br />

im Rahmen <strong>der</strong> UNO ausgehandelt. Die UNO koordiniert au<strong>ch</strong> <strong>der</strong>en Umsetzung<br />

und Weiterentwicklung. Das Umweltprogramm UNEP spielt eine<br />

führende Rolle bei <strong>der</strong> Überwa<strong>ch</strong>ung des Zustandes <strong>der</strong> Umwelt und beim<br />

politis<strong>ch</strong>en Dialog <strong>über</strong> <strong>die</strong> weitere Ausgestaltung <strong>der</strong> internationalen Umweltpolitik.<br />

Die Kommission für na<strong>ch</strong>haltige Entwicklung CSD <strong>über</strong>wa<strong>ch</strong>t<br />

<strong>die</strong> Umsetzung <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Konferenz von Rio 1992 verabs<strong>ch</strong>iedeten<br />

«Agenda 21» mit dem Ziel, <strong>die</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e und soziale Entwicklung<br />

weltweit zu för<strong>der</strong>n und glei<strong>ch</strong>zeitig <strong>die</strong> natürli<strong>ch</strong>en Lebensgrundlagen zu<br />

erhalten. Vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>e an<strong>der</strong>e UNO-Organe tragen mit eigenen Projekten<br />

zum S<strong>ch</strong>utz <strong>der</strong> natürli<strong>ch</strong>en Lebensgrundlagen bei.<br />

– Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te: Der S<strong>ch</strong>utz <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te ist eine <strong>über</strong>greifende<br />

Priorität <strong>der</strong> UNO, <strong>die</strong> in alle Aktivitäten integriert wird. Seit ihrer Gründung<br />

setzt si<strong>ch</strong> <strong>die</strong> UNO namentli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> für <strong>die</strong> Glei<strong>ch</strong>stellung von Frau<br />

und Mann ein. In allen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en, politis<strong>ch</strong>en und gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Belangen, insbeson<strong>der</strong>e au<strong>ch</strong> innerhalb ihrer eigenen Strukturen, versu<strong>ch</strong>t<br />

<strong>die</strong> UNO systematis<strong>ch</strong>, <strong>die</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terperspektive einzubeziehen. Die<br />

UNO bietet si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> als jenes Forum an, in dem Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsprobleme<br />

thematisiert und diskutiert wer<strong>den</strong> können. Sie ist in <strong>der</strong> Kodifikation, in <strong>der</strong><br />

Kontrolle <strong>der</strong> Umsetzung und mit konkreten Projekten in <strong>die</strong>sem Berei<strong>ch</strong> tätig.<br />

Wi<strong>ch</strong>tigste Organe bil<strong>den</strong> das Ho<strong>ch</strong>kommissariat für Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te<br />

und <strong>die</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tskommission, <strong>die</strong> beide in Genf angesiedelt sind.<br />

3 Der Beoba<strong>ch</strong>terstatus und <strong>die</strong> Stellung <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

im UNO-System<br />

3.1 Der Beoba<strong>ch</strong>terstatus<br />

1196<br />

Der Status des staatli<strong>ch</strong>en Beoba<strong>ch</strong>ters gewährt souveränen Staaten keine<br />

wirksame Interessenwahrung in <strong>der</strong> UNO. Die internationale Stellung <strong>der</strong><br />

S<strong>ch</strong>weiz verlangt na<strong>ch</strong> einer aktiven Präsenz. Das Abseitsstehen als Beoba<strong>ch</strong>ter<br />

kann we<strong>der</strong> politis<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> o<strong>der</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> begründet wer<strong>den</strong>.<br />

Letztli<strong>ch</strong> ist <strong>der</strong> Status ein Hemms<strong>ch</strong>uh, dessen Na<strong>ch</strong>teile <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

alleine tragen muss.


Die S<strong>ch</strong>weiz ist seit 1948 Beoba<strong>ch</strong>ter bei <strong>der</strong> UNO. Es ist ihr mögli<strong>ch</strong>, wie folgt in<br />

<strong>der</strong> so genannten «Kern-UNO» mitzuwirken:<br />

– Sie verfolgt <strong>die</strong> Arbeiten <strong>der</strong> UNO-Hauptorgane, erhält <strong>die</strong> entspre<strong>ch</strong>ende<br />

Dokumentation und nimmt an ihren Sitzungen mit <strong>den</strong> unten ges<strong>ch</strong>il<strong>der</strong>ten<br />

Eins<strong>ch</strong>ränkungen teil. Sie beteiligt si<strong>ch</strong> – vor allem im Rahmen <strong>der</strong> Hauptkommissionen<br />

<strong>der</strong> Generalversammlung und des Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrats<br />

ECOSOC – an <strong>der</strong> Erarbeitung von UNO-Resolutionen, ist dann aber von<br />

<strong>der</strong> Bes<strong>ch</strong>lussfassung ausges<strong>ch</strong>lossen.<br />

– Sie ist Vertragspartei <strong>der</strong> meisten UNO-Konventionen (wie jenen <strong>über</strong> <strong>die</strong><br />

Re<strong>ch</strong>te des Kindes, <strong>der</strong> Frauen, <strong>über</strong> das Klima, <strong>die</strong> Biodiversität, <strong>die</strong> Desertifikation<br />

o<strong>der</strong> wie <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tspakte) und beteiligt si<strong>ch</strong> an Wahlen<br />

für <strong>die</strong> Konventionsorgane.<br />

– Sie engagiert si<strong>ch</strong> in mehreren UNO-Fonds und -Programmen, unterstützt<br />

<strong>die</strong>se finanziell und ist immer wie<strong>der</strong> Mitglied ihrer Verwaltungsräte. Sie<br />

unterstützt zahlrei<strong>ch</strong>e spezifis<strong>ch</strong>e Projekte <strong>die</strong>ser Institutionen finanziell und<br />

teilweise personell.<br />

– Sie konnte bisher an allen thematis<strong>ch</strong>en «Weltkonferenzen» teilnehmen, musste<br />

si<strong>ch</strong> <strong>die</strong>se Mögli<strong>ch</strong>keit aber jeweils in s<strong>ch</strong>wierigen Verhandlungen erarbeiten.<br />

– Sie bezahlt als Beoba<strong>ch</strong>ter 30% des jährli<strong>ch</strong>en Beitrags, <strong>den</strong> sie als Mitglied<br />

entri<strong>ch</strong>ten müsste, an das reguläre Budget <strong>der</strong> UNO.<br />

Der Beoba<strong>ch</strong>terstatus s<strong>ch</strong>ränkt <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz wie folgt ein:<br />

– Sie kann ihre Interessen in <strong>der</strong> Generalversammlung, dem obersten UNO-<br />

Organ, ni<strong>ch</strong>t in befriedigen<strong>der</strong> Weise wahren. Sie darf das Wort nur ergreifen,<br />

na<strong>ch</strong>dem in einem aufwändigen Verfahren si<strong>ch</strong>ergestellt wor<strong>den</strong> ist,<br />

dass kein Mitglied etwas dagegen einzuwen<strong>den</strong> hat.<br />

– Sie kann ni<strong>ch</strong>t an Abstimmungen in <strong>der</strong> Generalversammlung sowie im<br />

ECOSOC und seinen Kommissionen teilnehmen.<br />

– Sie kann bei Wahlen <strong>der</strong> Generalversammlung ni<strong>ch</strong>t wählen und in <strong>der</strong> Regel<br />

ni<strong>ch</strong>t gewählt wer<strong>den</strong>. Ausnahmen bil<strong>den</strong> <strong>die</strong> oben genannten Fälle. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

kann sie we<strong>der</strong> in <strong>den</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat no<strong>ch</strong> in <strong>den</strong> ECOSOC gewählt<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

– Sie kann in vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>en Kommissionen des ECOSOC und <strong>den</strong> Kommissionen<br />

<strong>der</strong> Generalversammlung keinen Einsitz nehmen. Insbeson<strong>der</strong>e ist ihr<br />

eine Mitglieds<strong>ch</strong>aft in <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tskommission versagt.<br />

– Sie kann <strong>die</strong> Interessen des internationalen Genf ni<strong>ch</strong>t ausrei<strong>ch</strong>end wahren.<br />

Der Einsitz in vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>en <strong>die</strong>sbezügli<strong>ch</strong> wi<strong>ch</strong>tigen Komitees, insbeson<strong>der</strong>e<br />

in das Gaststaatkomitee und im Beraten<strong>den</strong> Auss<strong>ch</strong>uss für Verwaltungsund<br />

Haushaltsfragen, ist <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>.<br />

Diese Eins<strong>ch</strong>ränkungen wer<strong>den</strong> dadur<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>ärft, dass <strong>der</strong> Status des staatli<strong>ch</strong>en Beoba<strong>ch</strong>ters<br />

in <strong>der</strong> UNO-Charta ni<strong>ch</strong>t festgelegt ist. Im Gegensatz zum Beoba<strong>ch</strong>terstatus<br />

vieler zwis<strong>ch</strong>enstaatli<strong>ch</strong>er Institutionen wird er au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> eine Resolution <strong>der</strong><br />

Generalversammlung ums<strong>ch</strong>rieben. Dies verursa<strong>ch</strong>t einen immer wie<strong>der</strong>kehren<strong>den</strong> Erklärungsbedarf<br />

sowie <strong>admin</strong>istrativen und politis<strong>ch</strong>en Aufwand. Der Status bildet eine<br />

selbstauferlegte Eins<strong>ch</strong>ränkung und verhin<strong>der</strong>t <strong>die</strong> optimale Interessenwahrung.<br />

1197


Den Status eines staatli<strong>ch</strong>en Beoba<strong>ch</strong>ters nimmt heute neben <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz nur no<strong>ch</strong><br />

<strong>der</strong> Heilige Stuhl ein. Früher sass <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz mit siebzehn zum Teil wi<strong>ch</strong>tigen<br />

Staaten auf <strong>der</strong> Beoba<strong>ch</strong>terbank (z.B. beide Deuts<strong>ch</strong>land, beide Korea). Der praktis<strong>ch</strong><br />

alleinige Einsatz für <strong>die</strong> Interessen <strong>die</strong>ses Status ist ein unnötiger Vers<strong>ch</strong>leiss<br />

von Ressourcen. Der Beoba<strong>ch</strong>terstatus entspri<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> internationalen Stellung <strong>der</strong><br />

S<strong>ch</strong>weiz und ihren aussenpolitis<strong>ch</strong>en Interessen ni<strong>ch</strong>t mehr.<br />

3.2 Die Stellung <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz im UNO-System<br />

Die Beziehungen <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zum UNO-System sind trotz Reduzierung auf <strong>die</strong> Beoba<strong>ch</strong>terrolle<br />

in <strong>der</strong> «Kern-UNO» vielfältig. Sie haben si<strong>ch</strong> seit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong><br />

Organisation laufend weiterentwickelt und intensiviert. Vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>e <strong>Bots<strong>ch</strong>aft</strong>en<br />

des Bundesrates, vor allem jene <strong>über</strong> Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre<br />

Hilfe sowie <strong>die</strong> dem Parlament unterbreiteten Ges<strong>ch</strong>äftsberi<strong>ch</strong>te des EDA und <strong>die</strong><br />

Jahresre<strong>ch</strong>nungen des Bundes informierten dar<strong>über</strong>. In <strong>der</strong> tägli<strong>ch</strong>en Arbeit mit <strong>der</strong><br />

«Kern-UNO» wur<strong>den</strong> pragmatis<strong>ch</strong>e Formen entwickelt, wie es <strong>der</strong> Bundesrat im<br />

UNO-Beri<strong>ch</strong>t vom 1. Juli 1998 dargestellt hat.<br />

Formell ist <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz heute Mitglied folgen<strong>der</strong> Institutionen des UNO-Systems:<br />

– des Statuts des Internationalen Geri<strong>ch</strong>tshofes, eines <strong>der</strong> se<strong>ch</strong>s Hauptorgane<br />

<strong>der</strong> «Kern-UNO»<br />

– aller UNO-Spezialorganisationen27 wie beispielsweise <strong>der</strong> Organisation für<br />

Ernährung und Landwirts<strong>ch</strong>aft FAO, <strong>der</strong> Erziehungs-, Wissens<strong>ch</strong>afts- und<br />

Kulturorganisation UNESCO, <strong>der</strong> Weltgesundheitsorganisation WHO, <strong>der</strong><br />

Internationalen Arbeitsorganisation ILO o<strong>der</strong> des Weltpostvereins UPU<br />

– <strong>der</strong> Bretton-Woods-Institutionen (Internationaler Währungsfonds IWF und<br />

Weltbank)<br />

– <strong>der</strong> (formal ni<strong>ch</strong>t zur UNO gehören<strong>den</strong>, aber in <strong>die</strong>ser eingebetteten) Abrüstungskonferenz.<br />

28<br />

4 Die Mitglieds<strong>ch</strong>aft als Mittel zur Wahrnehmung<br />

s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Interessen<br />

4.1 Einleitung<br />

1198<br />

Die UNO hat bei <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>affung von Völkerre<strong>ch</strong>t sowie bei <strong>der</strong> Verwirkli<strong>ch</strong>ung<br />

konkreter Projekte mit globaler Ausstrahlung unverkennbare Stärken.<br />

Der S<strong>ch</strong>weiz eröffnet si<strong>ch</strong> mit <strong>der</strong> Mitglieds<strong>ch</strong>aft <strong>die</strong> Mögli<strong>ch</strong>keit, ihre politis<strong>ch</strong>en<br />

Werte und Prioritäten vermehrt in <strong>die</strong> Arbeit <strong>der</strong> Weltorganisation einzubringen.<br />

27 Eine vollständige Übersi<strong>ch</strong>t <strong>über</strong> <strong>die</strong> Organisationen findet si<strong>ch</strong> in Anhang 2.<br />

28 Der Genfer Abrüstungskonferenz gehören <strong>der</strong>zeit 66 Mitgliedstaaten an. Sekretariat,<br />

Finanzierung und Räumli<strong>ch</strong>keiten wer<strong>den</strong> von <strong>der</strong> UNO zur Verfügung gestellt.<br />

Zudem beri<strong>ch</strong>tet <strong>die</strong> Abrüstungskonferenz an <strong>die</strong> UNO-Generalversammlung.<br />

Der Generaldirektor <strong>der</strong> UNO in Genf ist gegenwärtig in <strong>der</strong> Personalunion Generalsekretär<br />

<strong>der</strong> Abrüstungskonferenz.


Die Grundlagen <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Aussenpolitik wur<strong>den</strong> im «Aussenpolitis<strong>ch</strong>en<br />

Beri<strong>ch</strong>t 2000; Präsenz und Kooperation: Interessenwahrung in einer zusammenwa<strong>ch</strong>sen<strong>den</strong><br />

Welt» vom 15. November 2000 festgelegt. Bezügli<strong>ch</strong> des Engagements<br />

<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz in <strong>der</strong> UNO stellt <strong>die</strong>ser fest:<br />

«Es wird in Zukunft nötig sein, <strong>der</strong> multilateralen Interessenwahrung erhöhte<br />

Aufmerksamkeit zu s<strong>ch</strong>enken und <strong>die</strong>se in <strong>den</strong> Arbeitsstrukturen <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Aussenpolitik besser zu verankern. (…) Eine wirkli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>haltige<br />

multilaterale Interessenvertretung wird allerdings nur mögli<strong>ch</strong> sein, wenn <strong>die</strong><br />

S<strong>ch</strong>weiz beim ents<strong>ch</strong>ei<strong>den</strong><strong>den</strong> Treffpunkt <strong>der</strong> multilateralen Politik, nämli<strong>ch</strong><br />

<strong>den</strong> Hauptorganen <strong>der</strong> UNO, glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigt vertreten ist.» 29<br />

Internationale Organisationen sind Instrumente, <strong>die</strong> <strong>den</strong> Staaten <strong>die</strong> Wahrnehmung<br />

ihrer Interessen und das Lösen von Problemen im Verbund mit an<strong>der</strong>en Staaten ermögli<strong>ch</strong>en.<br />

Das Mitwirken in ihnen bildet eine wesentli<strong>ch</strong>e Mögli<strong>ch</strong>keit, im Zeitalter<br />

<strong>der</strong> weltweiten Vernetzung <strong>die</strong> Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit eines Landes<br />

zu stärken. Die S<strong>ch</strong>weiz kann dur<strong>ch</strong> ihre Mitarbeit bei <strong>der</strong> UNO am Errei<strong>ch</strong>en<br />

ihrer eigenen Ziele arbeiten.<br />

Die fünf Zielberei<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Aussenpolitik decken si<strong>ch</strong> mit <strong>den</strong> Prioritäten<br />

<strong>der</strong> UNO. 30 Eine Gegen<strong>über</strong>stellung sieht wie folgt aus:<br />

Zielberei<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> UNO Aussenpolitis<strong>ch</strong>e Ziele <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

– Frie<strong>den</strong> und Si<strong>ch</strong>erheit – Friedli<strong>ch</strong>es Zusammenleben <strong>der</strong> Völker<br />

– Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e und soziale An- – Wahrung <strong>der</strong> Interessen <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizerigelegenheitens<strong>ch</strong>en<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft im Ausland<br />

– Entwicklung und humanitäre – Lin<strong>der</strong>ung von Not und Armut in <strong>der</strong><br />

Hilfe<br />

Welt<br />

– Umwelt und na<strong>ch</strong>haltige Entwick- – Erhaltung <strong>der</strong> natürli<strong>ch</strong>en Lebensgrundlunglagen<br />

– Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te – A<strong>ch</strong>tung <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te und För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Demokratie<br />

Daraus wird ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>, dass <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz aussenpolitis<strong>ch</strong>e Ziele verfolgt, <strong>die</strong> sie mit<br />

vielen Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Staatengemeins<strong>ch</strong>aft teilt. Die S<strong>ch</strong>weiz sollte <strong>die</strong>sem Umstand<br />

Re<strong>ch</strong>nung tragen und <strong>die</strong> Vorteile <strong>der</strong> UNO-Mitglieds<strong>ch</strong>aft nutzen, um ihre<br />

aussenpolitis<strong>ch</strong>en Mittel optimal einzusetzen.<br />

29 A.a.O. S. 41f.<br />

30 Siehe «Erneuerung <strong>der</strong> Vereinten Nationen: Ein Reformprogramm», Dokument<br />

<strong>der</strong> UNO-Generalversammlung Nummer A/ 51/ 950; Fundort:<br />

www.un.org/Depts/german/gsrefber/gsrefinh.htm. Die Gruppierung <strong>der</strong> Begriffe wurde<br />

angepasst. Übersi<strong>ch</strong>t Seite 1: «Kapitel Kerntätigkeiten <strong>der</strong> UNO: Frie<strong>den</strong> und Si<strong>ch</strong>erheit;<br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e und soziale Angelegenheiten; Entwicklungszusammenarbeit (beinhaltend<br />

na<strong>ch</strong>haltige Entwicklung und Umwelt), Humanitäre Angelegenheiten, Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te.»<br />

1199


4.2 S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Interessenwahrung in <strong>der</strong> UNO<br />

1200<br />

Die formalen Na<strong>ch</strong>teile des Beoba<strong>ch</strong>terstatus treffen <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz empfindli<strong>ch</strong>,<br />

vor allem weil sie in <strong>der</strong> Generalversammlung ni<strong>ch</strong>t mit vollen Re<strong>ch</strong>ten präsent<br />

ist und weil sie ni<strong>ch</strong>t Mitglied des ECOSOC und des Si<strong>ch</strong>erheitsrats wer<strong>den</strong><br />

kann. Gerade kleine und mittlere Staaten haben ein Interesse an einer<br />

vollen Präsenz im «Weltforum» UNO, um si<strong>ch</strong> Gehör zu vers<strong>ch</strong>affen.<br />

Eine <strong>der</strong> Absi<strong>ch</strong>ten bei <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> UNO war, ein permanentes politis<strong>ch</strong>es<br />

Staatenforum zur Si<strong>ch</strong>erung des Frie<strong>den</strong>s, zur Pflege <strong>der</strong> internationalen Beziehungen,<br />

zur Diskussion weltweiter Problemstellungen und zur Erarbeitung gemeinsamer<br />

Lösungen zu s<strong>ch</strong>affen. Diesem Ziel <strong>die</strong>nen alle Institutionen <strong>der</strong> UNO. Der Generalversammlung<br />

und dem ECOSOC kommt dabei beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu. In ihnen<br />

haben alle UNO-Mitgliedstaaten <strong>die</strong> Mögli<strong>ch</strong>keit, Anliegen vorzubringen. Der Dialog<br />

führt zu Resolutionen (Empfehlungen an das Sekretariat, einzelne Organe sowie<br />

an <strong>die</strong> Staatengemeins<strong>ch</strong>aft) und letztli<strong>ch</strong> zur S<strong>ch</strong>affung o<strong>der</strong> Weiterentwicklung<br />

von völkerre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Instrumenten. 31<br />

Staaten können ihren Ideen und Vorstössen in <strong>der</strong> UNO eine breite internationale<br />

Resonanz vers<strong>ch</strong>affen. Dabei ist in <strong>der</strong> Regel ni<strong>ch</strong>t <strong>die</strong> Grösse des Staates auss<strong>ch</strong>laggebend,<br />

<strong>der</strong> eine Idee einbringt, son<strong>der</strong>n <strong>die</strong> Kraft <strong>der</strong> Idee und <strong>die</strong> Glaubwürdigkeit<br />

ihres Verfe<strong>ch</strong>ters. Die politis<strong>ch</strong>en, sozialen und kulturellen Werte eines Mitgliedstaates<br />

können an einem Ort dargestellt wer<strong>den</strong>, wo <strong>die</strong> ganze Welt zuhört.<br />

Wi<strong>ch</strong>tig ist <strong>die</strong> Fähigkeit, Koalitionen zu bil<strong>den</strong> und an<strong>der</strong>e Mitglie<strong>der</strong>, zuerst meist<br />

aus <strong>der</strong> eigenen Region, dann an<strong>der</strong>er regionaler Gruppen, zu gewinnen. Der in <strong>der</strong><br />

UNO stets angestrebte Konsens verhilft gerade <strong>den</strong> kleineren und mittelgrossen<br />

Staaten zu beson<strong>der</strong>em Gewi<strong>ch</strong>t. Mit <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz verglei<strong>ch</strong>bare mittlere Staaten wie<br />

<strong>die</strong> Nie<strong>der</strong>lande, S<strong>ch</strong>we<strong>den</strong>, Norwegen, Finnland, Dänemark o<strong>der</strong> Österrei<strong>ch</strong> wissen<br />

si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> vorhan<strong>den</strong>en Instrumente ges<strong>ch</strong>ickt zu be<strong>die</strong>nen.<br />

Die Rolle <strong>der</strong> UNO als multilaterales Forum für <strong>die</strong> grossen Gegenwartsfragen<br />

Die UNO ist ein Forum für multilaterale und bilaterale Gesprä<strong>ch</strong>e. Sie wirkt als einziges<br />

weltweites multilaterales Forum zur Behandlung globaler Fragen im Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ts-,<br />

Umwelt-, Si<strong>ch</strong>erheits- o<strong>der</strong> Abrüstungsberei<strong>ch</strong>. Die thematis<strong>ch</strong>e Breite<br />

erlaubt und för<strong>der</strong>t <strong>die</strong> Vernetzung vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>er Ansätze.<br />

Weiter trägt zur Einzigartigkeit <strong>der</strong> UNO als Forum bei, dass sie in vielen Fragen<br />

<strong>über</strong> eine Fülle von selbst gesammelten Informationen und Daten verfügt. Dies ermögli<strong>ch</strong>t<br />

eine Diskussion mit breiter Grundlage und hilft bei <strong>der</strong> Formulierung nationaler<br />

und internationaler Politiken. Wi<strong>ch</strong>tige Informationsquellen sind:<br />

– <strong>die</strong> Beri<strong>ch</strong>te des Generalsekretärs an <strong>die</strong> Hauptorgane<br />

– <strong>die</strong> Fa<strong>ch</strong>beri<strong>ch</strong>te des Sekretariats als Planungsgrundlagen («Human Development<br />

Report», Welthandelsberi<strong>ch</strong>t, AIDS-Beri<strong>ch</strong>te, Beri<strong>ch</strong>te zu <strong>den</strong> Folgeprozessen<br />

<strong>der</strong> «Weltkonferenzen»)<br />

– <strong>die</strong> Expertenberi<strong>ch</strong>te im Auftrag <strong>der</strong> UNO.<br />

31 Siehe Ziffer 4.3.


Gerade im Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsberei<strong>ch</strong> wird <strong>die</strong> wi<strong>ch</strong>tige Rolle <strong>der</strong> Expertenberi<strong>ch</strong>te<br />

deutli<strong>ch</strong>. Dank <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Beoba<strong>ch</strong>tung problematis<strong>ch</strong>er Situationen beauftragten<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsberi<strong>ch</strong>terstatter sowie <strong>der</strong> Beri<strong>ch</strong>te <strong>der</strong> Vertragsparteien zur Umsetzung<br />

eins<strong>ch</strong>lägiger Abkommen verfügt <strong>die</strong> UNO <strong>über</strong> viele Informationen. In <strong>der</strong><br />

zuständigen Kommission <strong>der</strong> UNO-Generalversammlung und <strong>der</strong> Genfer Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tskommission32<br />

wer<strong>den</strong> <strong>die</strong>se reflektiert und auf <strong>die</strong>ser Basis Empfehlungen<br />

formuliert und verabs<strong>ch</strong>iedet. Das ebenfalls in Genf angesiedelte UNO-Ho<strong>ch</strong>kommissariat<br />

für Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te begleitet dann <strong>der</strong>en Umsetzung.<br />

Als Forum und dur<strong>ch</strong> <strong>den</strong> Austaus<strong>ch</strong> von Informationen trägt <strong>die</strong> UNO bei zur Erarbeitung<br />

von Lösungen für <strong>die</strong> grossen Probleme <strong>der</strong> Gegenwart. Dies sei an fünf<br />

Beispielen verans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>t:<br />

1. «Na<strong>ch</strong>haltige Entwicklung»: Getragen vom wa<strong>ch</strong>sen<strong>den</strong> Bewusstsein für <strong>den</strong><br />

globalen Charakter <strong>der</strong> wi<strong>ch</strong>tigsten Umweltprobleme (Klimaän<strong>der</strong>ungen,<br />

Verlust <strong>der</strong> Artenvielfalt, Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ozons<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t, Bo<strong>den</strong>erosion<br />

o<strong>der</strong> Verknappung von Trinkwasser) und <strong>der</strong>en Zusammenhang mit Entwicklungsfragen,<br />

entstand das Konzept <strong>der</strong> «na<strong>ch</strong>haltigen Entwicklung», das<br />

Umwelts<strong>ch</strong>utz mit wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er und sozialer Entwicklung verbindet. Es<br />

erlangte dur<strong>ch</strong> eine Reihe von UNO-Konferenzen, insbeson<strong>der</strong>e am Erdgipfel<br />

von Rio de Janeiro 1992 und an <strong>der</strong> ersten Folgekonferenz, <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>session<br />

<strong>der</strong> Generalversammlung von 1997 in New York, eine globale Abstützung<br />

und seine heutige Bea<strong>ch</strong>tung. Die Bewusstseinsbildung wurde verstärkt<br />

und es erwu<strong>ch</strong>sen kräftige Impulse zur nationalen Umsetzung des<br />

Konzeptes.<br />

2. Frie<strong>den</strong>sför<strong>der</strong>ung: Die na<strong>ch</strong> dem Ende des Kalten Krieges si<strong>ch</strong>tbare Häufung<br />

innerstaatli<strong>ch</strong>er Konflikte <strong>über</strong>for<strong>der</strong>te <strong>die</strong> Ents<strong>ch</strong>eidungsprozesse sowie<br />

<strong>die</strong> frie<strong>den</strong>serhalten<strong>den</strong> Kapazitäten in <strong>der</strong> UNO. Auf Grund negativer<br />

Erfahrungen bei UNO-Einsätzen (Beispiele Somalia, Ruanda, Ex-<br />

Jugoslawien, teilweise Sierra Leone) kam es zu einer intensiven Debatte<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Grundsätze <strong>der</strong> Frie<strong>den</strong>ssi<strong>ch</strong>erung. Diese bewirkte <strong>den</strong> vermehrten<br />

Einbezug ziviler Aspekte in <strong>die</strong> frie<strong>den</strong>spolitis<strong>ch</strong>en Bemühungen <strong>der</strong> Organisation.<br />

33 Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat widmet si<strong>ch</strong> als Folge davon immer häufiger<br />

au<strong>ch</strong> allgemeinen Si<strong>ch</strong>erheitsfragen. Er entwickelt si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> zu einer anerkannten<br />

Instanz <strong>der</strong> Staatengemeins<strong>ch</strong>aft im humanitären Berei<strong>ch</strong>, weist auf<br />

Verletzungen des humanitären Völkerre<strong>ch</strong>tes hin und formuliert Strategien<br />

zu dessen verbesserter Respektierung. Der «Brahimi-Beri<strong>ch</strong>t» 34 zeigt nun<br />

konkrete Massnahmen auf, mit <strong>den</strong>en <strong>die</strong> UNO ihre neue, au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Si<strong>ch</strong>erheitsvorstellungen weitgehend entspre<strong>ch</strong>ende Rolle wahrnehmen<br />

kann.<br />

3. «Global compact»: Mit <strong>die</strong>sem Konzept, das <strong>der</strong> UNO-Generalsekretär am<br />

31. Januar 1999 am World Economic Forum in Davos vorgestellt hat, soll<br />

eine direkte Partners<strong>ch</strong>aft zwis<strong>ch</strong>en UNO und Wirts<strong>ch</strong>aft aufgebaut wer<strong>den</strong>.<br />

Ni<strong>ch</strong>t mittels Ri<strong>ch</strong>tlinien, son<strong>der</strong>n auf Grund ihrer Eigenverantwortung sollen<br />

global tätige Firmen Mindeststandards bei Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten, im Arbeitsre<strong>ch</strong>t<br />

und im Umwelts<strong>ch</strong>utz einhalten. Am 26. Juli 2000 traten 50 global<br />

32 Die S<strong>ch</strong>weiz hat als Ni<strong>ch</strong>tmitglied kein Einsitzre<strong>ch</strong>t.<br />

33 Siehe dazu Ziffer 4.4.<br />

34 Rapport du Groupe d’étude sur les opérations de paix de l’Organisation des Nations<br />

Unies (A/55/305 – S/2000/809) www.un.org/fren<strong>ch</strong>/peace/reports/peace_operations/.<br />

1201


1202<br />

tätige Firmen, darunter au<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e aus <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz, auf <strong>die</strong>se Partners<strong>ch</strong>aft<br />

ein. Jetzt wer<strong>den</strong> Strategien erarbeitet, wie <strong>die</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Prinzipien errei<strong>ch</strong>t<br />

wer<strong>den</strong> kann. Die Zielsetzung lautet, dass bis in drei Jahren 100 multinationale<br />

Firmen <strong>den</strong> «Global compact» befolgen. 35<br />

4. S<strong>ch</strong>utz <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: Die Öffnung <strong>der</strong> Märkte<br />

setzt einen bedeuten<strong>den</strong> Teil <strong>der</strong> Arbeitnehmer in ein grenz<strong>über</strong>s<strong>ch</strong>reitendes<br />

Konkurrenzverhältnis. Gemeinsame Normen zum S<strong>ch</strong>utze <strong>der</strong> Arbeitssi<strong>ch</strong>erheit<br />

und <strong>der</strong> fundamentalen Re<strong>ch</strong>te im Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Arbeitsnormen sind<br />

so von immer grösserer Bedeutung. Ohne sie nimmt <strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>e Druck<br />

gegen eine weitere Öffnung von Märkten und Gesells<strong>ch</strong>aften zu. Die im<br />

Rahmen <strong>der</strong> UNO (UNO-Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tspakt <strong>über</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e, soziale<br />

und kulturelle Re<strong>ch</strong>te) und von Spezialorganisationen (Internationale Arbeitsorganisation<br />

ILO) ausgearbeiteten Übereinkommen zum S<strong>ch</strong>utze <strong>der</strong><br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te bedürfen einer globalen politis<strong>ch</strong>en Plattform, damit sie<br />

weltweite Unterstützung und Anerkennung erhalten. Die UNO kann <strong>die</strong>se<br />

Funktion <strong>über</strong>nehmen. So for<strong>der</strong>te <strong>die</strong> Staatengemeins<strong>ch</strong>aft an <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>session<br />

<strong>der</strong> UNO-Generalversammlung zur Folgekonferenz des Weltsozialgipfels<br />

(«Geneva 2000» im Juni 2000 in Genf) alle Mitglie<strong>der</strong> auf, <strong>die</strong> Deklaration<br />

<strong>über</strong> fundamentale Re<strong>ch</strong>te und Prinzipien bei <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> ILO<br />

umzusetzen und weitergehende Übereinkommen <strong>der</strong> UNO-Organisationen<br />

zu ratifizieren.<br />

5. Glei<strong>ch</strong>stellung von Frau und Mann: Anlässli<strong>ch</strong> des Internationalen Jahres<br />

<strong>der</strong> Frau wurde 1975 <strong>die</strong> erste Weltfrauenkonferenz einberufen und eine<br />

Frauendekade bes<strong>ch</strong>lossen. Die UNO entwickelte si<strong>ch</strong> zum wi<strong>ch</strong>tigsten internationalen<br />

Forum für Frauenfragen. 1979 ist das Übereinkommen zur Beseitigung<br />

je<strong>der</strong> Form von Diskriminierung <strong>der</strong> Frau verabs<strong>ch</strong>iedet wor<strong>den</strong>.<br />

Die dritte Weltfrauenkonferenz in Nairobi bra<strong>ch</strong>te das Konzept des «Gen<strong>der</strong><br />

Mainstreaming» hervor. Dahinter steht <strong>die</strong> Idee des Einbezugs einer ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsbezogenen<br />

Perspektive in allen Berei<strong>ch</strong>en von Politik, Verwaltung,<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft und Gesells<strong>ch</strong>aft. Mit <strong>der</strong> Aktionsplattform von Beijing und <strong>der</strong>en<br />

<strong>über</strong> 300 Zielen und Massnahmen wurde 1995 anlässli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> 4. Weltfrauenkonferenz<br />

ein wi<strong>ch</strong>tiges Instrument zur Errei<strong>ch</strong>ung <strong>der</strong> Glei<strong>ch</strong>stellung<br />

von Frau und Mann ges<strong>ch</strong>affen. Die UNO-Kommission <strong>über</strong> <strong>die</strong> Stellung<br />

<strong>der</strong> Frau, Hauptgremium für Frauenfragen in <strong>den</strong> Vereinten Nationen, wa<strong>ch</strong>t<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Aktionsplattform in <strong>den</strong> einzelnen Län<strong>der</strong>n, wel<strong>ch</strong>e<br />

regelmässig dar<strong>über</strong> Beri<strong>ch</strong>t erstatten müssen.<br />

Die UNO als Ort für bilaterale Treffen und «Gute Dienste»<br />

Die zahlrei<strong>ch</strong>en Kontaktmögli<strong>ch</strong>keiten in <strong>der</strong> UNO erlauben Staatsoberhäuptern,<br />

Ministern und hohen Beamten aller Staaten, wi<strong>ch</strong>tige bilaterale Fragen direkt einer<br />

Lösung zuzuführen. Am «Millenniums-Gipfel», <strong>der</strong> vom 6. bis 8. September 2000 in<br />

New York stattfand, waren 154 o<strong>der</strong> <strong>über</strong> 80% aller Staaten auf Ebene <strong>der</strong> Staatso<strong>der</strong><br />

Regierungs<strong>ch</strong>efs vertreten. Aber au<strong>ch</strong> weniger herausragende Konferenzen führen<br />

zahlrei<strong>ch</strong>e Minister zusammen.<br />

Si<strong>ch</strong>erheitsrat und Generalsekretär besitzen zudem eine anerkannte Legitimität,<br />

Konfliktparteien zu Verhandlungen zusammenzurufen («convening power»). Als<br />

Konfliktpartei ist es ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t, si<strong>ch</strong> <strong>die</strong>sem Druck zu entziehen. Das ma<strong>ch</strong>t <strong>die</strong><br />

35 Siehe dazu Ziffer 4.8 sowie www.globalcompact.org.


Stärke <strong>der</strong> UNO im Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> «Guten Dienste» aus. Sie hat einen Vorteil gegen<strong>über</strong><br />

jedem Staat, <strong>der</strong> <strong>die</strong>se Dienste individuell erbringen mö<strong>ch</strong>te. Gerade in <strong>der</strong><br />

UNO aktiven Staaten gelingt es immer wie<strong>der</strong>, gemeinsam mit dem UNO-<br />

Generalsekretär mit gut koordinierten Vorstössen zur Lösung eines Problems beizutragen<br />

o<strong>der</strong> zumindest Spannungen abzubauen.<br />

Die Mögli<strong>ch</strong>keiten <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Die S<strong>ch</strong>weiz will <strong>die</strong> UNO als Forum systematis<strong>ch</strong> für <strong>die</strong> Darstellung ihrer Interessen<br />

und Wertvorstellungen nutzen. Bisher konnte sie nur punktuell von ihren Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />

Gebrau<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en, indem sie etwa <strong>über</strong> ihre Politik in <strong>den</strong> Berei<strong>ch</strong>en<br />

na<strong>ch</strong>haltige Entwicklung, Migration o<strong>der</strong> humanitäres Völkerre<strong>ch</strong>t informierte.<br />

Als Beoba<strong>ch</strong>ter hat <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz nur bes<strong>ch</strong>ränkte Mögli<strong>ch</strong>keiten, <strong>die</strong> UNO als Forum<br />

zu gebrau<strong>ch</strong>en. Im Plenum <strong>der</strong> Generalversammlung darf sie si<strong>ch</strong> nur na<strong>ch</strong> Dur<strong>ch</strong>laufen<br />

einer komplizierten Prozedur äussern. Sie kann au<strong>ch</strong> ihre Vors<strong>ch</strong>läge (in<br />

Form von Resolutionsentwürfen) ni<strong>ch</strong>t selber einbringen, son<strong>der</strong>n muss auf das Entgegenkommen<br />

eines glei<strong>ch</strong>gesinnten UNO-Mitgliedes hoffen. Dies ist letztli<strong>ch</strong> eine<br />

selbstauferlegte Eins<strong>ch</strong>ränkung unserer Souveränität.<br />

Dieselben Eins<strong>ch</strong>ränkungen gelten für <strong>die</strong> Kommissionen <strong>der</strong> Generalversammlung.<br />

Im ECOSOC stellt si<strong>ch</strong> das Problem insofern weniger akut, als <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz teilweise<br />

glei<strong>ch</strong> behandelt wird wie <strong>die</strong> an<strong>der</strong>en Staaten, <strong>die</strong> ni<strong>ch</strong>t zu <strong>den</strong> 54 Mitglie<strong>der</strong>n<br />

zählen. Sie kann si<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> Praxis im Plenum und in <strong>den</strong> Kommissionen zu Wort<br />

mel<strong>den</strong>. Dem ECOSOC Empfehlungen an <strong>die</strong> Mitgliedstaaten o<strong>der</strong> an <strong>die</strong> an<strong>der</strong>en<br />

UNO-Hauptorgane zu unterbreiten, bleibt ihr aber, wie <strong>den</strong> an<strong>der</strong>en Rats-<br />

Ni<strong>ch</strong>tmitglie<strong>der</strong>n, versagt. Sie hat einzig <strong>die</strong> Mögli<strong>ch</strong>keit, Vors<strong>ch</strong>läge von Mitgliedstaaten<br />

zu unterstützen. In mehrere dem ECOSOC unterstellte Fa<strong>ch</strong>kommissionen<br />

hingegen ist au<strong>ch</strong> <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz wählbar und in einigen war o<strong>der</strong> ist sie bereits Mitglied.<br />

Vom Si<strong>ch</strong>erheitsrat, bestehend aus 15 Mitglie<strong>der</strong>n36, ist <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz wie <strong>die</strong> Ni<strong>ch</strong>tmitglie<strong>der</strong><br />

des Rates ausges<strong>ch</strong>lossen. Im Gegensatz zu <strong>die</strong>sen kann sie aber nie in<br />

<strong>den</strong> Rat gewählt wer<strong>den</strong>. Bei <strong>den</strong> so genannten «offenen Debatten», <strong>die</strong> im Si<strong>ch</strong>erheitsrat<br />

vermehrt dur<strong>ch</strong>geführt wer<strong>den</strong> und <strong>die</strong> breiter gefasste Themen behandeln,<br />

ist <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz <strong>den</strong> an<strong>der</strong>en Ni<strong>ch</strong>tmitglie<strong>der</strong>n des Rates praktis<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>gestellt und<br />

teilnahmebere<strong>ch</strong>tigt.<br />

Die UNO-Mitglieds<strong>ch</strong>aft brä<strong>ch</strong>te <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz dank ihrer erhöhten Präsenz in <strong>der</strong><br />

Weltorganisation verbesserte Mögli<strong>ch</strong>keiten, um Gute Dienste anbieten zu können.<br />

Als neutraler Staat mit humanitärer Tradition befände si<strong>ch</strong> <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz in einer guten<br />

Ausgangslage, um dem Generalsekretär unterstützend beizustehen. Sie verfügt<br />

au<strong>ch</strong> <strong>über</strong> ein Reservoir von Bürgerinnen und Bürgern, <strong>die</strong> in <strong>der</strong> Lage wären, als<br />

Vertreter des Generalsekretärs in Konfliktlagen eine konstruktive Rolle zu spielen.<br />

36 5 ständige Mitglie<strong>der</strong> (China, Frankrei<strong>ch</strong>, Grossbritannien, Russland, USA) sowie<br />

10 ni<strong>ch</strong>tständige, auf zwei Jahre gewählte Mitglie<strong>der</strong> (Stand 1. Januar 2001: Bangladesh,<br />

Kolumbien, Irland, Jamaika, Mali, Mauritius, Norwegen, Singapur, Tunesien und<br />

Ukraine).<br />

1203


4.3 Mitwirkung bei <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>affung von Völkerre<strong>ch</strong>t<br />

1204<br />

Als Mitglied <strong>der</strong> UNO würde <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz im Völkerre<strong>ch</strong>tsberei<strong>ch</strong> zielgeri<strong>ch</strong>teter<br />

handeln und si<strong>ch</strong> wirksamer entfalten: zielgeri<strong>ch</strong>teter, weil sie si<strong>ch</strong> bereits<br />

zu Beginn von Verhandlungen aktiv eins<strong>ch</strong>alten, wirksamer, weil sie als<br />

glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigter Partner an allen Verhandlungen teilnehmen könnte.<br />

Bei <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>affung und Weiterentwicklung von universellem Völkerre<strong>ch</strong>t spielen<br />

<strong>die</strong> Vereinten Nationen eine zentrale Rolle. Unter ihrer S<strong>ch</strong>irmherrs<strong>ch</strong>aft sind <strong>über</strong><br />

150 Verträge entstan<strong>den</strong>. 37 Wi<strong>ch</strong>tige Beispiele sind <strong>die</strong> bei<strong>den</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tspakte<br />

von 1966, <strong>die</strong> Wiener Vertragsre<strong>ch</strong>tskonvention von 1969, <strong>die</strong> Seere<strong>ch</strong>tskonvention<br />

von 1982 o<strong>der</strong> <strong>die</strong> 1998 in Rom verabs<strong>ch</strong>iedete Konvention <strong>über</strong> <strong>den</strong> Internationalen<br />

Strafgeri<strong>ch</strong>tshof.<br />

Motor beim S<strong>ch</strong>affen neuer Verträge ist <strong>die</strong> UNO-Völkerre<strong>ch</strong>tskommission (International<br />

Law Commission, ILC) 38: Dieses aus 34 Experten zusammengesetzte Gremium<br />

bereitet in <strong>der</strong> Regel <strong>die</strong> Vertragsentwürfe vor, <strong>die</strong> an internationalen Kodifikationskonferenzen<br />

o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> UNO selbst fertiggestellt wer<strong>den</strong>. Die Generalversammlung<br />

verfügt zu <strong>die</strong>sem Zweck <strong>über</strong> einen eigenen Auss<strong>ch</strong>uss, <strong>die</strong> 6. Kommission,<br />

<strong>die</strong> si<strong>ch</strong> auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>tsfragen widmet.<br />

Die re<strong>ch</strong>tsetzende Funktion <strong>der</strong> UNO entspri<strong>ch</strong>t einem ureigenen Interesse <strong>der</strong> kleineren<br />

und mittleren Staaten. Im Verbund von Glei<strong>ch</strong>gesinnten können sie, wie <strong>die</strong><br />

S<strong>ch</strong>affung des Internationalen Strafgeri<strong>ch</strong>tshofes und an<strong>der</strong>e Beispiele zeigen, ihre<br />

Interessen jenen <strong>der</strong> Grossmä<strong>ch</strong>te entgegenstellen und ihnen bisweilen zum Dur<strong>ch</strong>bru<strong>ch</strong><br />

verhelfen. Sie setzen <strong>der</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en, politis<strong>ch</strong>en o<strong>der</strong> militäris<strong>ch</strong>en<br />

Ma<strong>ch</strong>t jene des Re<strong>ch</strong>ts entgegen. Für <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz als Re<strong>ch</strong>tsstaat ist es wi<strong>ch</strong>tig, dass<br />

si<strong>ch</strong> <strong>die</strong> internationalen Beziehungen unter dem Vorzei<strong>ch</strong>en des Re<strong>ch</strong>ts entwickeln.<br />

Das Völkerre<strong>ch</strong>t bildet für sie ein wi<strong>ch</strong>tiges Instrument <strong>der</strong> Interessenwahrung.<br />

Die Rolle <strong>der</strong> UNO als re<strong>ch</strong>t- und normensetzende Organisation<br />

Die re<strong>ch</strong>tsetzende Rolle <strong>der</strong> UNO kommt in all ihren Arbeitsfel<strong>der</strong>n zum Tragen. Im<br />

Si<strong>ch</strong>erheitsberei<strong>ch</strong> wer<strong>den</strong> na<strong>ch</strong> dem Statut des Internationalen Strafgeri<strong>ch</strong>tshofs<br />

vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>e Konventionen zur Eindämmung des Terrorismus und <strong>der</strong> organisierten<br />

Kriminalität ausgehandelt. Im Entwicklungs- und humanitären Berei<strong>ch</strong> wird unter<br />

an<strong>der</strong>em am S<strong>ch</strong>utz des humanitären Personals gearbeitet. Im Abrüstungsberei<strong>ch</strong><br />

sind neben <strong>den</strong> Arbeiten im Nuklearberei<strong>ch</strong> Konventionen zu Chemiewaffen o<strong>der</strong><br />

Verbote von Biologiewaffen ausgehandelt wor<strong>den</strong>. In jüngster Zeit hat si<strong>ch</strong> das Interesse<br />

<strong>der</strong> Eindämmung <strong>der</strong> Proliferation von Kleinwaffen zugewendet. Zu <strong>die</strong>sem<br />

Thema soll 2001 eine Staatenkonferenz dur<strong>ch</strong>geführt wer<strong>den</strong>. Bei <strong>den</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten<br />

sind <strong>die</strong> «fundamentalen Prinzipien <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keit», wel<strong>ch</strong>e ebenso das<br />

humanitäre Völkerre<strong>ch</strong>t berühren, in Arbeit. Diese sollen dem Individuum besseren<br />

S<strong>ch</strong>utz vor jegli<strong>ch</strong>er Form von Gewalt in Krisen- und Kriegszeiten gewähren. Im<br />

Umweltberei<strong>ch</strong> sind weitere Anstrengungen zur Erhaltung des ökologis<strong>ch</strong>en Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>ts<br />

und Artenrei<strong>ch</strong>tums unseres Planeten – zusätzli<strong>ch</strong> zu <strong>den</strong> bereits eingeleiteten<br />

Massnahmen in <strong>den</strong> Berei<strong>ch</strong>en Klima (Reduktion <strong>der</strong> Treibhausgase gemäss<br />

37 Siehe Anhang 6.<br />

38 Die Mitglie<strong>der</strong>, <strong>die</strong> na<strong>ch</strong> einem bestimmten S<strong>ch</strong>lüssel aus <strong>den</strong> vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>en<br />

Weltregionen stammen müssen, wer<strong>den</strong> auf Grund ihrer Persönli<strong>ch</strong>keit und Leistung<br />

gewählt und ni<strong>ch</strong>t als Vertreter ihres Landes.


Kyoto-Protokoll und Klima-Konvention), Eindämmung <strong>der</strong> Bo<strong>den</strong>erosion und<br />

Wüstenbildung (gemäss Desertifikations-Konvention) sowie Erhaltung <strong>der</strong> biologis<strong>ch</strong>en<br />

Vielfalt (gemäss Biodiversitäts-Konvention) – notwendig und drängen si<strong>ch</strong><br />

auf. Neue Verhandlungen fin<strong>den</strong> insbeson<strong>der</strong>e im Chemikalienberei<strong>ch</strong> statt.<br />

Die Mögli<strong>ch</strong>keiten <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Die S<strong>ch</strong>weiz konnte bisher in <strong>der</strong> UNO bei <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>affung von Völkerre<strong>ch</strong>t, d.h. in<br />

globalen Kodifikationskonferenzen, mit vollen Re<strong>ch</strong>ten teilnehmen, wobei <strong>die</strong>se<br />

Stellung bei je<strong>der</strong> Verhandlung erneut gesi<strong>ch</strong>ert wer<strong>den</strong> muss. Sie hat an <strong>der</strong> Erarbeitung<br />

zahlrei<strong>ch</strong>er Konventionen mitgewirkt und ist Vertragspartei <strong>der</strong> wi<strong>ch</strong>tigen<br />

Abkommen. Ihre starke internationale Vernetzung und re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>e Tradition<br />

prädestinieren sie zur wi<strong>ch</strong>tigen Kraft in <strong>die</strong>sem Berei<strong>ch</strong>. Defizite zeigen si<strong>ch</strong>, wenn<br />

völkerre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Verhandlungen in <strong>die</strong> 6. Kommission <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

verlegt wer<strong>den</strong>, was aus Kostengrün<strong>den</strong> immer häufiger ges<strong>ch</strong>ieht. Dort unterliegt<br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz <strong>den</strong> bes<strong>ch</strong>riebenen Restriktionen. Au<strong>ch</strong> ist sie bena<strong>ch</strong>teiligt, wenn in<br />

<strong>der</strong> glei<strong>ch</strong>en Kommission <strong>die</strong> Themen <strong>der</strong> Kodifizierungsvorhaben bestimmt wer<strong>den</strong><br />

o<strong>der</strong> wenn an<strong>der</strong>e Organe, inklusive <strong>der</strong> ECOSOC und seine Unterorgane, <strong>den</strong><br />

breiten Rahmen eines Re<strong>ch</strong>tsetzungskonzepts abstecken.<br />

4.4 Mitgestaltung <strong>der</strong> operationellen Aktivitäten<br />

<strong>der</strong> UNO<br />

In all ihren Tätigkeitsfel<strong>der</strong>n ist <strong>die</strong> UNO au<strong>ch</strong> operationell tätig und unterstützt<br />

konkrete Projekte und Programme im Feld. Sie beoba<strong>ch</strong>tet <strong>die</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tslage<br />

weltweit, und das Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsho<strong>ch</strong>kommissariat bietet konkrete Hilfeleistungen<br />

an. Im Umweltberei<strong>ch</strong> sind das Umweltprogramm UNEP, <strong>die</strong> UNO-Institute, Programme<br />

und Spezialorganisationen sowie in Europa <strong>die</strong> Wirts<strong>ch</strong>aftskommission<br />

ECE bei <strong>der</strong> Umsetzung des Konzepts <strong>der</strong> na<strong>ch</strong>haltigen Entwicklung im Feld tätig.<br />

Die wi<strong>ch</strong>tigsten Berei<strong>ch</strong>e in Bezug auf <strong>die</strong> operationellen Aktivitäten bil<strong>den</strong> jedo<strong>ch</strong><br />

Si<strong>ch</strong>erheit und Frie<strong>den</strong> sowie Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe.<br />

Si<strong>ch</strong>erheit und Frie<strong>den</strong><br />

Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat ist das einzige anerkannte internationale Organ, das auf weltweiter<br />

Ebene Massnahmen zum S<strong>ch</strong>utz und zur Wie<strong>der</strong>herstellung von Si<strong>ch</strong>erheit und<br />

Frie<strong>den</strong> bes<strong>ch</strong>liessen kann.<br />

Zur Dur<strong>ch</strong>führung sol<strong>ch</strong>er Massnahmen mandatiert und legitimiert <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat<br />

Staaten o<strong>der</strong> regionale Organisationen (wie in Bosnien und Kosovo etwa SFOR<br />

und KFOR), mit <strong>der</strong>en eigenen Mitteln <strong>die</strong> Aktionen zu vollziehen («Koalitionen<br />

<strong>der</strong> Willigen»), o<strong>der</strong> er lädt sie ein, an Operationen unter UNO-Fahne teilzunehmen<br />

(Blauhelm-Operationen). Bei Operationen, <strong>die</strong> ni<strong>ch</strong>t unter Kapitel VII <strong>der</strong> UNO-<br />

Charta fallen, su<strong>ch</strong>t <strong>die</strong> UNO <strong>die</strong> Zustimmung <strong>der</strong> betroffenen Staaten. Für <strong>den</strong> Fall,<br />

dass <strong>die</strong>se Zustimmung ni<strong>ch</strong>t erhältli<strong>ch</strong> ist o<strong>der</strong> dass sie wie<strong>der</strong> wegfällt, behält si<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> UNO vor, ihre Mission notfalls <strong>den</strong>no<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>zuführen.<br />

– Frie<strong>den</strong>serhaltende Massnahmen: Die Zunahme <strong>der</strong> vor allem innerstaatli<strong>ch</strong>en<br />

Konflikte seit dem Ende des Kalten Krieges hat <strong>die</strong> UNO in Zugzwang<br />

versetzt. Die Anzahl <strong>der</strong> frie<strong>den</strong>serhalten<strong>den</strong> Operationen <strong>der</strong> UNO nahm<br />

zu, au<strong>ch</strong> mangels an<strong>der</strong>er handlungsfähiger frie<strong>den</strong>spolitis<strong>ch</strong>er Akteure. Ende<br />

Oktober 2000 waren 15 frie<strong>den</strong>serhaltende Operationen <strong>der</strong> UNO in<br />

1205


1206<br />

Gang. 39 Glei<strong>ch</strong>zeitig stan<strong>den</strong> <strong>über</strong> 37 000 Personen im Feld. Derartige Operationen<br />

umfassen heute immer häufiger Tätigkeiten im zivilen Berei<strong>ch</strong>. Dazu<br />

gehören au<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Abrüstungs<strong>über</strong>wa<strong>ch</strong>ung (etwa im Irak), <strong>die</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsbeoba<strong>ch</strong>tung<br />

o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Mithilfe beim Wie<strong>der</strong>aufbau regulärer <strong>admin</strong>istrativer<br />

Strukturen in Kriegsgebieten. Dies rei<strong>ch</strong>t – wie etwa im Kosovo<br />

und in Osttimor – bis hin zur Übernahme ganzer Zivilverwaltungen. Regionale<br />

Organisationen arbeiten eng mit <strong>der</strong> UNO zusammen. Sie spielen eine<br />

S<strong>ch</strong>lüsselrolle gerade beim Wie<strong>der</strong>aufbau ziviler Strukturen.<br />

Dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Zunahme <strong>der</strong> Konflikte seit Beginn <strong>der</strong> Neunzigerjahre entstan<strong>den</strong><br />

im Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> frie<strong>den</strong>serhalten<strong>den</strong> Massnahmen <strong>der</strong> UNO Strukturdefizite.<br />

Diese lagen darin, dass <strong>die</strong> Mitgliedstaaten <strong>die</strong> Organisation immer<br />

wie<strong>der</strong> zu Operationen drängten, ohne ihr dann <strong>die</strong> notwendigen Kompetenzen<br />

und Mittel zur erfolgrei<strong>ch</strong>en Umsetzung zur Verfügung zu stellen. Trotz<br />

intensiver Aufarbeitung <strong>der</strong> problematis<strong>ch</strong>sten Operationen kam es in <strong>den</strong><br />

vergangenen Jahren gerade in Afrika aus <strong>den</strong>selben Grün<strong>den</strong> zu weiteren<br />

s<strong>ch</strong>wierigen Situationen. Der auf Wuns<strong>ch</strong> des UNO-Generalsekretärs von<br />

einer Expertengruppe erarbeitete «Brahimi-Beri<strong>ch</strong>t» 40 bildet <strong>die</strong> Reaktion<br />

39 Ende Oktober 2000 laufende frie<strong>den</strong>serhaltende<br />

Operationen <strong>der</strong> UNO Seit<br />

Nahost: UNTSO United Nations Truce Supervision Organization) Juni 1948<br />

In<strong>die</strong>n/ Pakistan: UNMOGIP (United Nations Military<br />

Januar 1949<br />

Observer Group in India and Pakistan)<br />

Zypern: UNFICYP (United Nations Peacekeeping Force in Cyprus) März 1964<br />

Golanhöhen: UNDOF (United Nations Disengagement Observer Juni 1974<br />

Force)<br />

Libanon: UNIFIL (United Nations Interim Force in Lebanon) März 1978<br />

Westsahara: MINURSO (United Nations Mission for the Referendum April 1991<br />

in Western Sahara)<br />

Irak/Kuwait: UNIKOM (United Nations Iraq-Kuwait Observation April 1991<br />

Mission)<br />

Georgien: UNOMIG (United Nations Observer Mission in Georgia) August 1993<br />

Bosnien-Herzegowina: UNMIBH (United Nations Mission in Bosnia Dezember 1995<br />

and Herzegovina) mit einer von <strong>der</strong> UNO mandatierten Militärpräsenz<br />

(SFOR<br />

Kroatien: UNMOP (United Nations Mission of Observers in Januar 1996<br />

Prevlaka)<br />

Sierra Leone: UNAMSIL (United Nations Mission in Sierra Leone) Oktober 1999<br />

Kosovo: UNMIK (United Nations Interim Administration Mission in Juni 1999<br />

Kosovo) mit einer von <strong>der</strong> UNO mandatierten Militärpräsenz<br />

(KFOR)<br />

Osttimor: UNTAET (United Nations Transitional Administration in Oktober 1999<br />

East Timor)<br />

Kongo: MONUC (United Nations Observer Mission in the Democratic Dezember 1999<br />

Republic of the Congo)<br />

Äthiopien/ Eritrea: UNMEE (United Nations Mission in Ethiopia and Juli 2000<br />

Eritrea)<br />

40 Siehe Ziffer 4.2.


auf <strong>die</strong>se Umstände. Er verlangt eine Reihe von Massnahmen, wel<strong>ch</strong>e <strong>die</strong><br />

Stärkung <strong>der</strong> planeris<strong>ch</strong>en und operativen Kapazitäten sowie <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheit<br />

<strong>der</strong> UNO-Operationen beinhalten. Namentli<strong>ch</strong> sollen frie<strong>den</strong>serhaltende<br />

Operationen s<strong>ch</strong>neller mobilisiert wer<strong>den</strong> können und verbesserte Mittel erhalten,<br />

um in s<strong>ch</strong>wierigen Situationen operativ zu bleiben. Diese Massnahmen<br />

sind insbeson<strong>der</strong>e am «Millenniums-Gipfel» im September 2000 auf<br />

ein gutes E<strong>ch</strong>o gestossen. Eine erste Zielsetzung verlangt <strong>die</strong> Anpassung <strong>der</strong><br />

Führungsorgane im Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> frie<strong>den</strong>serhalten<strong>den</strong> Massnahmen bis Ende<br />

2001.<br />

– Ni<strong>ch</strong>tmilitäris<strong>ch</strong>e Zwangsmassnahmen: Gegen zehn Staaten o<strong>der</strong> Gruppierungen<br />

sind <strong>der</strong>zeit Wirts<strong>ch</strong>aftssanktionen in Kraft41, <strong>die</strong> von <strong>den</strong> Mitgliedstaaten<br />

und <strong>der</strong> UNO gemeinsam umgesetzt wer<strong>den</strong>. Die UNO versu<strong>ch</strong>te in<br />

<strong>den</strong> letzten Jahren vermehrt, mit ihren Sanktionen <strong>die</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> für ein<br />

Fehlverhalten S<strong>ch</strong>uldigen zu treffen (etwa in Angola o<strong>der</strong> Sierra Leone). Sie<br />

verzi<strong>ch</strong>tet vor allem auf Grund <strong>der</strong> Erfahrungen im Irak zunehmend auf<br />

umfassende Sanktionen, <strong>die</strong> <strong>den</strong> Zivilbevölkerungen und <strong>den</strong> Handelspartnern<br />

<strong>der</strong> betroffenen Staaten S<strong>ch</strong>a<strong>den</strong> zufügen. Die S<strong>ch</strong>weiz leistete mit dem<br />

«Interlaken-Prozess» 42 zur Verfeinerung <strong>der</strong> gezielten Finanzsanktionen einen<br />

wi<strong>ch</strong>tigen Beitrag zu <strong>die</strong>sen Bemühungen. Sie unterstützt zudem internationale<br />

Bemühungen zur besseren Evaluierung <strong>der</strong> Auswirkungen einmal<br />

bes<strong>ch</strong>lossener Sanktionen. Hier geht es darum, dem Si<strong>ch</strong>erheitsrat mögli<strong>ch</strong>st<br />

viele Informationen <strong>über</strong> <strong>die</strong> Wirkung <strong>der</strong> von ihm angeordneten Massnahmen<br />

zur Verfügung zu stellen, damit er <strong>die</strong>se besser anpassen o<strong>der</strong> gegebenenfalls<br />

re<strong>ch</strong>tzeitig aufheben könnte.<br />

Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe<br />

In <strong>die</strong>sem Berei<strong>ch</strong> spielt <strong>die</strong> UNO bereits seit 1960 und somit seit dem <strong>Beitritt</strong> <strong>der</strong><br />

ehemaligen Kolonien als unabhängige Staaten eine führende Rolle und verfügt <strong>über</strong><br />

einen bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Leistungsausweis. Neben <strong>der</strong> konzeptionellen und strategis<strong>ch</strong>en<br />

Arbeit in <strong>den</strong> UNO-Hauptquartieren erfolgt eine weitverzweigte Feldarbeit zur Entwicklungsunterstützung<br />

o<strong>der</strong> zur humanitären Notlin<strong>der</strong>ung. Diese ergänzen si<strong>ch</strong><br />

gegenseitig. Die Projektumsetzung wird je na<strong>ch</strong> Berei<strong>ch</strong> vornehmli<strong>ch</strong> vom Entwicklungsprogramm<br />

UNDP, dem Kin<strong>der</strong>hilfswerk UNICEF, dem Bevölkerungsprogramm<br />

UNFPA, dem Ernährungsprogramm WFP o<strong>der</strong> dem Ho<strong>ch</strong>kommissariat für<br />

Flü<strong>ch</strong>tlinge UNHCR wahrgenommen. Die UNO unterhält in <strong>über</strong> 130 Län<strong>der</strong>n<br />

Feldvertretungen, <strong>die</strong> vor Ort <strong>die</strong> praktis<strong>ch</strong>e Arbeit leisten. In Län<strong>der</strong>n mit akuten<br />

Krisensituationen infolge von Naturkatastrophen und te<strong>ch</strong>nologiebedingten Unglücksfällen<br />

einerseits und kriegeris<strong>ch</strong>en Ereignissen an<strong>der</strong>erseits setzt <strong>die</strong> UNO<br />

au<strong>ch</strong> humanitäre Koordinatoren ein.<br />

41 Afghanistan, Eritrea/Äthiopien, Irak, Ex-Jugoslawien/Kosovo, Liberia, Rwanda, Somalia,<br />

Sudan, Sierra Leone, UNITA/Angola.<br />

42 Beim «Interlaken-Prozess», <strong>den</strong> <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz 1997 bis 1999 gemeinsam mit dem UNO-<br />

Sekretariat initiiert und geführt hat, handelt es si<strong>ch</strong> um einen Diskussionsprozess<br />

(<strong>die</strong> Sitzungen fan<strong>den</strong> in Interlaken statt) mit dem Ziel, <strong>die</strong> unerwüns<strong>ch</strong>ten Nebenwirkungen<br />

gewisser ni<strong>ch</strong>tmilitäris<strong>ch</strong>er UNO-Sanktionen auf Zivilbevölkerungen und<br />

Handel verringern zu helfen. Erarbeitet wur<strong>den</strong> eine Musterresolution für <strong>den</strong><br />

Si<strong>ch</strong>erheitsrat zur Einsetzung von Finanzsanktionen sowie ein Mustergesetz für<br />

<strong>die</strong> Staaten zu <strong>der</strong>en Umsetzung. Die Produkte wur<strong>den</strong> dem UNO-Si<strong>ch</strong>erheitsrat zur<br />

Kenntnis gebra<strong>ch</strong>t. Sie versetzen <strong>die</strong>sen in <strong>die</strong> Lage, funktionierende Finanzsanktionen<br />

zu bes<strong>ch</strong>liessen, <strong>die</strong> eine wi<strong>ch</strong>tige Alternative zu «stumpfen» Handelssanktionen<br />

darstellen können.<br />

1207


Die Mögli<strong>ch</strong>keiten <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Die S<strong>ch</strong>weiz beteiligt si<strong>ch</strong> seit Jahrzehnten an <strong>den</strong> operationellen Tätigkeiten <strong>der</strong><br />

UNO. Bei <strong>den</strong> Operationen im Si<strong>ch</strong>erheitsberei<strong>ch</strong> steht das frie<strong>den</strong>spolitis<strong>ch</strong>e Engagement<br />

im Vor<strong>der</strong>grund. Sie unterstützte vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>e Missionen personell und finanziell.<br />

In Ägypten, Bosnien und Herzegowina, Georgien, Kosovo, Kroatien, dem<br />

Kongo, dem Nahen Osten, Namibia, Tads<strong>ch</strong>ikistan, <strong>der</strong> Westsahara, Zypern und in<br />

an<strong>der</strong>en Staaten waren S<strong>ch</strong>weizerinnen und S<strong>ch</strong>weizer für <strong>die</strong> UNO im Einsatz. Oft<br />

stand dabei <strong>die</strong> logistis<strong>ch</strong>e Unterstützung zur Verbesserung <strong>der</strong> Transport- und medizinis<strong>ch</strong>en<br />

Kapazitäten im Vor<strong>der</strong>grund. Ausserdem stellte <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz <strong>der</strong> UNO<br />

Expertinnen und Experten für Demokratisierung, Min<strong>der</strong>heiten- und Wahlfragen,<br />

Untersu<strong>ch</strong>ungsri<strong>ch</strong>terinnen und -ri<strong>ch</strong>ter, Ombudspersonen, Zollbeamtinnen und<br />

-beamte o<strong>der</strong> Zivilpolizeibeoba<strong>ch</strong>ter zur Verfügung. Die Einsätze haben ein positives<br />

E<strong>ch</strong>o gefun<strong>den</strong>. Neuerdings stehen au<strong>ch</strong> Mitglie<strong>der</strong> eines s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsteams<br />

zur Verfügung.<br />

In <strong>den</strong> Neunzigerjahren verstärkte <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz konsequent ihre si<strong>ch</strong>erheitspolitis<strong>ch</strong>e<br />

Zusammenarbeit mit dem Ausland. Bis heute beteiligt sie si<strong>ch</strong> an Sanktionen <strong>der</strong><br />

UNO gegen Re<strong>ch</strong>ts- und Frie<strong>den</strong>sbre<strong>ch</strong>er. Diese Massnahmen <strong>die</strong>nen <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

des völkerre<strong>ch</strong>tsmässigen Zustandes und sind somit au<strong>ch</strong> in s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>em<br />

Interesse. Die in <strong>die</strong>sem Zusammenhang gesammelten Erfahrungen belegen:<br />

Die Umsetzung von UNO-Sanktionen dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz ist wüns<strong>ch</strong>bar, mögli<strong>ch</strong><br />

und re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> zulässig; <strong>die</strong> Glaubwürdigkeit und Bere<strong>ch</strong>enbarkeit <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weizer<br />

Neutralität wird dadur<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in Zweifel gezogen.<br />

Im Entwicklungs- und humanitären Berei<strong>ch</strong> kann <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz im UNO-Rahmen effizienter<br />

als in ihrer bilateralen Zusammenarbeit zur weltweiten Lösung bestimmter<br />

Probleme beitragen (AIDS-Bekämpfung, Ausmerzung von Kin<strong>der</strong>krankheiten) und<br />

ihre Unterstützung au<strong>ch</strong> Län<strong>der</strong>n zugute kommen lassen, wo sie wegen ihrer bilateralen<br />

S<strong>ch</strong>werpunktbildung kein eigenes Programm unterhält. An<strong>der</strong>seits kann sie<br />

au<strong>ch</strong> in sensiblen Berei<strong>ch</strong>en, wo ein bilaterales Eingreifen von vornherein nur in<br />

sehr bes<strong>ch</strong>ei<strong>den</strong>em Ausmass <strong>den</strong>kbar ist (Bevölkerungspolitik, Flü<strong>ch</strong>tlinge), <strong>über</strong> <strong>die</strong><br />

UNO-Projekte <strong>die</strong> Not lin<strong>der</strong>n helfen. Die Unterstützung <strong>der</strong> UNO auf <strong>die</strong>sem Gebiet<br />

dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz bringt zudem einen permanenten Erfahrungsaustaus<strong>ch</strong>, aus<br />

dem beide Seiten Nutzen ziehen können.<br />

4.5 Verbesserung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen<br />

<strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

Der UNO-<strong>Beitritt</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz bildet einen Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>en<br />

Rahmenbedingungen unserer global tätigen Unternehmen.<br />

Die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Wirts<strong>ch</strong>aft kennt eine starke internationale Ausri<strong>ch</strong>tung im Berei<strong>ch</strong><br />

des Handels, <strong>der</strong> Dienstleistungen und <strong>der</strong> Investitionen. Sie ist deshalb erstens<br />

auf weltweit stabile und si<strong>ch</strong>ere Verhältnisse angewiesen. Diese sind Voraussetzung<br />

für einen soli<strong>den</strong> internationalen Wirts<strong>ch</strong>aftsaustaus<strong>ch</strong>. Die UNO leistet mit ihrem<br />

Engagement für Frie<strong>den</strong> und Si<strong>ch</strong>erheit dazu einen wi<strong>ch</strong>tigen Beitrag. Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit<br />

und weltweit gültige Standards bil<strong>den</strong> zweitens Grundlage <strong>der</strong> internationalen<br />

Investitionstätigkeit <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Wirts<strong>ch</strong>aft. Das Engagement <strong>der</strong> UNO bei<br />

<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>affung und Dur<strong>ch</strong>setzung von Völkerre<strong>ch</strong>t spielt hier eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle.<br />

Funktionierende Infrastrukturen, gesunde, gut ausgebildete Arbeitskräfte, <strong>die</strong> Ein-<br />

1208


haltung <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te und <strong>der</strong> grundlegen<strong>den</strong> Arbeitsvors<strong>ch</strong>riften ermögli<strong>ch</strong>en<br />

drittens eine effiziente Produktion vor Ort. Die UNO leistet mit zahlrei<strong>ch</strong>en<br />

Programmen in armen Län<strong>der</strong>n Grundlagenarbeit, damit <strong>die</strong>se Produktionsverhältnisse<br />

gegeben sind. Im Rahmen des «Global compact» 43 unterstützen au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />

Firmen <strong>die</strong> UNO aktiv bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> wirts<strong>ch</strong>aftsrelevanten Zielsetzungen.<br />

Die S<strong>ch</strong>weiz würde als UNO-Mitglied das Engagement <strong>der</strong> UNO in <strong>die</strong>sen<br />

Berei<strong>ch</strong>en weiter för<strong>der</strong>n.<br />

Die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Wirts<strong>ch</strong>aft kann infolge ihres sehr hohen Niveaus von einer immer<br />

weitergehen<strong>den</strong> weltweiten Vernetzung <strong>der</strong> Produktionsstandorte nur profitieren.<br />

Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, wel<strong>ch</strong>e Spannungen <strong>die</strong> Globalisierung<br />

freisetzen kann. Die UNO vermag <strong>die</strong>sen Prozess strukturierend zu begleiten und so<br />

Si<strong>ch</strong>erheit zu s<strong>ch</strong>affen. Die S<strong>ch</strong>weiz ist im Stande, dazu einen namhaften Beitrag zu<br />

leisten.<br />

Die UNO öffnet si<strong>ch</strong> zunehmend gegen<strong>über</strong> <strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>aft. Deren Einbezug gehört,<br />

wie jener <strong>der</strong> Ni<strong>ch</strong>tregierungsorganisationen, zu <strong>den</strong> Prioritäten <strong>der</strong> Organisation. Es<br />

entsteht ein Netzwerk, das globale Impulse geben kann. Dur<strong>ch</strong> <strong>den</strong> <strong>Beitritt</strong> vermag<br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz, ihrer Wirts<strong>ch</strong>aft einen privilegierten Zugang zu <strong>die</strong>sem Netzwerk zu<br />

ermögli<strong>ch</strong>en.<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Bedeutung des UNO-Sitzes in Genf<br />

Das UNO-Sekretariat bes<strong>ch</strong>äftigt in Genf <strong>der</strong>zeit etwa 2500 Personen. Weitere 8000<br />

Personen sind bei <strong>den</strong> Spezialorganisationen angestellt. Über 80 000 Delegierte besu<strong>ch</strong>en<br />

<strong>die</strong> Stadt jährli<strong>ch</strong> auf Grund von Konferenzen und bringen <strong>der</strong> Hotellerie<br />

und dem Gewerbe Arbeit und Ver<strong>die</strong>nst. Die internationalen Organisationen geben<br />

pro Jahr insgesamt rund 3 Mrd. Franken in Genf aus. Die Eidgenossens<strong>ch</strong>aft und <strong>der</strong><br />

Kanton Genf bieten <strong>den</strong> Organisationen ein vorteilhaftes Arbeitsumfeld sowie Gebäude<br />

und Räumli<strong>ch</strong>keiten zu guten Bedingungen. Wie in allen Gaststaaten geniesst<br />

<strong>die</strong> internationale Gemeins<strong>ch</strong>aft Privilegien und Immunitäten. Ausserdem wer<strong>den</strong><br />

bei beson<strong>der</strong>en Anlässen zusätzli<strong>ch</strong>e Infrastruktur- und Si<strong>ch</strong>erheitskosten <strong>über</strong>nommen.<br />

44 Man geht heute davon aus, dass si<strong>ch</strong> bei einer Vollkostenre<strong>ch</strong>nung Aufwand<br />

und Ertrag <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassung <strong>der</strong> internationalen Organisationen in Genf für Bund,<br />

Kanton und Stadt Genf im Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t befin<strong>den</strong>. Der politis<strong>ch</strong>e und kulturelle<br />

Wert ist dagegen ni<strong>ch</strong>t bezifferbar, dürfte aber als ausseror<strong>den</strong>tli<strong>ch</strong> ho<strong>ch</strong> einges<strong>ch</strong>ätzt<br />

wer<strong>den</strong>. Der UNO-<strong>Beitritt</strong> wird keine direkten Auswirkungen auf <strong>die</strong> bisherigen<br />

Eckwerte haben. Er wird es aber erlei<strong>ch</strong>tern, das Errei<strong>ch</strong>te zu konsoli<strong>die</strong>ren<br />

und auszubauen. 45<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Bedeutung <strong>der</strong> Bes<strong>ch</strong>affung von Waren und Dienstleistungen dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> UNO<br />

Der UNO-<strong>Beitritt</strong> kann zur weiteren Verbesserung <strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft als Auftragnehmerin <strong>der</strong> UNO beitragen. Hier besteht bereits eine gute<br />

Ausgangslage: «Kern-UNO» und Spezialorganisationen (ohne Bretton-Woods-<br />

Institutionen und Entwicklungsbanken) generierten 1998 weltweit Bes<strong>ch</strong>affungen<br />

im Wert von <strong>über</strong> 3 Mrd. USD. Die S<strong>ch</strong>weiz war mit 1,32% <strong>der</strong> Aufträge (Wert<br />

57,3 Mio. USD) an 15. Stelle unter <strong>den</strong> Lieferanten, wobei vor allem <strong>die</strong> s<strong>ch</strong>weizeri-<br />

43 Siehe Ziffer 4.2.<br />

44 Siehe dazu <strong>Bots<strong>ch</strong>aft</strong> <strong>über</strong> <strong>die</strong> Finanzhilfen an <strong>die</strong> Immobilienstiftung für<br />

<strong>die</strong> internationalen Organisationen (FIPOI) in Genf vom 17. 11.1999, BBl 2000 453.<br />

45 Siehe Ziffer 5.2.<br />

1209


s<strong>ch</strong>e Pharma- und Lebensmittelindustrie als Versorger <strong>der</strong> Entwicklungs- und humanitären<br />

Organisationen, aber au<strong>ch</strong> Banken und Versi<strong>ch</strong>erungen profitierten.<br />

4.6 S<strong>ch</strong>weizerinnen und S<strong>ch</strong>weizer im UNO-System<br />

Das UNO-Sekretariat bes<strong>ch</strong>äftigt in New York, Genf, Wien und Nairobi insgesamt<br />

nahezu 9000 Personen. 46 Davon sind rund 200 S<strong>ch</strong>weizerinnen und S<strong>ch</strong>weizer, <strong>der</strong><br />

grösste Teil in Genf in weitgehend niedrigeren Chargen. Auffallend ist <strong>die</strong> ausgespro<strong>ch</strong>en<br />

s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>e Vertretung von S<strong>ch</strong>weizerinnen und S<strong>ch</strong>weizern am politis<strong>ch</strong><br />

wi<strong>ch</strong>tigsten UNO-Sitz, jenem in New York. Der UNO-<strong>Beitritt</strong> würde <strong>die</strong> Ausgangslage<br />

zur Kompensation <strong>die</strong>ses Defizits verbessern. Dies illustrieren <strong>die</strong> Gesamtzahlen:<br />

Das UNO-System bes<strong>ch</strong>äftigt rund 52 000 Mens<strong>ch</strong>en. Über 900 47 sind S<strong>ch</strong>weizerinnen<br />

und S<strong>ch</strong>weizer. Viele Landsleute können so als Beamtinnen o<strong>der</strong> Beamte<br />

vor allem <strong>der</strong> internationalen Organisationen, bei <strong>den</strong>en <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz Mitglied ist,<br />

wertvolle Kenntnisse sammeln und <strong>die</strong>se bei einer allfälligen Rückkehr zu einem<br />

s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Arbeitgeber für unsere Wirts<strong>ch</strong>aft o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Verwaltungen fru<strong>ch</strong>tbar<br />

ma<strong>ch</strong>en. Umgekehrt bringen sie s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Überzeugungen und Werte in das<br />

Innere <strong>der</strong> Organisationen. Das Interesse <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz an einer guten personellen<br />

Vertretung in <strong>der</strong> ganzen UNO ist deshalb offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>. Die Mitglieds<strong>ch</strong>aft in <strong>der</strong><br />

UNO würde insbeson<strong>der</strong>e jüngere S<strong>ch</strong>weizerinnen und S<strong>ch</strong>weizer motivieren, si<strong>ch</strong><br />

für Stellen in <strong>der</strong> Organisation zu bewerben. Die Vertretung unseres Landes in <strong>der</strong><br />

Organisation würde so geför<strong>der</strong>t.<br />

4.7 Integrale Mitspra<strong>ch</strong>e bei <strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong><br />

finanziellen Beiträge <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz an <strong>die</strong> Tätigkeiten<br />

<strong>der</strong> UNO<br />

1210<br />

Die S<strong>ch</strong>weiz könnte na<strong>ch</strong> dem <strong>Beitritt</strong> auf allen Ebenen des Budgetprozesses<br />

<strong>der</strong> «Kern-UNO» mitbestimmen. Das bringt au<strong>ch</strong> Vorteile bei <strong>der</strong> Wahrung<br />

<strong>der</strong> Interessen des internationalen Genf, wer<strong>den</strong> do<strong>ch</strong> <strong>die</strong> UNO-Aktivitäten in<br />

Genf mehrheitli<strong>ch</strong> aus <strong>den</strong> Mitteln des regulären UNO-Budgets finanziert.<br />

Die finanzielle Beteiligung <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz an <strong>der</strong> Tätigkeit <strong>der</strong> «Kern-UNO» konzentriert<br />

si<strong>ch</strong> seit mehreren Jahrzehnten auf <strong>die</strong> operationellen Institutionen. Sie leistet<br />

Beiträge an <strong>der</strong>en Tätigkeitsprogramme und finanziert au<strong>ch</strong> spezifis<strong>ch</strong>e Projekte im<br />

Si<strong>ch</strong>erheits-, Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ts-, Gesundheits- o<strong>der</strong> Umweltberei<strong>ch</strong>. Das S<strong>ch</strong>wergewi<strong>ch</strong>t<br />

<strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Unterstützung liegt aber in <strong>den</strong> Berei<strong>ch</strong>en Entwicklungszusammenarbeit<br />

und humanitäre Hilfe, für <strong>die</strong> <strong>über</strong> zwei Drittel aller im Rahmen <strong>der</strong><br />

UNO geleisteten s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Beiträge bestimmt sind. Der Grossteil <strong>die</strong>ser Mittel<br />

kommt Feldprogrammen zugute.<br />

46 Dabei handelt es si<strong>ch</strong> nur um <strong>die</strong> aus dem regulären Budget finanzierten Stellen.<br />

47 Davon rund 70 im Ausland. Auf Grund <strong>der</strong> starken Präsenz <strong>der</strong> UNO vor allem in Genf<br />

(und Bern) besetzen <strong>über</strong>proportional viele S<strong>ch</strong>weizerinnen und S<strong>ch</strong>weizer niedrigere<br />

Chargen, da <strong>die</strong>se Stellen mehrheitli<strong>ch</strong> lokal besetzt wer<strong>den</strong>.


Der bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e finanzielle Beitrag ermögli<strong>ch</strong>t es <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz bereits heute, Einfluss<br />

auf <strong>die</strong> Gesamtausri<strong>ch</strong>tung <strong>der</strong> begünstigten Institutionen zu nehmen. Er trägt au<strong>ch</strong><br />

dazu bei, dass <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz immer wie<strong>der</strong> in <strong>die</strong> Verwaltungsräte gewählt wird, <strong>die</strong><br />

<strong>der</strong>en Tätigkeit gestalten und <strong>über</strong>wa<strong>ch</strong>en. Auf <strong>die</strong>se Weise konnte etwa das Gedankengut<br />

des Leitbildes «Nord–Süd» des Bundesrates48 in <strong>die</strong> multilaterale Zusammenarbeit<br />

eingebra<strong>ch</strong>t wer<strong>den</strong>. Von UNO-Organen evaluierte Konzepte wer<strong>den</strong> international<br />

bea<strong>ch</strong>tet. Sie fin<strong>den</strong> lei<strong>ch</strong>ter Eingang in <strong>die</strong> Praxis vieler Staaten als von<br />

einem Staat alleine umgesetzte Modelle. Unser finanzieller Beitrag verhilft somit<br />

unserem konzeptuellen Input zu zusätzli<strong>ch</strong>er Ausstrahlung. Dies ist für <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

umso wi<strong>ch</strong>tiger, als ihre Zusammenarbeit mit <strong>den</strong> UNO-Institutionen als Ergänzung<br />

zur bilateralen Tätigkeit angelegt ist.<br />

Dur<strong>ch</strong> <strong>den</strong> <strong>Beitritt</strong> erhielte <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz das volle Mitbestimmungsre<strong>ch</strong>t <strong>über</strong> <strong>die</strong> von<br />

ihr an <strong>die</strong> UNO bezahlten Mittel. Der jährli<strong>ch</strong>e Beitrag <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz als Beoba<strong>ch</strong>ter<br />

an das reguläre Budget belief si<strong>ch</strong> 1999 auf rund 6 Mio. Franken. Na<strong>ch</strong> dem <strong>Beitritt</strong><br />

könnte <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz <strong>über</strong> <strong>die</strong> Verwendung <strong>die</strong>ses Pfli<strong>ch</strong>tbeitrags (sowie <strong>über</strong> <strong>die</strong> mit<br />

dem <strong>Beitritt</strong> fällig wer<strong>den</strong><strong>den</strong> weiteren Pfli<strong>ch</strong>tbeiträge) mitbestimmen, wie sie <strong>die</strong>s<br />

heute s<strong>ch</strong>on bei ihren übrigen finanziellen Leistungen an das UNO-System tut.<br />

4.8 S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Interessen an <strong>der</strong> Entwicklung<br />

<strong>der</strong> UNO<br />

Die UNO-Mitglieds<strong>ch</strong>aft ermögli<strong>ch</strong>t es <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz, aktiver an <strong>der</strong> Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Organisation mitzuarbeiten.<br />

Als Mitglied kann <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz ihre Vorstellungen und Anliegen in Bezug auf <strong>die</strong><br />

zukünftige Entwicklung <strong>der</strong> UNO besser einbringen. Bereits heute setzt sie zwei<br />

Prioritäten:<br />

– <strong>die</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Wirksamkeit und Dur<strong>ch</strong>setzungsfähigkeit <strong>der</strong> UNO dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Ents<strong>ch</strong>eidungs- und Handlungsabläufe und <strong>den</strong> Abbau<br />

von Doppelspurigkeiten<br />

– <strong>die</strong> Öffnung <strong>der</strong> UNO dur<strong>ch</strong> <strong>den</strong> Einbezug von Zivilgesells<strong>ch</strong>aft und Wirts<strong>ch</strong>aft.<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Wirksamkeit <strong>der</strong> UNO<br />

Als Sitz- und Geberstaat s<strong>ch</strong>enkt <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz Personal-, Finanz- und Organisationsfragen<br />

<strong>der</strong> UNO grosse Aufmerksamkeit. Als UNO-Mitglied würde eine direkte<br />

Einflussnahme auf <strong>die</strong> Arbeiten <strong>der</strong> für <strong>admin</strong>istrative und Finanzfragen zuständigen<br />

5. Kommission <strong>der</strong> Generalversammlung mögli<strong>ch</strong>.<br />

Na<strong>ch</strong>dem das UNO-Reformprogramm vor allem im Entwicklungsberei<strong>ch</strong> eine stärkere<br />

Koordination unter <strong>den</strong> Organen und damit im Felde eine bessere Dur<strong>ch</strong>setzung<br />

<strong>der</strong> bes<strong>ch</strong>lossenen Massnahmen mit si<strong>ch</strong> gebra<strong>ch</strong>t hat, steht gegenwärtig <strong>die</strong><br />

Frage einer kohärenteren gegenseitigen Abstimmung in <strong>der</strong> Zusammenarbeit zwis<strong>ch</strong>en<br />

<strong>den</strong> Programmen <strong>der</strong> UNO und <strong>den</strong> Bretton-Woods-Institutionen zur Diskus-<br />

48 BBl 1994 II 1214<br />

1211


sion. Als wi<strong>ch</strong>tige Beitragszahlerin ist <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz an einer Verbesserung <strong>die</strong>ser Zusammenarbeit<br />

sehr interessiert.<br />

Einbezug von Zivilgesells<strong>ch</strong>aft und Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

Die heutige internationale Politik verlangt – soll sie breit abgestützte Resultate bringen<br />

– na<strong>ch</strong> dem Einbezug neuer ni<strong>ch</strong>tstaatli<strong>ch</strong>er Akteure. Für eine Organisation wie<br />

<strong>die</strong> UNO ist <strong>die</strong> Zusammenarbeit mit <strong>die</strong>sen von grosser Bedeutung. Der UNO-<br />

Generalsekretär unternimmt deshalb grosse Anstrengungen, um <strong>die</strong> Kontakte zur Zivilgesells<strong>ch</strong>aft<br />

und zur Wirts<strong>ch</strong>aft zu verstärken. Die «Weltkonferenzen» haben<br />

<strong>die</strong>sbezügli<strong>ch</strong> einen Massstab gesetzt. Heute geht es darum, Kooperationsformen für<br />

<strong>die</strong> tägli<strong>ch</strong>e Arbeit <strong>der</strong> Organisation zu fin<strong>den</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>die</strong> Zusammenarbeit<br />

zwis<strong>ch</strong>en UNO und Privatwirts<strong>ch</strong>aft ist weiterhin ausbaufähig. Der Generalsekretär<br />

hat nun konkretere Massnahmen eingeleitet. Als erstes si<strong>ch</strong>tbares Resultat geben<br />

heute <strong>die</strong> UNO und <strong>die</strong> Internationalen Handelskammern (ICC) gemeinsam Investitionsführer<br />

für <strong>die</strong> am wenigsten entwickelten Staaten heraus.<br />

Die S<strong>ch</strong>weiz zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> eine starke Beteiligung sowohl <strong>der</strong> Zivilgesells<strong>ch</strong>aft<br />

als au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>aft an ihrer eigenen Politik aus. Zudem ist sie ein bedeuten<strong>der</strong><br />

Wirts<strong>ch</strong>afts- und Finanzplatz. Die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Zusammenarbeit <strong>der</strong> UNO<br />

mit Wirts<strong>ch</strong>aft und Zivilgesells<strong>ch</strong>aft bildet daher einen logis<strong>ch</strong>en politis<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>werpunkt für unser Land. Die S<strong>ch</strong>weiz hat mit <strong>der</strong> Organisation von Treffen<br />

zwis<strong>ch</strong>en dem Generalsekretär und <strong>den</strong> obersten Chefs <strong>der</strong> grossen multinationalen<br />

s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Firmen einen Beitrag zum besseren gegenseitigen Verständnis geleistet.<br />

Das «World Economic Forum» in Davos hat si<strong>ch</strong> zudem zum bevorzugten<br />

Treffpunkt zwis<strong>ch</strong>en hohen UNO- und Wirts<strong>ch</strong>aftsvertretern entwickelt. 49 Au<strong>ch</strong><br />

Führer grosser S<strong>ch</strong>weizer Firmen haben auf <strong>die</strong> Kontakte in Davos Gesprä<strong>ch</strong>e in<br />

New York am Hauptsitz <strong>der</strong> UNO folgen lassen. Weiter hat <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Mitorganisation <strong>der</strong> im Juni 2000 in Genf dur<strong>ch</strong>geführten Son<strong>der</strong>session <strong>der</strong><br />

Generalversammlung zur sozialen Entwicklung50 <strong>den</strong> Einbezug <strong>der</strong> Zivilgesells<strong>ch</strong>aft<br />

optimal gestaltet und so ein Beispiel zu setzen versu<strong>ch</strong>t. Als UNO-Mitglied würde<br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz weiter zu einer Vernetzung des UNO-Systems mit Zivilgesells<strong>ch</strong>aft und<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft beitragen.<br />

5 Einzelfragen von beson<strong>der</strong>er Bedeutung<br />

für <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

5.1 Die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Neutralität<br />

1212<br />

Die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Neutralität wird dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> UNO-Mitglieds<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t beeinträ<strong>ch</strong>tigt.<br />

Eine Verpfli<strong>ch</strong>tung zur Entsendung von Truppen für militäris<strong>ch</strong>e<br />

Missionen entsteht aus dem <strong>Beitritt</strong> ni<strong>ch</strong>t. Die UNO respektiert <strong>die</strong> Neutralität<br />

von Mitgliedstaaten.<br />

49 Zum «Global compact» siehe au<strong>ch</strong> Ziffer 4.2.<br />

50 «World Summit for Social Development and Beyond: A<strong>ch</strong>ieving Social Development for<br />

All in a Globalizing World», au<strong>ch</strong> «Geneva 2000» genannt.


Die S<strong>ch</strong>weiz bleibt au<strong>ch</strong> als UNO-Mitglied ein neutraler Staat. Der Bundesrat hat in<br />

seinem Beri<strong>ch</strong>t zur Neutralität von 1993 51 ausführli<strong>ch</strong> dargelegt, dass <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

mit einem <strong>Beitritt</strong> zur UNO ni<strong>ch</strong>t gegen ihre völkerre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Verpfli<strong>ch</strong>tungen als<br />

neutraler Staat verstossen würde. Im Rahmen einer Ausspra<strong>ch</strong>e <strong>über</strong> aktuelle<br />

Aspekte <strong>der</strong> Neutralitätspraxis <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz hat er am 22. November 2000 <strong>die</strong>se<br />

Haltung bestätigt. 52<br />

S<strong>ch</strong>on seit Beginn <strong>der</strong> Neunzigerjahre setzt <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz Zwangsmassnahmen <strong>der</strong><br />

UNO um, ohne dass ihr dadur<strong>ch</strong> eine Verletzung ihrer Neutralitätspfli<strong>ch</strong>ten vorgeworfen<br />

o<strong>der</strong> ihre Neutralität gar in Frage gestellt wor<strong>den</strong> wäre. Die UNO-<br />

Mitglieds<strong>ch</strong>aft ist mit <strong>der</strong> Neutralität vereinbar. Der Bundesrat beabsi<strong>ch</strong>tigt, im <strong>Beitritt</strong>sgesu<strong>ch</strong><br />

an <strong>den</strong> UNO-Generalsekretär auf <strong>die</strong> Beibehaltung <strong>der</strong> Neutralität ausdrückli<strong>ch</strong><br />

hinzuweisen. Dieser Hinweis wird anlässli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> ersten Teilnahme <strong>der</strong><br />

S<strong>ch</strong>weiz an <strong>der</strong> UNO-Generalversammlung wie<strong>der</strong>holt.<br />

Das bedeutet, dass es <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz in strikter Anwendung des Neutralitätsre<strong>ch</strong>ts<br />

weiterhin vermeidet, in kriegeris<strong>ch</strong>e Auseinan<strong>der</strong>setzungen zwis<strong>ch</strong>en Staaten o<strong>der</strong><br />

Staatengruppen hineingezogen zu wer<strong>den</strong>. Sie befolgt streng <strong>die</strong> Regeln <strong>der</strong> Ni<strong>ch</strong>tbeteiligung<br />

an bewaffneten Konflikten.<br />

Die allgemeine Verpfli<strong>ch</strong>tung <strong>der</strong> Staaten, auf Gewalt als Mittel zur Dur<strong>ch</strong>setzung<br />

ihrer (aussen-)politis<strong>ch</strong>en Interessen zu verzi<strong>ch</strong>ten (Ausnahme ist das in Art. 51 <strong>der</strong><br />

UNO-Charta ausdrückli<strong>ch</strong> bekräftigte Re<strong>ch</strong>t auf Selbstverteidigung), entspri<strong>ch</strong>t <strong>den</strong><br />

Grundsätzen <strong>der</strong> lange praktizierten Neutralitätspolitik <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz. In <strong>die</strong>sem Prinzip<br />

liegt au<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Motivation <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz, si<strong>ch</strong> international frie<strong>den</strong>spolitis<strong>ch</strong> einzusetzen.<br />

Die S<strong>ch</strong>weiz verfolgt eine Neutralität, wel<strong>ch</strong>e <strong>die</strong> Maximen <strong>der</strong> Ni<strong>ch</strong>teinmis<strong>ch</strong>ung<br />

mit jenen <strong>der</strong> aktiven Frie<strong>den</strong>spolitik verbindet. Da viele Interessenkonflikte<br />

zwis<strong>ch</strong>en Staaten innerhalb <strong>der</strong> UNO behandelt wer<strong>den</strong>, könnte <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz als<br />

Mitglied ihre Stellung als Mittlerin stärken.<br />

Umsetzung von Massnahmen mit militäris<strong>ch</strong>er Komponente<br />

Für <strong>die</strong> Umsetzung vom Si<strong>ch</strong>erheitsrat bes<strong>ch</strong>lossener Massnahmen mit militäris<strong>ch</strong>en<br />

Komponenten sieht <strong>die</strong> UNO eine differenzierte Abstufung <strong>der</strong> Beteiligung <strong>der</strong> Mitgliedstaaten<br />

vor. Um militäris<strong>ch</strong>e Mittel zur Verfügung zu stellen, müssen <strong>die</strong> interessierten<br />

Staaten separat ein Abkommen mit dem Si<strong>ch</strong>erheitsrat vereinbaren. 53 Bisher<br />

wur<strong>den</strong> keine sol<strong>ch</strong>en Verträge abges<strong>ch</strong>lossen. Es hat si<strong>ch</strong> folgende Praxis entwickelt:<br />

Ein Staat kann freiwillig ein Angebot ma<strong>ch</strong>en, gemäss seinen Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />

in gewissen Fristen und unter gewissen Bedingungen Personal zur Verfügung<br />

zu stellen. Diese Angebote sind entwe<strong>der</strong> einseitig o<strong>der</strong> in informellen Vereinbarungen<br />

(«Memorandum of Un<strong>der</strong>standing») festgehalten. 54 Für <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz ergibt si<strong>ch</strong><br />

daraus folgende Lage:<br />

51 Anhang zum «Beri<strong>ch</strong>t des Bundesrates <strong>über</strong> <strong>die</strong> Aussenpolitik <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

in <strong>den</strong> 90er Jahren», a.a.O.<br />

52 Grundlage <strong>der</strong> Ausspra<strong>ch</strong>e bildete <strong>der</strong> Beri<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> interdepartementalen Arbeitsgruppe<br />

vom 30. August 2000: «Neutralitätspraxis <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz – aktuelle Aspekte».<br />

53 Charta, Kapitel VII, Artikel 43.<br />

54 Anfang 2000 hatten 87 Staaten sol<strong>ch</strong>e Angebote gema<strong>ch</strong>t. 31 davon haben sie in<br />

informellen Vereinbarungen festgehalten. Auf Grund <strong>die</strong>ser Angebote stan<strong>den</strong> rund<br />

147 000 Personen für Einsätze vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>ster Art (z.B. Truppen, Logistiker, Experten,<br />

Zivilpolizisten) zur Verfügung.<br />

1213


– Frie<strong>den</strong>serhaltende Operationen <strong>der</strong> UNO (meist so genannte «Blauhelm-<br />

Operationen») wer<strong>den</strong> aus dem entspre<strong>ch</strong>en<strong>den</strong> speziellen Budget finanziert.<br />

Das notwendige Personal wird in <strong>der</strong> Praxis von <strong>den</strong> Staaten freiwillig gestellt.<br />

Sol<strong>ch</strong>e Operationen müssten also von <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zwar finanziell<br />

mitgetragen, aber we<strong>der</strong> personell no<strong>ch</strong> mit Material unterstützt wer<strong>den</strong>.<br />

– Von <strong>der</strong> UNO ermä<strong>ch</strong>tigte Zwangsmassnahmen (gestützt auf Kapitel VII <strong>der</strong><br />

Charta) wer<strong>den</strong> von einer «Koalition <strong>der</strong> Willigen» finanziert und dur<strong>ch</strong>geführt<br />

(beispielsweise <strong>die</strong> Operation «Desert Storm» zur Befreiung von Kuwait).<br />

Die S<strong>ch</strong>weiz kann <strong>über</strong> ihre direkte Beteiligung, sei es dur<strong>ch</strong> Zurverfügungstellung<br />

von Personal o<strong>der</strong> Material, selbst ents<strong>ch</strong>ei<strong>den</strong>.<br />

– Bezügli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Dur<strong>ch</strong>mars<strong>ch</strong>- und Überflugsre<strong>ch</strong>te sieht <strong>die</strong> UNO-Charta vor,<br />

dass <strong>die</strong>se dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Mitglie<strong>der</strong> na<strong>ch</strong> Massgabe von Son<strong>der</strong>abkommen erteilt<br />

wer<strong>den</strong> (wie<strong>der</strong>um Artikel 43 Ziffer 1). Sol<strong>ch</strong>e Abkommen wur<strong>den</strong> bisher<br />

jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t erarbeitet. Die Gewährung <strong>die</strong>ser Re<strong>ch</strong>te dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Mitgliedstaaten<br />

erfolgte in <strong>der</strong> Praxis bisher vielmehr ohne beson<strong>der</strong>e re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />

Verpfli<strong>ch</strong>tung. Selbst wenn <strong>die</strong>se Praxis geän<strong>der</strong>t würde, behalten <strong>die</strong> Staaten<br />

<strong>die</strong> Kompetenz, ob sie ein Abkommen abs<strong>ch</strong>liessen wollen. Der Bundesrat<br />

hat vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>tli<strong>ch</strong> Transitre<strong>ch</strong>te für UNO-Operationen, <strong>die</strong> au<strong>ch</strong> <strong>die</strong><br />

Befugnis zur militäris<strong>ch</strong>en Gewaltanwendung gemäss Kapitel VII <strong>der</strong> Charta<br />

beinhalten, erteilt (z. B. Überflugsre<strong>ch</strong>te für SFOR für Bosnien und KFOR<br />

für Kosovo). Als UNO-Mitglied wäre <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz gehalten, gemäss Artikel<br />

25 Bes<strong>ch</strong>lüsse des Si<strong>ch</strong>erheitsrats im Einklang mit <strong>der</strong> Charta umzusetzen.<br />

Au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> dem UNO-<strong>Beitritt</strong> würde <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz folgli<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e Operationen<br />

weiterhin zumindest ni<strong>ch</strong>t behin<strong>der</strong>n.<br />

Sowohl <strong>die</strong> Unterstützung von UNO-Operationen als au<strong>ch</strong> <strong>die</strong> aktive Teilnahme<br />

daran ist mit unserer Neutralität vereinbar. Das Neutralitätsre<strong>ch</strong>t findet nur auf militäris<strong>ch</strong>e<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen zwis<strong>ch</strong>en Staaten Anwendung. S<strong>ch</strong>reitet hingegen<br />

<strong>die</strong> UNO in einem Konflikt ein, entsteht eine grundsätzli<strong>ch</strong> an<strong>der</strong>e Situation: Die<br />

UNO handelt ni<strong>ch</strong>t als Kriegspartei, son<strong>der</strong>n als dur<strong>ch</strong> das Völkerre<strong>ch</strong>t legitimierte<br />

Ordnungsma<strong>ch</strong>t. Sie agiert auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> auf Grund von Bes<strong>ch</strong>lüssen des Si<strong>ch</strong>erheitsrates<br />

und ausnahmsweise <strong>der</strong> UNO-Generalversammlung. 55 Diese sind von <strong>den</strong><br />

UNO-Mitglie<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Charta zu <strong>die</strong>sen Ents<strong>ch</strong>ei<strong>den</strong> ermä<strong>ch</strong>tigt wor<strong>den</strong>. Die UNO<br />

geht im Auftrag <strong>der</strong> Völkergemeins<strong>ch</strong>aft gegen jene vor, <strong>die</strong> <strong>den</strong> Weltfrie<strong>den</strong> gebro<strong>ch</strong>en<br />

haben o<strong>der</strong> ihn gefähr<strong>den</strong>. Zwis<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> UNO und <strong>die</strong>sen Parteien kann gar<br />

keine Situation entstehen, <strong>die</strong> mit dem Neutralitätsstatut <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz ni<strong>ch</strong>t zu vereinbaren<br />

ist. Wer si<strong>ch</strong> in sol<strong>ch</strong>en Fällen ni<strong>ch</strong>t hinter <strong>die</strong> Ordnungsma<strong>ch</strong>t stellt, stellt<br />

si<strong>ch</strong> auf <strong>die</strong> Seite des Aggressors. Aus neutralitätspolitis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t re<strong>ch</strong>tfertigt si<strong>ch</strong><br />

für <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz <strong>die</strong> Unterstützung <strong>die</strong>ser Massnahmen <strong>der</strong> UNO unabhängig davon,<br />

ob sie <strong>der</strong> Organisation formell angehört. Diesen kommt eine dem Frie<strong>den</strong> <strong>die</strong>nende<br />

Ordnungsfunktion zu, <strong>die</strong> dem Sinn und Geist <strong>der</strong> Neutralität entspri<strong>ch</strong>t.<br />

Selbst eine bewaffnete Teilnahme <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz an einer UNO-Frie<strong>den</strong>smission steht<br />

mit <strong>der</strong> Neutralität <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz im Einklang. Eine sol<strong>ch</strong>e Teilnahme wurde vom<br />

Parlament mit <strong>der</strong> Revision des Militärgesetzes56 grundsätzli<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t.<br />

55 Grundsätzli<strong>ch</strong> hat <strong>die</strong> Generalversammlung auf Grund <strong>der</strong> «Uniting for Peace»-<br />

Resolution (A/ Res. 377(V) vom 13.11.1950) das Re<strong>ch</strong>t, in Fragen des Frie<strong>den</strong>s und<br />

<strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheit aktiv zu wer<strong>den</strong>, wenn <strong>die</strong> ständigen Mitglie<strong>der</strong> des Si<strong>ch</strong>erheitsrats dur<strong>ch</strong><br />

Uneinigkeit das Handeln verhin<strong>der</strong>n.<br />

56 Vorlage zur Teilrevision des Bundesgesetzes <strong>über</strong> <strong>die</strong> Armee und <strong>die</strong> Militärverwaltung<br />

(Militärgesetz/ Bewaffnung); BBl 2000 5144.<br />

1214


Diese sieht vor, dass s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Truppen im Ausland, <strong>die</strong> im Rahmen einer von<br />

<strong>der</strong> UNO o<strong>der</strong> OSZE mandatierten frie<strong>den</strong>sunterstützen<strong>den</strong> Operation tätig sind,<br />

zum Selbsts<strong>ch</strong>utz und zur Erfüllung des Auftrages bewaffnet wer<strong>den</strong> können. Es ist<br />

aber weiterhin so, dass s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Armeeangehörige si<strong>ch</strong> in keiner Weise an<br />

Kampfhandlungen zur Frie<strong>den</strong>serzwingung beteiligen wür<strong>den</strong>. 57 Der Ents<strong>ch</strong>eid dar<strong>über</strong><br />

ist unabhängig vom UNO-<strong>Beitritt</strong> und wird dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong>sen ni<strong>ch</strong>t präjudiziert.<br />

Die Aufstellung eines S<strong>ch</strong>weizer Blauhelmbataillons als Folge des UNO-<strong>Beitritt</strong>s ist<br />

ni<strong>ch</strong>t vorgesehen. Au<strong>ch</strong> verän<strong>der</strong>t <strong>der</strong> UNO-<strong>Beitritt</strong> in keiner Weise das Verhältnis<br />

<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zur NATO, <strong>die</strong> von <strong>der</strong> UNO gänzli<strong>ch</strong> unabhängig ist.<br />

Bereits heute wer<strong>den</strong> Angehörige <strong>der</strong> Armee (für Unterstützungsaufgaben o<strong>der</strong> als<br />

Militärbeoba<strong>ch</strong>ter) o<strong>der</strong> Zivilpersonen (als Zivilpolizisten, Administratoren o<strong>der</strong> für<br />

<strong>die</strong> humanitäre Hilfe) in UNO-Frie<strong>den</strong>smissionen o<strong>der</strong> in von <strong>der</strong> UNO mandatierten<br />

Operationen eingesetzt. Sol<strong>ch</strong>e Einsätze bil<strong>den</strong> seit Jahrzehnten einen bewährten<br />

Teil unseres aussen- und si<strong>ch</strong>erheitspolitis<strong>ch</strong>en Instrumentariums.<br />

Umsetzung ni<strong>ch</strong>tmilitäris<strong>ch</strong>er Massnahmen<br />

Die S<strong>ch</strong>weiz wendet faktis<strong>ch</strong> seit 1965 (Massnahmen des Si<strong>ch</strong>erheitsrates gegen<br />

Rhodesien) UNO-Wirts<strong>ch</strong>aftssanktionen autonom an. Seit 1990 hat si<strong>ch</strong> eine Praxis<br />

<strong>der</strong> vollständigen Umsetzung <strong>der</strong> UNO-Wirts<strong>ch</strong>aftssanktionen etabliert. Mit dem<br />

neuen Embargogesetz, das vom Parlament im Jahr 2001 behandelt wird, s<strong>ch</strong>afft <strong>der</strong><br />

Bundesrat zudem eine formelle gesetzli<strong>ch</strong>e Grundlage für <strong>die</strong> Umsetzung, <strong>die</strong> bisher<br />

dur<strong>ch</strong> direkt auf <strong>die</strong> Verfassung abgestützte Verordnungen erfolgte. Die S<strong>ch</strong>weiz<br />

verletzt dur<strong>ch</strong> <strong>den</strong> Na<strong>ch</strong>vollzug von Sanktionen ihre Neutralität ni<strong>ch</strong>t, weil <strong>die</strong> UNO<br />

ni<strong>ch</strong>t Kriegspartei ist, son<strong>der</strong>n wie oben bes<strong>ch</strong>rieben im Namen <strong>der</strong> gesamten Staatengemeins<strong>ch</strong>aft<br />

für Re<strong>ch</strong>t, Frie<strong>den</strong> und Ordnung sorgt. Aus <strong>die</strong>sem Grund bejaht<br />

<strong>der</strong> Bundesrat bereits heute <strong>die</strong> Vereinbarkeit <strong>der</strong> Teilnahme an UNO-<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftssanktionen mit <strong>der</strong> Neutralität, <strong>die</strong>s im Einklang mit <strong>der</strong> herrs<strong>ch</strong>en<strong>den</strong><br />

Völkerre<strong>ch</strong>tslehre und <strong>der</strong> Staatenpraxis. Als UNO-Mitglied wäre <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz in jedem<br />

Fall verpfli<strong>ch</strong>tet, <strong>die</strong> von <strong>der</strong> UNO bes<strong>ch</strong>lossenen verbindli<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>tmilitäris<strong>ch</strong>en<br />

Massnahmen mitzutragen.<br />

Die Haltung <strong>der</strong> UNO zur Neutralität<br />

Die UNO hat <strong>die</strong> Neutralität ihrer Mitgliedstaaten seit langem akzeptiert: Keiner <strong>der</strong><br />

europäis<strong>ch</strong>en Neutralen (Österrei<strong>ch</strong>, S<strong>ch</strong>we<strong>den</strong>, Finnland, Irland) sah seine Neutralität<br />

dur<strong>ch</strong> <strong>den</strong> UNO-<strong>Beitritt</strong> in Frage gestellt. Die UNO-Generalversammlung hat<br />

<strong>die</strong> Neutralität als si<strong>ch</strong>erheitspolitis<strong>ch</strong>es Konzept 1995 sogar ausdrückli<strong>ch</strong> anerkannt<br />

und ihren Wert bekräftigt (UNO-Resolution A/Res/50/80A zur Neutralität Turkmenistans).<br />

Neutrale Staaten können au<strong>ch</strong> im Si<strong>ch</strong>erheitsrat Einsitz nehmen und damit<br />

Mitverantwortung für Frie<strong>den</strong> und Si<strong>ch</strong>erheit in <strong>der</strong> Welt <strong>über</strong>nehmen, wie etwa <strong>die</strong><br />

Beispiele Österrei<strong>ch</strong>s (während des Golfkriegs) sowie S<strong>ch</strong>we<strong>den</strong>s, Finnlands und<br />

Irlands zeigen.<br />

57 Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Überweisung <strong>die</strong>ser <strong>Bots<strong>ch</strong>aft</strong> untersteht <strong>der</strong> vom Parlament<br />

am 6. Oktober 2000 verabs<strong>ch</strong>iedete <strong>die</strong>sbezügli<strong>ch</strong>e Bundesbes<strong>ch</strong>luss dem fakultativen<br />

Referendum.<br />

1215


5.2 Das internationale Genf<br />

1216<br />

Obwohl Sitzstaat, gehört <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz <strong>der</strong> UNO ni<strong>ch</strong>t als Mitglied an. Diese<br />

Situation ist unbefriedigend. Als Mitglied könnte si<strong>ch</strong> <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz besser für<br />

<strong>die</strong> Interessen des internationalen Genf einsetzen.<br />

Die UNO hat 1945 ihren europäis<strong>ch</strong>en Sitz aus praktis<strong>ch</strong>en und politis<strong>ch</strong>en Grün<strong>den</strong><br />

in Genf angesiedelt:<br />

– Das für <strong>den</strong> Völkerbund erri<strong>ch</strong>tete Gebäude stand zur Verfügung<br />

– Die neutrale, stabile und vom Krieg unversehrte S<strong>ch</strong>weiz bot ein attraktives<br />

Umfeld.<br />

Da <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz nur eines von vielen Län<strong>der</strong>n war, <strong>die</strong> ni<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> UNO angehörten,<br />

spielte <strong>die</strong> Ni<strong>ch</strong>tmitglieds<strong>ch</strong>aft damals keine weitere Rolle.<br />

In <strong>der</strong> Folge ist in Genf eine bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e internationale Gemeins<strong>ch</strong>aft entstan<strong>den</strong>, zu<br />

<strong>der</strong> heute 19 internationale Organisationen gehören, davon a<strong>ch</strong>t aus dem UNO-<br />

System. Mehr als 140 Staaten haben zudem Vertretungen in Genf. Rund 32 300 Personen<br />

gehören <strong>der</strong> internationalen Gemeins<strong>ch</strong>aft an. 58 Sie ist von lokaler, regionaler<br />

und nationaler wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Bedeutung. 59 Je<strong>der</strong> zehnte Genfer Arbeitsplatz hängt<br />

von <strong>der</strong> Präsenz <strong>der</strong> internationalen Organisationen ab. Diese sind eine politis<strong>ch</strong>e,<br />

kulturelle und wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Berei<strong>ch</strong>erung für unser Land und ein Trumpf in unseren<br />

internationalen Beziehungen. Genf hat si<strong>ch</strong> mit New York weltweit zum<br />

wi<strong>ch</strong>tigsten Ort multilateraler Politik entwickelt.<br />

Die Situation <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz als Gaststaat ohne Mitglieds<strong>ch</strong>aft bei <strong>der</strong> UNO befriedigt<br />

ni<strong>ch</strong>t. Die Konkurrenz <strong>der</strong> Städte um <strong>die</strong> Beherbergung internationaler Organisationen<br />

ist sehr hart gewor<strong>den</strong>. Es ers<strong>ch</strong>eint als offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>, dass <strong>die</strong> Ni<strong>ch</strong>tmitglieds<strong>ch</strong>aft<br />

<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz <strong>die</strong> Attraktivität <strong>der</strong> UNO-Stadt Genf unnötig belastet. Es entsteht<br />

<strong>die</strong> eigenartige Situation, dass <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz als Gaststaat ni<strong>ch</strong>t im UNO-<br />

Gastlandkomitee, in dem für sie relevante Fragen bespro<strong>ch</strong>en wer<strong>den</strong>, vertreten sein<br />

darf.<br />

Die 5. Kommission <strong>der</strong> Generalversammlung, <strong>der</strong> alle Mitgliedstaaten angehören,<br />

ents<strong>ch</strong>eidet <strong>über</strong> <strong>die</strong> finanziellen und <strong>admin</strong>istrativen Fragen im UNO-Berei<strong>ch</strong>. Dazu<br />

gehören <strong>die</strong> Budgets <strong>der</strong> Genfer UNO-Organe o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Anstellungsbedingungen,<br />

Saläre, Versi<strong>ch</strong>erungen o<strong>der</strong> Pensionenskassenleistungen <strong>der</strong> UNO-Beamten in<br />

Genf. Bes<strong>ch</strong>lüsse zu sol<strong>ch</strong>en für Genf und <strong>die</strong> Wests<strong>ch</strong>weiz wi<strong>ch</strong>tigen Fragen wer<strong>den</strong><br />

ohne <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz gefällt.<br />

Die S<strong>ch</strong>weiz kann si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> nur bes<strong>ch</strong>ränkt in Standortents<strong>ch</strong>eide etwa im humanitären<br />

o<strong>der</strong> Umweltberei<strong>ch</strong> eins<strong>ch</strong>alten, da <strong>die</strong>se von <strong>den</strong> Kommissionen <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

und vom ECOSOC präjudiziert wer<strong>den</strong>.<br />

Die Mitglieds<strong>ch</strong>aft würde <strong>die</strong>s än<strong>der</strong>n. Der Einsitz in <strong>die</strong> 5. Kommission erfolgte<br />

automatis<strong>ch</strong>. Die Wahl in das Gastlandkomitee und <strong>den</strong> Beraten<strong>den</strong> Auss<strong>ch</strong>uss für<br />

Verwaltungs- und Haushaltsfragen käme für <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz neu in Frage und würde zu<br />

einer realistis<strong>ch</strong>en Zielsetzung.<br />

58 Office cantonal de la statistique, Genf 1999.<br />

59 Siehe Ziffer 4.5.


6 Das <strong>Beitritt</strong>sverfahren<br />

Na<strong>ch</strong> Annahme <strong>der</strong> <strong>Volksinitiative</strong> «Für <strong>den</strong> <strong>Beitritt</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zur Organisation<br />

<strong>der</strong> Vereinten Nationen (UNO)» dur<strong>ch</strong> Volk und Stände kann <strong>der</strong> Bundesrat das<br />

<strong>Beitritt</strong>sgesu<strong>ch</strong> je<strong>der</strong>zeit beim Generalsekretär <strong>der</strong> UNO einrei<strong>ch</strong>en. Nötig ist ein<br />

S<strong>ch</strong>reiben, in dem <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz ihren <strong>Beitritt</strong>swillen zum Ausdruck bringt und versi<strong>ch</strong>ert,<br />

<strong>der</strong> Charta Folge leisten zu wollen. In <strong>die</strong>sem S<strong>ch</strong>reiben würde <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

au<strong>ch</strong> darauf hinweisen, dass sie weiterhin neutral bleibt. 60<br />

Der Generalsekretär leitet das S<strong>ch</strong>reiben an <strong>den</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat weiter. Dieser setzt<br />

ein Komitee ein, das eine Empfehlung an <strong>den</strong> Gesamtrat abgibt. Es beurteilt dabei<br />

einzig, ob <strong>der</strong> beitrittswillige Staat<br />

– friedliebend ist,<br />

– <strong>die</strong> Verpfli<strong>ch</strong>tungen <strong>der</strong> Charta zu <strong>über</strong>nehmen bereit ist,<br />

– in <strong>der</strong> Lage ist, <strong>die</strong>sen Verpfli<strong>ch</strong>tungen na<strong>ch</strong>zukommen.<br />

Unter Vorbehalt des Vetore<strong>ch</strong>ts seiner ständigen Mitglie<strong>der</strong> formuliert <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat<br />

hierauf mit einer qualifizierten Mehrheit von 9 von 15 Stimmen eine Empfehlung61<br />

an <strong>die</strong> Generalversammlung. Deren Bes<strong>ch</strong>luss bedarf <strong>der</strong> Zustimmung von<br />

zwei Dritteln <strong>der</strong> si<strong>ch</strong> am Ents<strong>ch</strong>eid beteiligen<strong>den</strong> Staaten62, was bisher no<strong>ch</strong> nie zu<br />

S<strong>ch</strong>wierigkeiten Anlass gab. Der <strong>Beitritt</strong> wird zeitglei<strong>ch</strong> mit dem Bes<strong>ch</strong>luss <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

re<strong>ch</strong>tsgültig. Das ganze Verfahren erstreckt si<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> Regel<br />

<strong>über</strong> rund zwei Monate. <strong>Beitritt</strong>sverhandlungen gibt es ni<strong>ch</strong>t. 63<br />

Viele Staaten warten na<strong>ch</strong> Dur<strong>ch</strong>laufen des ersten Teils <strong>der</strong> Prozedur <strong>den</strong> Auftakt<br />

<strong>der</strong> nä<strong>ch</strong>sten UNO-Generalversammlung ab, damit sie zu <strong>der</strong>en Beginn in Anwesenheit<br />

zahlrei<strong>ch</strong>er Staatsoberhäupter und Aussenministerinnen und Aussenminister<br />

formell beitreten können. Na<strong>ch</strong> erfolgter Aufnahme gibt meist das Staatsoberhaupt<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Aussenminister des beitreten<strong>den</strong> Staates eine Erklärung vor <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

ab. Hier würde <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz no<strong>ch</strong>mals ausdrückli<strong>ch</strong> auf <strong>die</strong> Beibehaltung<br />

<strong>der</strong> Neutralität hinweisen.<br />

60 Siehe Ziffer 5.1.<br />

61 Art. 58–60 <strong>der</strong> Verfahrensregeln des Si<strong>ch</strong>erheitsrates.<br />

62 Art. 134 <strong>der</strong> Verfahrensregeln <strong>der</strong> Generalversammlung und Art. 4 Abs. 2 <strong>der</strong> Charta.<br />

63 An <strong>die</strong>ser Stelle soll <strong>der</strong> Vollständigkeit halber au<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Mögli<strong>ch</strong>keit des Wie<strong>der</strong>austritts<br />

erwähnt wer<strong>den</strong>: Die UNO-Charta enthält kein ausdrückli<strong>ch</strong>es Kündigungsre<strong>ch</strong>t<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>. Allerdings billigte <strong>die</strong> UNO-Gründungskonferenz in San Francisco<br />

einstimmig eine Erklärung zum Austritt. Dana<strong>ch</strong> soll ein Mitglied ni<strong>ch</strong>t zum Verbleib in<br />

<strong>der</strong> Organisation gezwungen wer<strong>den</strong>. Ein Austritt liegt also im Ermessen <strong>der</strong> Staaten und<br />

hätte na<strong>ch</strong> gelten<strong>der</strong> Lehre ohne Kündigungsfrist mittels Notifikation zu erfolgen.<br />

1217


7 Finanzieller und personeller Bedarf<br />

auf Grund des UNO-<strong>Beitritt</strong>s<br />

7.1 Finanzieller Bedarf<br />

Heute bezahlt <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz als Beoba<strong>ch</strong>ter eine Paus<strong>ch</strong>ale von 30 Prozent des Beitrags,<br />

<strong>den</strong> sie als Mitglied an das reguläre Budget <strong>der</strong> UNO zahlen müsste. 64 Die<br />

Paus<strong>ch</strong>ale beläuft si<strong>ch</strong> gegenwärtig auf jährli<strong>ch</strong> rund 6 Mio. Franken. Sie bildet eine<br />

Aufwandsbeteiligung für <strong>die</strong> bes<strong>ch</strong>riebenen Mitwirkungsmögli<strong>ch</strong>keiten <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz.<br />

Die Mehrkosten eines <strong>Beitritt</strong>s wür<strong>den</strong> si<strong>ch</strong> aus <strong>den</strong> verbleiben<strong>den</strong> 70 Prozent <strong>die</strong>ses<br />

Mitglie<strong>der</strong>beitrags an das reguläre Budget sowie dem vollen Beitrag an das UNO-<br />

Budget für frie<strong>den</strong>serhaltende Massnahmen zusammensetzen. Die bei<strong>den</strong> Budgets<br />

sehen wie folgt aus:<br />

– Das reguläre Budget <strong>der</strong> UNO beläuft si<strong>ch</strong> für 2000 auf 1,3 Mrd. USD, wovon<br />

1,1 Mrd. USD aus Beiträgen gespiesen wer<strong>den</strong>. 65<br />

– Das Budget für <strong>die</strong> frie<strong>den</strong>serhalten<strong>den</strong> Operationen (inkl. Internationale<br />

Tribunale 166 Mio. USD) beläuft si<strong>ch</strong> für 2000 vorläufig auf 2,1 Mrd. USD<br />

(Stand Oktober 2000).<br />

Der mögli<strong>ch</strong>e Beitrag <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz als Mitglied, basierend auf <strong>den</strong> jetzt verfügbaren<br />

Zahlen des Jahres 2000, würde si<strong>ch</strong> wie unten dargestellt zusammensetzen. Die<br />

Beitragsquote <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz beliefe si<strong>ch</strong> für das Jahr 2000 auf 1,215% <strong>der</strong> genannten<br />

UNO-Budgets.<br />

Pfli<strong>ch</strong>tbeiträge <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz 2000 Als Beoba<strong>ch</strong>ter Als Mitglied<br />

Beitrag an das reguläre Budget 4 Mio. USD 13 Mio. USD<br />

Beitrag an das Budget <strong>der</strong> frie<strong>den</strong>serhalten<strong>den</strong><br />

Operationen<br />

keine 26 Mio. USD<br />

Total 4 Mio. USD 39 Mio. USD<br />

Mehrkosten 2000 im Verglei<strong>ch</strong> zum Beoba<strong>ch</strong>terstatus<br />

Total Kosten als Mitglied 39 Mio. USD<br />

Abzügli<strong>ch</strong> Beitrag als Beoba<strong>ch</strong>ter –4 Mio. USD<br />

Mehrkosten im Verglei<strong>ch</strong> zum Beoba<strong>ch</strong>terstatus 35 Mio. USD<br />

Umgere<strong>ch</strong>net zu einem Kurs 1,5 Fr. /$ 66 52,5 Mio. Fr.<br />

64 Die Höhe <strong>der</strong> Ni<strong>ch</strong>tmitglie<strong>der</strong>paus<strong>ch</strong>ale von 30% für <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz wurde erstmals in einer<br />

Resolution <strong>der</strong> Generalversammlung vom 21. Dezember 1989 bestimmt<br />

(A/Res/44/197B).<br />

65 Ein Verglei<strong>ch</strong> zum Budgetumfang: Der Jahreshaushalt <strong>der</strong> UNO entspri<strong>ch</strong>t weniger als<br />

<strong>der</strong> Hälfte des Budgets <strong>der</strong> Stadt Züri<strong>ch</strong>.<br />

66 We<strong>ch</strong>selkurs vorgegeben dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Finanzverwaltung des Bundes gemäss Finanzplanung<br />

für <strong>die</strong> Jahre 2002–2004.<br />

1218


Die gesamten jährli<strong>ch</strong>en Mehrkosten des <strong>Beitritt</strong>s wür<strong>den</strong> also, basierend auf <strong>den</strong><br />

Zahlen des UNO-Budgets für 2000, 52,5 Mio. Franken betragen. 67 Der Mitglie<strong>der</strong>beitrag<br />

unterliegt jedo<strong>ch</strong> auf Grund <strong>der</strong> na<strong>ch</strong>stehend genannten Einflüsse S<strong>ch</strong>wankungen,<br />

weshalb <strong>der</strong> Finanzbedarf je na<strong>ch</strong> Referenzjahr kleiner o<strong>der</strong> grösser sein<br />

kann:<br />

– Das Budget <strong>der</strong> frie<strong>den</strong>serhalten<strong>den</strong> Operationen hängt von <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong><br />

bes<strong>ch</strong>lossenen Operationen ab und ist folgli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wer vorhersehbar. Zudem<br />

können si<strong>ch</strong> auf Grund von Si<strong>ch</strong>erheitsratsbes<strong>ch</strong>lüssen während des Budgetjahres<br />

Volumen und Anzahl <strong>der</strong> laufen<strong>den</strong> Operationen än<strong>der</strong>n.<br />

– Der Mitglie<strong>der</strong>beitrag wird in US-Dollar in Re<strong>ch</strong>nung gestellt. Der We<strong>ch</strong>selkurs<br />

zum S<strong>ch</strong>weizer Franken unterliegt S<strong>ch</strong>wankungen.<br />

– Der Beitragssatz wird dreijährli<strong>ch</strong> neu bere<strong>ch</strong>net. 68<br />

Der Mitglie<strong>der</strong>beitrag wird ab dem Tage des <strong>Beitritt</strong>s pro rata fällig.<br />

Der finanzielle Mehraufwand infolge des <strong>Beitritt</strong>s <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zur UNO wurde im<br />

Finanzplan 2002–200469 berücksi<strong>ch</strong>tigt. Die dort eingesetzten Beträge berücksi<strong>ch</strong>tigen<br />

au<strong>ch</strong> gewisse We<strong>ch</strong>selkursrisiken und allfällige Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Beitragshöhe.<br />

Die benötigten Mittel können im Rahmen <strong>der</strong> Finanzplanung aufgefangen<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Gesamtbeiträge <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz an das UNO-System<br />

Die entstehen<strong>den</strong> Mehrkosten sind au<strong>ch</strong> im Verhältnis zu <strong>den</strong> Gesamtbeiträgen <strong>der</strong><br />

S<strong>ch</strong>weiz an das UNO-System zu sehen. Die Finanzierung des UNO-Systems erfolgt<br />

dur<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>e Arten von Beiträgen. Die UNO-Nebenorgane haben von <strong>den</strong><br />

(dur<strong>ch</strong> das reguläre Budget finanzierten) Hauptorganen weitgehend unabhängige<br />

Budgets, <strong>die</strong> dur<strong>ch</strong> folgende Komponenten gespiesen wer<strong>den</strong>: Pfli<strong>ch</strong>tbeiträge, Betei-<br />

67 Dies entspri<strong>ch</strong>t etwa 10 Prozent <strong>der</strong> jährli<strong>ch</strong>en Beiträge <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz an das System <strong>der</strong><br />

Vereinten Nationen, einem Promille des Bundeshaushaltes, <strong>den</strong> jährli<strong>ch</strong>en Ausgaben des<br />

Bundesamtes für Logistik für Drucksa<strong>ch</strong>en (<strong>Bots<strong>ch</strong>aft</strong> zur Staatsre<strong>ch</strong>nung 1999, S. 482.)<br />

o<strong>der</strong> <strong>den</strong> jährli<strong>ch</strong>en Ausgaben des Bundes für Niveau<strong>über</strong>gänge im Nationalstrassenbau<br />

(<strong>Bots<strong>ch</strong>aft</strong> zur Staatsre<strong>ch</strong>nung 1999, S. 513).<br />

68 Der UNO-Beitragssatz eines Staates wird gegenwärtig wie folgt festgelegt:<br />

a) Bruttosozialprodukt eines Staates; b) gere<strong>ch</strong>net <strong>über</strong> eine statistis<strong>ch</strong>e Periode von<br />

se<strong>ch</strong>s Jahren; c) umgere<strong>ch</strong>net in Dollar na<strong>ch</strong> <strong>den</strong> vom Beitrags-Komitee empfohlenen<br />

Umre<strong>ch</strong>nungskursen; d) bereinigt um einen S<strong>ch</strong>ul<strong>den</strong>lastausglei<strong>ch</strong> (nur externe<br />

S<strong>ch</strong>ul<strong>den</strong>); e) bereinigt um einen Ausglei<strong>ch</strong> für tiefes Pro-Kopf-Einkommen;<br />

f) mindestens errei<strong>ch</strong>t wer<strong>den</strong> muss eine Minimalquote von 0,001 %; g) hö<strong>ch</strong>stens<br />

errei<strong>ch</strong>t wer<strong>den</strong> darf eine Maximalquote von 25%.<br />

69 Beri<strong>ch</strong>t des Bundesrates zum Finanzplan 2002–2004 vom 2. Oktober 2000.<br />

1219


ligungen, allgemeine und projektgebun<strong>den</strong>e Beiträge. 70 Ausser <strong>den</strong> Pfli<strong>ch</strong>tbeiträgen<br />

an das reguläre Budget sowie an jenes <strong>der</strong> frie<strong>den</strong>serhalten<strong>den</strong> Operationen wer<strong>den</strong><br />

si<strong>ch</strong> <strong>die</strong>se Zahlungen dur<strong>ch</strong> <strong>den</strong> UNO-<strong>Beitritt</strong> ni<strong>ch</strong>t eins<strong>ch</strong>nei<strong>den</strong>d verän<strong>der</strong>n. Aus<br />

<strong>der</strong> folgen<strong>den</strong> Aufstellung gehen <strong>die</strong> Zahlungen <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz an <strong>die</strong> UNO im Jahr<br />

1999 hervor 71:<br />

Alle Zahlen in Mio. Fr. Pfli<strong>ch</strong>tbeiträge<br />

1220<br />

Allgemeine<br />

Beiträge<br />

Beteiligungen<br />

an<br />

Fonds<br />

Projektgebun<strong>den</strong>e<br />

Beiträge*<br />

Total 1999<br />

1. 1. Reguläres Budget 5,7 0,1 5,8<br />

1. 2. Frie<strong>den</strong>serhaltende<br />

Operationen<br />

5,0 5,9 10,9<br />

1. 3. Nebenorgane, Institute und<br />

Kommissionen** (Organe)<br />

4,5 158,0 40,6 203,1<br />

Total 1: «Kern-UNO» 10,2 163,1 46,5 219,8<br />

2. 1. Spezialorganisationen 38,0 7,2 5,0 8,5 58,7<br />

2.2. Bretton-Woods-Institutionen<br />

BWI<br />

8,2 11,1 119,7 51,5 190,5<br />

Total 2: UNO-System 56,4 181,4 124,7 106,5 469,0<br />

* Grösstenteils «Multi-Bilaterale» Beiträge, d.h. Zahlungen, <strong>die</strong> aus Mitteln <strong>der</strong> bilateralen<br />

Entwicklungszusammenarbeit für spezifis<strong>ch</strong>e Projekte in einem bestimmten Land bestimmt<br />

sind.<br />

** V.a. Entwicklung, Humanitäres, Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te, Umwelt, z. B. UNDP 59,1 Mio. Fr.,<br />

UNEP 10,2 Mio. Fr., UNHCR 40 Mio. Fr., UNICEF, 18,6 Mio. Fr.<br />

70 Beitragsart Bes<strong>ch</strong>reibung und Festlegung des Beitrags Anwendung<br />

Pfli<strong>ch</strong>tbeiträge<br />

Allgemeine<br />

Beiträge<br />

Beteiligungen<br />

Projektgebun<strong>den</strong>e<br />

Beiträge<br />

Beitragssätze, <strong>die</strong> dreijährli<strong>ch</strong> auf Grund <strong>der</strong><br />

relativen Wirts<strong>ch</strong>aftskraft eines je<strong>den</strong><br />

Mitgliedstaates festgesetzt wer<strong>den</strong>.<br />

Sie wer<strong>den</strong> von <strong>den</strong> Staaten als regelmässige<br />

Beiträge <strong>über</strong>wiesen. Es gibt keine formelle<br />

Verpfli<strong>ch</strong>tung zu einer bestimmten Beitragshöhe.<br />

Die Zahlungen erfolgen auf Grund oft für mehrere<br />

Jahre gema<strong>ch</strong>ter Zusagen und fliessen in das<br />

allgemeine Budget <strong>der</strong> Institutionen.<br />

Bei <strong>den</strong> regelmässigen Wie<strong>der</strong>auffüllungen <strong>der</strong><br />

Fonds s<strong>ch</strong>iessen <strong>die</strong> Staaten teils einen von <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>versammlung festgesetzten, teils eine<br />

selbst zugesagte Beitragssumme ein.<br />

Es handelt si<strong>ch</strong> um Finanzierungen spezifis<strong>ch</strong>er<br />

Projekte <strong>der</strong> UNO-Institutionen.<br />

71 Siehe dazu <strong>die</strong> vollständige Zusammenstellung in Anhang 3.<br />

UNO-Sekretariat,<br />

Spezialorgani-<br />

sationen<br />

Alle UNO-<br />

Programme,<br />

div. UNO-Fonds,<br />

einige UNO-Organe<br />

IFAD als einzige<br />

Spezialorganisation,<br />

Banken<br />

Alle Typen von<br />

UNO-Institutionen


7.2 Personelle Konsequenzen<br />

Bereits heute unterhält <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz Missionen an allen Sitzen <strong>der</strong> UNO (New York,<br />

Genf, Wien, Nairobi). Die neuen Handlungsmögli<strong>ch</strong>keiten, <strong>die</strong> si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

dur<strong>ch</strong> <strong>den</strong> <strong>Beitritt</strong> eröffneten, wür<strong>den</strong> in <strong>den</strong> zuständigen Diensten an <strong>der</strong> Zentrale<br />

sowie an <strong>den</strong> Missionen einen erhöhten Personalbedarf s<strong>ch</strong>affen. Insgesamt maximal<br />

fünfzehn zusätzli<strong>ch</strong>e Stellen in Bern und auf <strong>den</strong> Missionen wären notwendig. Der<br />

Bundesrat würde <strong>die</strong> benötigten Einheiten mit internen Umdisponierungen freistellen<br />

und kein Personal beantragen.<br />

Bei <strong>der</strong> seltenen Übernahme beson<strong>der</strong>er Aufgaben und Verantwortungen, wie etwa<br />

eines Sitzes im UNO-Si<strong>ch</strong>erheitsrat, des Präsidiums <strong>der</strong> Generalversammlung o<strong>der</strong><br />

des ECOSOC würde <strong>der</strong> Bedarf zeitli<strong>ch</strong> begrenzt ansteigen. 72<br />

8 Verhältnis zum europäis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>t<br />

Sämtli<strong>ch</strong>e europäis<strong>ch</strong>en Staaten (ausser dem Vatikan) sind Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> UNO. Die<br />

wi<strong>ch</strong>tigsten europäis<strong>ch</strong>en Gremien pflegen <strong>die</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Organisation.<br />

Namentli<strong>ch</strong> gilt <strong>die</strong>s für <strong>die</strong> Europäis<strong>ch</strong>e Union, <strong>die</strong> OSZE und <strong>den</strong> Europarat.<br />

Der <strong>Beitritt</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zur UNO kann deshalb als Ergänzung zu <strong>die</strong>sen gesamteuropäis<strong>ch</strong>en<br />

Bemühungen gewertet wer<strong>den</strong>.<br />

9 Das Vernehmlassungsverfahren<br />

9.1 Einleitung<br />

Der Bundesrat hat in Umsetzung seines Legislaturziels zu seiner Absi<strong>ch</strong>t, <strong>den</strong> UNO-<br />

<strong>Beitritt</strong> herbeizuführen, vom 28. Juni 2000 bis zum 5. Oktober 2000 ein Vernehmlassungsverfahren<br />

dur<strong>ch</strong>geführt. Die Bundesverfassung s<strong>ch</strong>reibt ein Vernehmlassungsverfahren<br />

in Artikel 147 «bei wi<strong>ch</strong>tigen völkerre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Verträgen» vor. Der<br />

<strong>Beitritt</strong> zur UNO als Organisation für kollektive Si<strong>ch</strong>erheit (und <strong>die</strong> damit einhergehende<br />

Verpfli<strong>ch</strong>tung zur Einhaltung <strong>der</strong> UNO-Charta) untersteht gemäss BV Artikel<br />

140, Absatz 1, Bst. b <strong>der</strong> Zustimmung des Volkes und <strong>der</strong> Stände. Die Wi<strong>ch</strong>tigkeit<br />

des Vertrages, d. h. <strong>der</strong> Charta, ist damit gegeben.<br />

Neben <strong>den</strong> standardmässig anges<strong>ch</strong>riebenen Kantonen, Bundesgeri<strong>ch</strong>ten, in <strong>der</strong><br />

Bundesversammlung vertretene Parteien und Spitzenverbän<strong>den</strong> wur<strong>den</strong> 89 weitere<br />

Organisationen und Institutionen mit auf <strong>die</strong> UNO o<strong>der</strong> das UNO-Umfeld ausgeri<strong>ch</strong>teten<br />

Interessen begrüsst. Von <strong>den</strong> insgesamt 137 Adressaten haben 84 geantwortet.<br />

Weiter haben 10 Institutionen und 61 interessierte Einzelpersonen si<strong>ch</strong><br />

spontan vernehmen lassen. Der Bundesrat era<strong>ch</strong>tet <strong>die</strong>sen Rücklauf als gut und<br />

s<strong>ch</strong>liesst daraus, dass <strong>die</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Öffentli<strong>ch</strong>keit <strong>die</strong>ser Vorlage ein grosses<br />

Interesse entgegenbringt.<br />

72 Sol<strong>ch</strong>e Ämter wer<strong>den</strong> jeweils ni<strong>ch</strong>t länger als ein resp. zwei Jahre ausgeübt und wären für<br />

ein Land wie <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz au<strong>ch</strong> nur relativ selten (hö<strong>ch</strong>stens einmal pro Jahrzehnt) zu<br />

errei<strong>ch</strong>en.<br />

1221


9.2 Zusammenfassung <strong>der</strong> Vernehmlassungsresultate<br />

Die eingegangenen Antworten auf <strong>die</strong> Vernehmlassungsfrage präsentieren si<strong>ch</strong> wie<br />

folgt73: Frage: Wir bitten Sie um Ihre Stellungnahme zur Absi<strong>ch</strong>t des Bundesrates, <strong>den</strong> <strong>Beitritt</strong><br />

<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zur Organisation <strong>der</strong> Vereinten Nationen herbeizuführen.<br />

Kategorie Anzahl Antworten<br />

1222<br />

Für <strong>den</strong><br />

<strong>Beitritt</strong><br />

Neutral Gegen <strong>den</strong><br />

<strong>Beitritt</strong><br />

1 Kantone 26 25 1 –<br />

2 Bundesgeri<strong>ch</strong>te 2 0 2 –<br />

3 In <strong>der</strong> Bundesversammlung vertretene<br />

Parteien<br />

8 6 – 2<br />

4 Spitzenverbände <strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>aft 7 6 1 –<br />

51 Weitere interessierte Institutionen 41 37 3 1<br />

52 Spontan antwortende* interessierte<br />

Institutionen<br />

10 5 – 5<br />

6 Spontan antwortende* Privatpersonen<br />

* d.h. ni<strong>ch</strong>t angefragte<br />

61 31 15 15<br />

Die grosse Mehrheit <strong>der</strong> Antworten steht dem UNO-<strong>Beitritt</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz positiv gegen<strong>über</strong>.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e unter <strong>den</strong> Kantonen und Spitzenverbän<strong>den</strong> <strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>aft ist<br />

<strong>die</strong> Zustimmung fast einstimmig. Au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Rückhalt bei <strong>den</strong> in <strong>der</strong> Bundesversammlung<br />

vertretenen Parteien sowie bei <strong>den</strong> angefragten weiteren Institutionen ist<br />

sehr gross.<br />

Differenzierter präsentiert si<strong>ch</strong> das Bild bei <strong>den</strong> spontan antworten<strong>den</strong> Institutionen<br />

sowie <strong>den</strong> Privatpersonen. Au<strong>ch</strong> hier findet <strong>die</strong> Vorlage mehr Unterstützung als<br />

Ablehnung. Eine Gruppe von rund siebzig spontanen Eingaben ist allerdings zu<br />

klein, um als repräsentativ für Aussagen <strong>über</strong> <strong>die</strong> Stimmung in <strong>der</strong> Bevölkerung herangezogen<br />

zu wer<strong>den</strong>. Sie lässt aber <strong>den</strong> S<strong>ch</strong>luss zu, dass <strong>die</strong> Vorlage, <strong>die</strong> ja ein<br />

Mehr von Volk und Stän<strong>den</strong> fin<strong>den</strong> muss, in <strong>der</strong> Bevölkerung kritis<strong>ch</strong>er beurteilt<br />

wird als von <strong>den</strong> befragten Institutionen.<br />

Die Vernehmlassungsteilnehmer beweisen in ihren Antworten, dass sie ein differenziertes<br />

Bild des Wirkens <strong>der</strong> UNO haben. Diese wird von <strong>der</strong> Mehrheit als wi<strong>ch</strong>tige<br />

und nützli<strong>ch</strong>e Organisation gesehen, <strong>die</strong> aber mit strukturellen und operativen Problemen<br />

behaftet ist. Nur eine Min<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Antworten mö<strong>ch</strong>te aus <strong>die</strong>sem Grund<br />

von einem <strong>Beitritt</strong> absehen. Einige for<strong>der</strong>n <strong>den</strong> Bundesrat auf, zu einer offenen Diskussion<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong>se Problematik beizutragen.<br />

Die meisten <strong>der</strong> positiven Antworten teilen <strong>die</strong> vom Bundesrat vorgebra<strong>ch</strong>te Argumentation<br />

für <strong>den</strong> <strong>Beitritt</strong> weitgehend o<strong>der</strong> gar vollständig. Von <strong>den</strong> Argumenten für<br />

<strong>den</strong> <strong>Beitritt</strong> fan<strong>den</strong> vor allem folgende drei eine grosse Resonanz:<br />

73 Eine vollständige Übersi<strong>ch</strong>t <strong>über</strong> <strong>die</strong> Antworten wird in Beri<strong>ch</strong>tsform zuhan<strong>den</strong> <strong>der</strong><br />

Öffentli<strong>ch</strong>keit publiziert.


– Die S<strong>ch</strong>weiz sollte ni<strong>ch</strong>t das fast letzte Ni<strong>ch</strong>tmitglied einer universellen Organisation<br />

sein. Der <strong>Beitritt</strong> sei au<strong>ch</strong> als Ausdruck <strong>der</strong> Solidarität <strong>der</strong><br />

S<strong>ch</strong>weiz mit <strong>der</strong> Staatengemeins<strong>ch</strong>aft bei <strong>der</strong> Lösung <strong>der</strong> Probleme <strong>der</strong> Welt<br />

zu werten.<br />

– Die UNO hat si<strong>ch</strong> verän<strong>der</strong>t, ein Engagement in ihr lohne si<strong>ch</strong>.<br />

– Die Mitwirkung <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz in <strong>der</strong> UNO ist bereits weitgehend, unser Land<br />

solle si<strong>ch</strong> deshalb volle Mitwirkungsre<strong>ch</strong>te vers<strong>ch</strong>affen.<br />

Einen starken Rückhalt fand au<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Argumentation, <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz könne in <strong>der</strong><br />

UNO mithelfen, <strong>die</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Rahmenbedingungen zu verbessern, und insbeson<strong>der</strong>e<br />

zu einer Verbesserung ihres Image in <strong>der</strong> Welt beitragen.<br />

Ausgiebig diskutiert wurde <strong>die</strong> Frage <strong>der</strong> Verträgli<strong>ch</strong>keit <strong>der</strong> UNO-Mitglieds<strong>ch</strong>aft<br />

mit <strong>der</strong> Neutralitätspolitik <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz. Eine grosse Anzahl von Antworten unterstrei<strong>ch</strong>t,<br />

dass <strong>der</strong> UNO-<strong>Beitritt</strong> <strong>die</strong> Neutralität <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz ni<strong>ch</strong>t berühre, einige wenige<br />

spre<strong>ch</strong>en von einer Gefährdung <strong>der</strong> Neutralität. Der Bundesrat wird in vielen<br />

Antworten aufgefor<strong>der</strong>t, au<strong>ch</strong> als UNO-Mitglied seine bisherige Neutralitätspolitik<br />

weiterzuverfolgen. Deshalb begrüssen einige Antworten das vom Bundesrat am<br />

23. Januar 1999 bes<strong>ch</strong>lossene Vorgehen, im <strong>Beitritt</strong>sgesu<strong>ch</strong> sowie beim ersten Auftritt<br />

<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz als Mitglied vor <strong>der</strong> UNO-Generalversammlung auf <strong>die</strong> Neutralität<br />

hinzuweisen. Wenige Antworten era<strong>ch</strong>ten <strong>die</strong>ses Vorgehen als ungeeignet.<br />

Die Kosten des <strong>Beitritt</strong>s wer<strong>den</strong> in <strong>den</strong> meisten Antworten als angemessen betra<strong>ch</strong>tet,<br />

aber in auffällig vielen spontanen privaten Antworten kritisiert.<br />

Vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>e Antworten for<strong>der</strong>n <strong>den</strong> Bundesrat auf, bereits Grundlinien <strong>der</strong> Politik,<br />

<strong>die</strong> er in <strong>der</strong> UNO zu verfolgen ge<strong>den</strong>kt, zu entwickeln und Aussagen dazu zu ma<strong>ch</strong>en,<br />

wie er <strong>die</strong>se in Politik und Gesells<strong>ch</strong>aft abstützen mö<strong>ch</strong>te. Der Bundesrat sieht<br />

vor, in <strong>der</strong> UNO eine Politik, <strong>die</strong> innerhalb des Rahmens seiner aussenpolitis<strong>ch</strong>en<br />

Zielsetzungen liegt, zu verfolgen. Er verweist dafür auf <strong>den</strong> aussenpolitis<strong>ch</strong>en Beri<strong>ch</strong>t.<br />

Vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>e Antworten baten <strong>den</strong> Bundesrat um ein ras<strong>ch</strong>es weiteres Vorgehen.<br />

9.3 S<strong>ch</strong>lüsse aus <strong>den</strong> Vernehmlassungsresultaten<br />

Auf Grund <strong>der</strong> insgesamt positiven Vernehmlassungsresultate fühlt si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Bundesrat<br />

in seiner Absi<strong>ch</strong>t bestätigt, <strong>den</strong> <strong>Beitritt</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zur UNO herbeizuführen. Er<br />

bes<strong>ch</strong>loss, eine <strong>Bots<strong>ch</strong>aft</strong>, in <strong>der</strong> er seine Unterstützung <strong>der</strong> <strong>Volksinitiative</strong> «Für <strong>den</strong><br />

<strong>Beitritt</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zur UNO» kundtut, dem Parlament zu <strong>über</strong>weisen. Die <strong>Bots<strong>ch</strong>aft</strong><br />

geht auf <strong>die</strong> in <strong>den</strong> Vernehmlassungsantworten diskutierten Fragestellungen<br />

vertieft ein. Dabei wer<strong>den</strong> <strong>die</strong> wi<strong>ch</strong>tigen <strong>Beitritt</strong>sgründe herausgearbeitet, <strong>die</strong> kritis<strong>ch</strong>en<br />

Punkte beleu<strong>ch</strong>tet und <strong>die</strong> ablehnen<strong>den</strong> Argumente in Betra<strong>ch</strong>t gezogen. Mittels<br />

<strong>die</strong>ser hier vorliegen<strong>den</strong> <strong>Bots<strong>ch</strong>aft</strong> soll eine volle Transparenz bezügli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Bedeutung<br />

des UNO-<strong>Beitritt</strong>s für <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz ges<strong>ch</strong>affen wer<strong>den</strong>.<br />

1223


Abkürzungsverzei<strong>ch</strong>nis<br />

1224<br />

Anhang I<br />

a. a. O. Am angegebenen Ort<br />

Abs. Absatz<br />

Art. Artikel<br />

BBl Bundesblatt<br />

BWI Bretton-Woods-Institutionen<br />

CBD Übereinkommen für biologis<strong>ch</strong>e Vielfalt<br />

CCD Desertifikationskonvention<br />

CESCR Komitee für wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e, soziale und kulturelle Re<strong>ch</strong>te<br />

CGIAR Beratungsgruppe für internationale Agrarfors<strong>ch</strong>ung<br />

CHR Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tskommission<br />

CITES Convention sur le commerce international des espèces de faune<br />

et flores sauvages menacées d extinction<br />

CIVPOL Zivile Polizeibeoba<strong>ch</strong>ter<br />

CND Su<strong>ch</strong>tstoffkommission<br />

COHRED Council on Health Resear<strong>ch</strong> for Development<br />

CPD Kommission für Bevölkerung und Entwicklung<br />

CSD Kommission für na<strong>ch</strong>haltige Entwicklung<br />

CsocD Kommission für soziale Entwicklung<br />

CSW Kommission für <strong>die</strong> Re<strong>ch</strong>tsstellung <strong>der</strong> Frau<br />

DHA Departement für Humanitäre Angelegenheiten<br />

DPKO Hauptabteilung Frie<strong>den</strong>ssi<strong>ch</strong>erungseinsätze<br />

ECA Wirts<strong>ch</strong>aftskommission für Afrika<br />

ECE Europäis<strong>ch</strong>e Wirts<strong>ch</strong>aftskommission <strong>der</strong> UNO<br />

ECLAC Wirts<strong>ch</strong>aftskommission für Lateinamerika und <strong>die</strong> Karibik<br />

ECOSOC Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrat<br />

ECOWAS Wirts<strong>ch</strong>aftsgemeins<strong>ch</strong>aft <strong>der</strong> westafrikanis<strong>ch</strong>en Staaten<br />

EDA Eidgenössis<strong>ch</strong>es Departement für äuswärtige Angelegenheiten<br />

ESCAP Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialkommission für Asien und <strong>den</strong> Pazifik<br />

ESCWA Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialkommission für Westasien<br />

EU Europäis<strong>ch</strong>e Union<br />

EVP Evangelis<strong>ch</strong>e Volkspartei<br />

EWR Europäis<strong>ch</strong>er Wirts<strong>ch</strong>aftsraum<br />

FAO Ernährungs- und Landwirts<strong>ch</strong>aftsorganisation <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen<br />

FIPOI Immobilienstiftung für <strong>die</strong> internationalen Organisationen in Genf<br />

Fr. Franken<br />

GEF Globale Umweltfazilität<br />

GS Generalsekretariat


GV Generalversammlung<br />

HABITAT Konferenz <strong>der</strong> Vereinten Nationen für Wohn- und Siedlungswesen<br />

HCHR Hoher Kommissar für Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te<br />

IAEA Internationale Atomenergie-Agentur<br />

IBRD Internationale Bank für Wie<strong>der</strong>aufbau und Entwicklung<br />

ICAO Internationale Zivilluftfahrtorganisation<br />

ICC Internationale Handelskammern<br />

ICTY International Tribunal for Former Yugoslavia<br />

IDA Internationale Entwicklungsorganisation<br />

IFAD Internationaler Fonds für landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Entwicklung<br />

IFC Internationale Finanz-Corporation<br />

IFOR Implementation Force<br />

IGH Internationaler Geri<strong>ch</strong>tshof<br />

IGPF Inter-Governemental Panel on Forests<br />

ILC International Law Commission<br />

ILO Internationale Arbeitsorganisation<br />

IMO Internationale Sees<strong>ch</strong>ifffahrts-Organisation<br />

Inkl. Inklusive<br />

INSTRAW Internationales Fors<strong>ch</strong>ungs- und Ausbildungsinstitut zur För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Frau<br />

IPCC Inter-Governemental Panel on Climate Change<br />

ITC Internationales Handels-Zentrum<br />

ITU Internationale Fernmeldeunion<br />

IMF Internationaler Währungsfonds<br />

KFOR Kosovo Force (Internationale S<strong>ch</strong>utztruppe für Kosovo)<br />

LdU Landesring <strong>der</strong> Unabhängigen<br />

MIGA Multilateral Investment Guarantee Agency<br />

MINURSO Mission <strong>der</strong> Vereinten Nationen für <strong>die</strong> Organisation eines<br />

Referendums in <strong>der</strong> Westsahara<br />

Mio. Millionen<br />

Mrd. Milliar<strong>den</strong><br />

NATO North Atlantic Treaty Organization<br />

NGO Ni<strong>ch</strong>tregierungs-Organisationen<br />

NNSC Neutrale Überwa<strong>ch</strong>ungskommission in Korea<br />

OAU Organisation für afrikanis<strong>ch</strong>e Einheit<br />

OCHA Office of the Coordinator for Humanitarian Affairs<br />

ODCCP Büro für Drogenkontrolle und Verbre<strong>ch</strong>ensverhütung<br />

OSZE Organisation für Si<strong>ch</strong>erheit und Zusammenarbeit in Europa<br />

SFOR Stabilisation Force<br />

UNAIDS AIDS-Programm <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

UNCDF Kapitalentwicklungsfonds <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

UNCITRAL Kommission <strong>der</strong> Vereinten Nationen für internationales Handelsre<strong>ch</strong>t<br />

1225


UNCTAD Konferenz <strong>der</strong> Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung<br />

UNDCP Programm <strong>der</strong> Vereinten Nationen für <strong>die</strong> internationale Drogenbekämpfung<br />

UNDP Entwicklungsprogramm <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

UNEP Umweltprogramm <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

UNESCO Organisation <strong>der</strong> Vereinten Nationen für Erziehung, Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

und Kultur<br />

UNFCCC United Nations Framework Convention on Climate Change<br />

UNFPA Bevölkerungsfonds <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

UNHCR UN-Ho<strong>ch</strong>kommissariat für Flü<strong>ch</strong>tlinge<br />

UNICEF Kin<strong>der</strong>hilfswerk <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

UNICRI Interregionales Fors<strong>ch</strong>ungsinstitut <strong>der</strong> Vereinten Nationen für Kriminalität<br />

und Re<strong>ch</strong>tspflege<br />

UNIDIR Institut <strong>der</strong> Vereinten Nationen für Abrüstungsfors<strong>ch</strong>ung<br />

UNIDO Organisation <strong>der</strong> Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung<br />

UNIFEM Entwicklungsfonds <strong>der</strong> Vereinten Nationen für <strong>die</strong> Frau<br />

UNITA Nationale Vereinigung für <strong>die</strong> totale Unabhängigkeit Angolas<br />

UNITAR Ausbildungs- und Fors<strong>ch</strong>ungsinstitut <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

UNMAP United Nations Mine Action Programme<br />

UNMIK United Nations Interim Administration in Kosovo<br />

UNMOP United Nations Mission of Observers in Prevlaka<br />

UNMOT Beoba<strong>ch</strong>termission <strong>der</strong> Vereinten Nationen in Tads<strong>ch</strong>ikistan<br />

UNO Organisation <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

UNOG Büro <strong>der</strong> Vereinten Nationen in Genf<br />

UNOMIG Beoba<strong>ch</strong>termission <strong>der</strong> Vereinten Nationen in Georgien<br />

UNPREDEP Präventiveinsatztruppe <strong>der</strong> Vereinten Nationen für Mazedonien<br />

UNRISD Fors<strong>ch</strong>ungsinstitut <strong>der</strong> Vereinten Nationen für soziale Entwicklung<br />

UNRWA Hilfswerk <strong>der</strong> Vereinten Nationen für Palästinaflü<strong>ch</strong>tlinge im Nahen<br />

Osten<br />

UNSCOM Son<strong>der</strong>kommission <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

UNSG Sekretariat <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

UNTSO Organisation <strong>der</strong> Vereinten Nationen zur Überwa<strong>ch</strong>ung des Waffenstillstands<br />

(Naher Osten)<br />

UNU Universität <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

UNV Entwicklungshelfer <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

UPU Weltpostverein<br />

USD Dollar <strong>der</strong> Vereinigten Staaten<br />

WEOG Western European and Others Group<br />

WFP Welternährungsprogramm<br />

WHO Weltgesundheitsorganisation<br />

WIPO Weltorganisation für geistiges Eigentum<br />

WMO Weltorganisation für Meteorologie<br />

WTO Welthandelsorganisation<br />

1226


Das System <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

Beteiligung <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz (Stand: Oktober 2000):<br />

Fette/kursive S<strong>ch</strong>rift: Die S<strong>ch</strong>weiz ist Mitglied o<strong>der</strong> Vertragspartei.<br />

. Die S<strong>ch</strong>weiz entri<strong>ch</strong>tet freiwillige Beiträge<br />

Anhang 2<br />

1227


Beiträge <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz an das UNO-System 1999 in Franken<br />

Empfänger Bezei<strong>ch</strong>nung Pfli<strong>ch</strong>tbeiträge<br />

1228<br />

Allgemeine Beteili-<br />

Beiträge an gungenOrgane/Orga-<br />

an Banken<br />

nisationen und Fonds<br />

Projekt- Total<br />

gebun<strong>den</strong>eBeiträge Anhang 3<br />

UNOG<br />

1 Kern-UNO<br />

1.1 UNO<br />

Fonds des bourses 20 000 20 000<br />

UNSG Paus<strong>ch</strong>ale als Beoba<strong>ch</strong>ter<br />

(d.h. 30 Prozent<br />

des fiktiven<br />

Pfli<strong>ch</strong>tbeitrages)<br />

5 681 227 145 500 5 826 727<br />

Total 1.1: UNO<br />

1.2 Frie<strong>den</strong>serhaltende<br />

Operationen<br />

5 681 227 145 500 0 20 000 5 846 727<br />

DPKO Beiträge an Fonds<br />

und weitere Beiträge<br />

3 800 000 117 539 3 917 539<br />

ICTY Diverse Beiträge 150 000 801 537 951 537<br />

UNO Diverse Projektbeiträge<br />

225 000 851 478 1 076 478<br />

UNO- Personalkosten und<br />

849 741 3 195 114 4 044 855<br />

Missionen weitere Beiträge<br />

generell<br />

CIVPOL Personalkosten und<br />

weitere Beiträge<br />

933 421 933 421<br />

Total 1.2: Frie<strong>den</strong>serhaltendeOperationen<br />

0 5 024 741 0 5 899 089 10 923 830<br />

1.3 Nebenorgane,<br />

Institute und<br />

Kommissionen<br />

CBD 160 000 280 000 440 000<br />

CCD 332 665 500 000 832 665<br />

COHRED 1 200 000 1 200 000<br />

ECE 90 000 230 000 320 000<br />

HCHR 402 000 704 987 1 106 987<br />

IGPF 200 000 200 000<br />

IPCC 200 000 200 000<br />

ITC 1 815 000 2 100 000 3 915 000<br />

OCHA 355 000 3 024 724 3 379 724<br />

UNAIDS 2 200 000 2 200 000<br />

UNCITRAL 50 000 50 000<br />

UNCTAD 1 064 400 1 064 400<br />

UNDCP 851 175 851 175


Empfänger Bezei<strong>ch</strong>nung Pfli<strong>ch</strong>tbeiträge<br />

Allgemeine<br />

Beiträge an<br />

Beteiligungen<br />

Organe/Organi an Banken<br />

sationen und Fonds<br />

Projekt- Total<br />

gebun<strong>den</strong>eBeiträge UNDP 52 000 000 7 064 063 59 064 063<br />

UNEP 3 612 500 6 542 152 10 154 652<br />

UNFCCC 189 000 70 000 259 000<br />

UNFPA 11 000 000 1 050 000 12 050 000<br />

UNHCR 105 000 36 484 321 3 500 000 40 089 321<br />

UNICEF 17 000 000 1 644 759 18 644 759<br />

UNICRI 18 620 18 620<br />

UNIDIR 66 590 66 590<br />

UNIFEM 700 000 700 000<br />

UNITAR 1 287 950 141 910 1 429 860<br />

UNRISD 96 040 96 040<br />

UNRWA 8 430 581 8 430 581<br />

UNV 500 000 75 317 575 317<br />

WFP 16 007 566 19 716 588 35 724 154<br />

Total 1.3: Nebenorgane,<br />

Institute<br />

und Kommissionen<br />

4 511 500 157 964 660 0 40 586 748 203 062 908<br />

Total 1: Kern-UNO 10 192 727 163 134 901 0 46 505 837 219 833 465<br />

2 Spezialorganisationen<br />

FAO 5 919 315 801 860 6 721 175<br />

IAEA 3 577 657 1 315 095 4 892 752<br />

ICAO 837 146 837 146<br />

IFAD 5 000 000 5 000 000<br />

ILO 3 989 885 100 000 1 192 646 5 282 531<br />

IMO 109 800 50 000 159 800<br />

ITU 5 245 460 5 245 460<br />

UNESCO 6 183 900 740 000 174 462 7 098 362<br />

UNIDO 1 653 587 111 170 3 989 205 5 753 962<br />

UPU 559 350 64 151 23 501<br />

WHO 8 451 032 4 833 000 1 622 709 14 906 741<br />

WIPO 759 648 158 392 18 040<br />

WMO 737 058 552 942 1 290 000<br />

Total 2: Spezialorganisationen<br />

38 023 838 7 213 416 5 000 000 8 492 216 58 729 470<br />

1229


Empfänger Bezei<strong>ch</strong>nung Pfli<strong>ch</strong>tbeiträge<br />

1230<br />

Allgemeine<br />

Beiträge an<br />

Beteiligungen<br />

Organe/Organi an Banken<br />

sationen und Fonds<br />

3 Bretton-Woods- und assoziierte Institutionen<br />

Projekt- Total<br />

gebun<strong>den</strong>eBeiträge World<br />

Bank<br />

21 933 800 21 933 800<br />

(World<br />

Bank) IDA<br />

118 084 000 118 084 000<br />

(World<br />

Bank) IFC<br />

21 274 400 21 274 400<br />

(World<br />

Bank)<br />

CGIAR<br />

10 900 000 10 900 000<br />

(World<br />

Bank)<br />

MIGA<br />

Kapitalbeteiligung 1 600 000 1 600 000<br />

IWF Zinsverbilligungskonto<br />

8 288 904 8 288 904<br />

GEF 8 140 000 247 500 8 387 500<br />

Total 3: Bretton-<br />

Woods- und assoziierte<br />

Institutionen<br />

Total 1+2+3:<br />

(UNO-System)<br />

8 140 000 11 147 500 119 684 000 51 497 104 190 468 604<br />

469 031 539


Der UNO-<strong>Beitritt</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz und <strong>die</strong> Bestimmungen<br />

von Kapitel VII <strong>der</strong> UNO-Charta<br />

Anhang 4<br />

I. Überflug und Transit des s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Territoriums im Rahmen<br />

militäris<strong>ch</strong>er Massnahmen gemäss Kapitel VII <strong>der</strong> UNO-Charta<br />

1. Fragestellung<br />

Ist <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz als UNO-Mitglied verpfli<strong>ch</strong>tet, auf Grund militäris<strong>ch</strong>er Sanktionen,<br />

<strong>die</strong> <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat gemäss Kapitel VII <strong>der</strong> Charta bes<strong>ch</strong>lossen hat, Transit- und<br />

Überflugsre<strong>ch</strong>te zu gewähren?<br />

2. Prinzip<br />

Aus <strong>der</strong> bisher gängigen Interpretation des Artikels 43 <strong>der</strong> Charta wie au<strong>ch</strong> aus dessen<br />

Bezug zu Artikel 42 geht hervor, dass Mitgliedstaaten ohne ein Abkommen gemäss<br />

Artikel 43 ni<strong>ch</strong>t verpfli<strong>ch</strong>tet sind, dem UNO-Si<strong>ch</strong>erheitsrat bei militäris<strong>ch</strong>en<br />

Sanktionen ihre Armee und ihr Territorium zur Verfügung zu stellen. Daraus ergibt<br />

si<strong>ch</strong> im Weiteren, dass <strong>die</strong> Charta ihren Mitgliedstaaten keine allgemeine Verpfli<strong>ch</strong>tung<br />

auferlegt, Transit- und Überflugsre<strong>ch</strong>te im Rahmen von Zwangsmassnahmen<br />

zu gewähren, <strong>die</strong> unter Anwendung von Kapitel VII <strong>der</strong> Charta bes<strong>ch</strong>lossen<br />

wur<strong>den</strong>. Im Übrigen hat <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat no<strong>ch</strong> nie Resolutionen verabs<strong>ch</strong>iedet,<br />

<strong>die</strong> von <strong>den</strong> Mitgliedstaaten <strong>der</strong> Organisation sol<strong>ch</strong>es explizit verlangt<br />

hätten.<br />

Es besteht ein grundlegen<strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>ied, <strong>den</strong> <strong>die</strong> Charta einerseits zwis<strong>ch</strong>en wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Sanktionen ma<strong>ch</strong>t, zu <strong>der</strong>en Teilnahme <strong>die</strong> Mitgliedstaaten verpfli<strong>ch</strong>tet<br />

sind (Artikel 41 <strong>der</strong> Charta) und an<strong>der</strong>erseits militäris<strong>ch</strong>en Sanktionen, bei <strong>den</strong>en<br />

<strong>die</strong> Teilnahme im freien Ermessen <strong>der</strong> Mitgliedstaaten liegt (Artikel 42 <strong>der</strong> Charta).<br />

3. Ausführungen zum Prinzip<br />

Die Ents<strong>ch</strong>eidungsfreiheit eines je<strong>den</strong> Mitgliedstaates, si<strong>ch</strong> an militäris<strong>ch</strong>en Sanktionen<br />

<strong>der</strong> UNO zu beteiligen o<strong>der</strong> Transit- und Überflugsre<strong>ch</strong>te <strong>über</strong> sein Gebiet zu<br />

gewähren, ist ni<strong>ch</strong>t absolut. Sie wird einges<strong>ch</strong>ränkt einerseits dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> allgemeine<br />

Verpfli<strong>ch</strong>tung, <strong>die</strong> Umsetzung von Massnahmen, <strong>die</strong> gemäss Kapitel VII ergriffen<br />

wer<strong>den</strong>, ni<strong>ch</strong>t zu beeinträ<strong>ch</strong>tigen, und an<strong>der</strong>erseits dur<strong>ch</strong> das ausdrückli<strong>ch</strong>e Verbot,<br />

einen Staat zu unterstützen, <strong>der</strong> Ziel von Sanktionen ist (Artikel 2, Paragraph 5 <strong>der</strong><br />

Charta). Dies hat zur Folge, dass si<strong>ch</strong> in beson<strong>der</strong>en Fällen ni<strong>ch</strong>t vollständig auss<strong>ch</strong>liessen<br />

lässt, dass ein Staat verpfli<strong>ch</strong>tet wer<strong>den</strong> könnte, Transit- und Überflugsre<strong>ch</strong>te<br />

zu gewähren. Dieser Fall würde eintreten, wenn <strong>die</strong> Weigerung, sol<strong>ch</strong>e<br />

Re<strong>ch</strong>te zuzugestehen, <strong>die</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Sanktionen behin<strong>der</strong>te und so <strong>den</strong> Staat<br />

begünstigte, <strong>der</strong> Ziel <strong>die</strong>ser Massnahmen ist.<br />

4. Folgerung<br />

Die S<strong>ch</strong>weiz müsste als UNO-Mitglied im Rahmen <strong>der</strong> Umsetzung militäris<strong>ch</strong>er<br />

Sanktionen keine Überflugs- und Transitre<strong>ch</strong>te einräumen. In Anwendung <strong>der</strong> vom<br />

Bundesrat s<strong>ch</strong>on heute verfolgten Politik würde sie <strong>die</strong>se (wie z.B. <strong>den</strong> Frie<strong>den</strong>struppen<br />

in Ex-Jugoslawien) weiterhin gewähren. Im Falle einer Verweigerung<br />

1231


müsste sie dafür besorgt sein, dass <strong>die</strong>s ni<strong>ch</strong>t als Unterstützung eines mit Sanktionen<br />

belegten Staates interpretiert würde.<br />

II. Entsendung von S<strong>ch</strong>weizer Truppen ins Ausland<br />

1. Fragestellung<br />

Ist <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz als UNO-Mitglied verpfli<strong>ch</strong>tet, im Rahmen militäris<strong>ch</strong>er Sanktionen,<br />

<strong>die</strong> <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat auf Grund von Kapitel VII <strong>der</strong> Charta bes<strong>ch</strong>lossen hat, Truppen<br />

ins Ausland zu entsen<strong>den</strong>?<br />

2. Prinzip<br />

Kein Mitgliedstaat kann von <strong>der</strong> UNO verpfli<strong>ch</strong>tet wer<strong>den</strong>, mittels Truppen an militäris<strong>ch</strong>en<br />

Aktionen teilzunehmen, <strong>die</strong> unter Kapitel VII dur<strong>ch</strong>geführt wer<strong>den</strong>. Eine<br />

sol<strong>ch</strong>e Verpfli<strong>ch</strong>tung wurde von keinem Mitgliedstaat anerkannt.<br />

Wenn das Abseitsstehen <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz <strong>die</strong> Wirksamkeit militäris<strong>ch</strong>er Sanktionen, <strong>die</strong><br />

auf Grund von Kapitel VII bes<strong>ch</strong>lossen wur<strong>den</strong>, massgebli<strong>ch</strong> beeinträ<strong>ch</strong>tigt, kann<br />

veranlasst wer<strong>den</strong>, dass sie passive Unterstützung leistet (beispielsweise Bewilligung<br />

von Transit- und Überflugsre<strong>ch</strong>ten).<br />

Au<strong>ch</strong> als UNO-Mitglied kann <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz Zwangsmassnahmen <strong>der</strong> UNO aktiv und<br />

in Form <strong>der</strong> Entsendung von Truppen ins Ausland nur mit Zustimmung des Bundesrates<br />

und/o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bundesversammlung unterstützen, <strong>die</strong>s unter <strong>der</strong> Voraussetzung<br />

einer Revision des Militärgesetzes.<br />

3. Ausführungen zum Prinzip<br />

Aus Wortlaut und Genese von Artikel 43 <strong>der</strong> Charta sowie aus <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> UNO<br />

(insbeson<strong>der</strong>e jener <strong>der</strong> Neunzigerjahre) ergibt si<strong>ch</strong>, dass es für <strong>die</strong> Mitgliedstaaten<br />

keine re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Verpfli<strong>ch</strong>tung gibt, Truppen für militäris<strong>ch</strong>e Aktionen, <strong>die</strong> gemäss<br />

Kapitel VII bes<strong>ch</strong>lossen wur<strong>den</strong>, zur Verfügung zu stellen. Zahlrei<strong>ch</strong>e Staaten legten<br />

bei <strong>den</strong> Verhandlungen <strong>der</strong> Charta grossen Wert darauf, dass dem Si<strong>ch</strong>erheitsrat<br />

keine Befugnis zugestan<strong>den</strong> wurde, Mitgliedstaaten dazu zu verpfli<strong>ch</strong>ten, nationale<br />

Kontingente einzusetzen. Diesen Befür<strong>ch</strong>tungen <strong>der</strong> Gründungsstaaten wurde in Artikel<br />

43 <strong>der</strong> Charta Re<strong>ch</strong>nung getragen. Dieser führt aus, dass <strong>die</strong> Bereitstellung von<br />

nationalen Truppen in <strong>den</strong> Dienst <strong>der</strong> UNO nur dann mögli<strong>ch</strong> ist, wenn ein separates<br />

Abkommen zwis<strong>ch</strong>en dem Si<strong>ch</strong>erheitsrat und dem betreffen<strong>den</strong> Staat ges<strong>ch</strong>lossen<br />

und na<strong>ch</strong>dem <strong>die</strong>ses Abkommen vom zuständigen Organ des vertrags<strong>ch</strong>liessen<strong>den</strong><br />

Staates gutgeheissen wurde. Artikel 43 auferlegt <strong>den</strong> Mitgliedstaaten somit ledigli<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> Verpfli<strong>ch</strong>tung zur Verhandlung. Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat kann <strong>die</strong> Mitgliedstaaten jedo<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t verpfli<strong>ch</strong>ten, sol<strong>ch</strong>e Abkommen abzus<strong>ch</strong>liessen und gutzuheissen<br />

(pactum de negotiando und ni<strong>ch</strong>t pactum de contrahendo).<br />

No<strong>ch</strong> wurde kein einziges Abkommen <strong>die</strong>ser Art zwis<strong>ch</strong>en dem Si<strong>ch</strong>erheitsrat und<br />

einem UNO-Mitgliedstaat abges<strong>ch</strong>lossen. Der Hauptgrund für <strong>die</strong> Zurückhaltung<br />

<strong>der</strong> Mitgliedstaaten, <strong>der</strong> UNO Truppen im Rahmen von Übereinkommen gemäss<br />

Artikel 43 <strong>der</strong> Charta zur Verfügung zu stellen, liegt darin, dass Abkommen <strong>die</strong>ser<br />

Art zur Folge hätten, dass nationale Einheiten unmittelbar dem Kommando <strong>der</strong><br />

UNO unterstellt wür<strong>den</strong>.<br />

Bei <strong>der</strong> Ausarbeitung <strong>der</strong> Charta waren <strong>die</strong> Staaten si<strong>ch</strong> <strong>die</strong>ser Unzulängli<strong>ch</strong>keit von<br />

Artikel 43 bewusst und verabs<strong>ch</strong>iedeten eine weniger verpfli<strong>ch</strong>tende Bestimmung,<br />

1232


Artikel 106, <strong>der</strong> heute <strong>die</strong> re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Grundlage für <strong>die</strong> Bereitstellung bewaffneter<br />

Kräfte dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Mitgliedstaaten darstellt. Au<strong>ch</strong> <strong>die</strong>ser Artikel formuliert wie Artikel<br />

43 eine Bedingung, nämli<strong>ch</strong> <strong>die</strong> vorgängige Zustimmung des Staates, <strong>der</strong> <strong>die</strong><br />

Truppen bereitstellt.<br />

4. Folgerung<br />

Aus Artikel 43 und 106 <strong>der</strong> UNO-Charta wie au<strong>ch</strong> aus <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> Organisation<br />

und ihrer Mitgliedstaaten ergibt si<strong>ch</strong>, dass im Rahmen militäris<strong>ch</strong>er Sanktionen, <strong>die</strong><br />

gemäss Kapitel VII verabs<strong>ch</strong>iedet wur<strong>den</strong>, <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz als UNO-Mitglied ihre<br />

Handlungsfreiheit <strong>über</strong> <strong>die</strong> Entsendung von Truppen ins Ausland behält.<br />

1233


Charta <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

Unterzei<strong>ch</strong>net in <strong>der</strong> Stadt San Francisco am 26. Juni 1945.<br />

1234<br />

Anhang 5<br />

Wir, <strong>die</strong> Völker <strong>der</strong> Vereinten Nationen – fest ents<strong>ch</strong>lossen,<br />

künftige Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter vor <strong>der</strong> Geissel des Krieges zu bewahren, <strong>die</strong> zweimal zu unseren<br />

Lebzeiten unsagbares Leid <strong>über</strong> <strong>die</strong> Mens<strong>ch</strong>heit gebra<strong>ch</strong>t hat, unseren Glauben<br />

an <strong>die</strong> Grundre<strong>ch</strong>te des Mens<strong>ch</strong>en, an Würde und Wert <strong>der</strong> mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Persönli<strong>ch</strong>keit,<br />

an <strong>die</strong> Glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigung von Mann und Frau sowie von allen Nationen,<br />

ob gross o<strong>der</strong> klein, erneut zu bekräftigen, Bedingungen zu s<strong>ch</strong>affen, unter <strong>den</strong>en<br />

Gere<strong>ch</strong>tigkeit und <strong>die</strong> A<strong>ch</strong>tung vor <strong>den</strong> Verpfli<strong>ch</strong>tungen aus Verträgen und an<strong>der</strong>en<br />

Quellen des Völkerre<strong>ch</strong>ts gewahrt wer<strong>den</strong> können, <strong>den</strong> sozialen Forts<strong>ch</strong>ritt und einen<br />

besseren Lebensstandard in grösserer Freiheit zu för<strong>der</strong>n,<br />

und für <strong>die</strong>se Zwecke<br />

Duldsamkeit zu üben und als gute Na<strong>ch</strong>barn in Frie<strong>den</strong> miteinan<strong>der</strong> zu leben,<br />

unsere Kräfte zu vereinen, um <strong>den</strong> Weltfrie<strong>den</strong> und <strong>die</strong> internationale Si<strong>ch</strong>erheit zu<br />

wahren,<br />

Grundsätze anzunehmen und Verfahren einzuführen, <strong>die</strong> gewährleisten, dass Waffengewalt<br />

nur no<strong>ch</strong> im gemeinsamen Interesse angewendet wird, und<br />

internationale Einri<strong>ch</strong>tungen in Anspru<strong>ch</strong> zu nehmen, um <strong>den</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und<br />

sozialen Forts<strong>ch</strong>ritt aller Völker zu för<strong>der</strong>n –<br />

haben bes<strong>ch</strong>lossen, in unserem Bemühen um <strong>die</strong> Errei<strong>ch</strong>ung <strong>die</strong>ser Ziele zusammenzuwirken.<br />

Dementspre<strong>ch</strong>end haben unsere Regierungen dur<strong>ch</strong> ihre in <strong>der</strong> Stadt San Franzisko<br />

versammelten Vertreter, <strong>der</strong>en Vollma<strong>ch</strong>ten vorgelegt und in guter und gehöriger<br />

Form befun<strong>den</strong> wur<strong>den</strong>, <strong>die</strong>se Charta <strong>der</strong> Vereinten Nationen angenommen und erri<strong>ch</strong>ten<br />

hiermit eine internationale Organisation, <strong>die</strong> <strong>den</strong> Namen «Vereinte Nationen»<br />

führen soll.<br />

Kapitel I: Ziele und Grundsätze<br />

Art. 1<br />

Die Vereinten Nationen setzen si<strong>ch</strong> folgende Ziele:<br />

1. <strong>den</strong> Weltfrie<strong>den</strong> und <strong>die</strong> internationale Si<strong>ch</strong>erheit zu wahren und zu <strong>die</strong>sem<br />

Zweck wirksame Kollektivmassnahmen zu treffen, um Bedrohungen des Frie<strong>den</strong>s zu<br />

verhüten und zu beseitigen, Angriffshandlungen und an<strong>der</strong>e Frie<strong>den</strong>sbrü<strong>ch</strong>e zu unterdrücken<br />

und internationale Streitigkeiten o<strong>der</strong> Situationen, <strong>die</strong> zu einem Frie<strong>den</strong>sbru<strong>ch</strong><br />

führen könnten, dur<strong>ch</strong> friedli<strong>ch</strong>e Mittel na<strong>ch</strong> <strong>den</strong> Grundsätzen <strong>der</strong> Gere<strong>ch</strong>tigkeit<br />

und des Völkerre<strong>ch</strong>ts zu bereinigen o<strong>der</strong> beizulegen;


2. freunds<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e, auf <strong>der</strong> A<strong>ch</strong>tung vor dem Grundsatz <strong>der</strong> Glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigung<br />

und Selbstbestimmung <strong>der</strong> Völker beruhende Beziehungen zwis<strong>ch</strong>en <strong>den</strong> Nationen<br />

zu entwickeln und an<strong>der</strong>e geeignete Massnahmen zur Festigung des Weltfrie<strong>den</strong>s zu<br />

treffen;<br />

3. eine internationale Zusammenarbeit herbeizuführen, um internationale Probleme<br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er, sozialer, kultureller und humanitärer Art zu lösen und <strong>die</strong> A<strong>ch</strong>tung<br />

vor <strong>den</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten und Grundfreiheiten für alle ohne Unters<strong>ch</strong>ied <strong>der</strong> Rasse,<br />

des Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ts, <strong>der</strong> Spra<strong>ch</strong>e o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Religion zu för<strong>der</strong>n und zu festigen;<br />

4. ein Mittelpunkt zu sein, in dem <strong>die</strong> Bemühungen <strong>der</strong> Nationen zur Verwirkli<strong>ch</strong>ung<br />

<strong>die</strong>ser gemeinsamen Ziele aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt wer<strong>den</strong>.<br />

Art. 2<br />

Die Organisation und ihre Mitglie<strong>der</strong> handeln im Verfolg <strong>der</strong> in Artikel 1 dargelegten<br />

Ziele na<strong>ch</strong> folgen<strong>den</strong> Grundsätzen:<br />

1. Die Organisation beruht auf dem Grundsatz <strong>der</strong> souveränen Glei<strong>ch</strong>heit aller ihrer<br />

Mitglie<strong>der</strong>.<br />

2. Alle Mitglie<strong>der</strong> erfüllen, um ihnen allen <strong>die</strong> aus <strong>der</strong> Mitglieds<strong>ch</strong>aft erwa<strong>ch</strong>sen<strong>den</strong><br />

Re<strong>ch</strong>te und Vorteile zu si<strong>ch</strong>ern, na<strong>ch</strong> Treu und Glauben <strong>die</strong> Verpfli<strong>ch</strong>tungen, <strong>die</strong> sie<br />

mit <strong>die</strong>ser Charta <strong>über</strong>nehmen.<br />

3. Alle Mitglie<strong>der</strong> legen ihre internationalen Streitigkeiten dur<strong>ch</strong> friedli<strong>ch</strong>e Mittel so<br />

bei, dass <strong>der</strong> Weltfriede, <strong>die</strong> internationale Si<strong>ch</strong>erheit und <strong>die</strong> Gere<strong>ch</strong>tigkeit ni<strong>ch</strong>t<br />

gefährdet wer<strong>den</strong>.<br />

4. Alle Mitglie<strong>der</strong> unterlassen in ihren internationalen Beziehungen jede gegen <strong>die</strong><br />

territoriale Unversehrtheit o<strong>der</strong> <strong>die</strong> politis<strong>ch</strong>e Unabhängigkeit eines Staates geri<strong>ch</strong>tete<br />

o<strong>der</strong> sonst mit <strong>den</strong> Zielen <strong>der</strong> Vereinten Nationen unvereinbare Androhung o<strong>der</strong><br />

Anwendung von Gewalt.<br />

5. Alle Mitglie<strong>der</strong> leisten <strong>den</strong> Vereinten Nationen jegli<strong>ch</strong>en Beistand bei je<strong>der</strong><br />

Massnahme, wel<strong>ch</strong>e <strong>die</strong> Organisation im Einklang mit <strong>die</strong>ser Charta ergreift; sie<br />

leisten einem Staat, gegen <strong>den</strong> <strong>die</strong> Organisation Vorbeugungs- o<strong>der</strong> Zwangsmassnahmen<br />

ergreift, keinen Beistand.<br />

6. Die Organisation trägt dafür Sorge, dass Staaten, <strong>die</strong> ni<strong>ch</strong>t Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen sind, insoweit na<strong>ch</strong> <strong>die</strong>sen Grundsätzen handeln, als <strong>die</strong>s zur Wahrung<br />

des Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong> ist.<br />

7. Aus <strong>die</strong>ser Charta kann eine Befugnis <strong>der</strong> Vereinten Nationen zum Eingreifen in<br />

Angelegenheiten, <strong>die</strong> ihrem Wesen na<strong>ch</strong> zur inneren Zuständigkeit eines Staates gehören,<br />

o<strong>der</strong> eine Verpfli<strong>ch</strong>tung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>, sol<strong>ch</strong>e Angelegenheiten einer Regelung<br />

auf Grund <strong>die</strong>ser Charta zu unterwerfen, ni<strong>ch</strong>t abgeleitet wer<strong>den</strong>; <strong>die</strong> Anwendung<br />

von Zwangsmassnahmen na<strong>ch</strong> Kapitel VII wird dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong>sen Grundsatz ni<strong>ch</strong>t<br />

berührt.<br />

1235


Kapitel II: Mitglieds<strong>ch</strong>aft<br />

Art. 3<br />

Ursprüngli<strong>ch</strong>e Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen sind <strong>die</strong> Staaten, wel<strong>ch</strong>e an <strong>der</strong><br />

Konferenz <strong>der</strong> Vereinten Nationen <strong>über</strong> eine Internationale Organisation in San<br />

Franzisko teilgenommen o<strong>der</strong> bereits vorher <strong>die</strong> Erklärung <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

vom 1. Januar 1942 unterzei<strong>ch</strong>net haben und nunmehr <strong>die</strong>se Charta unterzei<strong>ch</strong>nen<br />

und na<strong>ch</strong> Artikel 110 ratifizieren.<br />

Art. 4<br />

(1) Mitglied <strong>der</strong> Vereinten Nationen können alle sonstigen friedlieben<strong>den</strong> Staaten<br />

wer<strong>den</strong>, wel<strong>ch</strong>e <strong>die</strong> Verpfli<strong>ch</strong>tungen aus <strong>die</strong>ser Charta <strong>über</strong>nehmen und na<strong>ch</strong> dem<br />

Urteil <strong>der</strong> Organisation fähig und willens sind, <strong>die</strong>se Verpfli<strong>ch</strong>tungen zu erfüllen.<br />

(2) Die Aufnahme eines sol<strong>ch</strong>en Staates als Mitglied <strong>der</strong> Vereinten Nationen erfolgt<br />

auf Empfehlung des Si<strong>ch</strong>erheitsrats dur<strong>ch</strong> Bes<strong>ch</strong>luss <strong>der</strong> Generalversammlung.<br />

Art. 5<br />

Einem Mitglied <strong>der</strong> Vereinten Nationen, gegen das <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat Vorbeugungso<strong>der</strong><br />

Zwangsmassnahmen getroffen hat, kann <strong>die</strong> Generalversammlung auf Empfehlung<br />

des Si<strong>ch</strong>erheitsrats <strong>die</strong> Ausübung <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>te und Vorre<strong>ch</strong>te aus seiner Mitglieds<strong>ch</strong>aft<br />

zeitweilig entziehen. Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat kann <strong>die</strong> Ausübung <strong>die</strong>ser<br />

Re<strong>ch</strong>te und Vorre<strong>ch</strong>te wie<strong>der</strong> zulassen.<br />

Art. 6<br />

Ein Mitglied <strong>der</strong> Vereinten Nationen, das <strong>die</strong> Grundsätze <strong>die</strong>ser Charta beharrli<strong>ch</strong><br />

verletzt, kann auf Empfehlung des Si<strong>ch</strong>erheitsrats dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Generalversammlung<br />

aus <strong>der</strong> Organisation ausges<strong>ch</strong>lossen wer<strong>den</strong>.<br />

Kapitel III: Organe<br />

Art. 7<br />

(1) Als Hauptorgane <strong>der</strong> Vereinten Nationen wer<strong>den</strong> eine Generalversammlung, ein<br />

Si<strong>ch</strong>erheitsrat, ein Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrat, ein Treuhandrat, ein Internationaler<br />

Geri<strong>ch</strong>tshof und ein Sekretariat eingesetzt.<br />

(2) Je na<strong>ch</strong> Bedarf können in Übereinstimmung mit <strong>die</strong>ser Charta Nebenorgane eingesetzt<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Art. 8<br />

Die Vereinten Nationen s<strong>ch</strong>ränken hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Anwarts<strong>ch</strong>aft auf alle Stellen in<br />

ihren Haupt- und Nebenorganen <strong>die</strong> Glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigung von Männern und Frauen<br />

ni<strong>ch</strong>t ein.<br />

1236


Kapitel IV: Die Generalversammlung<br />

Art. 9 Zusammensetzung<br />

(1) Die Generalversammlung besteht aus allen Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Vereinten Nationen.<br />

(2) Jedes Mitglied hat hö<strong>ch</strong>stens fünf Vertreter in <strong>der</strong> Generalversammlung.<br />

Art. 10 Aufgaben und Befugnisse<br />

Die Generalversammlung kann alle Fragen und Angelegenheiten erörtern, <strong>die</strong> in <strong>den</strong><br />

Rahmen <strong>die</strong>ser Charta fallen o<strong>der</strong> Befugnisse und Aufgaben eines in <strong>die</strong>ser Charta<br />

vorgesehenen Organs betreffen; vorbehaltli<strong>ch</strong> des Artikels 12 kann sie zu <strong>die</strong>sen<br />

Fragen und Angelegenheiten Empfehlungen an <strong>die</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

o<strong>der</strong> <strong>den</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat o<strong>der</strong> an beide ri<strong>ch</strong>ten.<br />

Art. 11<br />

(1) Die Generalversammlung kann si<strong>ch</strong> mit <strong>den</strong> allgemeinen Grundsätzen <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

zur Wahrung des Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />

<strong>der</strong> Grundsätze für <strong>die</strong> Abrüstung und Rüstungsregelung befassen und<br />

in Bezug auf <strong>die</strong>se Grundsätze Empfehlungen an <strong>die</strong> Mitglie<strong>der</strong> o<strong>der</strong> <strong>den</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat<br />

o<strong>der</strong> an beide ri<strong>ch</strong>ten.<br />

(2) Die Generalversammlung kann alle <strong>die</strong> Wahrung des Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen<br />

Si<strong>ch</strong>erheit betreffen<strong>den</strong> Fragen erörtern, <strong>die</strong> ihr ein Mitglied <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat o<strong>der</strong> na<strong>ch</strong> Artikel 35 Absatz 2 ein Ni<strong>ch</strong>tmitgliedstaat<br />

<strong>der</strong> Vereinten Nationen vorlegt; vorbehaltli<strong>ch</strong> des Artikels 12 kann sie zu<br />

<strong>die</strong>sen Fragen Empfehlungen an <strong>den</strong> o<strong>der</strong> <strong>die</strong> betreffen<strong>den</strong> Staaten o<strong>der</strong> <strong>den</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat<br />

o<strong>der</strong> an beide ri<strong>ch</strong>ten. Ma<strong>ch</strong>t eine <strong>der</strong>artige Frage Massnahmen erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong>,<br />

so wird sie von <strong>der</strong> Generalversammlung vor o<strong>der</strong> na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Erörterung an <strong>den</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat<br />

<strong>über</strong>wiesen.<br />

(3) Die Generalversammlung kann <strong>die</strong> Aufmerksamkeit des Si<strong>ch</strong>erheitsrats auf Situationen<br />

lenken, <strong>die</strong> geeignet sind, <strong>den</strong> Weltfrie<strong>den</strong> und <strong>die</strong> internationale Si<strong>ch</strong>erheit<br />

zu gefähr<strong>den</strong>.<br />

(4) Die in <strong>die</strong>sem Artikel aufgeführten Befugnisse <strong>der</strong> Generalversammlung s<strong>ch</strong>ränken<br />

<strong>die</strong> allgemeine Tragweite des Artikels 10 ni<strong>ch</strong>t ein.<br />

Art. 12<br />

(1) Solange <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat in einer Streitigkeit o<strong>der</strong> einer Situation <strong>die</strong> ihm in<br />

<strong>die</strong>ser Charta zugewiesenen Aufgaben wahrnimmt, darf <strong>die</strong> Generalversammlung zu<br />

<strong>die</strong>ser Streitigkeit o<strong>der</strong> Situation keine Empfehlung abgeben, es sei <strong>den</strong>n auf Ersu<strong>ch</strong>en<br />

des Si<strong>ch</strong>erheitsrats.<br />

(2) Der Generalsekretär unterri<strong>ch</strong>tet mit Zustimmung des Si<strong>ch</strong>erheitsrats <strong>die</strong> Generalversammlung<br />

bei je<strong>der</strong> Tagung <strong>über</strong> alle <strong>die</strong> Wahrung des Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong><br />

internationalen Si<strong>ch</strong>erheit betreffen<strong>den</strong> Angelegenheiten, <strong>die</strong> <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat behandelt;<br />

desglei<strong>ch</strong>en unterri<strong>ch</strong>tet er unverzügli<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Generalversammlung o<strong>der</strong>,<br />

wenn <strong>die</strong>se ni<strong>ch</strong>t tagt, <strong>die</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen, sobald <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat<br />

<strong>die</strong> Behandlung einer sol<strong>ch</strong>en Angelegenheit einstellt.<br />

1237


Art. 13<br />

(1) Die Generalversammlung veranlasst Untersu<strong>ch</strong>ungen und gibt Empfehlungen ab,<br />

a) um <strong>die</strong> internationale Zusammenarbeit auf politis<strong>ch</strong>em Gebiet zu för<strong>der</strong>n<br />

und <strong>die</strong> forts<strong>ch</strong>reitende Entwicklung des Völkerre<strong>ch</strong>ts sowie seine Kodifizierung<br />

zu begünstigen;<br />

b) um <strong>die</strong> internationale Zusammenarbeit auf <strong>den</strong> Gebieten <strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>aft, des<br />

Sozialwesens, <strong>der</strong> Kultur, <strong>der</strong> Erziehung und <strong>der</strong> Gesundheit zu för<strong>der</strong>n und<br />

zur Verwirkli<strong>ch</strong>ung <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te und Grundfreiheiten für alle ohne<br />

Unters<strong>ch</strong>ied <strong>der</strong> Rasse, des Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ts, <strong>der</strong> Spra<strong>ch</strong>e o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Religion beizutragen.<br />

(2) Die weiteren Verantwortli<strong>ch</strong>keiten, Aufgaben und Befugnisse <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

in Bezug auf <strong>die</strong> in Absatz 1 Bu<strong>ch</strong>stabe b genannten Angelegenheiten<br />

sind in <strong>den</strong> Kapiteln IX und X dargelegt.<br />

Art. 14<br />

Vorbehaltli<strong>ch</strong> des Artikels 12 kann <strong>die</strong> Generalversammlung Massnahmen zur<br />

friedli<strong>ch</strong>en Bereinigung je<strong>der</strong> Situation empfehlen, glei<strong>ch</strong>viel wie sie entstan<strong>den</strong> ist,<br />

wenn <strong>die</strong>se Situation na<strong>ch</strong> ihrer Auffassung geeignet ist, das allgemeine Wohl o<strong>der</strong><br />

<strong>die</strong> freunds<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Beziehungen zwis<strong>ch</strong>en Nationen zu beeinträ<strong>ch</strong>tigen; <strong>die</strong>s gilt<br />

au<strong>ch</strong> für Situationen, <strong>die</strong> aus einer Verletzung <strong>der</strong> Bestimmungen <strong>die</strong>ser Charta <strong>über</strong><br />

<strong>die</strong> Ziele und Grundsätze <strong>der</strong> Vereinten Nationen entstehen.<br />

Art. 15<br />

(1) Die Generalversammlung erhält und prüft Jahresberi<strong>ch</strong>te und Son<strong>der</strong>beri<strong>ch</strong>te des<br />

Si<strong>ch</strong>erheitsrats; <strong>die</strong>se Beri<strong>ch</strong>te enthalten au<strong>ch</strong> eine Darstellung <strong>der</strong> Massnahmen, <strong>die</strong><br />

<strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat zur Wahrung des Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit<br />

bes<strong>ch</strong>lossen o<strong>der</strong> getroffen hat.<br />

(2) Die Generalversammlung erhält und prüft Beri<strong>ch</strong>te <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Organe <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen.<br />

Art. 16<br />

Die Generalversammlung nimmt <strong>die</strong> ihr bezügli<strong>ch</strong> des internationalen Treuhandsystems<br />

in <strong>den</strong> Kapiteln XII und XIII zugewiesenen Aufgaben wahr; hierzu gehört<br />

<strong>die</strong> Genehmigung <strong>der</strong> Treuhandabkommen für Gebiete, <strong>die</strong> ni<strong>ch</strong>t als strategis<strong>ch</strong>e<br />

Zonen bezei<strong>ch</strong>net sind.<br />

Art. 17<br />

(1) Die Generalversammlung prüft und genehmigt <strong>den</strong> Haushaltsplan <strong>der</strong> Organisation.<br />

(2) Die Ausgaben <strong>der</strong> Organisation wer<strong>den</strong> von <strong>den</strong> Mitglie<strong>der</strong>n na<strong>ch</strong> einem von <strong>der</strong><br />

Generalversammlung festzusetzen<strong>den</strong> Verteilungss<strong>ch</strong>lüssel getragen.<br />

(3) Die Generalversammlung prüft und genehmigt alle Finanz- und Haushaltsabma<strong>ch</strong>ungen<br />

mit <strong>den</strong> in Artikel 57 bezei<strong>ch</strong>neten Son<strong>der</strong>organisationen; sie prüft <strong>der</strong>en<br />

Verwaltungshaushalt mit dem Ziel, Empfehlungen an sie zu ri<strong>ch</strong>ten.<br />

1238


Art. 18 Abstimmung<br />

(1) Jedes Mitglied <strong>der</strong> Generalversammlung hat eine Stimme.<br />

(2) Bes<strong>ch</strong>lüsse <strong>der</strong> Generalversammlung <strong>über</strong> wi<strong>ch</strong>tige Fragen bedürfen einer Zweidrittelmehrheit<br />

<strong>der</strong> anwesen<strong>den</strong> und abstimmen<strong>den</strong> Mitglie<strong>der</strong>. Zu <strong>die</strong>sen Fragen<br />

gehören: Empfehlungen hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Wahrung des Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen<br />

Si<strong>ch</strong>erheit, <strong>die</strong> Wahl <strong>der</strong> ni<strong>ch</strong>tständigen Mitglie<strong>der</strong> des Si<strong>ch</strong>erheitsrats, <strong>die</strong><br />

Wahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> des Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrats, <strong>die</strong> Wahl von Mitglie<strong>der</strong>n des<br />

Treuhandrats na<strong>ch</strong> Artikel 86 Absatz 1 Bu<strong>ch</strong>stabe c, <strong>die</strong> Aufnahme neuer Mitglie<strong>der</strong><br />

in <strong>die</strong> Vereinten Nationen, <strong>der</strong> zeitweilige Entzug <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>te und Vorre<strong>ch</strong>te aus <strong>der</strong><br />

Mitglieds<strong>ch</strong>aft, <strong>der</strong> Auss<strong>ch</strong>luss von Mitglie<strong>der</strong>n, Fragen betreffend <strong>die</strong> Wirkungsweise<br />

des Treuhandsystems sowie Haushaltsfragen.<br />

(3) Bes<strong>ch</strong>lüsse <strong>über</strong> an<strong>der</strong>e Fragen, eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Bestimmung weiterer Gruppen<br />

von Fragen, <strong>über</strong> <strong>die</strong> mit Zweidrittelmehrheit zu bes<strong>ch</strong>liessen ist, bedürfen <strong>der</strong><br />

Mehrheit <strong>der</strong> anwesen<strong>den</strong> und abstimmen<strong>den</strong> Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Art. 19<br />

Ein Mitglied <strong>der</strong> Vereinten Nationen, das mit <strong>der</strong> Zahlung seiner finanziellen Beiträge<br />

an <strong>die</strong> Organisation im Rückstand ist, hat in <strong>der</strong> Generalversammlung kein<br />

Stimmre<strong>ch</strong>t, wenn <strong>der</strong> rückständige Betrag <strong>die</strong> Höhe <strong>der</strong> Beiträge errei<strong>ch</strong>t o<strong>der</strong> <strong>über</strong>steigt,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong>ses Mitglied für <strong>die</strong> vorausgegangenen zwei vollen Jahre s<strong>ch</strong>uldet. Die<br />

Generalversammlung kann ihm jedo<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Ausübung des Stimmre<strong>ch</strong>ts gestatten,<br />

wenn na<strong>ch</strong> ihrer Überzeugung <strong>der</strong> Zahlungsverzug auf Umstän<strong>den</strong> beruht, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses<br />

Mitglied ni<strong>ch</strong>t zu vertreten hat.<br />

Art. 20 Verfahren<br />

Die Generalversammlung tritt zu or<strong>den</strong>tli<strong>ch</strong>en Jahrestagungen und, wenn <strong>die</strong> Umstände<br />

es erfor<strong>der</strong>n, zu ausseror<strong>den</strong>tli<strong>ch</strong>en Tagungen zusammen. Ausseror<strong>den</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />

Tagungen hat <strong>der</strong> Generalsekretär auf Antrag des Si<strong>ch</strong>erheitsrats o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen einzuberufen.<br />

Art. 21<br />

Die Generalversammlung gibt si<strong>ch</strong> eine Ges<strong>ch</strong>äftsordnung. Sie wählt für jede Tagung<br />

ihren Präsi<strong>den</strong>ten.<br />

Art. 22<br />

Die Generalversammlung kann Nebenorgane einsetzen, soweit sie <strong>die</strong>s zur Wahrnehmung<br />

ihrer Aufgaben für erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong> hält.<br />

Kapitel V: Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat<br />

Art. 23 Zusammensetzung<br />

(1) Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat besteht aus fünfzehn Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Vereinten Nationen. Die<br />

Republik China, Frankrei<strong>ch</strong>, <strong>die</strong> Union <strong>der</strong> Sozialistis<strong>ch</strong>en Sowjetrepubliken, das<br />

Vereinigte Königrei<strong>ch</strong> Grossbritannien und Nordirland sowie <strong>die</strong> Vereinigten Staa-<br />

1239


ten von Amerika sind ständige Mitglie<strong>der</strong> des Si<strong>ch</strong>erheitsrats. Die Generalversammlung<br />

wählt zehn weitere Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen zu ni<strong>ch</strong>tständigen<br />

Mitglie<strong>der</strong>n des Si<strong>ch</strong>erheitsrats; hierbei sind folgende Gesi<strong>ch</strong>tspunkte beson<strong>der</strong>s zu<br />

berücksi<strong>ch</strong>tigen: in erster Linie <strong>der</strong> Beitrag von Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

zur Wahrung des Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit und zur Verwirkli<strong>ch</strong>ung<br />

<strong>der</strong> sonstigen Ziele <strong>der</strong> Organisation sowie ferner eine angemessene geographis<strong>ch</strong>e<br />

Verteilung <strong>der</strong> Sitze.<br />

(2) Die ni<strong>ch</strong>tständigen Mitglie<strong>der</strong> des Si<strong>ch</strong>erheitsrats wer<strong>den</strong> für zwei Jahre gewählt.<br />

Bei <strong>der</strong> ersten Wahl <strong>der</strong> ni<strong>ch</strong>tständigen Mitglie<strong>der</strong>, <strong>die</strong> na<strong>ch</strong> Erhöhung <strong>der</strong><br />

Zahl <strong>der</strong> Ratsmitglie<strong>der</strong> von elf auf fünfzehn stattfindet, wer<strong>den</strong> zwei <strong>der</strong> vier zusätzli<strong>ch</strong>en<br />

Mitglie<strong>der</strong> für ein Jahr gewählt. Auss<strong>ch</strong>ei<strong>den</strong>de Mitglie<strong>der</strong> können ni<strong>ch</strong>t<br />

unmittelbar wie<strong>der</strong>gewählt wer<strong>den</strong>.<br />

(3) Jedes Mitglied des Si<strong>ch</strong>erheitsrats hat in <strong>die</strong>sem einen Vertreter.<br />

Art. 24 Aufgaben und Befugnisse<br />

(1) Um ein s<strong>ch</strong>nelles und wirksames Handeln <strong>der</strong> Vereinten Nationen zu gewährleisten,<br />

<strong>über</strong>tragen ihre Mitglie<strong>der</strong> dem Si<strong>ch</strong>erheitsrat <strong>die</strong> Hauptverantwortung für <strong>die</strong><br />

Wahrung des Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit und erkennen an, dass<br />

<strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat bei <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> si<strong>ch</strong> aus <strong>die</strong>ser Verantwortung ergeben<strong>den</strong><br />

Pfli<strong>ch</strong>ten in ihrem Namen handelt.<br />

(2) Bei <strong>der</strong> Erfüllung <strong>die</strong>ser Pfli<strong>ch</strong>ten handelt <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat im Einklang mit<br />

<strong>den</strong> Zielen und Grundsätzen <strong>der</strong> Vereinten Nationen. Die ihm hierfür eingeräumten<br />

beson<strong>der</strong>en Befugnisse sind in <strong>den</strong> Kapiteln VI, VII, VIII und XII aufgeführt.<br />

(3) Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat legt <strong>der</strong> Generalversammlung Jahresberi<strong>ch</strong>te und erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong>enfalls<br />

Son<strong>der</strong>beri<strong>ch</strong>te zur Prüfung vor.<br />

Art. 25<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen kommen <strong>über</strong>ein, <strong>die</strong> Bes<strong>ch</strong>lüsse des Si<strong>ch</strong>erheitsrats<br />

im Einklang mit <strong>die</strong>ser Charta anzunehmen und dur<strong>ch</strong>zuführen.<br />

Art. 26<br />

Um <strong>die</strong> Herstellung und Wahrung des Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit<br />

so zu för<strong>der</strong>n, dass von <strong>den</strong> mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en und wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Hilfsquellen <strong>der</strong><br />

Welt mögli<strong>ch</strong>st wenig für Rüstungszwecke abgezweigt wird, ist <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat<br />

beauftragt, mit Unterstützung des in Artikel 47 vorgesehenen Generalstabsauss<strong>ch</strong>usses<br />

Pläne auszuarbeiten, <strong>die</strong> <strong>den</strong> Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Vereinten Nationen zwecks Erri<strong>ch</strong>tung<br />

eines Systems <strong>der</strong> Rüstungsregelung vorzulegen sind.<br />

Art. 27 Abstimmung<br />

(1) Jedes Mitglied des Si<strong>ch</strong>erheitsrats hat eine Stimme.<br />

(2) Bes<strong>ch</strong>lüsse des Si<strong>ch</strong>erheitsrats <strong>über</strong> Verfahrensfragen bedürfen <strong>der</strong> Zustimmung<br />

von neun Mitglie<strong>der</strong>n.<br />

(3) Bes<strong>ch</strong>lüsse des Si<strong>ch</strong>erheitsrats <strong>über</strong> alle sonstigen Fragen bedürfen <strong>der</strong> Zustimmung<br />

von neun Mitglie<strong>der</strong>n eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> sämtli<strong>ch</strong>er ständigen Mitglie<strong>der</strong>, jedo<strong>ch</strong><br />

1240


mit <strong>der</strong> Massgabe, dass si<strong>ch</strong> bei Bes<strong>ch</strong>lüssen auf Grund des Kapitels VI und des Artikels<br />

52 Absatz 3 <strong>die</strong> Streitparteien <strong>der</strong> Stimme enthalten.<br />

Art. 28 Verfahren<br />

(1) Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat wird so organisiert, dass er seine Aufgaben ständig wahrnehmen<br />

kann. Jedes seiner Mitglie<strong>der</strong> muss zu <strong>die</strong>sem Zweck je<strong>der</strong>zeit am Sitz <strong>der</strong> Organisation<br />

vertreten sein.<br />

(2) Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat tritt regelmässig zu Sitzungen zusammen; bei <strong>die</strong>sen kann jedes<br />

seiner Mitglie<strong>der</strong> na<strong>ch</strong> Wuns<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> ein Regierungsmitglied o<strong>der</strong> dur<strong>ch</strong> einen<br />

an<strong>der</strong>en eigens hierfür bestellten Delegierten vertreten sein.<br />

(3) Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat kann ausser am Sitz <strong>der</strong> Organisation au<strong>ch</strong> an an<strong>der</strong>en Orten<br />

zusammentreten, wenn <strong>die</strong>s na<strong>ch</strong> seinem Urteil seiner Arbeit am <strong>die</strong>nli<strong>ch</strong>sten ist.<br />

Art. 29<br />

Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat kann Nebenorgane einsetzen, soweit er <strong>die</strong>s zur Wahrnehmung<br />

seiner Aufgaben für erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong> hält.<br />

Art. 30<br />

Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat gibt si<strong>ch</strong> eine Ges<strong>ch</strong>äftsordnung; in <strong>die</strong>ser regelt er au<strong>ch</strong> das<br />

Verfahren für <strong>die</strong> Wahl seines Präsi<strong>den</strong>ten.<br />

Art. 31<br />

Ein Mitglied <strong>der</strong> Vereinten Nationen, das ni<strong>ch</strong>t Mitglied des Si<strong>ch</strong>erheitsrats ist, kann<br />

ohne Stimmre<strong>ch</strong>t an <strong>der</strong> Erörterung je<strong>der</strong> vor <strong>den</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat gebra<strong>ch</strong>ten Frage<br />

teilnehmen, wenn <strong>die</strong>ser <strong>der</strong> Auffassung ist, dass <strong>die</strong> Interessen <strong>die</strong>ses Mitglieds beson<strong>der</strong>s<br />

betroffen sind.<br />

Art. 32<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen, <strong>die</strong> ni<strong>ch</strong>t Mitglied des Si<strong>ch</strong>erheitsrats sind, sowie<br />

Ni<strong>ch</strong>tmitgliedstaaten <strong>der</strong> Vereinten Nationen wer<strong>den</strong> eingela<strong>den</strong>, an <strong>den</strong> Erörterungen<br />

des Si<strong>ch</strong>erheitsrats <strong>über</strong> eine Streitigkeit, mit <strong>der</strong> <strong>die</strong>ser befasst ist, ohne<br />

Stimmre<strong>ch</strong>t teilzunehmen, wenn sie Streitpartei sind. Für <strong>die</strong> Teilnahme eines<br />

Ni<strong>ch</strong>tmitgliedstaats <strong>der</strong> Vereinten Nationen setzt <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat <strong>die</strong> Bedingungen<br />

fest, <strong>die</strong> er für gere<strong>ch</strong>t hält.<br />

Kapitel VI: Die friedli<strong>ch</strong>e Beilegung von Streitigkeiten<br />

Art. 33<br />

(1) Die Parteien einer Streitigkeit, <strong>der</strong>en Fortdauer geeignet ist, <strong>die</strong> Wahrung des<br />

Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit zu gefähr<strong>den</strong>, bemühen si<strong>ch</strong> zunä<strong>ch</strong>st<br />

um eine Beilegung dur<strong>ch</strong> Verhandlung, Untersu<strong>ch</strong>ung, Vermittlung, Verglei<strong>ch</strong>,<br />

S<strong>ch</strong>iedsspru<strong>ch</strong>, geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Ents<strong>ch</strong>eidung, Inanspru<strong>ch</strong>nahme regionaler Einri<strong>ch</strong>tungen<br />

o<strong>der</strong> Abma<strong>ch</strong>ungen o<strong>der</strong> dur<strong>ch</strong> an<strong>der</strong>e friedli<strong>ch</strong>e Mittel eigener Wahl.<br />

1241


(2) Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat for<strong>der</strong>t <strong>die</strong> Parteien auf, wenn er <strong>die</strong>s für notwendig hält, ihre<br />

Streitigkeit dur<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e Mittel beizulegen.<br />

Art. 34<br />

Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat kann jede Streitigkeit sowie jede Situation, <strong>die</strong> zu internationalen<br />

Reibungen führen o<strong>der</strong> eine Streitigkeit hervorrufen könnte, untersu<strong>ch</strong>en, um festzustellen,<br />

ob <strong>die</strong> Fortdauer <strong>der</strong> Streitigkeit o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Situation <strong>die</strong> Wahrung des Weltfrie<strong>den</strong>s<br />

und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit gefähr<strong>den</strong> könnte.<br />

Art. 35<br />

(1) Jedes Mitglied <strong>der</strong> Vereinten Nationen kann <strong>die</strong> Aufmerksamkeit des Si<strong>ch</strong>erheitsrats<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Generalversammlung auf jede Streitigkeit sowie auf jede Situation<br />

<strong>der</strong> in Artikel 34 bezei<strong>ch</strong>neten Art lenken.<br />

(2) Ein Ni<strong>ch</strong>tmitgliedstaat <strong>der</strong> Vereinten Nationen kann <strong>die</strong> Aufmerksamkeit des<br />

Si<strong>ch</strong>erheitsrats o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Generalversammlung auf jede Streitigkeit lenken, in <strong>der</strong> er<br />

Partei ist, wenn er im voraus hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> <strong>die</strong>ser Streitigkeit <strong>die</strong> in <strong>die</strong>ser Charta für<br />

eine friedli<strong>ch</strong>e Beilegung festgelegten Verpfli<strong>ch</strong>tungen annimmt.<br />

(3) Das Verfahren <strong>der</strong> Generalversammlung in Angelegenheiten, auf <strong>die</strong> ihre Aufmerksamkeit<br />

gemäss <strong>die</strong>sem Artikel gelenkt wird, bestimmt si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> <strong>den</strong> Artikeln<br />

11 und 12.<br />

Art. 36<br />

(1) Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat kann in jedem Stadium einer Streitigkeit im Sinne des Artikels<br />

33 o<strong>der</strong> einer Situation glei<strong>ch</strong>er Art geeignete Verfahren o<strong>der</strong> Metho<strong>den</strong> für <strong>der</strong>en<br />

Bereinigung empfehlen.<br />

(2) Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat soll alle Verfahren in Betra<strong>ch</strong>t ziehen, wel<strong>ch</strong>e <strong>die</strong> Parteien<br />

zur Beilegung <strong>der</strong> Streitigkeit bereits angenommen haben.<br />

(3) Bei seinen Empfehlungen auf Grund <strong>die</strong>ses Artikels soll <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat ferner<br />

berücksi<strong>ch</strong>tigen, dass Re<strong>ch</strong>tsstreitigkeiten im allgemeinen von <strong>den</strong> Parteien dem<br />

Internationalen Geri<strong>ch</strong>tshof im Einklang mit dessen Statut zu unterbreiten sind.<br />

Art. 37<br />

(1) Gelingt es <strong>den</strong> Parteien einer Streitigkeit <strong>der</strong> in Artikel 33 bezei<strong>ch</strong>neten Art<br />

ni<strong>ch</strong>t, <strong>die</strong>se mit <strong>den</strong> dort angegebenen Mitteln beizulegen, so legen sie <strong>die</strong> Streitigkeit<br />

dem Si<strong>ch</strong>erheitsrat vor.<br />

(2) Könnte na<strong>ch</strong> Auffassung des Si<strong>ch</strong>erheitsrats <strong>die</strong> Fortdauer <strong>der</strong> Streitigkeit tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> Wahrung des Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit gefähr<strong>den</strong>,<br />

so bes<strong>ch</strong>liesst er, ob er na<strong>ch</strong> Artikel 36 tätig wer<strong>den</strong> o<strong>der</strong> <strong>die</strong> ihm angemessen<br />

ers<strong>ch</strong>einen<strong>den</strong> Empfehlungen für eine Beilegung abgeben will.<br />

Art. 38<br />

Unbes<strong>ch</strong>adet <strong>der</strong> Artikel 33 bis 37 kann <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat, wenn alle Parteien einer<br />

Streitigkeit <strong>die</strong>s beantragen, Empfehlungen zu <strong>der</strong>en friedli<strong>ch</strong>er Beilegung an <strong>die</strong><br />

Streitparteien ri<strong>ch</strong>ten.<br />

1242


Kapitel VII:<br />

Massnahmen bei Bedrohung o<strong>der</strong> Bru<strong>ch</strong> des Frie<strong>den</strong>s und<br />

bei Angriffshandlungen<br />

Art. 39<br />

Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat stellt fest, ob eine Bedrohung o<strong>der</strong> ein Bru<strong>ch</strong> des Frie<strong>den</strong>s o<strong>der</strong><br />

eine Angriffshandlung vorliegt; er gibt Empfehlungen ab o<strong>der</strong> bes<strong>ch</strong>liesst, wel<strong>ch</strong>e<br />

Massnahmen auf Grund <strong>der</strong> Artikel 41 und 42 zu treffen sind, um <strong>den</strong> Weltfrie<strong>den</strong><br />

und <strong>die</strong> internationale Si<strong>ch</strong>erheit zu wahren o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>herzustellen.<br />

Art. 40<br />

Um einer Vers<strong>ch</strong>ärfung <strong>der</strong> Lage vorzubeugen, kann <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat, bevor er<br />

na<strong>ch</strong> Artikel 39 Empfehlungen abgibt o<strong>der</strong> Massnahmen bes<strong>ch</strong>liesst, <strong>die</strong> beteiligten<br />

Parteien auffor<strong>der</strong>n, <strong>den</strong> von ihm für notwendig o<strong>der</strong> erwüns<strong>ch</strong>t era<strong>ch</strong>teten vorläufigen<br />

Massnahmen Folge zu leisten. Diese vorläufigen Massnahmen lassen <strong>die</strong> Re<strong>ch</strong>te,<br />

<strong>die</strong> Ansprü<strong>ch</strong>e und <strong>die</strong> Stellung <strong>der</strong> beteiligten Parteien unberührt. Wird <strong>den</strong><br />

vorläufigen Massnahmen ni<strong>ch</strong>t Folge geleistet, so trägt <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat <strong>die</strong>sem<br />

Versagen gebührend Re<strong>ch</strong>nung.<br />

Art. 41<br />

Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat kann bes<strong>ch</strong>liessen, wel<strong>ch</strong>e Massnahmen - unter Auss<strong>ch</strong>luss von<br />

Waffengewalt - zu ergreifen sind, um seinen Bes<strong>ch</strong>lüssen Wirksamkeit zu verleihen;<br />

er kann <strong>die</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen auffor<strong>der</strong>n, <strong>die</strong>se Massnahmen<br />

dur<strong>ch</strong>zuführen. Sie können <strong>die</strong> vollständige o<strong>der</strong> teilweise Unterbre<strong>ch</strong>ung <strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>aftsbeziehungen,<br />

des Eisenbahn-, See- und Luftverkehrs, <strong>der</strong> Post-, Telegraphenund<br />

Funkverbindungen sowie sonstiger Verkehrsmögli<strong>ch</strong>keiten und <strong>den</strong> Abbru<strong>ch</strong><br />

<strong>der</strong> diplomatis<strong>ch</strong>en Beziehungen eins<strong>ch</strong>liessen.<br />

Art. 42<br />

Ist <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat <strong>der</strong> Auffassung, dass <strong>die</strong> in Artikel 41 vorgesehenen Massnahmen<br />

unzulängli<strong>ch</strong> sein wür<strong>den</strong> o<strong>der</strong> si<strong>ch</strong> als unzulängli<strong>ch</strong> erwiesen haben, so<br />

kann er mit Luft-, See- o<strong>der</strong> Landstreitkräften <strong>die</strong> zur Wahrung o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

des Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong>en Massnahmen<br />

dur<strong>ch</strong>führen. Sie können Demonstrationen, Blocka<strong>den</strong> und sonstige Einsätze<br />

<strong>der</strong> Luft-, See- o<strong>der</strong> Landstreitkräfte von Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Vereinten Nationen eins<strong>ch</strong>liessen.<br />

Art. 43<br />

(1) Alle Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen verpfli<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong>, zur Wahrung des<br />

Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit dadur<strong>ch</strong> beizutragen, dass sie na<strong>ch</strong><br />

Massgabe eines o<strong>der</strong> mehrerer Son<strong>der</strong>abkommen dem Si<strong>ch</strong>erheitsrat auf sein Ersu<strong>ch</strong>en<br />

Streitkräfte zur Verfügung stellen, Beistand leisten und Erlei<strong>ch</strong>terungen eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />

des Dur<strong>ch</strong>mars<strong>ch</strong>re<strong>ch</strong>ts gewähren, soweit <strong>die</strong>s zur Wahrung des Weltfrie<strong>den</strong>s<br />

und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong> ist.<br />

1243


(2) Diese Abkommen haben <strong>die</strong> Zahl und Art <strong>der</strong> Streitkräfte, ihren Bereits<strong>ch</strong>aftsgrad,<br />

ihren allgemeinen Standort sowie <strong>die</strong> Art <strong>der</strong> Erlei<strong>ch</strong>terungen und des Beistands<br />

vorzusehen.<br />

(3) Die Abkommen wer<strong>den</strong> auf Veranlassung des Si<strong>ch</strong>erheitsrats so bald wie mögli<strong>ch</strong><br />

im Verhandlungswege ausgearbeitet. Sie wer<strong>den</strong> zwis<strong>ch</strong>en dem Si<strong>ch</strong>erheitsrat<br />

einerseits und Einzelmitglie<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>gruppen an<strong>der</strong>erseits ges<strong>ch</strong>lossen<br />

und von <strong>den</strong> Unterzei<strong>ch</strong>nerstaaten na<strong>ch</strong> Massgabe ihres Verfassungsre<strong>ch</strong>ts ratifiziert.<br />

Art. 44<br />

Hat <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat <strong>die</strong> Anwendung von Gewalt bes<strong>ch</strong>lossen, so lädt er ein in ihm<br />

ni<strong>ch</strong>t vertretenes Mitglied, bevor er es zur Stellung von Streitkräften auf Grund <strong>der</strong><br />

na<strong>ch</strong> Artikel 43 <strong>über</strong>nommenen Verpfli<strong>ch</strong>tungen auffor<strong>der</strong>t, auf dessen Wuns<strong>ch</strong> ein,<br />

an seinen Bes<strong>ch</strong>lüssen <strong>über</strong> <strong>den</strong> Einsatz von Kontingenten <strong>der</strong> Streitkräfte <strong>die</strong>ses<br />

Mitglieds teilzunehmen.<br />

Art. 45<br />

Um <strong>die</strong> Vereinten Nationen zur Dur<strong>ch</strong>führung dringen<strong>der</strong> militäris<strong>ch</strong>er Massnahmen<br />

zu befähigen, halten Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Organisation Kontingente ihrer Luftstreitkräfte<br />

zum sofortigen Einsatz bei gemeinsamen internationalen Zwangsmassnahmen bereit.<br />

Stärke und Bereits<strong>ch</strong>aftsgrad <strong>die</strong>ser Kontingente sowie <strong>die</strong> Pläne für ihre gemeinsamen<br />

Massnahmen legt <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat mit Unterstützung des Generalstabsauss<strong>ch</strong>usses<br />

im Rahmen <strong>der</strong> in Artikel 43 erwähnten Son<strong>der</strong>abkommen fest.<br />

Art. 46<br />

Die Pläne für <strong>die</strong> Anwendung von Waffengewalt wer<strong>den</strong> vom Si<strong>ch</strong>erheitsrat mit<br />

Unterstützung des Generalstabsauss<strong>ch</strong>usses aufgestellt.<br />

Art. 47<br />

(1) Es wird ein Generalstabsauss<strong>ch</strong>uss eingesetzt, um <strong>den</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat in allen<br />

Fragen zu beraten und zu unterstützen, <strong>die</strong> dessen militäris<strong>ch</strong>e Bedürfnisse zur Wahrung<br />

des Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit, <strong>den</strong> Einsatz und <strong>die</strong> Führung<br />

<strong>der</strong> dem Si<strong>ch</strong>erheitsrat zur Verfügung gestellten Streitkräfte, <strong>die</strong> Rüstungsregelung<br />

und eine etwaige Abrüstung betreffen.<br />

(2) Der Generalstabsauss<strong>ch</strong>uss besteht aus <strong>den</strong> Generalstabs<strong>ch</strong>efs <strong>der</strong> ständigen<br />

Mitglie<strong>der</strong> des Si<strong>ch</strong>erheitsrats o<strong>der</strong> ihren Vertretern. Ein ni<strong>ch</strong>t ständig im Auss<strong>ch</strong>uss<br />

vertretenes Mitglied <strong>der</strong> Vereinten Nationen wird vom Auss<strong>ch</strong>uss eingela<strong>den</strong>, si<strong>ch</strong><br />

ihm zu assoziieren, wenn <strong>die</strong> Mitarbeit <strong>die</strong>ses Mitglieds für <strong>die</strong> wirksame Dur<strong>ch</strong>führung<br />

<strong>der</strong> Aufgaben des Auss<strong>ch</strong>usses erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong> ist.<br />

(3) Der Generalstabsauss<strong>ch</strong>uss ist unter <strong>der</strong> Autorität des Si<strong>ch</strong>erheitsrats für <strong>die</strong><br />

strategis<strong>ch</strong>e Leitung aller dem Si<strong>ch</strong>erheitsrat zur Verfügung gestellten Streitkräfte<br />

verantwortli<strong>ch</strong>. Die Fragen bezügli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Führung <strong>die</strong>ser Streitkräfte wer<strong>den</strong> später<br />

geregelt.<br />

(4) Der Generalstabsauss<strong>ch</strong>uss kann mit Ermä<strong>ch</strong>tigung des Si<strong>ch</strong>erheitsrats na<strong>ch</strong><br />

Konsultation mit geeigneten regionalen Einri<strong>ch</strong>tungen regionale Unterauss<strong>ch</strong>üsse<br />

einsetzen.<br />

1244


Art. 48<br />

(1) Die Massnahmen, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Dur<strong>ch</strong>führung <strong>der</strong> Bes<strong>ch</strong>lüsse des Si<strong>ch</strong>erheitsrats<br />

zur Wahrung des Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong> sind,<br />

wer<strong>den</strong> je na<strong>ch</strong> dem Ermessen des Si<strong>ch</strong>erheitsrats von allen o<strong>der</strong> von einigen Mitglie<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Vereinten Nationen getroffen.<br />

(2) Diese Bes<strong>ch</strong>lüsse wer<strong>den</strong> von <strong>den</strong> Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Vereinten Nationen unmittelbar<br />

sowie dur<strong>ch</strong> Massnahmen in <strong>den</strong> geeigneten internationalen Einri<strong>ch</strong>tungen<br />

dur<strong>ch</strong>geführt, <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong> sie sind.<br />

Art. 49<br />

Bei <strong>der</strong> Dur<strong>ch</strong>führung <strong>der</strong> vom Si<strong>ch</strong>erheitsrat bes<strong>ch</strong>lossenen Massnahmen leisten <strong>die</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen einan<strong>der</strong> gemeinsam handelnd Beistand.<br />

Art. 50<br />

Ergreift <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat gegen einen Staat Vorbeugungs- o<strong>der</strong> Zwangsmassnahmen,<br />

so kann je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Staat, ob Mitglied <strong>der</strong> Vereinten Nationen o<strong>der</strong> ni<strong>ch</strong>t, <strong>den</strong><br />

<strong>die</strong> Dur<strong>ch</strong>führung <strong>die</strong>ser Massnahmen vor beson<strong>der</strong>e wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Probleme stellt,<br />

<strong>den</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat zwecks Lösung <strong>die</strong>ser Probleme konsultieren.<br />

Art. 51<br />

Diese Charta beeinträ<strong>ch</strong>tigt im Falle eines bewaffneten Angriffs gegen ein Mitglied<br />

<strong>der</strong> Vereinten Nationen keineswegs das naturgegebene Re<strong>ch</strong>t zur individuellen o<strong>der</strong><br />

kollektiven Selbstverteidigung, bis <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat <strong>die</strong> zur Wahrung des Weltfrie<strong>den</strong>s<br />

und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong>en Massnahmen getroffen hat.<br />

Massnahmen, <strong>die</strong> ein Mitglied in Ausübung <strong>die</strong>ses Selbstverteidigungsre<strong>ch</strong>ts trifft,<br />

sind dem Si<strong>ch</strong>erheitsrat sofort anzuzeigen; sie berühren in keiner Weise dessen auf<br />

<strong>die</strong>ser Charta beruhende Befugnis und Pfli<strong>ch</strong>t, je<strong>der</strong>zeit <strong>die</strong> Massnahmen zu treffen,<br />

<strong>die</strong> er zur Wahrung o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung des Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen<br />

Si<strong>ch</strong>erheit für erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong> hält.<br />

Kapitel VIII: Regionale Abma<strong>ch</strong>ungen<br />

Art. 52<br />

(1) Diese Charta s<strong>ch</strong>liesst das Bestehen regionaler Abma<strong>ch</strong>ungen o<strong>der</strong> Einri<strong>ch</strong>tungen<br />

zur Behandlung <strong>der</strong>jenigen <strong>die</strong> Wahrung des Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen<br />

Si<strong>ch</strong>erheit betreffen<strong>den</strong> Angelegenheiten ni<strong>ch</strong>t aus, bei <strong>den</strong>en Massnahmen<br />

regionaler Art angebra<strong>ch</strong>t sind; Voraussetzung hierfür ist, dass <strong>die</strong>se Abma<strong>ch</strong>ungen<br />

o<strong>der</strong> Einri<strong>ch</strong>tungen und ihr Wirken mit <strong>den</strong> Zielen und Grundsätzen <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen vereinbar sind.<br />

(2) Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen, <strong>die</strong> sol<strong>ch</strong>e Abma<strong>ch</strong>ungen treffen o<strong>der</strong> sol<strong>ch</strong>e<br />

Einri<strong>ch</strong>tungen s<strong>ch</strong>affen, wer<strong>den</strong> si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> besten Kräften bemühen, dur<strong>ch</strong> Inanspru<strong>ch</strong>nahme<br />

<strong>die</strong>ser Abma<strong>ch</strong>ungen o<strong>der</strong> Einri<strong>ch</strong>tungen örtli<strong>ch</strong> begrenzte Streitigkeiten<br />

friedli<strong>ch</strong> beizulegen, bevor sie <strong>den</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat damit befassen.<br />

1245


(3) Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat wird <strong>die</strong> Entwicklung des Verfahrens för<strong>der</strong>n, örtli<strong>ch</strong> begrenzte<br />

Streitigkeiten dur<strong>ch</strong> Inanspru<strong>ch</strong>nahme <strong>die</strong>ser regionalen Abma<strong>ch</strong>ungen o<strong>der</strong><br />

Einri<strong>ch</strong>tungen friedli<strong>ch</strong> beizulegen, sei es auf Veranlassung <strong>der</strong> beteiligten Staaten<br />

o<strong>der</strong> auf Grund von Überweisungen dur<strong>ch</strong> ihn selbst.<br />

(4) Die Anwendung <strong>der</strong> Artikel 34 und 35 wird dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong>sen Artikel ni<strong>ch</strong>t beeinträ<strong>ch</strong>tigt.<br />

Art. 53<br />

(1) Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat nimmt gegebenenfalls <strong>die</strong>se regionalen Abma<strong>ch</strong>ungen o<strong>der</strong><br />

Einri<strong>ch</strong>tungen zur Dur<strong>ch</strong>führung von Zwangsmassnahmen unter seiner Autorität in<br />

Anspru<strong>ch</strong>. Ohne Ermä<strong>ch</strong>tigung des Si<strong>ch</strong>erheitsrats dürfen Zwangsmassnahmen auf<br />

Grund regionaler Abma<strong>ch</strong>ungen o<strong>der</strong> seitens regionaler Einri<strong>ch</strong>tungen ni<strong>ch</strong>t ergriffen<br />

wer<strong>den</strong>; ausgenommen sind Massnahmen gegen einen Feindstaat im Sinne des<br />

Absatzes 2, soweit sie in Artikel 107 o<strong>der</strong> in regionalen, gegen <strong>die</strong> Wie<strong>der</strong>aufnahme<br />

<strong>der</strong> Angriffspolitik eines sol<strong>ch</strong>en Staates geri<strong>ch</strong>teten Abma<strong>ch</strong>ungen vorgesehen sind;<br />

<strong>die</strong> Ausnahme gilt, bis <strong>der</strong> Organisation auf Ersu<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> beteiligten Regierungen<br />

<strong>die</strong> Aufgabe zugewiesen wird, neue Angriffe eines sol<strong>ch</strong>en Staates zu verhüten.<br />

(2) Der Ausdruck «Feindstaat» in Absatz 1 bezei<strong>ch</strong>net je<strong>den</strong> Staat, <strong>der</strong> während des<br />

Zweiten Weltkriegs Feind eines Unterzei<strong>ch</strong>ners <strong>die</strong>ser Charta war.<br />

Art. 54<br />

Der Si<strong>ch</strong>erheitsrat ist je<strong>der</strong>zeit vollständig <strong>über</strong> <strong>die</strong> Massnahmen auf dem laufen<strong>den</strong><br />

zu halten, <strong>die</strong> zur Wahrung des Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit auf<br />

Grund regionaler Abma<strong>ch</strong>ungen o<strong>der</strong> seitens regionaler Einri<strong>ch</strong>tungen getroffen<br />

o<strong>der</strong> in Aussi<strong>ch</strong>t genommen wer<strong>den</strong>.<br />

Kapitel IX:<br />

Internationale Zusammenarbeit auf wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>em<br />

und sozialem Gebiet<br />

Art. 55<br />

Um jenen Zustand <strong>der</strong> Stabilität und Wohlfahrt herbeizuführen, <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong> ist,<br />

damit zwis<strong>ch</strong>en <strong>den</strong> Nationen friedli<strong>ch</strong>e und freunds<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e, auf <strong>der</strong> A<strong>ch</strong>tung vor<br />

dem Grundsatz <strong>der</strong> Glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigung und Selbstbestimmung <strong>der</strong> Völker beruhende<br />

Beziehungen herrs<strong>ch</strong>en, för<strong>der</strong>n <strong>die</strong> Vereinten Nationen<br />

a) <strong>die</strong> Verbesserung des Lebensstandards, <strong>die</strong> Vollbes<strong>ch</strong>äftigung und <strong>die</strong> Voraussetzungen<br />

für wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und sozialen Forts<strong>ch</strong>ritt und Aufstieg;<br />

b) <strong>die</strong> Lösung internationaler Probleme wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er, sozialer, gesundheitli<strong>ch</strong>er<br />

und verwandter Art sowie <strong>die</strong> internationale Zusammenarbeit auf <strong>den</strong><br />

Gebieten <strong>der</strong> Kultur und <strong>der</strong> Erziehung;<br />

c) <strong>die</strong> allgemeine A<strong>ch</strong>tung und Verwirkli<strong>ch</strong>ung <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te und<br />

Grundfreiheiten für alle ohne Unters<strong>ch</strong>ied <strong>der</strong> Rasse, des Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ts, <strong>der</strong><br />

Spra<strong>ch</strong>e o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Religion.<br />

1246


Art. 56<br />

Alle Mitgliedstaaten verpfli<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong>, gemeinsam und je<strong>der</strong> für si<strong>ch</strong> mit <strong>der</strong> Organisation<br />

zusammenzuarbeiten, um <strong>die</strong> in Artikel 55 dargelegten Ziele zu errei<strong>ch</strong>en.<br />

Art. 57<br />

(1) Die vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>en dur<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>enstaatli<strong>ch</strong>e Übereinkünfte erri<strong>ch</strong>teten Son<strong>der</strong>organisationen,<br />

<strong>die</strong> auf <strong>den</strong> Gebieten <strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>aft, des Sozialwesens, <strong>der</strong> Kultur,<br />

<strong>der</strong> Erziehung, <strong>der</strong> Gesundheit und auf verwandten Gebieten weitrei<strong>ch</strong>ende, in<br />

ihren massgeben<strong>den</strong> Urkun<strong>den</strong> ums<strong>ch</strong>riebene internationale Aufgaben zu erfüllen<br />

haben, wer<strong>den</strong> gemäss Artikel 63 mit <strong>den</strong> Vereinten Nationen in Beziehung gebra<strong>ch</strong>t.<br />

(2) Diese mit <strong>den</strong> Vereinten Nationen in Beziehung gebra<strong>ch</strong>ten Organisationen sind<br />

im folgen<strong>den</strong> als «Son<strong>der</strong>organisationen» bezei<strong>ch</strong>net.<br />

Art. 58<br />

Die Organisation gibt Empfehlungen ab, um <strong>die</strong> Bestrebungen und Tätigkeiten <strong>die</strong>ser<br />

Son<strong>der</strong>organisationen zu koordinieren.<br />

Art. 59<br />

Die Organisation veranlasst gegebenenfalls zwis<strong>ch</strong>en <strong>den</strong> in Betra<strong>ch</strong>t kommen<strong>den</strong><br />

Staaten Verhandlungen zur Erri<strong>ch</strong>tung neuer Son<strong>der</strong>organisationen, soweit sol<strong>ch</strong>e<br />

zur Verwirkli<strong>ch</strong>ung <strong>der</strong> in Artikel 55 dargelegten Ziele erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong> sind.<br />

Art. 60<br />

Für <strong>die</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> in <strong>die</strong>sem Kapitel genannten Aufgaben <strong>der</strong> Organisation<br />

sind <strong>die</strong> Generalversammlung und unter ihrer Autorität <strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrat<br />

verantwortli<strong>ch</strong>; <strong>die</strong>ser besitzt zu <strong>die</strong>sem Zweck <strong>die</strong> ihm in Kapitel X zugewiesenen<br />

Befugnisse.<br />

Kapitel X: Der Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrat<br />

Art. 61 Zusammensetzung<br />

(1) Der Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrat besteht aus vierundfünfzig von <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

gewählten Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Vereinten Nationen.<br />

(2) Vorbehaltli<strong>ch</strong> des Absatzes 3 wer<strong>den</strong> alljährli<strong>ch</strong> a<strong>ch</strong>tzehn Mitglie<strong>der</strong> des Wirts<strong>ch</strong>afts-<br />

und Sozialrats für drei Jahre gewählt. Ein auss<strong>ch</strong>ei<strong>den</strong>des Mitglied kann<br />

unmittelbar wie<strong>der</strong>gewählt wer<strong>den</strong>.<br />

(3) Bei <strong>der</strong> ersten Wahl, <strong>die</strong> na<strong>ch</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Ratsmitglie<strong>der</strong> von siebenundzwanzig<br />

auf vierundfünfzig stattfindet, wer<strong>den</strong> zusätzli<strong>ch</strong> zu <strong>den</strong> Mitglie<strong>der</strong>n,<br />

<strong>die</strong> anstelle <strong>der</strong> neun Mitglie<strong>der</strong> gewählt wer<strong>den</strong>, <strong>der</strong>en Amtszeit mit dem betreffen<strong>den</strong><br />

Jahr endet, siebenundzwanzig weitere Mitglie<strong>der</strong> des Wirts<strong>ch</strong>afts- und<br />

Sozialrats gewählt. Die Amtszeit von neun <strong>die</strong>ser siebenundzwanzig zusätzli<strong>ch</strong>en<br />

1247


Mitglie<strong>der</strong> endet na<strong>ch</strong> einem Jahr, <strong>die</strong>jenige von neun weiteren Mitglie<strong>der</strong>n na<strong>ch</strong><br />

zwei Jahren; das Nähere regelt <strong>die</strong> Generalversammlung.<br />

(4) Jedes Mitglied des Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrats hat in <strong>die</strong>sem einen Vertreter.<br />

Art. 62 Aufgaben und Befugnisse<br />

(1) Der Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrat kann <strong>über</strong> internationale Angelegenheiten auf<br />

<strong>den</strong> Gebieten <strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>aft, des Sozialwesens, <strong>der</strong> Kultur, <strong>der</strong> Erziehung, <strong>der</strong> Gesundheit<br />

und auf verwandten Gebieten Untersu<strong>ch</strong>ungen dur<strong>ch</strong>führen o<strong>der</strong> bewirken<br />

sowie Beri<strong>ch</strong>te abfassen o<strong>der</strong> veranlassen; er kann zu je<strong>der</strong> <strong>der</strong>artigen Angelegenheit<br />

an <strong>die</strong> Generalversammlung, <strong>die</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen und <strong>die</strong> in Betra<strong>ch</strong>t<br />

kommen<strong>den</strong> Son<strong>der</strong>organisationen Empfehlungen ri<strong>ch</strong>ten.<br />

(2) Er kann Empfehlungen abgeben, um <strong>die</strong> A<strong>ch</strong>tung und Verwirkli<strong>ch</strong>ung <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te<br />

und Grundfreiheiten für alle zu for<strong>der</strong>n.<br />

(3) Er kann <strong>über</strong> Angelegenheiten, für <strong>die</strong> er zuständig ist, Übereinkommen entwerfen<br />

und <strong>der</strong> Generalversammlung vorlegen.<br />

(4) Er kann na<strong>ch</strong> <strong>den</strong> von <strong>den</strong> Vereinten Nationen festgesetzten Regeln internationale<br />

Konferenzen <strong>über</strong> Angelegenheiten einberufen, für <strong>die</strong> er zuständig ist.<br />

Art. 63<br />

(1) Der Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrat kann mit je<strong>der</strong> <strong>der</strong> in Artikel 57 bezei<strong>ch</strong>neten<br />

Organisationen Abkommen s<strong>ch</strong>liessen, in <strong>den</strong>en <strong>die</strong> Beziehungen <strong>der</strong> betreffen<strong>den</strong><br />

Organisation zu <strong>den</strong> Vereinten Nationen geregelt wer<strong>den</strong>. Diese Abkommen bedürfen<br />

<strong>der</strong> Genehmigung dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Generalversammlung.<br />

(2) Er kann <strong>die</strong> Tätigkeit <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>organisationen koordinieren, indem er Konsultationen<br />

mit ihnen führt und an sie, an <strong>die</strong> Generalversammlung und <strong>die</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Vereinten Nationen Empfehlungen ri<strong>ch</strong>tet.<br />

Art. 64<br />

(1) Der Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrat kann geeignete S<strong>ch</strong>ritte unternehmen, um von<br />

<strong>den</strong> Son<strong>der</strong>organisationen regelmässig Beri<strong>ch</strong>te zu erhalten. Er kann mit <strong>den</strong> Mitglie<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Vereinten Nationen und mit <strong>den</strong> Son<strong>der</strong>organisationen Abma<strong>ch</strong>ungen<br />

treffen, um Beri<strong>ch</strong>te <strong>über</strong> <strong>die</strong> Massnahmen zu erhalten, <strong>die</strong> zur Dur<strong>ch</strong>führung seiner<br />

Empfehlungen und <strong>der</strong> Empfehlungen <strong>der</strong> Generalversammlung <strong>über</strong> Angelegenheiten<br />

getroffen wer<strong>den</strong>, für <strong>die</strong> er zuständig ist.<br />

(2) Er kann <strong>der</strong> Generalversammlung seine Bemerkungen zu <strong>die</strong>sen Beri<strong>ch</strong>ten mitteilen.<br />

Art. 65<br />

Der Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrat kann dem Si<strong>ch</strong>erheitsrat Auskünfte erteilen und ihn<br />

auf dessen Ersu<strong>ch</strong>en unterstützen.<br />

1248


Art. 66<br />

(1) Der Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrat nimmt alle Aufgaben wahr, für <strong>die</strong> er im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Dur<strong>ch</strong>führung von Empfehlungen <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

zuständig ist.<br />

(2) Er kann mit Genehmigung <strong>der</strong> Generalversammlung alle Dienste leisten, um <strong>die</strong><br />

ihn Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>organisationen ersu<strong>ch</strong>en.<br />

(3) Er nimmt alle sonstigen Aufgaben wahr, <strong>die</strong> ihm in <strong>die</strong>ser Charta o<strong>der</strong> dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong><br />

Generalversammlung zugewiesen wer<strong>den</strong>.<br />

Art. 67 Abstimmung<br />

(1) Jedes Mitglied des Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrats hat eine Stimme.<br />

(2) Bes<strong>ch</strong>lüsse des Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrats bedürfen <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> anwesen<strong>den</strong><br />

und abstimmen<strong>den</strong> Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Art. 68 Verfahren<br />

Der Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrat setzt Kommissionen für wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e und soziale<br />

Fragen und für <strong>die</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te sowie alle sonstigen zur Wahrnehmung<br />

seiner Aufgaben erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong>en Kommissionen ein.<br />

Art. 69<br />

Behandelt <strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrat eine Angelegenheit, <strong>die</strong> für ein Mitglied<br />

<strong>der</strong> Vereinten Nationen von beson<strong>der</strong>em Belang ist, so lädt er es ein, ohne Stimmre<strong>ch</strong>t<br />

an seinen Beratungen teilzunehmen.<br />

Art. 70<br />

Der Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrat kann Abma<strong>ch</strong>ungen dahingehend treffen, dass Vertreter<br />

<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>organisationen ohne Stimmre<strong>ch</strong>t an seinen Beratungen und an <strong>den</strong><br />

Beratungen <strong>der</strong> von ihm eingesetzten Kommissionen teilnehmen und dass seine eigenen<br />

Vertreter an <strong>den</strong> Beratungen <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>organisationen teilnehmen.<br />

Art. 71<br />

Der Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrat kann geeignete Abma<strong>ch</strong>ungen zwecks Konsultation<br />

mit ni<strong>ch</strong>tstaatli<strong>ch</strong>en Organisationen treffen, <strong>die</strong> si<strong>ch</strong> mit Angelegenheiten seiner Zuständigkeit<br />

befassen. Sol<strong>ch</strong>e Abma<strong>ch</strong>ungen können mit internationalen Organisationen<br />

und, soweit angebra<strong>ch</strong>t, na<strong>ch</strong> Konsultation des betreffen<strong>den</strong> Mitglieds <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen au<strong>ch</strong> mit nationalen Organisationen getroffen wer<strong>den</strong>.<br />

Art. 72<br />

(1) Der Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrat gibt si<strong>ch</strong> eine Ges<strong>ch</strong>äftsordnung; in <strong>die</strong>ser regelt<br />

er au<strong>ch</strong> das Verfahren für <strong>die</strong> Wahl seines Präsi<strong>den</strong>ten.<br />

(2) Der Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrat tritt na<strong>ch</strong> Bedarf gemäss seiner Ges<strong>ch</strong>äftsordnung<br />

zusammen; in <strong>die</strong>ser ist au<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Einberufung von Sitzungen auf Antrag <strong>der</strong><br />

Mehrheit seiner Mitglie<strong>der</strong> vorzusehen.<br />

1249


Kapitel XI: Erklärung <strong>über</strong> Hoheitsgebiete ohne Selbstregierung<br />

Art. 73<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen, wel<strong>ch</strong>e <strong>die</strong> Verantwortung für <strong>die</strong> Verwaltung<br />

von Hoheitsgebieten haben o<strong>der</strong> <strong>über</strong>nehmen, <strong>der</strong>en Völker no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t <strong>die</strong> volle<br />

Selbstregierung errei<strong>ch</strong>t haben, bekennen si<strong>ch</strong> zu dem Grundsatz, dass <strong>die</strong> Interessen<br />

<strong>der</strong> Einwohner <strong>die</strong>ser Hoheitsgebiete Vorrang haben; sie <strong>über</strong>nehmen als heiligen<br />

Auftrag <strong>die</strong> Verpfli<strong>ch</strong>tung, im Rahmen des dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong>se Charta erri<strong>ch</strong>teten Systems<br />

des Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit das Wohl <strong>die</strong>ser Einwohner aufs<br />

äusserste zu för<strong>der</strong>n; zu <strong>die</strong>sem Zweck verpfli<strong>ch</strong>ten sie si<strong>ch</strong>,<br />

a) <strong>den</strong> politis<strong>ch</strong>en, wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en, sozialen und erzieheris<strong>ch</strong>en Forts<strong>ch</strong>ritt, <strong>die</strong><br />

gere<strong>ch</strong>te Behandlung und <strong>den</strong> S<strong>ch</strong>utz <strong>die</strong>ser Völker gegen Missbräu<strong>ch</strong>e unter<br />

gebühren<strong>der</strong> A<strong>ch</strong>tung vor ihrer Kultur zu gewährleisten;<br />

b) <strong>die</strong> Selbstregierung zu entwickeln, <strong>die</strong> politis<strong>ch</strong>en Bestrebungen <strong>die</strong>ser Völker<br />

gebührend zu berücksi<strong>ch</strong>tigen und sie bei <strong>der</strong> forts<strong>ch</strong>reiten<strong>den</strong> Entwicklung<br />

ihrer freien politis<strong>ch</strong>en Einri<strong>ch</strong>tungen zu unterstützen, und zwar je na<strong>ch</strong><br />

<strong>den</strong> beson<strong>der</strong>en Verhältnissen jedes Hoheitsgebiets, seiner Bevölkerung und<br />

<strong>der</strong>en jeweiliger Entwicklungsstufe;<br />

c) <strong>den</strong> Weltfrie<strong>den</strong> und <strong>die</strong> internationale Si<strong>ch</strong>erheit zu festigen;<br />

d) Aufbau- und Entwicklungsmassnahmen zu för<strong>der</strong>n, <strong>die</strong> Fors<strong>ch</strong>ungstätigkeit<br />

zu unterstützen sowie miteinan<strong>der</strong> und gegebenenfalls mit internationalen<br />

Fa<strong>ch</strong>organisationen zusammenzuarbeiten, um <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sem Artikel dargelegten<br />

sozialen, wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Ziele zu verwirkli<strong>ch</strong>en;<br />

e) dem Generalsekretär mit <strong>der</strong> dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Rücksi<strong>ch</strong>tnahme auf Si<strong>ch</strong>erheit und<br />

Verfassung gebotenen Eins<strong>ch</strong>ränkung zu seiner Unterri<strong>ch</strong>tung regelmässig<br />

statistis<strong>ch</strong>e und sonstige Informationen te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Art <strong>über</strong> das Wirts<strong>ch</strong>afts-,<br />

Sozial- und Erziehungswesen in <strong>den</strong> ni<strong>ch</strong>t unter <strong>die</strong> Kapitel XII<br />

und XIII fallen<strong>den</strong> Hoheitsgebieten zu <strong>über</strong>mitteln, für <strong>die</strong> sie verantwortli<strong>ch</strong><br />

sind.<br />

Art. 74<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen sind si<strong>ch</strong> ferner darin einig, dass <strong>die</strong> Politik,<br />

<strong>die</strong> sie für <strong>die</strong> unter <strong>die</strong>ses Kapitel fallen<strong>den</strong> Hoheitsgebiete verfolgen, ni<strong>ch</strong>t min<strong>der</strong><br />

auf dem allgemeinen Grundsatz <strong>der</strong> guten Na<strong>ch</strong>bars<strong>ch</strong>aft in sozialen, wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

und Handelsangelegenheiten beruhen muss als <strong>die</strong> Politik, <strong>die</strong> sie für ihr Mutterland<br />

verfolgen; hierbei sind <strong>die</strong> Interessen und das Wohl <strong>der</strong> übrigen Welt gebührend<br />

zu berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />

Kapitel XII: Das internationale Treuhandsystem<br />

Art. 75<br />

Die Vereinten Nationen erri<strong>ch</strong>ten unter ihrer Autorität ein internationales Treuhandsystem<br />

für <strong>die</strong> Verwaltung und Beaufsi<strong>ch</strong>tigung <strong>der</strong> Hoheitsgebiete, <strong>die</strong> auf Grund<br />

1250


späterer Einzelabkommen in <strong>die</strong>ses System einbezogen wer<strong>den</strong>. Diese Hoheitsgebiete<br />

wer<strong>den</strong> im folgen<strong>den</strong> als Treuhandgebiete bezei<strong>ch</strong>net.<br />

Art. 76<br />

Im Einklang mit <strong>den</strong> in Artikel 1 <strong>die</strong>ser Charta dargelegten Zielen <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen <strong>die</strong>nt das Treuhandsystem hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> folgen<strong>den</strong> Zwecken:<br />

a) <strong>den</strong> Weltfrie<strong>den</strong> und <strong>die</strong> internationale Si<strong>ch</strong>erheit zu festigen;<br />

b) <strong>den</strong> politis<strong>ch</strong>en, wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en, sozialen und erzieheris<strong>ch</strong>en Forts<strong>ch</strong>ritt <strong>der</strong><br />

Einwohner <strong>der</strong> Treuhandgebiete und ihre forts<strong>ch</strong>reitende Entwicklung zur<br />

Selbstregierung o<strong>der</strong> Unabhängigkeit so zu för<strong>der</strong>n, wie es <strong>den</strong> beson<strong>der</strong>en<br />

Verhältnissen eines je<strong>den</strong> <strong>die</strong>ser Hoheitsgebiete und seiner Bevölkerung sowie<br />

<strong>der</strong>en frei geäusserten Wüns<strong>ch</strong>en entspri<strong>ch</strong>t und in dem <strong>die</strong>sbezügli<strong>ch</strong>en<br />

Treuhandabkommen vorgesehen ist;<br />

c) <strong>die</strong> A<strong>ch</strong>tung vor <strong>den</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten und Grundfreiheiten für alle ohne<br />

Unters<strong>ch</strong>ied <strong>der</strong> Rasse, des Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ts, <strong>der</strong> Spra<strong>ch</strong>e o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Religion zu<br />

för<strong>der</strong>n und das Bewusstsein <strong>der</strong> gegenseitigen Abhängigkeit <strong>der</strong> Völker <strong>der</strong><br />

Welt zu stärken;<br />

d) <strong>die</strong> Glei<strong>ch</strong>behandlung aller Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen und ihrer<br />

Staatsangehörigen in sozialen, wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und Handelsangelegenheiten<br />

sowie <strong>die</strong> Glei<strong>ch</strong>behandlung <strong>die</strong>ser Staatsangehörigen in <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>tspflege<br />

si<strong>ch</strong>erzustellen, ohne jedo<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Verwirkli<strong>ch</strong>ung <strong>der</strong> vorgenannten Zwecke<br />

zu beeinträ<strong>ch</strong>tigen; Artikel 80 bleibt unberührt.<br />

Art. 77<br />

(1) Das Treuhandsystem findet auf <strong>die</strong> zu <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Gruppen gehören<strong>den</strong> Hoheitsgebiete<br />

Anwendung, soweit sie auf Grund von Treuhandabkommen in <strong>die</strong>ses<br />

System einbezogen wer<strong>den</strong>:<br />

a) gegenwärtig bestehende Mandatsgebiete;<br />

b) hoheitsgebiete, <strong>die</strong> infolge des Zweiten Weltkriegs von Feindstaaten abgetrennt<br />

wer<strong>den</strong>;<br />

c) hoheitsgebiete, <strong>die</strong> von <strong>den</strong> für ihre Verwaltung verantwortli<strong>ch</strong>en Staaten<br />

freiwillig in das System einbezogen wer<strong>den</strong>.<br />

(2) Die Feststellung, wel<strong>ch</strong>e Hoheitsgebiete aus <strong>den</strong> genannten Gruppen in das<br />

Treuhandsystem einbezogen wer<strong>den</strong> und wel<strong>ch</strong>e Bestimmungen hierfür gelten,<br />

bleibt einer späteren Übereinkunft vorbehalten.<br />

Art. 78<br />

Das Treuhandsystem findet keine Anwendung auf Hoheitsgebiete, <strong>die</strong> Mitglied <strong>der</strong><br />

Vereinten Nationen gewor<strong>den</strong> sind; <strong>die</strong> Beziehungen zwis<strong>ch</strong>en Mitglie<strong>der</strong>n beruhen<br />

auf <strong>der</strong> A<strong>ch</strong>tung des Grundsatzes <strong>der</strong> souveränen Glei<strong>ch</strong>heit.<br />

Art. 79<br />

Für jedes in das Treuhandsystem einzubeziehende Hoheitsgebiet wer<strong>den</strong> <strong>die</strong> Treuhandbestimmungen<br />

eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> aller ihrer Än<strong>der</strong>ungen und Ergänzungen von<br />

1251


<strong>den</strong> unmittelbar beteiligten Staaten, zu <strong>den</strong>en bei Mandatsgebieten eines Mitglieds<br />

<strong>der</strong> Vereinten Nationen au<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Mandatsma<strong>ch</strong>t zählt, in Form eines Abkommens<br />

vereinbart; sie bedürfen <strong>der</strong> Genehmigung na<strong>ch</strong> <strong>den</strong> Artikeln 83 und 85.<br />

Art. 80<br />

(1) Soweit in einzelnen, auf Grund <strong>der</strong> Artikel 77, 79 und 81 ges<strong>ch</strong>lossenen Treuhandabkommen<br />

zur Einbeziehung eines Treuhandgebiets in das Treuhandsystem<br />

ni<strong>ch</strong>ts an<strong>der</strong>es vereinbart wird und solange <strong>der</strong>artige Abkommen no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ges<strong>ch</strong>lossen<br />

sind, ist <strong>die</strong>ses Kapitel ni<strong>ch</strong>t so auszulegen, als än<strong>der</strong>e es unmittelbar o<strong>der</strong><br />

mittelbar <strong>die</strong> Re<strong>ch</strong>te von Staaten o<strong>der</strong> Völkern o<strong>der</strong> in Kraft befindli<strong>ch</strong>e internationale<br />

Übereinkünfte, <strong>der</strong>en Vertragsparteien Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

sind.<br />

(2) Aus Absatz 1 kann keine Re<strong>ch</strong>tfertigung dafür abgeleitet wer<strong>den</strong>, Verhandlungen<br />

<strong>über</strong> Abkommen zu <strong>der</strong> in Artikel 77 vorgesehenen Einbeziehung von Mandatsgebieten<br />

und sonstigen Hoheitsgebieten in das Treuhandsystem o<strong>der</strong> <strong>den</strong> Abs<strong>ch</strong>luss<br />

sol<strong>ch</strong>er Abkommen zu verzögern o<strong>der</strong> aufzus<strong>ch</strong>ieben.<br />

Art. 81<br />

Jedes Treuhandabkommen enthält <strong>die</strong> Bestimmungen, na<strong>ch</strong> <strong>den</strong>en das Treuhandgebiet<br />

zu verwalten ist, und bezei<strong>ch</strong>net <strong>die</strong> verwaltende Obrigkeit. Diese, im folgen<strong>den</strong><br />

als «Verwaltungsma<strong>ch</strong>t» bezei<strong>ch</strong>net, kann ein Staat o<strong>der</strong> eine Staatengruppe o<strong>der</strong> <strong>die</strong><br />

Organisation selbst sein.<br />

Art. 82<br />

Jedes Treuhandabkommen kann eine o<strong>der</strong> mehrere strategis<strong>ch</strong>e Zonen bezei<strong>ch</strong>nen,<br />

<strong>die</strong> das ganze Treuhandgebiet, für wel<strong>ch</strong>es das Abkommen gilt, o<strong>der</strong> einen Teil davon<br />

umfassen; Son<strong>der</strong>abkommen na<strong>ch</strong> Artikel 43 bleiben unberührt.<br />

Art. 83<br />

(1) Alle Aufgaben <strong>der</strong> Vereinten Nationen in bezug auf strategis<strong>ch</strong>e Zonen, eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />

<strong>der</strong> Genehmigung <strong>der</strong> Treuhandabkommen sowie ihrer Än<strong>der</strong>ungen und<br />

Ergänzungen, nimmt <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat wahr.<br />

(2) Die in Artikel 76 dargelegten Hauptzwecke gelten au<strong>ch</strong> für <strong>die</strong> Bevölkerung je<strong>der</strong><br />

strategis<strong>ch</strong>en Zone.<br />

(3) Unter Bea<strong>ch</strong>tung <strong>der</strong> Treuhandabkommen nimmt <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat vorbehaltli<strong>ch</strong><br />

<strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitserfor<strong>der</strong>nisse <strong>die</strong> Unterstützung des Treuhandrats in Anspru<strong>ch</strong>,<br />

um im Rahmen des Treuhandsystems <strong>die</strong>jenigen Aufgaben <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

wahrzunehmen, <strong>die</strong> politis<strong>ch</strong>e, wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e, soziale und erzieheris<strong>ch</strong>e Angelegenheiten<br />

in <strong>den</strong> strategis<strong>ch</strong>en Zonen betreffen.<br />

Art. 84<br />

Die Verwaltungsma<strong>ch</strong>t hat <strong>die</strong> Pfli<strong>ch</strong>t, dafür zu sorgen, dass das Treuhandgebiet<br />

seinen Beitrag zur Wahrung des Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit leistet.<br />

Zu <strong>die</strong>sem Zweck kann sie freiwillige Streitkräfte, Erlei<strong>ch</strong>terungen und Beistand<br />

von dem Treuhandgebiet in Anspru<strong>ch</strong> nehmen, um <strong>die</strong> Verpfli<strong>ch</strong>tungen zu<br />

1252


erfüllen, <strong>die</strong> sie in <strong>die</strong>ser Hinsi<strong>ch</strong>t gegen<strong>über</strong> dem Si<strong>ch</strong>erheitsrat <strong>über</strong>nommen hat,<br />

und um <strong>die</strong> örtli<strong>ch</strong>e Verteidigung und <strong>die</strong> Aufre<strong>ch</strong>terhaltung von Re<strong>ch</strong>t und Ordnung<br />

innerhalb des Treuhandgebiets si<strong>ch</strong>erzustellen.<br />

Art. 85<br />

(1) Die Aufgaben <strong>der</strong> Vereinten Nationen in bezug auf Treuhandabkommen für alle<br />

ni<strong>ch</strong>t als strategis<strong>ch</strong>e Zonen bezei<strong>ch</strong>neten Gebiete, eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Genehmigung<br />

<strong>der</strong> Treuhandabkommen sowie ihrer Än<strong>der</strong>ungen und Ergänzungen, wer<strong>den</strong> von <strong>der</strong><br />

Generalversammlung wahrgenommen.<br />

(2) Bei <strong>der</strong> Dur<strong>ch</strong>führung <strong>die</strong>ser Aufgaben wird <strong>die</strong> Generalversammlung von dem<br />

unter ihrer Autorität handeln<strong>den</strong> Treuhandrat unterstützt.<br />

Kapitel XIII: Der Treuhandrat<br />

Art. 86 Zusammensetzung<br />

(1) Der Treuhandrat besteht aus folgen<strong>den</strong> Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Vereinten Nationen:<br />

a) <strong>den</strong> Mitglie<strong>der</strong>n, <strong>die</strong> Treuhandgebiete verwalten;<br />

b) <strong>den</strong> in Artikel 23 namentli<strong>ch</strong> aufgeführten Mitglie<strong>der</strong>n, soweit sie keine<br />

Treuhandgebiete verwalten;<br />

c) so vielen weiteren von <strong>der</strong> Generalversammlung für je drei Jahre gewählten<br />

Mitglie<strong>der</strong>n, wie erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong> sind, damit <strong>der</strong> Treuhandrat insgesamt zur<br />

Hälfte aus Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Vereinten Nationen besteht, <strong>die</strong> Treuhandgebiete<br />

verwalten, und zur Hälfte aus sol<strong>ch</strong>en, <strong>die</strong> keine verwalten.<br />

(2) Jedes Mitglied des Treuhandrats bestellt eine beson<strong>der</strong>s geeignete Person zu<br />

seinem Vertreter im Treuhandrat.<br />

Art. 87 Aufgaben und Befugnisse<br />

Die Generalversammlung und unter ihrer Autorität <strong>der</strong> Treuhandrat können bei <strong>der</strong><br />

Wahrnehmung ihrer Aufgaben<br />

a) von <strong>der</strong> Verwaltungsma<strong>ch</strong>t vorgelegte Beri<strong>ch</strong>te prüfen;<br />

b) Gesu<strong>ch</strong>e entgegennehmen und sie in Konsultation mit <strong>der</strong> Verwaltungsma<strong>ch</strong>t<br />

prüfen;<br />

c) regelmässige Bereisungen <strong>der</strong> einzelnen Treuhandgebiete veranlassen, <strong>der</strong>en<br />

Zeitpunkt mit <strong>der</strong> Verwaltungsma<strong>ch</strong>t vereinbart wird;<br />

d) <strong>die</strong>se und sonstige Massnahmen in Übereinstimmung mit <strong>den</strong> Treuhandabkommen<br />

treffen.<br />

Art. 88<br />

Der Treuhandrat arbeitet einen Fragebogen <strong>über</strong> <strong>den</strong> politis<strong>ch</strong>en, wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en,<br />

sozialen und erzieheris<strong>ch</strong>en Forts<strong>ch</strong>ritt <strong>der</strong> Einwohner jedes Treuhandgebiets aus;<br />

<strong>die</strong> Verwaltungsma<strong>ch</strong>t jedes Treuhandgebiets, für das <strong>die</strong> Generalversammlung zuständig<br />

ist, erstattet <strong>die</strong>ser auf Grund des Fragebogens alljährli<strong>ch</strong> Beri<strong>ch</strong>t.<br />

1253


Art. 89 Abstimmung<br />

(1) Jedes Mitglied des Treuhandrats hat eine Stimme.<br />

(2) Bes<strong>ch</strong>lüsse des Treuhandrats bedürfen <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> anwesen<strong>den</strong> und abstimmen<strong>den</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Art. 90 Verfahren<br />

(1) Der Treuhandrat gibt si<strong>ch</strong> eine Ges<strong>ch</strong>äftsordnung; in <strong>die</strong>ser regelt er au<strong>ch</strong> das<br />

Verfahren für <strong>die</strong> Wahl seines Präsi<strong>den</strong>ten.<br />

(2) Der Treuhandrat tritt na<strong>ch</strong> Bedarf gemäss seiner Ges<strong>ch</strong>äftsordnung zusammen;<br />

in <strong>die</strong>ser ist au<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Einberufung von Sitzungen auf Antrag <strong>der</strong> Mehrheit seiner<br />

Mitglie<strong>der</strong> vorzusehen.<br />

Art. 91<br />

Der Treuhandrat nimmt gegebenenfalls <strong>die</strong> Unterstützung des Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrats<br />

und <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>organisationen in Angelegenheiten in Anspru<strong>ch</strong>, für <strong>die</strong> sie<br />

zuständig sind.<br />

Kapitel XIV: Der Internationale Geri<strong>ch</strong>tshof<br />

Art. 92<br />

Der Internationale Geri<strong>ch</strong>tshof ist das Hauptre<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ungsorgan <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen. Er nimmt seine Aufgaben na<strong>ch</strong> Massgabe des beigefügten Statuts wahr,<br />

das auf dem Statut des Ständigen Internationalen Geri<strong>ch</strong>tshofs beruht und Bestandteil<br />

<strong>die</strong>ser Charta ist.<br />

Art. 93<br />

(1) Alle Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen sind ohne weiteres Vertragsparteien des<br />

Statuts des Internationalen Geri<strong>ch</strong>tshofs.<br />

(2) Ein Staat, <strong>der</strong> ni<strong>ch</strong>t Mitglied <strong>der</strong> Vereinten Nationen ist, kann zu Bedingungen,<br />

wel<strong>ch</strong>e <strong>die</strong> Generalversammlung jeweils auf Empfehlung des Si<strong>ch</strong>erheitsrats festsetzt,<br />

Vertragspartei des Statuts des Internationalen Geri<strong>ch</strong>tshofs wer<strong>den</strong>.<br />

Art. 94<br />

(1) Jedes Mitglied <strong>der</strong> Vereinten Nationen verpfli<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong>, bei je<strong>der</strong> Streitigkeit, in<br />

<strong>der</strong> es Partei ist, <strong>die</strong> Ents<strong>ch</strong>eidung des Internationalen Geri<strong>ch</strong>tshofs zu befolgen.<br />

(2) Kommt eine Streitpartei ihren Verpfli<strong>ch</strong>tungen aus einem Urteil des Geri<strong>ch</strong>tshofs<br />

ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>, so kann si<strong>ch</strong> <strong>die</strong> an<strong>der</strong>e Partei an <strong>den</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat wen<strong>den</strong>; <strong>die</strong>ser<br />

kann, wenn er es für erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong> hält, Empfehlungen abgeben o<strong>der</strong> Massnahmen bes<strong>ch</strong>liessen,<br />

um dem Urteil Wirksamkeit zu vers<strong>ch</strong>affen.<br />

1254


Art. 95<br />

Diese Charta s<strong>ch</strong>liesst ni<strong>ch</strong>t aus, dass Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen auf Grund<br />

bestehen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> künftiger Abkommen <strong>die</strong> Beilegung ihrer Streitigkeiten an<strong>der</strong>en<br />

Geri<strong>ch</strong>ten zuweisen.<br />

Art. 96<br />

(1) Die Generalversammlung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsrat kann <strong>über</strong> jede Re<strong>ch</strong>tsfrage ein<br />

Guta<strong>ch</strong>ten des Internationalen Geri<strong>ch</strong>tshofs anfor<strong>der</strong>n.<br />

(2) An<strong>der</strong>e Organe <strong>der</strong> Vereinten Nationen und Son<strong>der</strong>organisationen können mit<br />

jeweiliger Ermä<strong>ch</strong>tigung dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Generalversammlung ebenfalls Guta<strong>ch</strong>ten des<br />

Geri<strong>ch</strong>tshofs <strong>über</strong> Re<strong>ch</strong>tsfragen anfor<strong>der</strong>n, <strong>die</strong> si<strong>ch</strong> in ihrem Tätigkeitsberei<strong>ch</strong> stellen.<br />

Kapitel XV: Das Sekretariat<br />

Art. 97<br />

Das Sekretariat besteht aus einem Generalsekretär und <strong>den</strong> sonstigen von <strong>der</strong> Organisation<br />

benötigten Be<strong>die</strong>nsteten. Der Generalsekretär wird auf Empfehlung des Si<strong>ch</strong>erheitsrats<br />

von <strong>der</strong> Generalversammlung ernannt. Er ist <strong>der</strong> hö<strong>ch</strong>ste Verwaltungsbeamte<br />

<strong>der</strong> Organisation.<br />

Art. 98<br />

Der Generalsekretär ist in <strong>die</strong>ser Eigens<strong>ch</strong>aft bei allen Sitzungen <strong>der</strong> Generalversammlung,<br />

des Si<strong>ch</strong>erheitsrats, des Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrats und des Treuhandrats<br />

tätig und nimmt alle sonstigen ihm von <strong>die</strong>sen Organen zugewiesenen Aufgaben<br />

wahr. Er erstattet <strong>der</strong> Generalversammlung alljährli<strong>ch</strong> <strong>über</strong> <strong>die</strong> Tätigkeit <strong>der</strong> Organisation<br />

Beri<strong>ch</strong>t.<br />

Art. 99<br />

Der Generalsekretär kann <strong>die</strong> Aufmerksamkeit des Si<strong>ch</strong>erheitsrats auf jede Angelegenheit<br />

lenken, <strong>die</strong> na<strong>ch</strong> seinem Dafürhalten geeignet ist, <strong>die</strong> Wahrung des Weltfrie<strong>den</strong>s<br />

und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit zu gefähr<strong>den</strong>.<br />

Art. 100<br />

(1) Der Generalsekretär und <strong>die</strong> sonstigen Be<strong>die</strong>nsteten dürfen bei <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

ihrer Pfli<strong>ch</strong>ten von einer Regierung o<strong>der</strong> von einer Autorität ausserhalb <strong>der</strong><br />

Organisation Weisungen we<strong>der</strong> erbitten no<strong>ch</strong> entgegennehmen. Sie haben jede<br />

Handlung zu unterlassen, <strong>die</strong> ihrer Stellung als internationale, nur <strong>der</strong> Organisation<br />

verantwortli<strong>ch</strong>e Be<strong>die</strong>nstete abträgli<strong>ch</strong> sein könnte.<br />

(2) Jedes Mitglied <strong>der</strong> Vereinten Nationen verpfli<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong>, <strong>den</strong> auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> internationalen<br />

Charakter <strong>der</strong> Verantwortung des Generalsekretärs und <strong>der</strong> sonstigen<br />

Be<strong>die</strong>nsteten zu a<strong>ch</strong>ten und ni<strong>ch</strong>t zu versu<strong>ch</strong>en, sie bei <strong>der</strong> Wahrnehmung ihrer Aufgaben<br />

zu beeinflussen.<br />

1255


Art. 101<br />

(1) Die Be<strong>die</strong>nsteten wer<strong>den</strong> vom Generalsekretär im Einklang mit Regelungen ernannt,<br />

wel<strong>ch</strong>e <strong>die</strong> Generalversammlung erlässt.<br />

(2) Dem Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialrat, dem Treuhandrat und erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong>enfalls an<strong>der</strong>en<br />

Organen <strong>der</strong> Vereinten Nationen wer<strong>den</strong> geeignete ständige Be<strong>die</strong>nstete zugeteilt.<br />

Sie gehören dem Sekretariat an.<br />

(3) Bei <strong>der</strong> Einstellung <strong>der</strong> Be<strong>die</strong>nsteten und <strong>der</strong> Regelung ihres Dienstverhältnisses<br />

gilt als auss<strong>ch</strong>laggebend <strong>der</strong> Gesi<strong>ch</strong>tspunkt, dass es notwendig ist, ein Hö<strong>ch</strong>stmass<br />

an Leistungsfähigkeit, fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Eignung und Ehrenhaftigkeit zu gewährleisten. Der<br />

Umstand, dass es wi<strong>ch</strong>tig ist, <strong>die</strong> Auswahl <strong>der</strong> Be<strong>die</strong>nsteten auf mögli<strong>ch</strong>st breiter<br />

geographis<strong>ch</strong>er Grundlage vorzunehmen, ist gebührend zu berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />

Kapitel XVI: Vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>es<br />

Art. 102<br />

(1) Alle Verträge und sonstigen internationalen Übereinkünfte, <strong>die</strong> ein Mitglied <strong>der</strong><br />

Vereinten Nationen na<strong>ch</strong> dem Inkrafttreten <strong>die</strong>ser Charta s<strong>ch</strong>liesst, wer<strong>den</strong> so bald<br />

wie mögli<strong>ch</strong> beim Sekretariat registriert und von ihm veröffentli<strong>ch</strong>t.<br />

(2) Wer<strong>den</strong> sol<strong>ch</strong>e Verträge o<strong>der</strong> internationalen Übereinkünfte ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Absatz 1<br />

registriert, so können si<strong>ch</strong> ihre Vertragsparteien bei einem Organ <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

ni<strong>ch</strong>t auf sie berufen.<br />

Art. 103<br />

Wi<strong>der</strong>spre<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Verpfli<strong>ch</strong>tungen von Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

aus <strong>die</strong>ser Charta und ihre Verpfli<strong>ch</strong>tungen aus an<strong>der</strong>en internationalen Übereinkünften,<br />

so haben <strong>die</strong> Verpfli<strong>ch</strong>tungen aus <strong>die</strong>ser Charta Vorrang.<br />

Art. 104<br />

Die Organisation geniesst im Hoheitsgebiet jedes Mitglieds <strong>die</strong> Re<strong>ch</strong>ts- und Ges<strong>ch</strong>äftsfähigkeit,<br />

<strong>die</strong> zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben und zur Verwirkli<strong>ch</strong>ung ihrer<br />

Ziele erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong> ist.<br />

Art. 105<br />

(1) Die Organisation geniesst im Hoheitsgebiet jedes Mitglieds <strong>die</strong> Vorre<strong>ch</strong>te und<br />

Immunitäten, <strong>die</strong> zur Verwirkli<strong>ch</strong>ung ihrer Ziele erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong> sind.<br />

(2) Vertreter <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen und Be<strong>die</strong>nstete <strong>der</strong> Organisation<br />

geniessen ebenfalls <strong>die</strong> Vorre<strong>ch</strong>te und Immunitäten, <strong>der</strong>en sie bedürfen, um ihre<br />

mit <strong>der</strong> Organisation zusammenhängen<strong>den</strong> Aufgaben in voller Unabhängigkeit<br />

wahrnehmen zu können.<br />

(3) Die Generalversammlung kann Empfehlungen abgeben, um <strong>die</strong> Anwendung <strong>der</strong><br />

Absätze 1 und 2 im einzelnen zu regeln, o<strong>der</strong> sie kann <strong>den</strong> Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen zu <strong>die</strong>sem Zweck Übereinkommen vors<strong>ch</strong>lagen.<br />

1256


Kapitel XVII: Übergangsbestimmungen betreffend <strong>die</strong> Si<strong>ch</strong>erheit<br />

Art. 106<br />

Bis das Inkrafttreten von Son<strong>der</strong>abkommen <strong>der</strong> in Artikel 43 bezei<strong>ch</strong>neten Art <strong>den</strong><br />

Si<strong>ch</strong>erheitsrat na<strong>ch</strong> seiner Auffassung befähigt, mit <strong>der</strong> Ausübung <strong>der</strong> ihm in Artikel<br />

42 zugewiesenen Verantwortli<strong>ch</strong>keiten zu beginnen, konsultieren <strong>die</strong> Parteien <strong>der</strong><br />

am 30. Oktober 1943 in Moskau unterzei<strong>ch</strong>neten Viermä<strong>ch</strong>te-Erklärung und Frankrei<strong>ch</strong><br />

na<strong>ch</strong> Absatz 5 <strong>die</strong>ser Erklärung einan<strong>der</strong> und gegebenenfalls an<strong>der</strong>e Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Vereinten Nationen, um gemeinsam alle etwa erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong>en Massnahmen zur<br />

Wahrung des Weltfrie<strong>den</strong>s und <strong>der</strong> internationalen Si<strong>ch</strong>erheit im Namen <strong>der</strong> Organisation<br />

zu treffen.<br />

Art. 107<br />

Massnahmen, wel<strong>ch</strong>e <strong>die</strong> hierfür verantwortli<strong>ch</strong>en Regierungen als Folge des Zweiten<br />

Weltkriegs in bezug auf einen Staat ergreifen o<strong>der</strong> genehmigen, <strong>der</strong> während<br />

<strong>die</strong>ses Krieges Feind eines Unterzei<strong>ch</strong>nerstaats <strong>die</strong>ser Charta war, wer<strong>den</strong> dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong>se<br />

Charta we<strong>der</strong> ausser Kraft gesetzt no<strong>ch</strong> untersagt.<br />

Kapitel XVIII: Än<strong>der</strong>ungen<br />

Art. 108<br />

Än<strong>der</strong>ungen <strong>die</strong>ser Charta treten für alle Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen in Kraft,<br />

wenn sie mit Zweidrittelmehrheit <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Generalversammlung angenommen<br />

und von zwei Dritteln <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />

aller ständigen Mitglie<strong>der</strong> des Si<strong>ch</strong>erheitsrats na<strong>ch</strong> Massgabe ihres Verfassungsre<strong>ch</strong>ts<br />

ratifiziert wor<strong>den</strong> sind.<br />

Art. 109<br />

(1) Zur Revision <strong>die</strong>ser Charta kann eine Allgemeine Konferenz <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Vereinten Nationen zusammentreten; Zeitpunkt und Ort wer<strong>den</strong> dur<strong>ch</strong> Bes<strong>ch</strong>luss einer<br />

Zweidrittelmehrheit <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Generalversammlung und dur<strong>ch</strong> Bes<strong>ch</strong>luss<br />

von neun beliebigen Mitglie<strong>der</strong>n des Si<strong>ch</strong>erheitsrats bestimmt. Jedes Mitglied<br />

<strong>der</strong> Vereinten Nationen hat auf <strong>der</strong> Konferenz eine Stimme.<br />

(2) Jede Än<strong>der</strong>ung <strong>die</strong>ser Charta, <strong>die</strong> von <strong>der</strong> Konferenz mit Zweidrittelmehrheit<br />

empfohlen wird, tritt in Kraft, sobald sie von zwei Dritteln <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> aller ständigen Mitglie<strong>der</strong> des Si<strong>ch</strong>erheitsrats na<strong>ch</strong><br />

Massgabe ihres Verfassungsre<strong>ch</strong>ts ratifiziert wor<strong>den</strong> ist.<br />

(3) Ist eine sol<strong>ch</strong>e Konferenz ni<strong>ch</strong>t vor <strong>der</strong> zehnten Jahrestagung <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

na<strong>ch</strong> Inkrafttreten <strong>die</strong>ser Charta zusammengetreten, so wird <strong>der</strong> Vors<strong>ch</strong>lag,<br />

eine sol<strong>ch</strong>e Konferenz einzuberufen, auf <strong>die</strong> Tagesordnung jener Tagung gesetzt;<br />

<strong>die</strong> Konferenz findet statt, wenn <strong>die</strong>s dur<strong>ch</strong> Bes<strong>ch</strong>luss <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Generalversammlung und dur<strong>ch</strong> Bes<strong>ch</strong>luss von sieben beliebigen Mitglie<strong>der</strong>n<br />

des Si<strong>ch</strong>erheitsrats bestimmt wird.<br />

1257


Kapitel XIX: Ratifizierung und Unterzei<strong>ch</strong>nung<br />

Art. 110<br />

(1) Diese Charta bedarf <strong>der</strong> Ratifizierung dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Unterzei<strong>ch</strong>nerstaaten na<strong>ch</strong><br />

Massgabe ihres Verfassungsre<strong>ch</strong>ts.<br />

(2) Die Ratifikationsurkun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> bei <strong>der</strong> Regierung <strong>der</strong> Vereinigten Staaten<br />

von Amerika hinterlegt; <strong>die</strong>se notifiziert jede Hinterlegung allen Unterzei<strong>ch</strong>nerstaaten<br />

sowie dem Generalsekretär <strong>der</strong> Organisation, sobald er ernannt ist.<br />

(3) Diese Charta tritt in Kraft, sobald <strong>die</strong> Republik China, Frankrei<strong>ch</strong>, <strong>die</strong> Union<br />

<strong>der</strong> Sozialistis<strong>ch</strong>en Sowjetrepubliken, das Vereinigte Königrei<strong>ch</strong> Grossbritannien<br />

und Nordirland und <strong>die</strong> Vereinigten Staaten von Amerika sowie <strong>die</strong> Mehrheit <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Unterzei<strong>ch</strong>nerstaaten ihre Ratifikationsurkun<strong>den</strong> hinterlegt haben. Die Regierung<br />

<strong>der</strong> Vereinigten Staaten von Amerika erri<strong>ch</strong>tet sodann <strong>über</strong> <strong>die</strong> Hinterlegung<br />

<strong>der</strong> Ratifikationsurkun<strong>den</strong> ein Protokoll, von dem sie allen Unterzei<strong>ch</strong>nerstaaten<br />

Abs<strong>ch</strong>riften <strong>über</strong>mittelt.<br />

(4) Die Unterzei<strong>ch</strong>nerstaaten <strong>die</strong>ser Charta, <strong>die</strong> sie na<strong>ch</strong> ihrem Inkrafttreten ratifizieren,<br />

wer<strong>den</strong> mit dem Tag <strong>der</strong> Hinterlegung ihrer Ratifikationsurkunde ursprüngli<strong>ch</strong>e<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen.<br />

Art. 111<br />

Diese Charta, <strong>der</strong>en <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>er, französis<strong>ch</strong>er, russis<strong>ch</strong>er, englis<strong>ch</strong>er und spanis<strong>ch</strong>er<br />

Wortlaut glei<strong>ch</strong>ermassen verbindli<strong>ch</strong> ist, wird im Ar<strong>ch</strong>iv <strong>der</strong> Regierung <strong>der</strong><br />

Vereinigten Staaten von Amerika hinterlegt. Diese <strong>über</strong>mittelt <strong>den</strong> Regierungen <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Unterzei<strong>ch</strong>nerstaaten gehörig beglaubigte Abs<strong>ch</strong>riften.<br />

1258


Anhang 6<br />

Unters<strong>ch</strong>riften, Ratifikationen und <strong>Beitritt</strong>e zu <strong>den</strong> wi<strong>ch</strong>tigsten<br />

Übereinkommen <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

(Stand am 29. August 2000)<br />

AS: Amtli<strong>ch</strong>e Sammlung <strong>der</strong> Bundesgesetze; BS: Bereinigte Sammlung <strong>der</strong> Bundesgesetze<br />

und Verordnungen 1848–1947<br />

Titel des Übereinkommens Datum <strong>der</strong><br />

Anzahl Ratifikationen,Annahmen<br />

o<strong>der</strong> <strong>Beitritt</strong>e<br />

Unterzei<strong>ch</strong>nung<br />

dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Ratifikation,<br />

Annahme o<strong>der</strong><br />

<strong>Beitritt</strong> dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

a. Von <strong>der</strong> UNO ausgearbeitete, aber ausserhalb<br />

ihr abges<strong>ch</strong>lossene Übereinkünfte<br />

Abkommen vom 5. August 1963 <strong>über</strong> das<br />

Verbot von Kernwaffenversu<strong>ch</strong>en in <strong>der</strong> Luft,<br />

im Weltraum und unter Wasser (AS 1964 195)<br />

123 26.8.63 16.1.64<br />

Vertrag vom 27. Januar 1967 <strong>über</strong> <strong>die</strong> Grundsätze<br />

zur Regelung <strong>der</strong> Tätigkeiten von Staaten<br />

bei <strong>der</strong> Erfors<strong>ch</strong>ung und Nutzung des Weltraumes,<br />

eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> des Mondes und<br />

an<strong>der</strong>er Himmelskörper (AS 1970 87)<br />

92 27/30.1.67 18.12.69<br />

Übereinkommen vom 22. April 1968 <strong>über</strong> <strong>die</strong><br />

Rettung und <strong>die</strong> Rückführung von Raumfahrern<br />

sowie <strong>die</strong> Rückgabe von in <strong>den</strong> Weltraum<br />

gestarteten Gegenstän<strong>den</strong> (AS 1970 95)<br />

84 22.4.68 18.12.69<br />

Vertrag vom 1. Juli 1968 <strong>über</strong> <strong>die</strong> Ni<strong>ch</strong>tverbreitung<br />

von Kernwaffen<br />

(AS 1977 472)<br />

186 27.11.69 09.03.77<br />

Vertrag vom 11. Februar 1971 <strong>über</strong> das Verbot<br />

<strong>der</strong> Anbringung von Kernwaffen und<br />

an<strong>der</strong>en Massenverni<strong>ch</strong>tungswaffen auf dem<br />

Meeresbo<strong>den</strong> und im Meeresgrund (AS 1976<br />

1430)<br />

90 11.2.71 4.5.76<br />

Übereinkommen vom 29. März 1972 <strong>über</strong> <strong>die</strong><br />

völkerre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Haftung für S<strong>ch</strong>ä<strong>den</strong> dur<strong>ch</strong><br />

Weltraumgegenstände (AS 1974 784)<br />

81 29.3.72 22.1.74<br />

Übereinkommen vom 10. April 1972 <strong>über</strong><br />

das Verbot <strong>der</strong> Entwicklung, Herstellung und<br />

Lagerung bakteriologis<strong>ch</strong>er (biologis<strong>ch</strong>er)<br />

Waffen und von Toxinwaffen sowie <strong>über</strong> <strong>die</strong><br />

Verni<strong>ch</strong>tung sol<strong>ch</strong>er Waffen (AS 1976 1438)<br />

139 1.4.72 4.5.76<br />

1259


Titel des Übereinkommens Datum <strong>der</strong><br />

1260<br />

Anzahl Ratifikationen,Annahmen<br />

o<strong>der</strong> <strong>Beitritt</strong>e<br />

Unterzei<strong>ch</strong>nung<br />

dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Ratifikation,<br />

Annahme o<strong>der</strong><br />

<strong>Beitritt</strong> dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

b. Grundlegende Texte <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

Statut des Internationalen Geri<strong>ch</strong>tshofes vom<br />

26. Juni 1945 (AS 1948 1048, 1970 1336)<br />

189 – 28.7.48<br />

Fakultativklausel des Statuts des Internationalen<br />

Geri<strong>ch</strong>tshofes <strong>über</strong> <strong>die</strong> Annerkennung<br />

<strong>der</strong> obligatoris<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>tsbarkeit<br />

<strong>die</strong>ses Geri<strong>ch</strong>tshofes (AS 1948 1045)<br />

61 – 28.7.48<br />

c. Friedli<strong>ch</strong>e Beilegung internationaler Streitigkeiten<br />

Revi<strong>die</strong>rte Fassung <strong>der</strong> Generalakte vom<br />

28. April 1949 zur friedli<strong>ch</strong>en Beilegung<br />

völkerre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Streitigkeiten<br />

d. Vorre<strong>ch</strong>te und Immunitäten internationaler<br />

Organisationen, diplomatis<strong>ch</strong>e und<br />

konsularis<strong>ch</strong>e Beziehungen<br />

Übereinkommen vom 13. Februar 1946 <strong>über</strong><br />

<strong>die</strong> Vorre<strong>ch</strong>te und Immunitäten <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen<br />

Übereinkommen vom 21. November 1947<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Vorre<strong>ch</strong>te und Immunitäten <strong>der</strong><br />

Spezialorganisationen<br />

Wiener Übereinkommen vom 18. April 1961<br />

<strong>über</strong> diplomatis<strong>ch</strong>e Beziehungen<br />

(AS 1964 435)<br />

Fakultativprotokoll vom 18. April 1961 <strong>über</strong><br />

<strong>den</strong> Erwerb <strong>der</strong> Staatszugehörigkeit zum<br />

Wiener Übereinkommen <strong>über</strong> diplomatis<strong>ch</strong>e<br />

Beziehungen (AS 1992 2058)<br />

Fakultativprotokoll vom 18. April 1961 <strong>über</strong><br />

<strong>die</strong> obligatoris<strong>ch</strong>e Beilegung von Streitigkeiten<br />

(AS 1964 451)<br />

Wiener Übereinkommen vom 24. April 1963<br />

<strong>über</strong> konsularis<strong>ch</strong>e Beziehungen<br />

(AS 1968 887)<br />

Fakultativprotokoll vom 24. April 1963 <strong>über</strong><br />

<strong>den</strong> Erwerb <strong>der</strong> Staatsangehörigkeit zum<br />

Wiener Übereinkommen <strong>über</strong> konsularis<strong>ch</strong>e<br />

Beziehungen (AS 1992 2062)<br />

Fakultativprotokoll vom 24. April 1963 <strong>über</strong><br />

<strong>die</strong> obligatoris<strong>ch</strong>e Beilegung von Streitigkeiten<br />

(AS 1968 918)<br />

8 – –<br />

139 – –<br />

106 – –<br />

179 18.4.61 30.10.63<br />

49 – 12.6.92<br />

62 18.4.61 22.11.63<br />

164 23.10.63 3.5.65<br />

38 – 12.6.92<br />

45 23.10.63 3.5.65


Titel des Übereinkommens Datum <strong>der</strong><br />

Übereinkommen vom 8. Dezember 1969 <strong>über</strong><br />

<strong>die</strong> Spezialmissionen (AS 1985 1260)<br />

Wiener Übereinkommen vom 14. März 1975<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Vertretung <strong>der</strong> Staaten in ihren<br />

Beziehungen mit <strong>den</strong> internationalen<br />

Organisationen von universellem Charakter<br />

Abkommen vom 23. Mai 1997 <strong>über</strong> <strong>die</strong> Vorre<strong>ch</strong>te<br />

und Immunitäten des Internationalen<br />

Geri<strong>ch</strong>tshofs des Seere<strong>ch</strong>ts<br />

Anzahl Ratifikationen,Annahmen<br />

o<strong>der</strong> <strong>Beitritt</strong>e<br />

Unterzei<strong>ch</strong>nung<br />

dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Ratifikation,<br />

Annahme o<strong>der</strong><br />

<strong>Beitritt</strong> dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

31 31.7.70 3.11.77<br />

30 – –<br />

3 – –<br />

e. Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te<br />

Übereinkommen vom 9. Dezember 1948<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Unterdrückung und Bestrafung des<br />

Verbre<strong>ch</strong>ens des Völkermordes (Genozid)<br />

130 – –<br />

Internationales Übereinkommen vom 21. Dezember<br />

1965 <strong>über</strong> <strong>die</strong> Beseitigung aller Formen<br />

von Rassendiskriminierung (AS 1995 1164)<br />

156 – 29.11.94<br />

Internationaler Pakt vom 16. Dezember 1966<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en, sozialen und<br />

kulturellen Re<strong>ch</strong>te (AS 1993 725)<br />

142 – 18.6.92<br />

Internationaler Pakt vom 16. Dezember 1966<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> bürgerli<strong>ch</strong>en und politis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>te<br />

(AS 1993 750)<br />

144 – 18.6.92<br />

Internationales Übereinkommen vom<br />

30. November 1973 <strong>über</strong> <strong>die</strong> Beendigung und<br />

Bestrafung des Verbre<strong>ch</strong>ens <strong>der</strong> Apartheid<br />

101 – –<br />

Übereinkommen vom 18. Dezember 1979<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Beseitigung je<strong>der</strong> Form von<br />

Diskriminierung <strong>der</strong> Frau (AS 1999 1579)<br />

165 23.1.87 27.3.97<br />

Übereinkommen vom 10. Dezember 1984<br />

gegen Folter und an<strong>der</strong>e grausame,<br />

unmens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e o<strong>der</strong> erniedrigende<br />

Behandlung o<strong>der</strong> Strafe (AS 1987 1307)<br />

119 4.2.85 2.12.86<br />

Übereinkommen vom 20. November 1989<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Re<strong>ch</strong>te des Kindes (AS 1998 2055)<br />

191 1.5.91 24.2.97<br />

Zweites Zusatzprotokoll vom 15. Dezember<br />

1989 zum Internationalen Pakt <strong>über</strong> bürgerli<strong>ch</strong>e<br />

und politis<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>te zur Abs<strong>ch</strong>affung<br />

<strong>der</strong> Todesstrafe (AS 1994 2202)<br />

44 – 16.6.94<br />

Internationales Übereinkommen vom<br />

18. Dezember 1990 <strong>über</strong> <strong>den</strong> S<strong>ch</strong>utz <strong>der</strong><br />

Re<strong>ch</strong>te von allen Gastarbeitern und ihren<br />

Familienangehörigen<br />

12 – –<br />

1261


Titel des Übereinkommens Datum <strong>der</strong><br />

f. Flü<strong>ch</strong>tlinge und Staatenlose<br />

Abkommen vom 28. Juli 1951 <strong>über</strong> <strong>die</strong><br />

Re<strong>ch</strong>tsstellung <strong>der</strong> Flü<strong>ch</strong>tlinge (AS 1955 443)<br />

Protokoll vom 31. Januar 1967 <strong>über</strong> <strong>die</strong><br />

Re<strong>ch</strong>tsstellung <strong>der</strong> Flü<strong>ch</strong>tlinge<br />

(AS 1968 1189)<br />

Übereinkommen vom 28. September 1954<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Re<strong>ch</strong>tsstellung <strong>der</strong> Staatenlosen<br />

(AS 1972 2320)<br />

g. Betäubungsmittel<br />

Einheits<strong>über</strong>einkommen vom 30. März 1961<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Betäubungsmittel (AS 1970 802)<br />

Übereinkommen vom 21. Februar 1971 <strong>über</strong><br />

psy<strong>ch</strong>otrope Stoffe (AS 1996 1752)<br />

Protokoll vom 25. März 1972 zur Än<strong>der</strong>ung<br />

des Einheits-Übereinkommens von 1961 <strong>über</strong><br />

<strong>die</strong> Betäubungsmittel (AS 1996 1941)<br />

Übereinkommen <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

vom 20. Dezember 1988 gegen <strong>den</strong><br />

unerlaubten Verkehr mit Betäubungsmitteln<br />

und psy<strong>ch</strong>otropen Stoffen<br />

1262<br />

Anzahl Ratifikationen,Annahmen<br />

o<strong>der</strong> <strong>Beitritt</strong>e<br />

Unterzei<strong>ch</strong>nung<br />

dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Ratifikation,<br />

Annahme o<strong>der</strong><br />

<strong>Beitritt</strong> dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

136 28.7.51 21.1.55<br />

135 – 20.5.68<br />

52 28.9.54 3.7.72<br />

143 20.4.61 23.1.70<br />

163 – 22.4.96<br />

110 – 22.4.96<br />

156 16.11.89 –<br />

h. Mens<strong>ch</strong>enhandel<br />

Internationales Übereinkommen vom<br />

30. September 1921 zur Unterdrückung des<br />

Frauen- und Kin<strong>der</strong>handels (BS 12 37)<br />

66 30.9.21 20.1.26<br />

Internationales Übereinkommen vom<br />

11. Oktober 1933 <strong>über</strong> <strong>die</strong> Unterdrückung des<br />

Handels mit volljährigen Frauen (BS 12 47)<br />

38 11.10.33 17.7.34<br />

Protokoll vom 12. November 1947 zur<br />

Abän<strong>der</strong>ung des Übereinkommens vom<br />

30. September 1921 zur Unterdrückung<br />

des Frauen- und Kin<strong>der</strong>handels und des Übereinkommens<br />

vom 11. Oktober 1933<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Unterdrückung des Handels mit volljährigen<br />

Frauen<br />

42 – –<br />

Internationales Übereinkommen vom 18. Mai<br />

1904 zur Gewährleistung eines wirksamen<br />

S<strong>ch</strong>utzes gegen das unter dem Namen<br />

«Mäd<strong>ch</strong>enhandel» bekannte verbre<strong>ch</strong>eris<strong>ch</strong>e<br />

Treiben (BS 12 22),<br />

18.5.4 18.1.05<br />

geän<strong>der</strong>t dur<strong>ch</strong> das Protokoll vom 4. Mai 1949 57 23.9.49 23.9.49


Titel des Übereinkommens Datum <strong>der</strong><br />

Anzahl Ratifikationen,Annahmen<br />

o<strong>der</strong> <strong>Beitritt</strong>e<br />

Unterzei<strong>ch</strong>nung<br />

dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Ratifikation,<br />

Annahme o<strong>der</strong><br />

<strong>Beitritt</strong> dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Internationales Übereinkommen vom 4. Mai<br />

1910 zur Bekämpfung des Mäd<strong>ch</strong>enhandels<br />

(BS 12 29),<br />

– 30.1.26<br />

geän<strong>der</strong>t dur<strong>ch</strong> das Protokoll vom 4. Mai 1949 55 23.9.49 23.9.49<br />

Übereinkommen vom 21. März 1950<br />

zur Unterdrückung des Mens<strong>ch</strong>enhandels<br />

und <strong>der</strong> Ausbeutung <strong>der</strong> Prostitution<br />

73 – –<br />

S<strong>ch</strong>lussprotokoll vom 21. März 1950<br />

zum Übereinkommen zur Unterdrückung<br />

des Mens<strong>ch</strong>enhandels und <strong>der</strong> Ausbeutung<br />

<strong>der</strong> Prostitution<br />

34 – –<br />

i. Unzü<strong>ch</strong>tige Veröffentli<strong>ch</strong>ungen<br />

Übereinkommen vom 4. Mai 1910 zur<br />

Bekämpfung <strong>der</strong> Verbreitung unzü<strong>ch</strong>tiger<br />

Veröffentli<strong>ch</strong>ungen (BS 12 3),<br />

geän<strong>der</strong>t dur<strong>ch</strong> das Protokoll vom 4. Mai 1949<br />

(AS 1950 248)<br />

Übereinkommen vom 12. September 1923<br />

zur Bekämpfung <strong>der</strong> Verbreitung und des<br />

Vertriebs unzü<strong>ch</strong>tiger Veröffentli<strong>ch</strong>ungen<br />

(BS 12 9)<br />

Protokoll vom 12. November 1947 zur<br />

Abän<strong>der</strong>ung des Übereinkommens vom<br />

12. September 1923 zur Bekämpfung <strong>der</strong><br />

Verbreitung und des Vertriebs unzü<strong>ch</strong>tiger<br />

Veröffentli<strong>ch</strong>ungen (BS 12 9)<br />

j. Internationaler Handel und Entwicklung<br />

Übereinkommen vom 8. Juli 1965 <strong>über</strong> <strong>den</strong><br />

Transithandel <strong>der</strong> Binnenlän<strong>der</strong><br />

Übereinkommen vom 4. Dezember 1965 <strong>über</strong><br />

<strong>die</strong> Erri<strong>ch</strong>tung <strong>der</strong> Asiatis<strong>ch</strong>en Entwicklungsbank<br />

(AS 1971 860)<br />

Vereinbarung vom 13 Juni 1976 <strong>über</strong><br />

<strong>die</strong> Erri<strong>ch</strong>tung des Internationalen Fonds<br />

für landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Entwicklung<br />

(AS 1978 840)<br />

Gründungsabkommen <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong><br />

Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung<br />

vom 8. April 1979 (AS 1985 1287)<br />

Übereinkommen <strong>der</strong> Vereinten Nationen vom<br />

11. April 1980 <strong>über</strong> Verträge <strong>über</strong> <strong>den</strong> internationalen<br />

Warenkauf (AS 1991 307)<br />

28.6.1 15.3.11<br />

55 23.9.49 23.9.49<br />

52 12.9.23 20.1.26<br />

34 – –<br />

37 10.12.65 –<br />

46 – 31.12.67<br />

161 24.1.77 21.1.77<br />

168 19.9.79 10.2.81<br />

57 – 21.2.90<br />

1263


Titel des Übereinkommens Datum <strong>der</strong><br />

k. Zollfragen<br />

Internationales Abkommen vom 7. November<br />

1952 zur Erlei<strong>ch</strong>terung <strong>der</strong> Einfuhr von Handelsmustern<br />

und Werbematerial (AS 1955 1005)<br />

Abkommen vom 4. Juni 1954 <strong>über</strong> <strong>die</strong> Zollerlei<strong>ch</strong>terungen<br />

im Reiseverkehr (AS 1958 702)<br />

Zusatzprotokoll vom 4. Juni 1954 zum Abkommen<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Zollerlei<strong>ch</strong>terung<br />

im Reiseverkehr, betreffend <strong>die</strong> Einfuhr<br />

von Werbes<strong>ch</strong>riften und Werbematerial für<br />

<strong>den</strong> Frem<strong>den</strong>verkehr (AS 1958 710)<br />

Zollabkommen vom 4. Juni 1954 <strong>über</strong> <strong>die</strong><br />

vor<strong>über</strong>gehende Einfuhr privater Strassenfahrzeuge<br />

(AS 1958 719)<br />

Zollabkommen <strong>über</strong> Behälter von 1972.<br />

Abges<strong>ch</strong>lossen in Genf am 2. Dezember 1972<br />

(AS 1977 647)<br />

Zollabkommen vom 14. November 1975 <strong>über</strong><br />

<strong>den</strong> internationalen Warentransport mit<br />

Carnets TIR (TIR-Abkommen) (AS 1978 1281)<br />

Internationales Übereinkommen vom<br />

21. Oktober 1982 zur Harmonisierung <strong>der</strong> Warenkontrollen<br />

an <strong>den</strong> Grenzen (AS 1986 764)<br />

Übereinkommen vom 21. Januar 1994 <strong>über</strong><br />

<strong>die</strong> Zollbehandlung von Behältern, <strong>die</strong> im<br />

Rahmen eines Pools im grenz<strong>über</strong>s<strong>ch</strong>reiten<strong>den</strong><br />

Verkehr verwendet wer<strong>den</strong><br />

l.Verkehr<br />

Übereinkommen vom 19. September 1949<br />

<strong>über</strong> <strong>den</strong> Strassenverkehr<br />

Protokoll vom 19. September 1949 <strong>über</strong><br />

Strassenverkehrszei<strong>ch</strong>en<br />

Übereinkommen vom 8. November 1968 <strong>über</strong><br />

<strong>den</strong> Strassenverkehr (AS 1993 402)<br />

Übereinkommen vom 8. November 1968 <strong>über</strong><br />

Strassenverkehrszei<strong>ch</strong>en (AS 1993 498)<br />

Übereinkommen vom 19. Mai 1956 <strong>über</strong> <strong>den</strong><br />

Beför<strong>der</strong>ungsvertrag im internationalen<br />

Strassengüterverkehr (CMR) (AS 1970 851)<br />

Europäis<strong>ch</strong>es Übereinkommen vom 31. Mai<br />

1985 <strong>über</strong> <strong>die</strong> Hauptlinien des internationalen<br />

Eisenbahnverkehrs (AGC)<br />

1264<br />

Anzahl Ratifikationen,Annahmen<br />

o<strong>der</strong> <strong>Beitritt</strong>e<br />

Unterzei<strong>ch</strong>nung<br />

dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Ratifikation,<br />

Annahme o<strong>der</strong><br />

<strong>Beitritt</strong> dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

62 – 4.12.54<br />

75 4.6.54 23.5.56<br />

70 4.6.54 23.5.56<br />

73 4.6.54 23.5.56<br />

28 5.12.72 12.10.76<br />

64 4.8.76 3.2.78<br />

40 25.1.84 21.1.86<br />

10 15.2.95 –<br />

91 19.9.49 –<br />

37 19.9.49 –<br />

59 8.11.68 11.12.91<br />

49 8.11.68 11.12.91<br />

44 19.5.56 27.2.70<br />

22 – –


Titel des Übereinkommens Datum <strong>der</strong><br />

Europäis<strong>ch</strong>es Übereinkommen vom 19. Januar<br />

1996 <strong>über</strong> <strong>die</strong> grossen Wasserstrassen von<br />

internationaler Bedeutung (AGN)<br />

Europäis<strong>ch</strong>es Übereinkommen vom 1. Februar<br />

1991 <strong>über</strong> wi<strong>ch</strong>tige Linien des internationalen<br />

kombinierten Verkehrs und damit zusammenhängende<br />

Einri<strong>ch</strong>tungen (AGTC) (AS 1993<br />

2838)<br />

Europäis<strong>ch</strong>es Übereinkommen vom<br />

30. Sepember 1957 <strong>über</strong> <strong>die</strong> internationale<br />

Befördeung gefährli<strong>ch</strong>er Güter auf <strong>der</strong> Strasse<br />

(ADR) (AS 1972 1073)<br />

Übereinkommen vom 1. September 1970<br />

<strong>über</strong> internationale Beför<strong>der</strong>ungen lei<strong>ch</strong>t ver<strong>der</strong>bli<strong>ch</strong>er<br />

Lebensmittel und <strong>über</strong> <strong>die</strong><br />

beson<strong>der</strong>en Beför<strong>der</strong>ungsmittel, <strong>die</strong> für <strong>die</strong>se<br />

Beför<strong>der</strong>ungen zu verwen<strong>den</strong> sind (ATP)<br />

Europäis<strong>ch</strong>es Übereinkommen vom 15. November<br />

1975 <strong>über</strong> <strong>die</strong> Hauptstrassen des internationalen<br />

Verkehrs (AGR) (AS 1988 1834)<br />

m. Wirts<strong>ch</strong>aftsstatistiken<br />

Internationales Übereinkommen vom<br />

14. Dezember 1928 betreffend <strong>die</strong> Wirts<strong>ch</strong>aftsstatistiken,<br />

geän<strong>der</strong>t dur<strong>ch</strong> das Protokoll vom<br />

9. Dezember 1948 (BS 14 307, AS 1970 495)<br />

Anzahl Ratifikationen,Annahmen<br />

o<strong>der</strong> <strong>Beitritt</strong>e<br />

Unterzei<strong>ch</strong>nung<br />

dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Ratifikation,<br />

Annahme o<strong>der</strong><br />

<strong>Beitritt</strong> dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

12 23.6.97 21.8.97<br />

23 31.10.91 11.2.93<br />

35 6.11.57 20.6.72<br />

36 28.5.71 –<br />

33 30.1.76 5.8.88<br />

25 – 23.1.70<br />

n. Todeserklärung vers<strong>ch</strong>ollener Personen<br />

Übereinkommen vom 6. April 1950 <strong>über</strong><br />

<strong>die</strong> Todeserklärung vers<strong>ch</strong>ollener Personen<br />

o. Re<strong>ch</strong>tsstellung <strong>der</strong> Frau<br />

6 – –<br />

Übereinkommen vom 31. März 1953 <strong>über</strong><br />

<strong>die</strong> politis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>te <strong>der</strong> Frau<br />

115 – –<br />

Übereinkommen vom 20. Februar 1957 <strong>über</strong><br />

<strong>die</strong> Staatsangehörigkeit <strong>der</strong> verheirateten<br />

Frau<br />

70 – –<br />

Übereinkommen vom 10. Dezember 1962<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Zustimmung zur Heirat, das Minimalalter<br />

für <strong>die</strong> Heirat und <strong>die</strong> Registrierung <strong>der</strong><br />

Heirat<br />

49 – –<br />

1265


Titel des Übereinkommens Datum <strong>der</strong><br />

1266<br />

Anzahl Ratifikationen,Annahmen<br />

o<strong>der</strong> <strong>Beitritt</strong>e<br />

Unterzei<strong>ch</strong>nung<br />

dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Ratifikation,<br />

Annahme o<strong>der</strong><br />

<strong>Beitritt</strong> dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

p. Sklaverei<br />

Sklaverei-Abkommen vom 25. September<br />

1926, geän<strong>der</strong>t dur<strong>ch</strong> das Protokoll vom<br />

7. Dezember 1953 (BS 12 52, AS 1954 315)<br />

94 – 7.12.53<br />

Zusatz<strong>über</strong>einkommen vom 7. September<br />

1956 <strong>über</strong> <strong>die</strong> Abs<strong>ch</strong>affung <strong>der</strong> Sklaverei,<br />

des Sklavenhandels und sklavenähnli<strong>ch</strong>er Einri<strong>ch</strong>tungen<br />

und Praktiken (AS 1965 135)<br />

118 – 28.7.64<br />

q. Rohstoffe<br />

Übereinkommen vom 27. Juni 1980 zur<br />

Erri<strong>ch</strong>tung des Gemeinsamen Rohstoff-Fonds<br />

(AS 1989 2053)<br />

109 30.3.81 27.8.82<br />

Internationales Übereinkommen von 1983<br />

<strong>über</strong> Tropenhölzer, abges<strong>ch</strong>lossen in Genf<br />

am 18. November 1983 (AS 1991 1827)<br />

54 30.4.85 9.5.85<br />

Internationales Naturkauts<strong>ch</strong>uk<strong>über</strong>einkommen<br />

von 1987, abges<strong>ch</strong>lossen in Genf<br />

am 20. März 1987 (AS 1989 2133<br />

28 – 28.6.89<br />

Internationales Zucker-Übereinkommen<br />

von 1992, abges<strong>ch</strong>lossen in Genf am 20. März<br />

1992 (AS 1994 1804)<br />

43 30.12.92 27.1.94<br />

Internationales Kakao-Übereinkommen von<br />

1993, abges<strong>ch</strong>lossen in Genf am 16. Juli 1993<br />

(AS 1996 61)<br />

42 30.11.93 17.6.94<br />

Internationales Tropenholz-Übereinkommen<br />

von 1994, abges<strong>ch</strong>lossen in Genf am<br />

26. Januar 1994 (AS 1998 1206)<br />

57 29.8.95 10.6.96<br />

Internationales Kaffee-Übereinkommen von<br />

1994, vom 30. März 1994 (AS 1996 116)<br />

Internationales Getreideabkommen von 1995<br />

65 26.9.94 23.8.95<br />

a) Getreidehandels-Übereinkommen von 1995, 24<br />

abges<strong>ch</strong>lossen in London am 7. Dezember<br />

16.6.95 16.4.96<br />

1994 (AS 996 2642)<br />

b) Nahrungsmittelhilfe-Übereinkommen<br />

von 1995, abges<strong>ch</strong>lossen in London am<br />

5. Dezember 1994 (AS 1996 2664)<br />

c) Nahrungsmittelhilfe-Übereinkommen<br />

von 1999, abges<strong>ch</strong>lossen in London<br />

am 13. April 1999<br />

Internationales Naturkauts<strong>ch</strong>uk-Übereinkommen<br />

von 1995, abges<strong>ch</strong>lossen in Genf<br />

am 17. Februar 1995<br />

21 16.6.95 16.6.95<br />

16 – 29.6.99<br />

21 -- --


Titel des Übereinkommens Datum <strong>der</strong><br />

r. Alimentenfor<strong>der</strong>ung<br />

Übereinkommen vom 20. Juni 1956 <strong>über</strong><br />

<strong>die</strong> Geltendma<strong>ch</strong>ung von Unterhaltsansprü<strong>ch</strong>en<br />

im Ausland (AS 1977 1910)<br />

Anzahl Ratifikationen,Annahmen<br />

o<strong>der</strong> <strong>Beitritt</strong>e<br />

Unterzei<strong>ch</strong>nung<br />

dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Ratifikation,<br />

Annahme o<strong>der</strong><br />

<strong>Beitritt</strong> dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

58 – 5.10.77<br />

s. Seeere<strong>ch</strong>t<br />

Übereinkommen vom 29. April 1958 <strong>über</strong><br />

das Küstenmeer und <strong>die</strong> Ans<strong>ch</strong>lusszone<br />

(AS 1966 977)<br />

51 22.10.58 18.5.66<br />

Übereinkommen vom 29. April 1958 <strong>über</strong><br />

<strong>die</strong> Hohe See (AS 1966 986)<br />

62 24.5.58 18.5.66<br />

Übereinkommen vom 29. April 1958 <strong>über</strong><br />

<strong>die</strong> Fis<strong>ch</strong>erei und <strong>die</strong> Erhaltung <strong>der</strong><br />

biologis<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong>tümer <strong>der</strong> Hohen See<br />

(AS 1966 996)<br />

37 22.10.58 18.5.66<br />

Übereinkommen vom 29. April 1958 <strong>über</strong><br />

<strong>den</strong> Festlandsockel (AS 1966 1003)<br />

57 22.10.58 18.5.66<br />

Fakultatives Unterzei<strong>ch</strong>nungsprotokoll<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> obligatoris<strong>ch</strong>e Beilegung von<br />

Streitigkeiten vom 29. April 1958<br />

(AS 1966 1007)<br />

37 24.5.58 18.5.66<br />

Seere<strong>ch</strong>ts<strong>über</strong>einkommen <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen vom 10. Dezember 1982<br />

t. S<strong>ch</strong>iedsgeri<strong>ch</strong>tbarkeit in Handelssa<strong>ch</strong>en<br />

133 17.10.84 –<br />

Übereinkommen vom 10. Juni 1958 <strong>über</strong><br />

<strong>die</strong> Anerkennung und Vollstreckung ausländis<strong>ch</strong>er<br />

S<strong>ch</strong>iedssprü<strong>ch</strong>e (New Yorker Übereinkommen)<br />

(AS 1965 795)<br />

123 29.12.58 1.6.65<br />

u. Vertragsre<strong>ch</strong>t<br />

Wiener Übereinkommen vom 23. Mai 1969<br />

<strong>über</strong> das Vertragsre<strong>ch</strong>t (AS 1990 1112)<br />

Wiener Übereinkommen vom 23. August<br />

1978 <strong>über</strong> <strong>die</strong> Staatenna<strong>ch</strong>folge auf dem<br />

Gebiet <strong>der</strong> völkerre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Verträge<br />

Wiener Übereinkommen vom 21. März 1986<br />

<strong>über</strong> das Re<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Verträge zwis<strong>ch</strong>en Staaten<br />

und internationalen Organisationen o<strong>der</strong><br />

zwis<strong>ch</strong>en internationalen Organisationen<br />

90 – 7.5.90<br />

17 – –<br />

31 – 7.5.90<br />

1267


Titel des Übereinkommens Datum <strong>der</strong><br />

v. Abrüstung<br />

Übereinkommen vom 10. Dezember 1976<br />

<strong>über</strong> das Verbot <strong>der</strong> Verwendung umweltverän<strong>der</strong>n<strong>der</strong><br />

Te<strong>ch</strong>niken zu militäris<strong>ch</strong>en o<strong>der</strong><br />

sonstigen feindseligen Zwecken (AS 1988<br />

1888)<br />

Übereinkommen vom 10. Oktober 1980<br />

<strong>über</strong> das Verbot o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Bes<strong>ch</strong>ränkung des<br />

Einsatzes bestimmter konventioneller Waffen,<br />

<strong>die</strong> <strong>über</strong>mässige Lei<strong>den</strong> verursa<strong>ch</strong>en o<strong>der</strong><br />

unters<strong>ch</strong>iedslos wirken können, und beigelegte<br />

Protokolle (AS 1983 1499)<br />

a) Zusatzprotokoll vom 13. Oktober 1995 zu<br />

dem Übereinkommen <strong>über</strong> das Verbot o<strong>der</strong><br />

<strong>die</strong> Bes<strong>ch</strong>ränkung des Einsatzes bestimmter<br />

konventioneller Waffen, <strong>die</strong> <strong>über</strong>mässige<br />

Lei<strong>den</strong> verursa<strong>ch</strong>en o<strong>der</strong> unters<strong>ch</strong>iedslos<br />

wirken (Protokoll <strong>über</strong> Blendlaserwaffen-<br />

1268<br />

Protokoll IV)<br />

Anzahl Ratifikationen,Annahmen<br />

o<strong>der</strong> <strong>Beitritt</strong>e<br />

Unterzei<strong>ch</strong>nung<br />

dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Ratifikation,<br />

Annahme o<strong>der</strong><br />

<strong>Beitritt</strong> dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

66 – 5.8.88<br />

79 18.6.81 20.8.82<br />

49 – 24.3.98<br />

b) Protokoll <strong>über</strong> das Verbot o<strong>der</strong> <strong>die</strong><br />

Bes<strong>ch</strong>ränkung des Einsatzes von Minen,<br />

Sprengfallen und an<strong>der</strong>en Vorri<strong>ch</strong>tungen in<br />

<strong>der</strong> am 3. Mai 1996 geän<strong>der</strong>ten Fassung<br />

(Protokoll II in <strong>der</strong> am 3. Mai 1996<br />

geän<strong>der</strong>ten Fassung) zu dem Übereinkommen<br />

vom 10. Oktober 1980 <strong>über</strong><br />

das Verbot o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Bes<strong>ch</strong>ränkung des Einsatzes<br />

bestimmter konventioneller Waffen,<br />

<strong>die</strong> <strong>über</strong>mässige Lei<strong>den</strong> verursa<strong>ch</strong>en o<strong>der</strong><br />

unters<strong>ch</strong>iedslos wirken können<br />

51 – 24.03.98<br />

Übereinkommen vom 13. Januar 1993 <strong>über</strong><br />

das Verbot <strong>der</strong> Entwicklung, Herstellung,<br />

Lagerung und des Einsatzes <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>er<br />

Waffen und <strong>über</strong> <strong>die</strong> Verni<strong>ch</strong>tung sol<strong>ch</strong>er<br />

Waffen (AS 1998 335)<br />

136 14.1.93 10.3.95<br />

Vertrag zum vollständigen Verbot <strong>der</strong> Atomversu<strong>ch</strong>e,<br />

vom 10. September 1996<br />

60 24.9.96 1.10.99<br />

Übereinkommen <strong>über</strong> das Verbot des<br />

Einsatzes, <strong>der</strong> Lagerung, <strong>der</strong> Herstellung und<br />

<strong>der</strong> Weitergabe von Personenminen und<br />

<strong>über</strong> <strong>der</strong>en Verni<strong>ch</strong>tung. Abges<strong>ch</strong>lossen in<br />

Oslo am 18. September 1997<br />

101 3.12.97 24.3.98


Titel des Übereinkommens Datum <strong>der</strong><br />

w. Weltraum<br />

Übereinkommen vom 12. November 1974<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Registrierung von in <strong>den</strong> Weltraum<br />

gestarteten Gegenstän<strong>den</strong> (AS 1978 240)<br />

Übereinkommen vom 5. Dezember 1979<br />

zur Regelung <strong>der</strong> Tätigkeiten von Staaten auf<br />

dem Mond und an<strong>der</strong>en Himmelsörpern<br />

x.Umwelt<br />

Übereinkommen vom 13. November 1979<br />

betreffend <strong>die</strong> grenz<strong>über</strong>s<strong>ch</strong>reitende, weitrei<strong>ch</strong>ende<br />

atmosphäris<strong>ch</strong>e Verunreinigung<br />

(AS 1983 887)<br />

a) Protokoll vom 28. September 1984<br />

betreffend <strong>die</strong> langfristige Finanzierung<br />

des Programms <strong>über</strong> <strong>die</strong> Zusammenarbeit<br />

bei <strong>der</strong> Messung und Bewertung<br />

<strong>der</strong> weiträumigen Übertragung von luftverunreinigen<strong>den</strong><br />

Stoffen in Europa<br />

(AS 1988 867)<br />

b) Protokoll vom 8. Juli 1985 betreffend<br />

<strong>die</strong> Verringerung von S<strong>ch</strong>wefelemissionen<br />

o<strong>der</strong> ihres grenz<strong>über</strong>s<strong>ch</strong>reiten<strong>den</strong> Flusses<br />

um mindestens 30 Prozent (AS 1988 285)<br />

c) Protokoll vom 31. Oktober 1988<br />

betreffend <strong>die</strong> Bekämpfung von Emissionen<br />

von Stickstoffoxi<strong>den</strong> o<strong>der</strong> ihres grenz-<br />

<strong>über</strong>s<strong>ch</strong>reiten<strong>den</strong> Flusses (AS 1991 1503)<br />

d) Protokoll vom 18. November 1991<br />

betreffend <strong>die</strong> Bekämpfung von Emissionen<br />

flü<strong>ch</strong>tiger organis<strong>ch</strong>er Verbindungen o<strong>der</strong><br />

ihres grenz<strong>über</strong>s<strong>ch</strong>reiten<strong>den</strong> Flusses<br />

e) Protokoll vom 14. Juni 1994 betreffend<br />

<strong>die</strong> weitere Verringerung von S<strong>ch</strong>wefelemissionen<br />

f) Protokoll vom 24. Juni 1998 betreffend<br />

S<strong>ch</strong>wermetalle<br />

g) Protokoll vom 24. Juni 1998 betreffend<br />

persistente organis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>adstoffe<br />

Anzahl Ratifikationen,Annahmen<br />

o<strong>der</strong> <strong>Beitritt</strong>e<br />

Unterzei<strong>ch</strong>nung<br />

dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Ratifikation,<br />

Annahme o<strong>der</strong><br />

<strong>Beitritt</strong> dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

44 14.4.75 15.2.78<br />

9 – –<br />

47 13.11.79 6.5.83<br />

38 3.10.84 26.7.85<br />

22 9.7.85 21.9.87<br />

27 1.11.88 18.9.90<br />

19 19.11.91 21.3.94<br />

22 14.6.94 23.1.98<br />

6 24.6.98 –<br />

5 24.6.98 –<br />

1269


Titel des Übereinkommens Datum <strong>der</strong><br />

1270<br />

Anzahl Ratifikationen,Annahmen<br />

o<strong>der</strong> <strong>Beitritt</strong>e<br />

Unterzei<strong>ch</strong>nung<br />

dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Ratifikation,<br />

Annahme o<strong>der</strong><br />

<strong>Beitritt</strong> dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Wiener Übereinkommen vom 22. März 1985<br />

zum S<strong>ch</strong>utz <strong>der</strong> Ozons<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t (AS 1988 1752)<br />

176 22. 3.85 17.12.87<br />

a) Montrealer Protokoll vom 16. September<br />

1987 <strong>über</strong> Stoffe, <strong>die</strong> zu einem Abbau<br />

<strong>der</strong> Ozons<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t führen (AS 1989 477)<br />

175 16.9.87 28.12.88<br />

b) Än<strong>der</strong>ung des Montrealer Protokolls <strong>über</strong><br />

Stoffe, <strong>die</strong> zu einem Abbau <strong>der</strong> Ozons<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t<br />

führen. Angenommen von <strong>der</strong> zweiten<br />

Tagung <strong>der</strong> Vertragsparteien in London<br />

am 29. Juni 1990 (AS 1993 1078)<br />

141 – 16.9.92<br />

c) Än<strong>der</strong>ung des Montrealer Protokolls <strong>über</strong><br />

Stoffe, <strong>die</strong> zu einem Abbau <strong>der</strong> Ozons<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t<br />

führen. Angenommen von <strong>der</strong> vierten<br />

Tagung <strong>der</strong> Vertragsparteien in Kopenhagen<br />

am 25. November 1992<br />

111 – 16. 9.96<br />

d) Än<strong>der</strong>ung des Montrealer Protokolls <strong>über</strong><br />

Stoffe, <strong>die</strong> zu einem Abbau <strong>der</strong> Ozons<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t<br />

führen. Angenommen von <strong>der</strong> neunten<br />

Tagung <strong>der</strong> Vertragsparteien in Montreal<br />

am 17. September 1997<br />

43 – –<br />

e) Än<strong>der</strong>ung des Montrealer Protokolls <strong>über</strong><br />

Stoffe, <strong>die</strong> zu einem Abbau <strong>der</strong> Ozons<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t<br />

führen. Abges<strong>ch</strong>lossen in Beijing am<br />

3. Dezember 1999<br />

1 – –<br />

Basler Übereinkommen vom 22. März 1989<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Kontrolle <strong>der</strong> grenz<strong>über</strong>s<strong>ch</strong>reiten<strong>den</strong><br />

Verbringung gefährli<strong>ch</strong>er Abfälle und ihrer<br />

Entsorgung (AS 1992 1125)<br />

140 22.3.89 31.1.90<br />

Übereinkommen <strong>über</strong> <strong>die</strong> Umweltverträgli<strong>ch</strong>keitsprüfung<br />

im grenz<strong>über</strong>s<strong>ch</strong>reiten<strong>den</strong><br />

Rahmen. Abges<strong>ch</strong>lossen in Espoo (Finnland)<br />

am 25. Februar 1991<br />

31 – 16.9.96<br />

Übereinkommen zum S<strong>ch</strong>utz und zur<br />

Nutzung grenz<strong>über</strong>s<strong>ch</strong>reiten<strong>der</strong> Wasserläufe<br />

und internationaler Seen. Abges<strong>ch</strong>lossen in<br />

Helsinki am 17. März 1992 (AS 1997 835)<br />

31 18.3.92 23.5.95<br />

Übereinkommen <strong>über</strong> <strong>die</strong> grenz<strong>über</strong>s<strong>ch</strong>reiten<strong>den</strong><br />

Auswirkungen von Industrieunfällen.<br />

Abges<strong>ch</strong>lossen in Helsinki am<br />

17. März 1992<br />

19 18.3.92 21.5.99


Titel des Übereinkommens Datum <strong>der</strong><br />

Rahmen<strong>über</strong>einkommen <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen <strong>über</strong> Klimaän<strong>der</strong>ungen.<br />

Abges<strong>ch</strong>lossen in New York am 9. Mai 1992<br />

(AS 1994 1052)<br />

Protokoll von Kyoto vom 11. Dezember 1997<br />

zum Rahmen<strong>über</strong>einkommen <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen <strong>über</strong> Klimaän<strong>der</strong>ungen<br />

Übereinkommen <strong>über</strong> <strong>die</strong> Biologis<strong>ch</strong>eVielfalt.<br />

Abges<strong>ch</strong>lossen in Rio am 5. Juni 1992<br />

(AS 1995 1408)<br />

a) Protokoll vom 28. Februar 2000 von<br />

Carthagena zum Übereinkommen <strong>über</strong> <strong>die</strong><br />

Biologis<strong>ch</strong>e Vielfalt.<br />

Übereinkommen <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

zur Bekämpfung <strong>der</strong> Wüstenbildung in <strong>den</strong><br />

von Dürre und/o<strong>der</strong> Wüstenbildung s<strong>ch</strong>wer<br />

betroffenen Län<strong>der</strong>n, insbeson<strong>der</strong>e in Afrika.<br />

Abges<strong>ch</strong>lossen in Paris am 14. Oktober 1994<br />

Übereinkommen vom 21. Mai 1997 <strong>über</strong><br />

das Re<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> internationalen<br />

Wasserläufe zu an<strong>der</strong>en Zwecken als <strong>der</strong><br />

S<strong>ch</strong>ifffahrt<br />

y. Strafre<strong>ch</strong>tsfragen<br />

Internationales Übereinkommen vom<br />

17. Dezember 1979 gegen Geiselnahme<br />

(AS 1985 429)<br />

Übereinkommen vom 14. Dezember 1973<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Verhütung, Verfolgung und<br />

Bestrafung von Straftaten gegen völkerre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

ges<strong>ch</strong>ützte Personen, eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />

Diplomaten (AS 1985 439)<br />

Übereinkommen <strong>über</strong> <strong>die</strong> Si<strong>ch</strong>erheit von<br />

Personal <strong>der</strong> Vereinten Nationen und beigeordnetem<br />

Personal. Abges<strong>ch</strong>lossen in New<br />

York am 9. Dezember 1994<br />

Internationales Übereinkommen für <strong>die</strong><br />

Bekämpfung von Sprengstoffattentaten von<br />

Terroristen. Abges<strong>ch</strong>lossen in New York am<br />

15. Dezember 1997<br />

Anzahl Ratifikationen,Annahmen<br />

o<strong>der</strong> <strong>Beitritt</strong>e<br />

Unterzei<strong>ch</strong>nung<br />

dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Ratifikation,<br />

Annahme o<strong>der</strong><br />

<strong>Beitritt</strong> dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

185 12.6.92 10.12.93<br />

25 16.3.98 –<br />

178 12.6.92 21.11.94<br />

1 24.5.00 –<br />

167 14.10.94 19.1.96<br />

8 – –<br />

89 18.7.80 5.3.85<br />

102 – 5.3.85<br />

35 – –<br />

8 – –<br />

1271


Titel des Übereinkommens Datum <strong>der</strong><br />

z. Fragen von erzieheris<strong>ch</strong>em und kulturellem<br />

Charakter<br />

Internationales Abkommen <strong>über</strong> <strong>den</strong> S<strong>ch</strong>utz<br />

<strong>der</strong> ausüben<strong>den</strong> Künstler, <strong>der</strong> Hersteller<br />

von Tonträgern und <strong>der</strong> Sendeunternehmen.<br />

Abges<strong>ch</strong>lossen in Rom am 26. Oktober 1961<br />

(AS 1993 2696)<br />

Übereinkommen vom 29. Oktober 1971 zum<br />

S<strong>ch</strong>utz <strong>der</strong> Hersteller von Tonträgern gegen<br />

<strong>die</strong> unerlaubte Vervielfältigung ihrer Tonträger<br />

(AS 1993 2718)<br />

Statuten des Internationalen Zentrums<br />

für Gente<strong>ch</strong>nik und Biote<strong>ch</strong>nologie. Abges<strong>ch</strong>lossen<br />

in Madrid am 13. September 1983<br />

11295<br />

1272<br />

Anzahl Ratifikationen,Annahmen<br />

o<strong>der</strong> <strong>Beitritt</strong>e<br />

Unterzei<strong>ch</strong>nung<br />

dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

Ratifikation,<br />

Annahme o<strong>der</strong><br />

<strong>Beitritt</strong> dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

67 – 24.6.93<br />

64 29.10.71 24.6.93<br />

43 – –


Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />

Übersi<strong>ch</strong>t 1184<br />

1 Einleitung 1186<br />

1.1 Formelles 1186<br />

1.2 Gültigkeit <strong>der</strong> Initiative 1187<br />

1.3 Hintergrund <strong>der</strong> UNO-Vorlage 1188<br />

2 Die Bedeutung <strong>der</strong> UNO 1190<br />

2.1 Einleitung 1190<br />

2.2 Der Stellenwert <strong>der</strong> UNO 1191<br />

2.3 Die Wirksamkeit <strong>der</strong> UNO 1192<br />

2.4 Struktur und Prioritäten des UNO-Systems 1193<br />

3 Der Beoba<strong>ch</strong>terstatus und <strong>die</strong> Stellung <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz im UNO-System 1196<br />

3.1 Der Beoba<strong>ch</strong>terstatus 1196<br />

3.2 Die Stellung <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz im UNO-System<br />

4 Die Mitglieds<strong>ch</strong>aft als Mittel zur Wahrnehmung s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er<br />

1198<br />

Interessen 1198<br />

4.1 Einleitung 1198<br />

4.2 S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Interessenwahrung in <strong>der</strong> UNO 1200<br />

4.3 Mitwirkung bei <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>affung von Völkerre<strong>ch</strong>t 1204<br />

4.4 Mitgestaltung <strong>der</strong> operationellen Aktivitäten <strong>der</strong> UNO 1205<br />

4.5 Verbesserung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Wirts<strong>ch</strong>aft 1208<br />

4.6 S<strong>ch</strong>weizerinnen und S<strong>ch</strong>weizer im UNO-System<br />

4.7 Integrale Mitspra<strong>ch</strong>e bei <strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong> finanziellen Beiträge <strong>der</strong><br />

1210<br />

S<strong>ch</strong>weiz an <strong>die</strong> Tätigkeiten <strong>der</strong> UNO 1210<br />

4.8 S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Interessen an <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> UNO 1211<br />

5 Einzelfragen von beson<strong>der</strong>er Bedeutung für <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz 1212<br />

5.1 Die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Neutralität 1212<br />

5.2 Das internationale Genf 1216<br />

6 Das <strong>Beitritt</strong>sverfahren 1217<br />

7 Finanzieller und personeller Bedarf auf Grund des UNO-<strong>Beitritt</strong>s 1218<br />

7.1 Finanzieller Bedarf 1218<br />

7.2 Personelle Konsequenzen 1221<br />

8 Verhältnis zum europäis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>t 1221<br />

9 Das Vernehmlassungsverfahren 1221<br />

9.1 Einleitung 1221<br />

9.2 Zusammenfassung <strong>der</strong> Vernehmlassungsresultate 1222<br />

9.3 S<strong>ch</strong>lüsse aus <strong>den</strong> Vernehmlassungsresultaten 1223<br />

1273


Anhänge<br />

1 Abkürzungsliste 1224<br />

2 Struktur des UNO-Systems 1227<br />

3 Beiträge des Bundes an das UNO-System im Jahr 1999 1228<br />

4 Der UNO-<strong>Beitritt</strong> <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz und <strong>die</strong> Bestimmungen von Kapitel VII <strong>der</strong><br />

UNO-Charta 1231<br />

5 Die Charta <strong>der</strong> Vereinten Nationen 1234<br />

6 Unters<strong>ch</strong>riften, Ratifikationen und <strong>Beitritt</strong>e zu <strong>den</strong> wi<strong>ch</strong>tigsten Übereinkommen<br />

<strong>der</strong> Vereinten Nationen 1259<br />

Bundesbes<strong>ch</strong>luss (Entwurf) 1275<br />

1274

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