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Botschaft über die Volksinitiative «für den Beitritt der - admin.ch

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– Frie<strong>den</strong>serhaltende Operationen <strong>der</strong> UNO (meist so genannte «Blauhelm-<br />

Operationen») wer<strong>den</strong> aus dem entspre<strong>ch</strong>en<strong>den</strong> speziellen Budget finanziert.<br />

Das notwendige Personal wird in <strong>der</strong> Praxis von <strong>den</strong> Staaten freiwillig gestellt.<br />

Sol<strong>ch</strong>e Operationen müssten also von <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zwar finanziell<br />

mitgetragen, aber we<strong>der</strong> personell no<strong>ch</strong> mit Material unterstützt wer<strong>den</strong>.<br />

– Von <strong>der</strong> UNO ermä<strong>ch</strong>tigte Zwangsmassnahmen (gestützt auf Kapitel VII <strong>der</strong><br />

Charta) wer<strong>den</strong> von einer «Koalition <strong>der</strong> Willigen» finanziert und dur<strong>ch</strong>geführt<br />

(beispielsweise <strong>die</strong> Operation «Desert Storm» zur Befreiung von Kuwait).<br />

Die S<strong>ch</strong>weiz kann <strong>über</strong> ihre direkte Beteiligung, sei es dur<strong>ch</strong> Zurverfügungstellung<br />

von Personal o<strong>der</strong> Material, selbst ents<strong>ch</strong>ei<strong>den</strong>.<br />

– Bezügli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Dur<strong>ch</strong>mars<strong>ch</strong>- und Überflugsre<strong>ch</strong>te sieht <strong>die</strong> UNO-Charta vor,<br />

dass <strong>die</strong>se dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Mitglie<strong>der</strong> na<strong>ch</strong> Massgabe von Son<strong>der</strong>abkommen erteilt<br />

wer<strong>den</strong> (wie<strong>der</strong>um Artikel 43 Ziffer 1). Sol<strong>ch</strong>e Abkommen wur<strong>den</strong> bisher<br />

jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t erarbeitet. Die Gewährung <strong>die</strong>ser Re<strong>ch</strong>te dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Mitgliedstaaten<br />

erfolgte in <strong>der</strong> Praxis bisher vielmehr ohne beson<strong>der</strong>e re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />

Verpfli<strong>ch</strong>tung. Selbst wenn <strong>die</strong>se Praxis geän<strong>der</strong>t würde, behalten <strong>die</strong> Staaten<br />

<strong>die</strong> Kompetenz, ob sie ein Abkommen abs<strong>ch</strong>liessen wollen. Der Bundesrat<br />

hat vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>tli<strong>ch</strong> Transitre<strong>ch</strong>te für UNO-Operationen, <strong>die</strong> au<strong>ch</strong> <strong>die</strong><br />

Befugnis zur militäris<strong>ch</strong>en Gewaltanwendung gemäss Kapitel VII <strong>der</strong> Charta<br />

beinhalten, erteilt (z. B. Überflugsre<strong>ch</strong>te für SFOR für Bosnien und KFOR<br />

für Kosovo). Als UNO-Mitglied wäre <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz gehalten, gemäss Artikel<br />

25 Bes<strong>ch</strong>lüsse des Si<strong>ch</strong>erheitsrats im Einklang mit <strong>der</strong> Charta umzusetzen.<br />

Au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> dem UNO-<strong>Beitritt</strong> würde <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz folgli<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e Operationen<br />

weiterhin zumindest ni<strong>ch</strong>t behin<strong>der</strong>n.<br />

Sowohl <strong>die</strong> Unterstützung von UNO-Operationen als au<strong>ch</strong> <strong>die</strong> aktive Teilnahme<br />

daran ist mit unserer Neutralität vereinbar. Das Neutralitätsre<strong>ch</strong>t findet nur auf militäris<strong>ch</strong>e<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen zwis<strong>ch</strong>en Staaten Anwendung. S<strong>ch</strong>reitet hingegen<br />

<strong>die</strong> UNO in einem Konflikt ein, entsteht eine grundsätzli<strong>ch</strong> an<strong>der</strong>e Situation: Die<br />

UNO handelt ni<strong>ch</strong>t als Kriegspartei, son<strong>der</strong>n als dur<strong>ch</strong> das Völkerre<strong>ch</strong>t legitimierte<br />

Ordnungsma<strong>ch</strong>t. Sie agiert auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> auf Grund von Bes<strong>ch</strong>lüssen des Si<strong>ch</strong>erheitsrates<br />

und ausnahmsweise <strong>der</strong> UNO-Generalversammlung. 55 Diese sind von <strong>den</strong><br />

UNO-Mitglie<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Charta zu <strong>die</strong>sen Ents<strong>ch</strong>ei<strong>den</strong> ermä<strong>ch</strong>tigt wor<strong>den</strong>. Die UNO<br />

geht im Auftrag <strong>der</strong> Völkergemeins<strong>ch</strong>aft gegen jene vor, <strong>die</strong> <strong>den</strong> Weltfrie<strong>den</strong> gebro<strong>ch</strong>en<br />

haben o<strong>der</strong> ihn gefähr<strong>den</strong>. Zwis<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> UNO und <strong>die</strong>sen Parteien kann gar<br />

keine Situation entstehen, <strong>die</strong> mit dem Neutralitätsstatut <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz ni<strong>ch</strong>t zu vereinbaren<br />

ist. Wer si<strong>ch</strong> in sol<strong>ch</strong>en Fällen ni<strong>ch</strong>t hinter <strong>die</strong> Ordnungsma<strong>ch</strong>t stellt, stellt<br />

si<strong>ch</strong> auf <strong>die</strong> Seite des Aggressors. Aus neutralitätspolitis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t re<strong>ch</strong>tfertigt si<strong>ch</strong><br />

für <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>weiz <strong>die</strong> Unterstützung <strong>die</strong>ser Massnahmen <strong>der</strong> UNO unabhängig davon,<br />

ob sie <strong>der</strong> Organisation formell angehört. Diesen kommt eine dem Frie<strong>den</strong> <strong>die</strong>nende<br />

Ordnungsfunktion zu, <strong>die</strong> dem Sinn und Geist <strong>der</strong> Neutralität entspri<strong>ch</strong>t.<br />

Selbst eine bewaffnete Teilnahme <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz an einer UNO-Frie<strong>den</strong>smission steht<br />

mit <strong>der</strong> Neutralität <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz im Einklang. Eine sol<strong>ch</strong>e Teilnahme wurde vom<br />

Parlament mit <strong>der</strong> Revision des Militärgesetzes56 grundsätzli<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t.<br />

55 Grundsätzli<strong>ch</strong> hat <strong>die</strong> Generalversammlung auf Grund <strong>der</strong> «Uniting for Peace»-<br />

Resolution (A/ Res. 377(V) vom 13.11.1950) das Re<strong>ch</strong>t, in Fragen des Frie<strong>den</strong>s und<br />

<strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheit aktiv zu wer<strong>den</strong>, wenn <strong>die</strong> ständigen Mitglie<strong>der</strong> des Si<strong>ch</strong>erheitsrats dur<strong>ch</strong><br />

Uneinigkeit das Handeln verhin<strong>der</strong>n.<br />

56 Vorlage zur Teilrevision des Bundesgesetzes <strong>über</strong> <strong>die</strong> Armee und <strong>die</strong> Militärverwaltung<br />

(Militärgesetz/ Bewaffnung); BBl 2000 5144.<br />

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