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p food for thought festspiel+
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Der Wert der Provokation
Innovation lebt von Kreativität, Querdenkertum, Regelbruch – im Business wie im Kunstbetrieb.
Deshalb kooperieren die Bayerische Staatsoper und Roland Berger Strategy Consultants beim
avantgardistischen Festspiel+, das Stücke jenseits des klassischen Kanons zur Aufführung bringt.
: Nicht wenige Kritiker meinen, wirklich
neue Musik erkenne man vor allem daran,
dass sie zunächst als Krach wahrgenommen
werde. So gesehen hat der avantgardistische
Schreichor Mieskuoro Huutajat beste
Chancen, stilbildend zu wirken.
Mieskuoro Huutajat, das sind 30 Männer
aus dem nordfinnischen Städtchen Oulu, die
ein wenig spießig daherkommen in ihren
schwarzen Kaufhausanzügen und dennoch
alle Konventionen sprengen: Ob Kinderlieder,
Arbeitersongs oder Nationalhymnen –
kein musikalisches Erbe ist vor den Klassikzertrümmerern
aus dem hohen Norden
sicher. Ihre Demontage populärer Klänge
betreiben sie keineswegs als Selbstzweck,
wie Dirigent Petri Sirviö betont: „Ich mag
alle Arten des Schreiens, weil es befreiend
wirkt. Aber als Chorleiter befasse ich mich
weniger mit der natürlichen, intuitiven Variante
als mit strukturellen Aspekten. Man
kann sagen, ich kultiviere das Schreien.“
AUFTRITTE IM KAMMERKONZERT,
IN BESETZTEN HÄUSERN UND
IM VORPROGRAMM DER PET SHOP BOYS
Nicht für werkgetreue Interpretation interessiert
sich der Kultchor vom Polarkreis, der
schon in Kammerkonzerten, Supermärkten,
Bahnhöfen, besetzten Häusern sowie im
Vorprogramm der Pet Shop Boys auftrat.
Wichtig ist ihm vielmehr das Sichtbarma-
chen dessen, was hinter Worten und Tönen
verborgen liegt. Mieskuoro Huutajat dekonstruiert
Altbekanntes und fügt es neu
zusammen – etwa Versatzstücke klassischer
Musik mit Zitaten aus finnischen Gesetzen
oder internationalen Verträgen.
Avantgardekünstler wie Mieskuoro Huutajat
zählen zu jenen Schöpfernaturen, die
es wagen, ausgetretene Pfade zu verlassen
und bestehende Strukturen zu zermalmen.
Es war 1911, als der große österreichische
Nationalökonom Joseph A. Schumpeter
(1883–1950) seine These von der „kreativen
Zerstörung“ formulierte, die heute in der
Welt der Wirtschaft ebenso Gültigkeit beansprucht
wie im künstlerischen Kosmos.