27.11.2012 Aufrufe

Verantwortung@step21.de Spendenkonto - Roland Berger

Verantwortung@step21.de Spendenkonto - Roland Berger

Verantwortung@step21.de Spendenkonto - Roland Berger

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DOSSIER #02 Strategische Planung<br />

Kostenposition im Wettbewerbsvergleich optimieren.<br />

Die Aufgabe lautet daher, die Vorteile der dezentralen<br />

Organisation mit der Realisierung von Kostenund<br />

Skalenerträgen der zentralen Strukturen zu<br />

verbinden: Es geht darum, der verzweigten Struktur<br />

durch effektive Steuerungssysteme und übergreifende<br />

Führungs- und Serviceeinheiten ein belastbares<br />

Rückgrat zu geben.<br />

INFORMATIONS- und Kommunikationstechnologien<br />

sind heute in der Lage, zusammenzuhalten,<br />

was organisatorisch so aufgegliedert und verzweigt<br />

sein kann, dass es den jeweiligen Markterfordernissen<br />

optimal gerecht wird. IT-Systeme stellen alle<br />

relevanten Daten heute rund um den Globus in Echtzeit<br />

zur Verfügung. Hochflexible ERP-Programme<br />

ermöglichen, dass sich kurzfristig jede gewünschte<br />

Kombination von Performanceindikatoren abrufen<br />

lässt. Intelligente, webbasierte Benchmarkingsysteme<br />

verbessern die Lernkurve der Organisation<br />

grundlegend. Leistungsstarke Wissensmanagementsysteme<br />

sorgen dafür, dass aufgebautes Wissen<br />

an jede Stelle des Unternehmens transferierbar<br />

ist. Und schließlich ermöglicht IT, dass administrative<br />

Aufgaben an nahezu jedem Ort der Welt gebündelt<br />

und operativ erbracht werden können.<br />

UM ALLE DIESE FUNKTIONEN ERFÜLLEN zu können,<br />

müssen sie aber auch explizit als Instrument<br />

verstanden werden, das die Dezentralisierung ermöglicht.<br />

Bislang haben Unternehmen IT eher als<br />

Medium der Zentralisierung eingesetzt. So entstanden<br />

„virtuelle Feldherrenhügel“: Die Zentrale türmte<br />

mit elektronischer Hilfe noch mehr Informationen<br />

auf als traditionell. Außerdem strebten die Zentralen<br />

danach, Informationen hochgradig zu standardisieren,<br />

um auf diese Weise Komplexitäts- und Transaktionskosten<br />

zu minimieren. Spezifische Anforderungen<br />

lokaler Märkte gehen jedoch im Zuge der Standardisierung<br />

von Informationen verloren.<br />

EINHEITLICHE KOMMUNIKATIONSMUSTER können<br />

dagegen auch das Management eines verzweigten<br />

Gebildes erleichtern, das überall dort einen<br />

Knoten entstehen lässt, wo es die individuelle<br />

Marktsituation nahe legt – sei dies regional, an Kun-<br />

34<br />

BURKHARD SCHWENKER, 47, hat Mathematik<br />

und Betriebswirtschaftslehre studiert.<br />

Der promovierte Ökonom wechselte 1990 nach<br />

verschiedenen Stationen in der Industrie in die<br />

Unternehmensberatung. Seit 2003 ist er Sprecher<br />

der Geschäftsführung, seit 2004 CEO von <strong>Roland</strong><br />

<strong>Berger</strong> Strategy Consultants.<br />

den oder aber an Produkten orientiert. Elementarer<br />

Bestandteil eines solchen belastbaren Rückgrats für<br />

die Dezentralisierung ist aber, dass entscheidende<br />

strategische Elemente und Kompetenzen zentral<br />

gesteuert werden. So muss der Global Footprint der<br />

Wertschöpfungsstruktur aus übergreifender Faktorkosten-<br />

und Unternehmensperspektive festgelegt<br />

werden. Damit eng verbunden ist eine unternehmensweite<br />

Optimierung der Beschaffung (Global<br />

sourcing). Auf der Marktseite muss durch ein Corporate<br />

Branding und klare Pricing-Spielregeln der<br />

Marktauftritt koordiniert werden.<br />

ERFOLGSKRITISCH FÜR DIE BALANCE zwischen<br />

Dezentralisierung und Kosteneffizienz sind Corporate<br />

Service Centers, die sowohl administrative wie<br />

inzwischen auch hochwertige Dienstleistungen<br />

unternehmensweit konzentrieren und den dezentralen<br />

Einheiten zur Verfügung stellen. Sie sind<br />

kosteneffizient, weil sie nachhaltig Skaleneffekte<br />

realisieren, vor allem aber sind sie eine Voraussetzung<br />

für künftige Optimierungen: Das Offshoring<br />

der Servicefunktionen wird in naher Zukunft neue<br />

Kostensenkungspotenziale eröffnen – ein Beitrag<br />

zur weiteren Realisierung unternehmerischer Kernfunktionen.<br />

In einer Studie, die wir gemeinsam mit<br />

der United Nations Conference on Trade and Development<br />

(UNCTAD) durchgeführt haben, gaben 44<br />

Prozent der europäischen Unternehmen an, dass<br />

sie – nicht zuletzt beschleunigt durch die Osterweiterung<br />

der EU – bald weitere Offshoring-Aktivitäten<br />

planen. Kostenaspekte stehen dabei im Vordergrund<br />

(70 Prozent der Befragten), aber durchaus auch die<br />

Verbesserung der Servicequalität (43 Prozent) oder<br />

die Prozessbeschleunigung (35 Prozent).<br />

DANEBEN KOMMEN AUCH WEITERE, individuell<br />

zu definierende Lösungen in Betracht: Strategische<br />

Allianzen oder Netzwerke können neue Strukturen<br />

schaffen, die dazu beitragen, den Wachstumstreiber<br />

Dezentralisierung in eine optimale Kombination mit<br />

zentralen Angeboten zur Verbesserung der Kostenposition<br />

zu bringen.<br />

ENTSCHEIDENDE BEDINGUNG einer stärker<br />

dezentral ausgerichteten Organisation ist eine Vertrauenskultur.<br />

Diese Einsicht ist im Kern nicht neu,<br />

doch sind viele Versuche, vertrauensbasierte Führungsmodelle<br />

einzuführen, gescheitert. Warum,<br />

wissen wir heute: Nur wenn eine Organisation sich<br />

auf der Grundlage eines konsistenten Führungsmodells<br />

mit definierten und verbindlichen Entscheidungsprozessen,<br />

Zielvereinbarungen sowie Checks<br />

and Balances insgesamt in Richtung einer Vertrauenskultur<br />

entwickelt, kann diese greifen.<br />

BEREITS IN DER LETZTEN AUSGABE von<br />

think: act konnten wir zeigen: Wird Vertrauen als<br />

Leitprinzip ernst genommen, lassen sich Führung<br />

und Steuerung nicht mehr auf starre Vorgaben topdown<br />

reduzieren. Strategien müssen dezentral erarbeitet<br />

werden – von projektbezogen aufgesetzten<br />

Teams mit hervorragendem Wissen über lokale<br />

Märkte oder Kunden, die von zentralen Einheiten nur<br />

noch koordiniert, aber nicht mehr geleitet werden.<br />

Überhaupt muss „die Zentrale“ sich mehr in Richtung<br />

Ermöglichen – natürlich mit anschließender Erfolgskontrolle<br />

– entwickeln und die klassische Prozesssteuerung<br />

in die Fläche abgeben. Komplexe Rahmenbedingungen<br />

erzwingen adäquate, nämlich flexible<br />

Steuerungsmodelle.<br />

DEZENTRALEN ORGANISATIONEN gehört die Zukunft,<br />

weil sie mehr Wachstumschancen eröffnen.<br />

Dezentralisierungsmodelle müssen branchen- und<br />

unternehmensspezifisch weiterentwickelt werden –<br />

durch das Management und durch Beratungen. Die<br />

richtige Balance zwischen der Dezentralisierung und<br />

der Ausschöpfung von Skalenvorteilen ist nicht trivial:<br />

Sie verlangt danach, für jede Funktion, jeden<br />

Führungsprozess, jede Stufe der Wertschöpfung<br />

eine unternehmens- und marktspezifisch differenzierte<br />

Strategie zu formulieren, was dezentral und<br />

was zentral erbracht werden soll. Es lohnt sich, dieses<br />

Thema umfassend anzugehen, denn die richtige<br />

Antwort ist die Basis für profitables Wachstum.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!