Verantwortung@step21.de Spendenkonto - Roland Berger
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DOSSIER #02 Strategische Planung<br />
Kostenposition im Wettbewerbsvergleich optimieren.<br />
Die Aufgabe lautet daher, die Vorteile der dezentralen<br />
Organisation mit der Realisierung von Kostenund<br />
Skalenerträgen der zentralen Strukturen zu<br />
verbinden: Es geht darum, der verzweigten Struktur<br />
durch effektive Steuerungssysteme und übergreifende<br />
Führungs- und Serviceeinheiten ein belastbares<br />
Rückgrat zu geben.<br />
INFORMATIONS- und Kommunikationstechnologien<br />
sind heute in der Lage, zusammenzuhalten,<br />
was organisatorisch so aufgegliedert und verzweigt<br />
sein kann, dass es den jeweiligen Markterfordernissen<br />
optimal gerecht wird. IT-Systeme stellen alle<br />
relevanten Daten heute rund um den Globus in Echtzeit<br />
zur Verfügung. Hochflexible ERP-Programme<br />
ermöglichen, dass sich kurzfristig jede gewünschte<br />
Kombination von Performanceindikatoren abrufen<br />
lässt. Intelligente, webbasierte Benchmarkingsysteme<br />
verbessern die Lernkurve der Organisation<br />
grundlegend. Leistungsstarke Wissensmanagementsysteme<br />
sorgen dafür, dass aufgebautes Wissen<br />
an jede Stelle des Unternehmens transferierbar<br />
ist. Und schließlich ermöglicht IT, dass administrative<br />
Aufgaben an nahezu jedem Ort der Welt gebündelt<br />
und operativ erbracht werden können.<br />
UM ALLE DIESE FUNKTIONEN ERFÜLLEN zu können,<br />
müssen sie aber auch explizit als Instrument<br />
verstanden werden, das die Dezentralisierung ermöglicht.<br />
Bislang haben Unternehmen IT eher als<br />
Medium der Zentralisierung eingesetzt. So entstanden<br />
„virtuelle Feldherrenhügel“: Die Zentrale türmte<br />
mit elektronischer Hilfe noch mehr Informationen<br />
auf als traditionell. Außerdem strebten die Zentralen<br />
danach, Informationen hochgradig zu standardisieren,<br />
um auf diese Weise Komplexitäts- und Transaktionskosten<br />
zu minimieren. Spezifische Anforderungen<br />
lokaler Märkte gehen jedoch im Zuge der Standardisierung<br />
von Informationen verloren.<br />
EINHEITLICHE KOMMUNIKATIONSMUSTER können<br />
dagegen auch das Management eines verzweigten<br />
Gebildes erleichtern, das überall dort einen<br />
Knoten entstehen lässt, wo es die individuelle<br />
Marktsituation nahe legt – sei dies regional, an Kun-<br />
34<br />
BURKHARD SCHWENKER, 47, hat Mathematik<br />
und Betriebswirtschaftslehre studiert.<br />
Der promovierte Ökonom wechselte 1990 nach<br />
verschiedenen Stationen in der Industrie in die<br />
Unternehmensberatung. Seit 2003 ist er Sprecher<br />
der Geschäftsführung, seit 2004 CEO von <strong>Roland</strong><br />
<strong>Berger</strong> Strategy Consultants.<br />
den oder aber an Produkten orientiert. Elementarer<br />
Bestandteil eines solchen belastbaren Rückgrats für<br />
die Dezentralisierung ist aber, dass entscheidende<br />
strategische Elemente und Kompetenzen zentral<br />
gesteuert werden. So muss der Global Footprint der<br />
Wertschöpfungsstruktur aus übergreifender Faktorkosten-<br />
und Unternehmensperspektive festgelegt<br />
werden. Damit eng verbunden ist eine unternehmensweite<br />
Optimierung der Beschaffung (Global<br />
sourcing). Auf der Marktseite muss durch ein Corporate<br />
Branding und klare Pricing-Spielregeln der<br />
Marktauftritt koordiniert werden.<br />
ERFOLGSKRITISCH FÜR DIE BALANCE zwischen<br />
Dezentralisierung und Kosteneffizienz sind Corporate<br />
Service Centers, die sowohl administrative wie<br />
inzwischen auch hochwertige Dienstleistungen<br />
unternehmensweit konzentrieren und den dezentralen<br />
Einheiten zur Verfügung stellen. Sie sind<br />
kosteneffizient, weil sie nachhaltig Skaleneffekte<br />
realisieren, vor allem aber sind sie eine Voraussetzung<br />
für künftige Optimierungen: Das Offshoring<br />
der Servicefunktionen wird in naher Zukunft neue<br />
Kostensenkungspotenziale eröffnen – ein Beitrag<br />
zur weiteren Realisierung unternehmerischer Kernfunktionen.<br />
In einer Studie, die wir gemeinsam mit<br />
der United Nations Conference on Trade and Development<br />
(UNCTAD) durchgeführt haben, gaben 44<br />
Prozent der europäischen Unternehmen an, dass<br />
sie – nicht zuletzt beschleunigt durch die Osterweiterung<br />
der EU – bald weitere Offshoring-Aktivitäten<br />
planen. Kostenaspekte stehen dabei im Vordergrund<br />
(70 Prozent der Befragten), aber durchaus auch die<br />
Verbesserung der Servicequalität (43 Prozent) oder<br />
die Prozessbeschleunigung (35 Prozent).<br />
DANEBEN KOMMEN AUCH WEITERE, individuell<br />
zu definierende Lösungen in Betracht: Strategische<br />
Allianzen oder Netzwerke können neue Strukturen<br />
schaffen, die dazu beitragen, den Wachstumstreiber<br />
Dezentralisierung in eine optimale Kombination mit<br />
zentralen Angeboten zur Verbesserung der Kostenposition<br />
zu bringen.<br />
ENTSCHEIDENDE BEDINGUNG einer stärker<br />
dezentral ausgerichteten Organisation ist eine Vertrauenskultur.<br />
Diese Einsicht ist im Kern nicht neu,<br />
doch sind viele Versuche, vertrauensbasierte Führungsmodelle<br />
einzuführen, gescheitert. Warum,<br />
wissen wir heute: Nur wenn eine Organisation sich<br />
auf der Grundlage eines konsistenten Führungsmodells<br />
mit definierten und verbindlichen Entscheidungsprozessen,<br />
Zielvereinbarungen sowie Checks<br />
and Balances insgesamt in Richtung einer Vertrauenskultur<br />
entwickelt, kann diese greifen.<br />
BEREITS IN DER LETZTEN AUSGABE von<br />
think: act konnten wir zeigen: Wird Vertrauen als<br />
Leitprinzip ernst genommen, lassen sich Führung<br />
und Steuerung nicht mehr auf starre Vorgaben topdown<br />
reduzieren. Strategien müssen dezentral erarbeitet<br />
werden – von projektbezogen aufgesetzten<br />
Teams mit hervorragendem Wissen über lokale<br />
Märkte oder Kunden, die von zentralen Einheiten nur<br />
noch koordiniert, aber nicht mehr geleitet werden.<br />
Überhaupt muss „die Zentrale“ sich mehr in Richtung<br />
Ermöglichen – natürlich mit anschließender Erfolgskontrolle<br />
– entwickeln und die klassische Prozesssteuerung<br />
in die Fläche abgeben. Komplexe Rahmenbedingungen<br />
erzwingen adäquate, nämlich flexible<br />
Steuerungsmodelle.<br />
DEZENTRALEN ORGANISATIONEN gehört die Zukunft,<br />
weil sie mehr Wachstumschancen eröffnen.<br />
Dezentralisierungsmodelle müssen branchen- und<br />
unternehmensspezifisch weiterentwickelt werden –<br />
durch das Management und durch Beratungen. Die<br />
richtige Balance zwischen der Dezentralisierung und<br />
der Ausschöpfung von Skalenvorteilen ist nicht trivial:<br />
Sie verlangt danach, für jede Funktion, jeden<br />
Führungsprozess, jede Stufe der Wertschöpfung<br />
eine unternehmens- und marktspezifisch differenzierte<br />
Strategie zu formulieren, was dezentral und<br />
was zentral erbracht werden soll. Es lohnt sich, dieses<br />
Thema umfassend anzugehen, denn die richtige<br />
Antwort ist die Basis für profitables Wachstum.