Verantwortung@step21.de Spendenkonto - Roland Berger
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p industry-report transportation<br />
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Strikte Fortschrittskontrolle<br />
Nach technischen Pannen und mehrfach verpassten Terminen drohte die<br />
Einführung der Lkw-Maut in Deutschland zum Debakel zu geraten. Christoph Bellmer,<br />
Chef des Konsortiums Toll Collect, über Lehren und Wege aus der Krise.<br />
:<br />
Der Imageschaden war groß – für den<br />
Technologiestandort Deutschland im<br />
Allgemeinen, für die Konsortialführer DaimlerChrysler<br />
und Deutsche Telekom im Besonderen<br />
und für die von ihnen gegründete<br />
Toll Collect GmbH ohnehin. Jahrelang hatte<br />
Toll Collect an einem satellitengestützten<br />
Mautsystem für Lkws gearbeitet, zweimal<br />
wurden Starttermine verschoben. Milliardeneinnahmen<br />
entfielen, die Öffentlichkeit<br />
war empört. Die Bundesregierung reagierte<br />
auf das Debakel, indem sie im März 2004<br />
die alte Geschäftsführung ablöste. Seitdem<br />
agiert Christoph Bellmer als Chef des Mauteintreibers<br />
und dirigiert nun eines der herausforderndsten<br />
Beratungsprojekte der<br />
deutschen Verkehrspolitik. Unterstützt wird<br />
er von <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants.<br />
THINK: ACT Herr Bellmer, haben auch Sie mal<br />
daran gezweifelt, dass Ihr Mautsystem technisch<br />
jemals funktionieren würde?<br />
CHRISTOPH BELLMER Nie. Allerdings war bis zuletzt<br />
spannend, ob wir unseren Zeitplan auch<br />
einhalten würden. Am 15. Dezember 2004, als<br />
die Freigabe tatsächlich erteilt wurde und das<br />
System endlich in Betrieb gehen konnte, haben<br />
wir das mit allen Mitarbeitern kräftig gefeiert.<br />
Ein vorgezogenes Weihnachtsfest also ...<br />
Wenn Sie so wollen, ja. Den Erfolg aber haben<br />
wir nicht dem Weihnachtsmann zu verdanken.<br />
Den haben wir uns hart erarbeitet.<br />
Warum konnte die Mauterhebung – aller<br />
harten Arbeit zum Trotz – nicht wie geplant<br />
schon 2003 starten?<br />
Wegen der Neuartigkeit der Technologie. Vor<br />
uns hatte noch niemand ein solches Projekt<br />
verwirklicht. Auf der ganzen Welt gab es keine<br />
Erfahrungen mit einem solchen System. Wir<br />
mussten fast überall neu beginnen. Erst einmal<br />
haben wir nach dem Neustart die Komplexität<br />
des Projekts reduziert und mit dem Auftraggeber<br />
die Einführung eines Mautsystems in zwei<br />
Stufen vereinbart. Deshalb wird es zum Jahresbeginn<br />
2006 eine weiterentwickelte Software<br />
für Fahrzeuggeräte geben. Trotzdem: Die<br />
Mauterhebung funktioniert bereits jetzt in<br />
vollem Umfang – von Anfang an.<br />
Warum hat nun doch noch innerhalb eines<br />
drei viertel Jahres geklappt, was über mehr<br />
als drei Jahre nicht funktioniert hat?<br />
Wir haben mit dem Auftraggeber, der Bundesrepublik<br />
Deutschland, sehr eng zusammengearbeitet.<br />
Es gab dafür ein stringentes Projektmanagement:<br />
Jeder von uns hat die Aufgabe<br />
erledigt, die ihm zugewiesen wurde. Trotz der<br />
vorangegangenen Fehlschläge war unsere<br />
Truppe enorm motiviert. Nach dem Neustart<br />
des Projekts im Februar vergangenen Jahres ...<br />
... nachdem Bundesverkehrsminister Manfred<br />
Stolpe die Kündigung der Verträge angedroht<br />
hatte ...<br />
... ja, danach hatten alle im Konsortium den<br />
Willen und die Überzeugung, es gemeinsam zu<br />
schaffen. Deshalb wurde eben auch noch die<br />
16. Stunde am Tag mit vollem Engagement<br />
gearbeitet.<br />
Was beinhaltete das stringente Projektmanagement,<br />
von dem Sie sprachen?<br />
Die neue Umsetzungsvereinbarung mit dem<br />
Bund gab die Regeln für den dichten Projektplan<br />
vor. Wir hatten feste Meilensteine, die wir<br />
sorgfältig einen nach dem anderen abgearbeitet<br />
haben. Jeden Tag haben wir Fortschritte überprüft,<br />
ein wöchentliches Monitoring wäre angesichts<br />
des engen Zeitrahmens viel zu ungenau<br />
gewesen. Wenn Fristen von Arbeitsgruppen<br />
überschritten wurden, hatte das Team genau<br />
24 Stunden Zeit, um die verlorene Zeit wieder<br />
aufzuholen.<br />
Verkehr macht an Grenzen nicht Halt. Sehen<br />
Sie Möglichkeiten, in ganz Europa ein<br />
einheitliches Mautsystem aufzubauen?<br />
Ein durchgängiges Mautsystem, das einen Lkw<br />
vom Nordkap bis Málaga begleitet, wird nach<br />
meiner Auffassung in den nächsten zehn<br />
Jahren nicht kommen. Der Weg dahin ist so<br />
lang, weil die Rahmenbedingungen in den EU-<br />
Staaten sehr unterschiedlich sind. Einige<br />
Länder fangen bei null an, andere – etwa<br />
Frankreich und Italien – haben sogar mehrere<br />
verschiedene Mautsysteme im Land. Sollte ein<br />
EU-weites System aufgebaut werden, sehe ich<br />
uns allerdings im Vorteil, da die EU ein satellitengestütztes<br />
System grundsätzlich empfiehlt.<br />
Und das gibt es bisher nur in Deutschland.<br />
Wie werden Mautsysteme die Verkehrspolitik<br />
in Europa beeinflussen, etwa in dem<br />
Sinne, dass der Güterverkehr zunehmend<br />
auf die Schiene umsteigt?<br />
Ich glaube, diese Frage muss man umgekehrt<br />
betrachten. Die Politik setzt die Rahmenbedingungen,<br />
die Betreiber wie wir technisch<br />
umsetzen. Verkehrspolitik hängt meines