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Verantwortung@step21.de Spendenkonto - Roland Berger

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p industry-report transportation<br />

42<br />

Erachtens nicht davon ab, welches technische<br />

System sich schlussendlich durchsetzt. In Europa<br />

hat sich jedoch die Erkenntnis gefestigt, dass<br />

für die Finanzierung der stark wachsenden<br />

Infrastruktur, vor allem in den Beitrittsländern<br />

in Ostmitteleuropa, eine streckenabhängige<br />

Straßennutzungsgebühr nötig ist. Unsere<br />

Technologie bietet Möglichkeiten, Verkehrsströme<br />

zu lenken, indem etwa die Mauthöhe<br />

abhängig von der Uhrzeit bestimmt wird.<br />

Halten Sie es für sinnvoll, Ihr Mautsystem<br />

auf Pkws auszuweiten?<br />

Auch diese Frage muss die Politik beantworten.<br />

Rein technisch wäre eine solche Maut wohl<br />

machbar, aber wir haben in dieser Richtung<br />

bisher weder einen Auftrag noch selbst Überlegungen<br />

angestellt.<br />

Ist es denkbar, über das System außer der<br />

Abrechnung der Lkw-Maut künftig auch andere<br />

Dienste bereitzustellen?<br />

Toll Collect konzentriert sich ausschließlich<br />

auf die Mauterhebung. Mehrwertdienste sind<br />

nicht unser Thema. Da die On Board Unit ...<br />

... das sind die elektronischen Mauterfassungsgeräte,<br />

die im Lkw installiert sind ...<br />

... funktioniert wie ein vernetzter Computer,<br />

kann sie als Plattform für alle möglichen<br />

Mehrwertdienste von Drittanbietern genutzt<br />

werden. Denkbar sind ein satellitengestütztes<br />

Flottenmanagement oder ein international<br />

wirksamer Schutz vor Fahrzeugdiebstahl.<br />

Derzeit ist aber noch unklar, wer solche<br />

Dienste entwickelt und anbietet und wie man<br />

damit Geld verdient. Wie schwer sich diese<br />

Entwicklung vorhersehen lässt, können Sie<br />

am Mobilfunkmarkt sehen. Die heutigen<br />

Killerapplikationen wie SMS und Klingeltöne<br />

sind eher zufällig entwickelt worden.<br />

Wann wird mit diesen Anwendungen<br />

zu rechnen sein?<br />

Damit solche Innovationen umgesetzt werden,<br />

braucht es erst einen Markt, der groß genug<br />

ist. In Deutschland sind mittlerweile deutlich<br />

über 400 000 On Board Units im Einsatz.<br />

Das ist zwar eine ansehnliche Zahl, doch die<br />

Attraktivität dieses Marktes wird erst dann<br />

dramatisch zunehmen, wenn auch andere<br />

Länder dieses System etabliert haben und die<br />

Zahl der Endgeräte noch weit höher liegt.<br />

Welche Staaten haben bisher Interesse an<br />

der deutschen Lösung angemeldet?<br />

Das Interesse ist sprunghaft angestiegen, seit<br />

das System läuft. In Europa denken mehrere<br />

Länder über eine Einführung unseres Systems<br />

nach, darunter Tschechien, Großbritannien,<br />

Schweden oder die Niederlande. Aber auch in<br />

den USA, in Taiwan oder China wird die<br />

Toll-Collect-Lösung aufmerksam beobachtet.<br />

Der tschechische Ministerpräsident Milan<br />

Simonovsky allerdings schätzt das deutsche<br />

Mautsystem als zu kompliziert ein. Was entgegnen<br />

Sie ihm?<br />

Die Mauterhebung und Abrechnung erfolgt<br />

zum überwiegenden Teil über das automatische<br />

Verfahren, also über die On Board Units<br />

in den Lkws. Dieses Verfahren kommt ohne<br />

bauliche Infrastruktur aus – also ohne viele<br />

tausend Erhebungsbrücken auf der Autobahn.<br />

Das System basiert auf ausgereiften und<br />

millionenfach angewandten Technologien und<br />

Standards: Mobilfunk – GSM – und Satellitenortung<br />

– GPS. Unsere Innovation liegt dabei in<br />

der Kombination in einem Gerät. Wir haben<br />

das Potenzial neuer Technologien samt ihren<br />

möglichen Anwendungsgebieten erkannt und<br />

daraus eine marktreife Innovation gemacht.<br />

Vergleichbar ist das mit der Erfindung des<br />

Walkmans, bei dem ja auch nur Kassettenspieler<br />

und Kopfhörer zu einer neuen Einheit verschmolzen<br />

wurden.<br />

Manche Kritiker wenden aber ein, das satellitengestützte<br />

Mautsystem sei zu teuer.<br />

Ich scheue in dieser Frage keinen Vergleich.<br />

Auf die tatsächliche Fahrleistung bezogen,<br />

betragen die Systemkosten in Deutschland nur<br />

zwei Drittel der vergleichbaren Kosten in<br />

Österreich. Bei uns sind es 0,022 Euro je Kilometer,<br />

die alte Mikrowellentechnologie in<br />

Österreich verschlingt 0,033 Euro je Kilometer.<br />

Außerdem kommt unsere Technologie weit<br />

gehend ohne eine dauerhaft zu unterhaltende<br />

Infrastruktur aus.<br />

Nahezu zeitgleich mit dem Start der Lkw-<br />

Maut wurde der Airbus A380 vorgestellt –<br />

auch ein Projekt, das schon einmal als technischer<br />

Dinosaurier verspottet wurde.<br />

Sehen Sie, bei allen fundamentalen Unterschieden,<br />

Ähnlichkeiten zwischen den<br />

beiden Vorhaben?<br />

Wenn diese beiden Großprojekte etwas gemeinsam<br />

haben, dann ist es ein konsequentes<br />

Festhalten an einer guten Idee, auch wenn sie<br />

nicht gleich funktioniert. Airbus wurde in den<br />

achtziger Jahren als Auslaufmodell angesehen.<br />

Bei der Maut haben noch vor eineinhalb Jahren<br />

Fachleute empfohlen, einfach damit aufzuhören<br />

und eine Vignette auf die Windschutzscheibe<br />

zu kleben. Jetzt haben wir ein<br />

System, das international Maßstäbe setzt.<br />

So schnell kann sich das Blatt wenden.

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