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p industry-report transportation 40 Strikte Fortschrittskontrolle Nach technischen Pannen und mehrfach verpassten Terminen drohte die Einführung der Lkw-Maut in Deutschland zum Debakel zu geraten. Christoph Bellmer, Chef des Konsortiums Toll Collect, über Lehren und Wege aus der Krise. : Der Imageschaden war groß – für den Technologiestandort Deutschland im Allgemeinen, für die Konsortialführer DaimlerChrysler und Deutsche Telekom im Besonderen und für die von ihnen gegründete Toll Collect GmbH ohnehin. Jahrelang hatte Toll Collect an einem satellitengestützten Mautsystem für Lkws gearbeitet, zweimal wurden Starttermine verschoben. Milliardeneinnahmen entfielen, die Öffentlichkeit war empört. Die Bundesregierung reagierte auf das Debakel, indem sie im März 2004 die alte Geschäftsführung ablöste. Seitdem agiert Christoph Bellmer als Chef des Mauteintreibers und dirigiert nun eines der herausforderndsten Beratungsprojekte der deutschen Verkehrspolitik. Unterstützt wird er von <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants. THINK: ACT Herr Bellmer, haben auch Sie mal daran gezweifelt, dass Ihr Mautsystem technisch jemals funktionieren würde? CHRISTOPH BELLMER Nie. Allerdings war bis zuletzt spannend, ob wir unseren Zeitplan auch einhalten würden. Am 15. Dezember 2004, als die Freigabe tatsächlich erteilt wurde und das System endlich in Betrieb gehen konnte, haben wir das mit allen Mitarbeitern kräftig gefeiert. Ein vorgezogenes Weihnachtsfest also ... Wenn Sie so wollen, ja. Den Erfolg aber haben wir nicht dem Weihnachtsmann zu verdanken. Den haben wir uns hart erarbeitet. Warum konnte die Mauterhebung – aller harten Arbeit zum Trotz – nicht wie geplant schon 2003 starten? Wegen der Neuartigkeit der Technologie. Vor uns hatte noch niemand ein solches Projekt verwirklicht. Auf der ganzen Welt gab es keine Erfahrungen mit einem solchen System. Wir mussten fast überall neu beginnen. Erst einmal haben wir nach dem Neustart die Komplexität des Projekts reduziert und mit dem Auftraggeber die Einführung eines Mautsystems in zwei Stufen vereinbart. Deshalb wird es zum Jahresbeginn 2006 eine weiterentwickelte Software für Fahrzeuggeräte geben. Trotzdem: Die Mauterhebung funktioniert bereits jetzt in vollem Umfang – von Anfang an. Warum hat nun doch noch innerhalb eines drei viertel Jahres geklappt, was über mehr als drei Jahre nicht funktioniert hat? Wir haben mit dem Auftraggeber, der Bundesrepublik Deutschland, sehr eng zusammengearbeitet. Es gab dafür ein stringentes Projektmanagement: Jeder von uns hat die Aufgabe erledigt, die ihm zugewiesen wurde. Trotz der vorangegangenen Fehlschläge war unsere Truppe enorm motiviert. Nach dem Neustart des Projekts im Februar vergangenen Jahres ... ... nachdem Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe die Kündigung der Verträge angedroht hatte ... ... ja, danach hatten alle im Konsortium den Willen und die Überzeugung, es gemeinsam zu schaffen. Deshalb wurde eben auch noch die 16. Stunde am Tag mit vollem Engagement gearbeitet. Was beinhaltete das stringente Projektmanagement, von dem Sie sprachen? Die neue Umsetzungsvereinbarung mit dem Bund gab die Regeln für den dichten Projektplan vor. Wir hatten feste Meilensteine, die wir sorgfältig einen nach dem anderen abgearbeitet haben. Jeden Tag haben wir Fortschritte überprüft, ein wöchentliches Monitoring wäre angesichts des engen Zeitrahmens viel zu ungenau gewesen. Wenn Fristen von Arbeitsgruppen überschritten wurden, hatte das Team genau 24 Stunden Zeit, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Verkehr macht an Grenzen nicht Halt. Sehen Sie Möglichkeiten, in ganz Europa ein einheitliches Mautsystem aufzubauen? Ein durchgängiges Mautsystem, das einen Lkw vom Nordkap bis Málaga begleitet, wird nach meiner Auffassung in den nächsten zehn Jahren nicht kommen. Der Weg dahin ist so lang, weil die Rahmenbedingungen in den EU- Staaten sehr unterschiedlich sind. Einige Länder fangen bei null an, andere – etwa Frankreich und Italien – haben sogar mehrere verschiedene Mautsysteme im Land. Sollte ein EU-weites System aufgebaut werden, sehe ich uns allerdings im Vorteil, da die EU ein satellitengestütztes System grundsätzlich empfiehlt. Und das gibt es bisher nur in Deutschland. Wie werden Mautsysteme die Verkehrspolitik in Europa beeinflussen, etwa in dem Sinne, dass der Güterverkehr zunehmend auf die Schiene umsteigt? Ich glaube, diese Frage muss man umgekehrt betrachten. Die Politik setzt die Rahmenbedingungen, die Betreiber wie wir technisch umsetzen. Verkehrspolitik hängt meines
CHRISTOPH BELLMER, 42, übernahm im März 2004 die Geschäftsführung des Mautkonsortiums Toll Collect, eines Zusammenschlusses von Deutsche Telekom, DaimlerChrysler und des französischen Konzerns Cofiroute. Der Diplomingenieur für Elektrotechnik und Datenverarbeitung meisterte die Krise des Mautsystembetreibers durch konsequente Offenheit: Wo vorher Probleme bis zum letzten Moment kleingeredet wurden, bemüht man sich nun im Unternehmen um einen offenen Umgangston. Bellmer saß zuvor im Vorstand der Telekom-Tochter T-Systems und ist Hobbypilot. der weg zu einem europaweit einheitlichen system ist lang industry-report f 41
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