Zehn Tage die England veranderten - Wildcat
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den heutigen Ereigriissen. Die bauerlichen Aufstande des 18.Jahrhunderts regelten<br />
immer, mit viel Aufregung, einen 'gerechten' Preis fiir iiberteuerte Lebensmittel<br />
— aber <strong>die</strong> 'gerechten' Betrage endeten letzlich auch nur bei dem<br />
Kaufmann oder Handler, der unter Beschuss geraten war. Nach <strong>die</strong>sem Muster<br />
liefen weitgehend sogar <strong>die</strong> explosiven 'Captain Swing'-Aufstande von 1830 ab<br />
und <strong>die</strong> Revolte gegen <strong>die</strong> iiberhohten Mautgebiihren in Siidwales durch <strong>die</strong><br />
buntgemischten 'Daughters of Rebecca' wenige Jahre spater. Die einzige Ausnahme<br />
<strong>die</strong>ser allgemeinen Richtung waren <strong>die</strong> Guerilla-Aktionen der Ludditen.<br />
Die ausgedehnten stadtischen Unruhen derselben langen Periode, besonders<br />
in London, batten, obwohl sie von sozialen Problemen gepragt waren,<br />
auch em n rassistisches Element, weshalb lren, Juden, Spanier und Schotten oft<br />
abgefackelt wurden. Keines <strong>die</strong>ser Merkmale ist heute vorhanden. Die Riots<br />
prasentieren auf bestmogliche Art aufstandische rassische Einheit. Auf der<br />
okonomischen Ebene gibt es keinen Versuch der Selbst-Reduzierung der<br />
Preise, <strong>die</strong> nicht auch immer <strong>die</strong> Vermittlung durch den Geldaustausch akzeptiert.<br />
Die Riots sind keine Mittel des kollektiven Feilschens, sondern emn<br />
Endkampf, durch den im Herzen des Wohlstands und der scheinbaren Habsucht<br />
einer zerstorerischen Pliinderung <strong>die</strong> Abschaffung des Geides konkret<br />
eingefordert wird.<br />
Es gibt einige Fragen, <strong>die</strong> von der Linken nicht gestellt werden, <strong>die</strong> aber jetzt<br />
angegangen werden la:kitten anhand der Kluft zwischen beschaftigtem Proletariat<br />
und den Rioters, <strong>die</strong> mehr oder weniger augerhalb der Produktion stehen.<br />
Wer vollig zu Recht <strong>die</strong> souverane Macht von Arbeiterraten proklamiert, stogt<br />
besonders da auf Schwierigkeiten, wo <strong>die</strong> Rate zu stur konzipiert sind, wo abwahlbare<br />
Delegierte und direkte Demokratie zum Ein und Alles werden. So<br />
trocken ver§tanden werden <strong>die</strong> Rate dann leicht zu einer Art gerichtlicher Instanz,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Bewegung .spontaner Notwendigkeiten in einem Bereich leidenschaftlicher<br />
Aktion. (Pannekoek, 'Arbeiterrate') vernachlassigt, wo doch selbst<br />
in der Vergangenheit in bestimmten Momenten der Rebellion Aktionen sich<br />
nicht nach den Planungen richtetenc( (ebenda). Unter den den modernen Ultra-Konsum-Bedingungen<br />
trifft <strong>die</strong>s besonders ftir <strong>die</strong> revolutionare Reservearmee<br />
zu, <strong>die</strong> sich mehr als je zuvor auf einer Marschroute zum Ende der<br />
Welt der Arbeit befindet. Aus <strong>die</strong>sem Grund beziehen sich <strong>die</strong> heutigen Rioters<br />
nicht in dem Mag auf das Konzept der Arbeiterrate. Sie beschweren sich zwar<br />
iiber <strong>die</strong> Umstande, aber im Kern stellen <strong>die</strong>se Riots keine Forderungen. Was<br />
da gefordert wird, kommt von Stellvertretergruppen unter den linken<br />
oder Black Liberation Gruppen, <strong>die</strong> selbst nicht wesentlich an den Aufstanden<br />
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