Zehn Tage die England veranderten - Wildcat
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Der Turban wackelt<br />
Was wir gerade erleben, ist das Ende des Rassismus. Die Unruhen waren der<br />
schlagende Beweis. Selbst em n liberaler Arsch wie Mr. Raj Nayan, ein hoherer<br />
Beamter des Council for Community Relations in Leicester, gab das zu:<br />
4ch glaube, wir erleben eine embryonale Bewegung armer weiSer Jugendlicher<br />
aus der Arbeiterklasse, <strong>die</strong> mit armen schwarzen Jugendlichen zusammengehen.«<br />
(Daily Telegraph, 15. Juli 81) Ein arbeitsloser Skinhead aus<br />
dem Londoner East End sagte iiber <strong>die</strong> Mittelklasse: »Die haben Angst davor,<br />
daS Schwarze und Wei& gemeinsam aufstehen und <strong>die</strong> Vorstadte stiirmen.<br />
Da sollte man Krawall machen, in Finchley und in Richmond, nicht in<br />
Moss Side o (The Guardian, 10. Juli 81). Und auch <strong>die</strong> einst fiir ihre Unterwiirfigkeit<br />
bekannten Asiaten sind mit von der Partie. Asiatische Kids Risen<br />
sich aus dem Wiirgegriff der traditionellen Werte der Moslems, Hindus und<br />
Sikhs. Die Altesten der asiatischen Community haben zu wiederholten Malen<br />
<strong>die</strong> Jugend aufgerufen, friedfertig zu bleiben und <strong>die</strong> Gesetze zu achten,<br />
aber ihre Appelle fallen immer mehr auf unfruchtbaren Boden. Die islamische<br />
Rebellion von heute ist eine Rebellion gegen den Islam. Die asiatischen<br />
Kids haben gegen weitaus mehr Widerwartigkeiten anzukampfen: <strong>die</strong> strenge<br />
Uberwachung der Madchen und Frauen, von den Eltern arrangierte Heiraten,<br />
eine Kultur der passiv-resignierten Unterwerfung unter das angebliche<br />
Schicksal. Nun brechen sic langsam mit dem Alptraum ihrer Vergangen-<br />
heit, hauptsachlich unter dem Einflug des Kontakts mit schwarzen und wei-<br />
gen Jugendlichen, deren Respekt gegeniiber der Familie geringer ist als je<br />
zuvor. Die alten asiatischen Werte befinden sich in einem rapiden Zusammenbruch.<br />
Trotzdem kam <strong>die</strong> Lange kampferische Tradition der Sikhs den Kids in<br />
Southall gut zustatten. Speziell ausgewahlte rassistische Skinheads dachten, sie<br />
konnten in der asiatischen Community von Southall, wo <strong>die</strong> Sikhs dominieren,<br />
leicht Terror abziehen. Ihnen wurde ihr ethnisches Weltbild kurz und klein<br />
geschlagen. Das sind keine unterwiirfigen East-End-Bengalis mehr, <strong>die</strong> sich gegen<br />
rassistische Provokationen zu wehren beginnen. Ihr Ansehen ist, seit sic<br />
das erste Mal was gegen clie rassistischen Schlager unternahmen, und zwar ohne<br />
Unterstiitzung, im Brick-Lane-Bezirk von East London sprunghaft gestiegen.<br />
In Southall explo<strong>die</strong>rte <strong>die</strong> Wirt auf <strong>die</strong> Polizei. In einer spateren Phase<br />
der Riots sollten auch Asiaten, <strong>die</strong> woanders lebten, insbesondere in Bradfort,<br />
hinzukommen. Einige Asiaten wurden don spater eingeknastet und Gestandnisse<br />
aus ihnen rausgepriigelt. Wahrend der Verhandlungen beteiligte sich<br />
zahlreiche Wei& an den Demos vor dem Gerichtsgebaude .<br />
Obwohl <strong>die</strong> Polizei sic etwas weniger belastigt als <strong>die</strong> Schwarzen, beklagen<br />
<strong>die</strong> Asiaten unablassig <strong>die</strong> Gleichgiiltigkeit, mit der <strong>die</strong> Polizei rassistische<br />
Attacken hinnimmt, und dag sie nichts unternimmt, urn sic zu schiitzen.<br />
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