Jahresbericht 2006 - Saarland Museum
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Werner Pokorny: Haus, drehend, 1990<br />
Corten-Stahl, 235 x 430 x 400 cm<br />
Das Motiv des Hauses, das Thema des Beherbergens und Umschließens<br />
im weiteren Sinne, beherrscht von Anbeginn das Schaffen des Bildhauers<br />
Werner Pokorny. Archetypische Urformen von Architektur werden<br />
dabei oftmals in unerwartete sinnbildliche Zusammenhänge wie auch<br />
irritierende formale Konfigurationen gebracht.<br />
Die Stahlskulptur „Haus, drehend“ von 1990 fand – zunächst als Leihgabe<br />
– bereits vor mehreren Jahren im Skulpturengarten der Modernen<br />
Galerie Aufstellung. Die schematisierte Silhouette des Hauses ist hier,<br />
kopfüber, in eine dynamisch den Raum durchwindende Stahlkurve eingebunden.<br />
Auf der Grundlage des archaischen Architektursymbols findet<br />
der Künstler innerhalb des forciert konstruktiven Formenspiels zu neuen<br />
Synthesen von Mobilität, Tektonik und Monumentalität.<br />
Francis Berrar, Still I, 2004<br />
Öl und Acryl auf Leinwand, Filz, 180 x 120 cm<br />
Francis Berrar, Watersports, 2005<br />
Öl und Acryl auf Leinwand, 140 x 200 cm<br />
Visuelle Fundstücke aus den unterschiedlichsten Bereichen des Alltagslebens<br />
bestimmen den Ausgangspunkt und oftmals auch die Struktur<br />
und Anmutung der Werke von Francis Berrar. Jedoch ist es bezeichnend<br />
für seine Zeichnungen, Skulpturen und Gemälde, dass die gegenständliche<br />
Bedeutung des das Werk initiierenden Motivs weitgehend unterlaufen,<br />
es ins Schemenhafte entrückt und somit neuen, unerwarteten<br />
Erkenntnis- und Assoziationsebenen geöffnet wird. Vielfach kennzeichnet<br />
Berrars Kompositionen ein collageartiger Charakter, unterstrichen durch<br />
einen forciert heterogenen malerischen Gestaltungsmodus: der farblich<br />
subtil artikulierte Bildgrund und das spröde Lineament treten in ein<br />
scheinbar disparates Verhältnis zueinander, eingeklebte Alltagsmaterialien<br />
und „abstrakt“ anmutende Bildelemente stärken die Autonomie<br />
des „Bildes“ gegenüber seinem Vorbild.<br />
Anja Schrey, Umarmung, 2005<br />
Buntstift auf Papier, 300 x 240 cm<br />
Erworben durch die Gesellschaft zur Förderung des Saarländischen<br />
Kulturbesitzes e. V.<br />
Anja Schrey zählt zu jenen Künstlerinnen und Künstlern, die dem<br />
Medium der Zeichnung in den letzten Jahren neue, unerwartete Ausdrucksformen<br />
und Dimensionen erschlossen haben. Statt durch kürzelhafte<br />
Verdichtung des Motivs in intimem Format zeichnen sich ihre<br />
monumentalen Buntstiftzeichnungen durch eine nahezu hyperrealistische,<br />
detailversessene Schilderung des Dargestellten aus. Bevorzugtes<br />
Sujet ist der eigene Körper der Künstlerin, vor unartikuliertem, weißem<br />
Grund inszeniert in Posen, die jedoch die Individualität der verbildlichten<br />
Frauengestalten ausblenden. Vielmehr wirft Schrey anhand dieser<br />
seltsam distanzierten, überlebensgroßen Selbstporträts Fragen nach<br />
den gesellschaftlichen und medialen Rollenzuweisungen weiblicher<br />
Identität auf.<br />
Anja Schrey: Umarmung, 2005<br />
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