H isto ria acad em ica - Coburger Convent
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Die Rolle der Korporationen in der Zeit des Nationalsozialismus wurde<br />
bei den Ausstellungsstücken nicht verschwiegen<br />
durch die Stadt immer auf d<strong>em</strong> richtigen<br />
Weg bleiben.<br />
Was der Ausstellung einen besonderen<br />
Rahmen gab, ist zum einen<br />
die Tatsache, daß sie nicht in steriler<br />
Museumsatmosphäre stattfand, sondern<br />
mitten im korporationsstudentischen<br />
Leben. Zum anderen ist sehr<br />
positiv zu bewerten, daß die Mehrheit<br />
der Gießener Verbindungen Exponate<br />
beigesteuert hat. Letztlich<br />
ist den Gastgebern zu danken, die<br />
Besuchergruppen bestens bewirtet<br />
und betreut haben.<br />
Pressedokumentation<br />
Neben d<strong>em</strong> Ausstellungsband entstand<br />
eine Pressedokumentation, die<br />
den harten Weg bis zur Realisation<br />
der Ausstellung dokumentiert. Die<br />
Ausstellungsmacher haben alle Berichte<br />
der regionalen Presse gesammelt<br />
und auch die Einwände der Kritiker<br />
ausführlich dokumentiert. Im<br />
Anhang der Dokumentation finden<br />
sich neben einer Chronologie der<br />
Entstehung der Ausstellung einige<br />
Dokumente aus d<strong>em</strong> Schriftwechsel<br />
mit Stadt und Universität, die<br />
Kopfschütteln verursachen, und die<br />
Press<strong>em</strong>itteilungen zu Eröffnung und<br />
Ende der Ausstellung.<br />
Ein besonderes Lob ist den Ausstellungsmachern<br />
zollen, da zur<br />
Tagung der Studentenh<strong>isto</strong>riker im<br />
Herbst 2007 die Ausstellung zur Geschichte<br />
der Gießener Studenten in<br />
verkürzter Form nochmals auf d<strong>em</strong><br />
Chatten-Haus gezeigt wurde. Dr. Hönack<br />
führte das fach- und sachkundige<br />
Publikum durch die Ausstellung<br />
und stand im Anschluß Frage und<br />
Antwort.<br />
Was bleibt?<br />
Die Ausstellung über das Korporationswesen<br />
in Gießen war nicht alltäglich<br />
und für andere Hochschulorte<br />
vorbildlich. Besonders b<strong>em</strong>erkenswert<br />
ist, daß weder die Bünde<br />
vergessen wurden, die heute nicht<br />
mehr in Gießen, sondern in Mainz<br />
beheimatet sind – zu nennen sind das<br />
Corps Hassia und die Landsmannschaft<br />
Merovingia –, noch schwarze<br />
Flecken in der Geschichte ausgeblendet<br />
wurden. Zwar gab es, wie nicht<br />
anders zu erwarten, auch Kritiker der<br />
Ausstellung – es handelt sich um die<br />
üblichen Verdächtigen –, doch ist<br />
es m. E. fraglich, ob die Kritiker die<br />
Ausstellung auch tatsächlich besucht<br />
haben, bzw. das sehen wollten, was<br />
ausgestellt wurde. Gerade die pauschale<br />
Kritik über die Aussparung der<br />
Zeit des Dritten Reiches kann so nicht<br />
stehen bleiben und hätte zumindest<br />
differenzierter ausfallen müssen.<br />
Am Rande ist noch anzumerken,<br />
daß die Landsmannschaft Chattia<br />
nur wenige Tage nach d<strong>em</strong> Ende der<br />
Ausstellung ihr 125. Stiftungsfest feierte.<br />
Dies<strong>em</strong> großen ideellen Einsatz<br />
gebührt vollster Respekt.<br />
Was bleibt letztlich von einer derartigen<br />
Ausstellung? Die hervorragend<br />
organisierte Ausstellung hat<br />
gezeigt, daß das Korporationswesen<br />
nichts zu verbergen hat und sich<br />
nicht scheut, seine Türen auch interessierten<br />
Außenstehenden zu öffnen.<br />
Sie hat aber auch gezeigt, daß sich<br />
das Korporationswesen auch als ein<br />
selbstverständlicher Teil der modernen<br />
Universität versteht, auch wenn<br />
die Hochschule dies nicht überall<br />
zur Kenntnis nehmen möchte. Es<br />
bleibt zu wünschen, daß d<strong>em</strong> guten<br />
Beispiel aus Gießen auch an anderen<br />
Hochschulorten nachgeeifert wird.<br />
Dr. Holger Zinn, Chattia Marburg<br />
Rarität:<br />
Pelzbesetztes ›Wintertönnchen‹<br />
des Corps Starkenburgia<br />
CC-Blätter 2/2008<br />
31<br />
H<strong>isto</strong><strong>ria</strong> <strong>acad</strong><strong>em</strong><strong>ica</strong>