DIALOGMedizinFunktionsdiagnostik der SpeiseröhreHenneberg-<strong>Kliniken</strong> nehmen am 1. Dezember 2010 neues Verfahren inBetriebVon Prof. Dr. med. habil. Thomas Körner, Chefarzt Innere Medizin, Gastroenterologie, Onkologie, ProktologieDie Endoskopie des oberen Magen-Darm-Traktes ist zunächstdas Standardverfahren, um Speiseröhrenerkrankungen zudiagnostizieren. Stellen sich jedoch behandlungsbedürftigeErkrankungen dar, wird die Funktionsdiagnostik der Speiseröhreund hier vor allem die Speiseröhrenmanometrie eingesetzt.Mit diesem Verfahren ist es möglich, den Schluckablauf in dergesamten Speiseröhre, den oberen und unteren Speiseröhrenschließmuskelsowie den Muskelschlauch näher zu untersuchen.Diese Untersuchungen werden dann durchgeführt,wenn Schluckstörungen bestehen, wenn unklare Brustschmerzenbestehen, die ihre Ursache nicht im Herz-Kreislauf-Bereichhaben und vor allen Dingen, wenn Sodbrennenbesteht. In seltenen Fällen können rheumatische ErkrankungenAuswirkungen auf die Speiseröhre haben und selbigebeeinflussen.Bisher war es üblich, eine konventionelle Manometrie derSpeiseröhre durchzuführen. Diese ließ jedoch nur eingeschränkteAussagen über die Speiseröhre zu. Seit vergangenemDezember besteht in den Henneberg-<strong>Kliniken</strong> nun dieMöglichkeit, mit der high-resolution-Manometrie (Hochauflösungsmanometrie)einen Messkatheter mit 36 Messpunktenin der Speiseröhre zu platzieren und dreidimensionale farbkodierteErgebnisse zu erhalten. Dabei entsprechen dunkleFarben (dunkelrot) Bereichen mit hohen Druckgradienten undhelle Farben Bereichen mit niedrigen Druckgradienten.Parallel zu dieser neuartigen Manometriemethode wurdeeine weitere Neuheit in der Speiseröhrendiagnostik, insbesonderein der Diagnostik von Refluxerkrankungen, chronischerBronchitis, Laryngitis und Sodbrennen eingeführt.Bisher war es üblich, Speiseröhrenerkrankungen durch eineLangzeitsäuremessung (pH-Metrie) zu untersuchen. Mit dieserMethode wurden jedoch nur die sauren Rückflüsse ausdem Magen in die Speiseröhre erfasst. Es ist aber bekannt,dass viele Patienten einen neutralen Rückfluss aufweisen, dermit der bisherigen Methode nicht erfasst wurde. Durch dieneuartige Impedanzmessung der Speiseröhre mit einem 8-Kanal-Impedanzkatheter ist es möglich, neben dem saurenReflux auch die alkalischen Refluxe der Speiseröhre zu erfassenund somit bisher nicht diagnostizierte Refluxpatientenbzw. Bronchitis- oder Asthmapatienten zu identifizieren unddiagnosegenau zu behandeln. Auch die Einführung der Impedanzmessungim Ösophagus ist eine wesentliche Bereicherungin der Funktionsdiagnostik der Abteilung für Gastroenterologie,Onkologie und Proktologie.Prof. Dr. Körner bei der Vorstellung des neuen GerätesProf. Dr. Körner am MessplatzVorteil des neuen Verfahrens ist, dass die Endoskopiemitarbeiterin der Lage sind, einen wesentlichen Teil der Untersuchungselbst durchzuführen, da sie die Sonde allein platzierenund die Messwerte erheben. Der Arzt wertet die Untersuchunganschließend aus und stellt die Diagnose.Das Verfahren steht ambulanten und stationären Patientenzur Verfügung und stellt eine wesentliche Bereicherung in derDiagnostik von Speiseröhrenerkrankungen dar. Weitere Vorteilesind schnellere Untersuchungen, erheblicher Patientenkomfortund bessere Datenerhebung.Die Methoden, welche noch durch eine Hochauflösungsanalmanometrieergänzt wurden, sind ein wesentlicher Meilensteinin der Bildung eines Refluxzentrums, da alle Patientennach Vordiagnostik in der Chirurgischen Klinik der Henneberg-<strong>Kliniken</strong>operativ durch die Schlüssellochchirurgie behandeltwerden können. Durch die enge und sehr vorteilhafteZusammenarbeit von Gastroenterologie und Viszeralchirurgiekonnte die Behandlungsqualität dieser Patienten deutlichgesteigert werden.Weitere Informationen/ Ansprechpartner:Innere Medizin - Gastroenterologie/Onkologie/Proktologie/StoffwechselerkrankungenProf. Dr. med. habil. Thomas KörnerInternist/Gastroenterologe/ProktologeSekretariat: Uta Kraußlach (03685) 773-581Endoskopie: (03685) 773-518/-520 · Fax (03685) 773-581E-Mail: tkoerner@henneberg-kliniken.de16
Aus den <strong>Kliniken</strong>DIALOGDie <strong>regioMed</strong>-<strong>Kliniken</strong> imTraumanetzwerk OberfrankenVon Prof. Dr. med. Martinus Richter, Chefarzt Unfallchirurgie, Orthopädie und Fußchirurgie Klinikum Coburg undHildburghausen2010 wurden trotz verbesserter Verkehrssicherheit mehr als4.000 Menschen bei Verkehrsunfällen getötet, also elf proTag. Verkehrsunfälle stehen an erster Stelle der Todesursachenweltweit, sie machen zwei Prozent aller Todesfälle und23 Prozent aller Unfalltoten aus. 90 Prozent der Straßenverkehrsunfälleereignen sich in den Entwicklungsländern. DieZahl der Schwerverletzten in Europa beläuft sich auf 285.000pro Jahr. Allein in Deutschland wird die Zahl der Schwerverletztenoder auch Polytraumatisierten mit 35.000 pro Jahrangegeben. Als Polytrauma wird ein Zustand mit mehrfachenVerletzungen bezeichnet, bei dem die Kombination der Verletzungenlebensbedrohlich ist.Zum Traumanetzwerk Oberfranken gehören mehrere regio-Med-<strong>Kliniken</strong>: Das Klinikum Coburg ist zertifiziertes regiona-les Traumazentrum, die MEDINOS Klinik Neuhaus ist zertifizierteslokales Traumazentrum und die Henneberg-KlinikHildburghausen steht zur Zertifizierung als lokales Traumazentruman.Zur flächendeckenden Standardisierung, Sicherung der Behandlungsqualitätund Optimierung der Behandlung schwerverletzterPatienten in Deutschland wurde im Jahr 2006 das®Projekt "TraumaNetzwerk " der Deutschen Gesellschaft fürUnfallchirurgie (DGU) gegründet. Im Weißbuch der DGU zurSchwerverletztenversorgung sind die Standards zur Ausstattung,Organisation und Qualitätssicherung der interdisziplinärenSchwerverletztenversorgung entsprechend des aktuellenwissenschaftlichen Kenntnisstandes definiert.Das gesamte nationale Traumanetzwerk ist in regionale Traumanetzwerkeaufgeteilt. Die in einem regionalen Traumanetzwerkzusammenarbeitenden <strong>Kliniken</strong> (überregionale, regionaleund lokale Traumazentren) müssen sich sowohl durchbestimmte Ausstattungsmerkmale (Hubschrauberlandeplatz,eigener Schockraum, Computertomographie, Not-OP, Intensivstation,Blutbank etc.) sowie durch die ausgewiesene Fachqualitätund 24-stündige Verfügbarkeit notwendiger Fachkompetenzin der Versorgung Schwerverletzter in den relevantenBereichen (unter anderem unfallchirurgische Fachabteilung,Schockraumteam etc.) auszeichnen. Neben der Struktur-,Ergebnis- und Prozessqualität in der Versorgung vonSchwerverletzten jeder einzelnen Klinik wird eine enge organisatorischeund fachliche Kooperation der <strong>Kliniken</strong> in einemregionalen Traumanetzwerk gefordert (Regelung der ZuundRückverlegung von Schwerverletzten, gemeinsame Qualitätszirkel,definierte Kommunikation mit Rettungsdienstenund teilnehmenden <strong>Kliniken</strong>).Die Einhaltung der geforderten strukturellen, personellen undapparativen Qualitätsmerkmale wird anhand sogenannterAuditierungen (Besuche) der <strong>Kliniken</strong> und einer abschliessendenZertifizierung des jeweiligen regionalen Traumanetzwerkesdurch ein unabhängiges qualifiziertes Zertifizierungsunternehmensichergestellt.Mit derzeit 48 registrierten regionalen Traumanetzwerkensind in der Bundesrepublik gegenwärtig nur noch wenige Regionenflächenmäßig nicht hinreichend durch ein regionalesTraumanetzwerk abgedeckt. Allerdings sind erst acht Traumanetzwerkebundesweit und drei in Bayern zertifiziert. Dazugehört neben dem Traumanetzwerk Ostbayern um Regensburgund dem Traumanetzwerk München-Oberbayern-Südauch das Traumanetzwerk Oberfranken.<strong>Kliniken</strong> des Traumanetzwerks Oberfranken: überregionale Traumazentren(rot): Bamberg, Bayreuth; regionale Traumazentren(orange): Coburg, Hof, Kulmbach; lokale Traumazentren (gelb):Forchheim, Hildburghausen, Kronach, HildburghausenDie Notwendigkeit der Behandlung in einem überregionalenbzw. regionalen Traumazentrum muss durch den vor Orttätigen Notarzt festgestellt werden. Bei lebensbedrohlichenZuständen oder einer zu erwartenden Transportzeit von mehrals 30 Minuten zwischen Unfallort und regionalem/ überregionalemTraumazentrum muss das nächstgelegene lokaleTraumazentrum zur Basisversorgung von Schwerverletztenangefahren werden, um sofort notwendige, lebenserhaltendeMaßnahmen durchzuführen. Entsprechend den regional verfügbarenNetzwerkstrukturen wird dann eine eventuell notwendigeVerlegung in ein regionales/ überregionales Traumazentrumfrühzeitig durchgeführt. Dabei wird immer dasnächstgelegene geeignete Traumazentrum gewählt und nichtetwa alle Patienten gleich in das größte überregionale Traumazentrumverlegt. Dies soll alle lokalen Ressourcen optimalnutzen und Transporthäufigkeit und -zeit sinnvoll reduzieren.Deshalb erfolgt bei Verdacht auf eine schwere Verletzung mitden Kriterien für einen hohen Gefährdungsgrad, aber ohneunmittelbare Lebensgefahr, auch der Transport direkt vomUnfallort in das regionale oder überregionale Traumazentrumund nicht erst in ein nähergelegenes lokales Traumazentrummit späterem erneutem Transport.Dies bedeutet für die Situation in <strong>regioMed</strong> konkret, dass zumBeispiel ein Schwerverletzter im lokalen Traumazentrum Neu-17