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IDEEN GESTALTEN - regioMed-Kliniken

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DIALOGMedizinDiabetisches Fußsyndrom -Behandlungskonzept Klinikum CoburgVon Prof. Dr. med. Martinus Richter, Chefarzt Unfallchirurgie, Orthopädie und Fußchirurgie, Klinikum Coburg undHildburghausenDie Behandlung des diabetischen Fußsyndroms (umgangssprachlichals diabetischer Fuß bezeichnet) erfolgt in der Klinikfür Unfallchirurgie, Orthopädie und Fußchirurgie Coburg undHildburghausen interdisziplinär und in enger Zusammenarbeitmit dem niedergelassenen Bereich.Was ist ein Diabetisches Fußsyndrom?Bei Diabetes mellitus leidet der Körper unter einer Störung derStoffwechsellage. Auf lange Sicht schädigt ein zu hoher Blutzuckerspiegelalle Blutgefäße des Körpers. Man geht davonaus, dass nach Ablauf von zehn Jahren mit Folgeschäden aufgrundder deswegen verschlechterten Blutversorgung gerechnetwerden muss. Mehr als sechs Millionen Bundesbürger sindDiabetiker und etwa 130.000 leiden an einem diabetischenFußsyndrom. Davon haben etwa fünf bis zehn Prozent eineFußulzeration und etwa drei Prozent eine Deformität.Das Krankheitsbild des diabetischen Fußsyndroms ist einesder häufig vernachlässigten Folgeprobleme. Durch die meistnicht adäquate Behandlung und Sekundärprävention werdendann später oftmals Amputationen notwendig. Durch einefrühe interdisziplinäre Intervention ist aber eine Sekundärpräventionmöglich, das heißt Amputationen können vermiedenoder auf ein kleineres Ausmaß verringert werden. Wegennicht beherrschter Infektionen aufgrund von gestörter zellulärerAbwehrmechanismen, allgemeiner Abwehrschwäche,Neuritis, Mikro- und Makroangiopathie müssen jährlich inDeutschland 45.000 Amputationen erfolgen.Bei der Entwicklung eines diabetischen Fußsyndroms werdenzwei Formen unterschieden:Der neuropathisch-infizierte Fuß, der bis zu 70 Prozent allerFälle des diabetischen Fußes ausmacht:Hierbei sind die peripheren Nerven aufgrund jahrelangerMangelversorgung geschädigt Eine besonders schwere Formist der sogenannte Charcot-Fuß mit schwerster Nervenschädigung.Die Schädigung der Nerven führt dazu, dass Verletzungenwiederholt nicht bemerkt werden und zu Schädenführen, die dann aufgrund der schlechten Durchblutung nurschwer heilen und sich zu größeren Ulzerationen und Deformitätenmit großer Infektionsgefahr auswachsen können.Der ischämisch-gangränöse Fuß: Dieser entsteht infolge periphererarterieller Durchblutungsstörungen aufgrund einerMikroangiopathie (Störung der Blutversorgung der kleinenGefäße, die ein Absterben ganzer Gewebebezirke hervorrufenkönnen). Das Vorkommen dieser Variante liegt bei 20bis 30 Prozent aller Fälle des diabetischen Fußes.Wie wird das Diabetische Fußsyndrom behandelt?Die tragenden Säulen der Therapie des diabetischen Fußsyndromssind optimale Einstellung der Stoffwechsellage, Infektionsbeherrschung,Revaskularisation, Korrekturoperationenund optimale Schuhversorgung. Es wird davon ausgegangen,dass durch diese optimierte Versorgung der Risikogruppen dieZahl der Amputationen auf unter 10.000 gesenkt werdenkönnte. In vielen Fällen sind Fußdeformitäten vorhanden, dieeine Mitursache von offenen Stellen (Ulzera) sind. Genausowie beim Nicht-Diabetiker sind Fußdeformitäten grundsätzlichnur operativ korrigierbar und niemals durch Quengelschienenoder Ähnliches. Eine Quengelbehandlung kann nurin der Wachstumsphase bei Kindern zu einer dauerhaftenÄnderung der Fußform führen. Beim Erwachsenen und somitpraktisch bei allen Diabetikern ist dies nicht möglich, obwohldies insbesondere von manchen Herstellern derartiger Quengelschienenbehauptet wird.Interdisziplinäre ZusammenarbeitDie interdisziplinäre Zusammenarbeit wird in unserer Klinikdurch eine <strong>regioMed</strong>-weite enge Kooperation zwischen Fußchirurgen,Gefäßchirurgen, Diabetologen, Diabetesberatern,Wundschwestern und Orthopädie-Schuhmachern gewährleistet.Einmal pro Woche findet eine krankenhausweite gemeinsameWundvisite mit allen relevanten Fachdisziplinen(meist Fußchirurgie, Gefäßchirurgie, Wundschwester) statt, inder alle Fälle visitiert werden, um gemeinsame Therapiestrategienzu entwickeln. Die Therapie erfolgt bei uns nachaktuellen Leitlinien.Fußchirurgische Diagnostik und TherapieDie fußchirurgische Standarddiagnostik beim DiabetischenFußsyndrom umfasst:• Anamneseerhebung• klinische Untersuchung• Röntgenaufnahmen im Stehen mit Belastung (Abb. 1)• Pedographie mit Videodokumentation (Abb. 2)• Sensibilitätstest (Kalorische Prüfung, Monofilamenttest,Vibrationstest)• Laboruntersuchung (z. B. HbA1c)• Gefäßuntersuchung mit Dopplerultraschall• Analyse mit Fragebogen (Screening Bewegungsapparat,Visual Analog-Skala Fuß und Sprunggelenk (VAS FA),Sanders/ Frykberg, Eichenholtz, Wagner, Armstrong,PEDIS, Tegner)• FotodokumentationFußchirurgische BehandlungUnser Konzept der fußchirurgischen Behandlung des DiabetischenFußsyndroms umfasst vier Phasen:Phase 1: DebridementZunächst erfolgt standardmäßig ein mehrfaches Wunddebridementunter Erhalt des vitalen Gewebes und zwischenzeitlichervakuumassistierter Wundkonditionierung (Vacuseal®).Das Ziel dieses Behandlungsschrittes ist die sichere Keimfreiheitund Entfernung allen avitalen Gewebes. Phase 1erfolgt stationär in der Klinik.Phase 2: Verschluss/ DefektdeckungNach Erreichen der Keimfreiheit erfolgt während desselbenstationären Aufenthalts der Weichteilverschluss bzw. die Defektdeckungmit Haut-/Weichteiltransplantationen.Phase 3: EntlastungNach dem Verschluss/ der Defektdeckung wird der kritische8

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