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zen. Johannes Galli hat auf <strong>de</strong>r Bühne in einem Stegreiftheater<br />
die Geschichte <strong>de</strong>r Fusion in einfachen Symbolen verständlich<br />
gemacht, er hat das Eis gebrochen. In <strong>de</strong>r Pause unterhalten<br />
sich die Mitarbeiter darüber, wo die Kollegen ihr Handy aufbewahren.<br />
Aus verschämtem Kichern wird die erste Kontaktaufnahme<br />
über Län<strong>de</strong>rgrenzen hinweg, <strong>de</strong>r erste Schritt zum<br />
Zusammenwachsen <strong>de</strong>r Belegschaften.<br />
Dies ist eine <strong>de</strong>r wenigen positiven Erinnerungen an seine<br />
Hochzeit als „Unternehmensnarr“. „Der Hanswurst, <strong>de</strong>r Till<br />
Eulenspiegel, <strong>de</strong>r Hofnarr, das sind Rollen, die mich betören,<br />
weil sie Wahrheiten sagen dürfen, die niemand sonst sagen<br />
darf.“ Doch diese Medaille habe auch ihre Kehrseite, sinniert<br />
er. Denn: Wer die Wahrheit sagt, wird nicht von allen geliebt.<br />
Das Galli-Theater hat im letzten Jahr das 25-jährige Jubiläum<br />
gefeiert, zum Repertoire gehört auch das Business-Theater.<br />
Der Begriff „Business-“ o<strong>de</strong>r „Unternehmenstheater“ ist schillernd.<br />
Die Palette reicht von Auftragsstücken, die speziell für<br />
das Unternehmen geschrieben wer<strong>de</strong>n, über das Kommunikations-<br />
o<strong>de</strong>r Feedback-Theater, bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Schauspieler auf<br />
<strong>de</strong>r Bühne auf Zurufe aus <strong>de</strong>m Publikum reagiert, bis hin zum<br />
Mitarbeitertheater, bei <strong>de</strong>m die Belegschaft selbst schauspielert,<br />
um dabei etwas zu lernen. Wobei in <strong>de</strong>r Szene auch unterschiedliche<br />
Begriffe für ein und dieselbe Metho<strong>de</strong> verwen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n. Der studierte Germanist und Philosoph Johannes<br />
Galli bespielt das ganze Repertoire, hat sich aber auch jenseits<br />
<strong>de</strong>s Theaters in und für Unternehmen Standbeine aufgebaut.<br />
Das Galli-Theater hat Dependancen unter an<strong>de</strong>rem in Berlin,<br />
München, Hamburg, Frankfurt und New York gegrün<strong>de</strong>t. Auf<br />
seine Initiative geht aber auch das Galli-Trainings-Center, in<br />
<strong>de</strong>m Körpersprache, Kommunikation und Persönlichkeit mit<br />
<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Spiels erforscht wer<strong>de</strong>n, zurück.<br />
„Ich war zu gut. Man hat mir nicht geglaubt.“<br />
Die Vielseitigkeit hat Metho<strong>de</strong>, <strong>de</strong>nn verbiegen will sich<br />
Galli nicht. „Wir sind enorm flexibel, wenn es um Unternehmenstheater<br />
geht“, sagt Galli. Da wer<strong>de</strong> wie beim TÜV das<br />
komplette Stück, das die Galli-Truppe im Auftrag einer Firma<br />
konzipiert und einstudiert hat, von <strong>de</strong>n Auftraggebern abgenommen.<br />
Aber Galli will nicht <strong>de</strong>r Billigung o<strong>de</strong>r Missbilligung<br />
von Unternehmen ausgesetzt sein. „En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 90er-Jahre hatte<br />
ich keine Lust mehr, ich habe nicht gesehen, dass ich etwas<br />
bewirken konnte. Ich war zum Entertainer <strong>de</strong>gradiert.“<br />
Vor allem von <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Wirkung <strong>de</strong>s Kommunikationstheaters,<br />
mit <strong>de</strong>m er in seiner Blütezeit große Erfolge feierte<br />
und von Vorstand zu Vorstand weitergereicht wur<strong>de</strong>, ist er enttäuscht.<br />
Dabei formt er aus <strong>de</strong>m Stegreif durch Zurufe aus <strong>de</strong>m<br />
Publikum eine Geschichte. Bei seinen Auftritten gab er immer<br />
als Bedingung an, dass keine Anspielungen gemacht wer<strong>de</strong>n<br />
Johannes Galli (li.). In seinem dürften. „Aber daran hat sich niemand gehalten“, berichtet <strong>de</strong>r<br />
Dauerbrenner-Stück „68er Spät- Schauspieler. „Ich war so gut. Man hat mir nicht geglaubt, dass<br />
lese“, in <strong>de</strong>m er sich über Befind- ich vorher nicht gebrieft wor<strong>de</strong>n bin.“ Da war zum Beispiel die<br />
lichkeiten <strong>de</strong>r Protestgeneration Geschichte, bei <strong>de</strong>r Galli vor versammelter Belegschaft, ohne es<br />
lustig macht. Das Komödienthea- zu wissen, die Affären <strong>de</strong>s Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>n bloßstellte.<br />
ter ist nur eines <strong>de</strong>r vielen Stand- Das Publikum lachte und feixte, aber <strong>de</strong>r Folgeauftrag blieb<br />
beine <strong>de</strong>s Mimen. aus. Hinterher ließ es sich nicht beweisen, dass Galli von nichts R<br />
Fotos: Karin Seeber<br />
02_2010 wirtschaft + weiterbildung 17